Der achte Brief

Hi Blue,

Tut mir leid, das wegen deiner Familie.
Ich hatte früher einen Freund, der musste auch durch so etwas.
Eure Story's hören sich sogar ziemlich ähnlich an.
Ich wünschte, ihr hättet euch kennenlernen können.

Wie auch immer.
Ich verstehe wie du dich fühlst.
Während meiner Zeit im Trainingslager, habe ich beobachten können,
wie die älteren Kinder immer schlimmer behandelt wurden und wie unglücklich die Mimik in ihren Gesichtern waren.
Wenn mal eines von ihnen lächelte, wirkte es unnatürlich.
Wie eine aufgesetzte Fratze.
Wie eine Maske um niemanden an sich heran zu lassen und die anderen im Glauben zu lassen, sie wären glücklich und voller Zuversicht.
Ich wusste, das stimmt nicht.
Sie mussten immer mehr Aufgaben erledigen und wenn sie es nicht schafften,
wurden sie ganz alleine in einen Raum gesperrt oder zusammengeschlagen.
Wie soll man da Glücklich sein?

Ich begann eine Phobie zu entwickeln.
Ich meine...klar hatte ich schon vorher Angst vor anderen Dingen.
Ich hasste die Vorstellung, das Spritzen etwas in mich oder aus mir heraus pumpten,
ich konnte mir nicht vorstellen, irgendwann einfach nicht mehr da zu sein;
konnte mir nicht vorstellen, wie es ist, wenn ich sterbe.
Würde es weh tun?
Ist es danach wirklich wie als würde man einen endlosen, tiefen Schlaf aus dem es kein Endkommen gibt durchleben?
Aber diese Phobie war anders. Stärker. Beunruhigender.
Ich hatte Angst davor aufzuwachsen.
Ich wollte nicht älter werden, nicht größer, nicht mehr erfahren.
Ich wollte keine neuen Sorgen, keine neuen Schmerzen.
Ich hatte angst Verantwortung übernehmen zu müssen.
Ich hatte angst, nicht mit der Welt und ihren Lasten fertig zu werden.
Es tat mir weh, daran zu denken, dass ich es früher oder später musste.

Die Leute in dem Lager sagten immer, ich wäre außerordentlich weit,
für ein Kind in meinem Alter.
Ich fing irgendwann an, mich auch so zu fühlen. 
Als würde es stimmen.
Ich dachte eben an Sachen, die untypisch waren,
setzte mich mit Sachen weit über einem Alter auseinander und verstand Dinge die andere Kinder meines Jahrgangs nicht begriffen.
Ich benahm mich auch erwachsener.

Im nachhinein kann ich sagen, das ich alles andere als Erwachsen war.
Im Gegenteil.
Ich war ziemlich Kindisch, wenn ich vor so etwas wie dem älter werden Angst hatte, nicht?
So fing ich an mich zu verstellen.
Je nachdem mit welchen Menschen ich mich umgab, benahm ich mich anders.
Mal tat ich so, als wäre ich wie die anderen Kinder in meinem Kurs und lachte über die dümmsten Dinge und benahm mich
 wie sie, mal redete ich mit den älteren Kindern über Dinge die sie beschäftigte und über andere Dinge, die etwas mehr Gewicht hatten.
Ich hatte vergessen, wer ich war und was mich ausmachte.
Wer war das echte ich?
Ich weiß es bis heute nicht...

...

Uff! Das war eine Menge ernster Stuff!
Das ist furchtbar runterziehend!
Mein Tag heute war super!
Ich konnte eine menge Menschen retten^^ 

Wie war dein Tag?

-Feather


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Eigentlich, wollte ich unter diese Story keine Anmerkungen schreiben, 
allerdings sind in diesem Kapitel ein paar Sachen verarbeitet,
die mich persönlich beschäftigen.
Ich hoffe daher,
dass ich es einigermaßen okay beschrieben habe und die Gefühle dahinter gut rüberbringen konnte.

Lasst mal der lieben Mystic_Manu ganz viel Liebe da, sie hat sich bereit erklärt meine Beta zu sein und ohne sie, wäre ich echt aufgeschmissen x3

Habt alle noch einen schönen Tag/eine schöne Nacht.
-Juli

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