Mehr als Freundschaft
„Du weißt, dass es bedeutet, dass ich mit dir reden will, wenn dein Comlink piepst, oder?"
„Hm?" Ezra schaute etwas überrascht auf, und warf dann einen Blick auf das Gerät an seinem Handgelenk. «Fünf Nachrichten? Ups.» Er schaute sie entschuldigend an. „Ich war in Gedanken. Was... was gibt es denn?"
„Abgesehen davon, dass du schon wieder unser Training verpasst hast, meinst du?"
Der Padawan warf erschrocken einen Blick auf die Uhr.
„Haar'chak! Entschuldige."
„Wie du mal so schön gesagt hast, auf Mando'a rumzufluchen bringt dich hier auch nicht weiter.", scherzte sie und legte eine Hand auf seine Schulter. „Aber mal im Ernst... was ist denn los? Du... du wirkst so abwesend, und du siehst müde aus. Ist irgendwas passiert?"
Er seufzte, sein Blick statt auf sie auf den schwarz-weißen Holotisch gerichtet. Eigentlich wollte er nicht, dass sie sich Sorgen machte, aber das Schiff war wohl schon abgeflogen.
„Du kennst mich langsam viel zu gut, weißt du?" Seine Lippen waren zu einem halben Lächeln verzogen. „Ich... wenn ich ehrlich bin, ich habe in den letzten paar Nächten nicht so gut geschlafen. Ich habe ständig irgendwelche Albträume... oder... Visionen... und... ich weiß nicht mal, wovon sie handeln. Sobald ich aufwache, habe ich ihren Inhalt vergessen, aber es nagt an mir, ich fühle mich irgendwie... leer, und es hält mich davon ab, zu schlafen, weil das Gefühl mich so fertig macht. Ich... ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass bei der nächsten Mission irgendwas furchtbar schief geht. Warum muss das auch eine Solomission sein? Ich hasse Solomissionen."
„Ich würde ja sagen trainier eine Runde mit mir, vielleicht bringt dich das auf andere Gedanken, aber das klingt nicht nach etwas, das sich auf die Art lösen lässt.", stellte die Mandalorianerin fest und legte einen Arm um ihren Freund. „Soll ich uns was warmes zu trinken machen und mich ein bisschen zu dir setzten?", schlug sie vor, und er nickte stumm. „Ist inzwischen zum Trainieren sowieso viel zu spät. Bis wir draußen sind wäre es wahrscheinlich dunkel."
Ein paar Minuten später kam sie mit zwei Bechern mit dampfendem Inhalt aus der Küche. Ezra nahm seine dankbar entgegen, als sie sich neben ihm fallen ließ.
„Was ist das?"
„Shig. Kräutertee.", antwortete sie lächelnd. „Pass auf, ist noch etwas heiß."
Die Mandalorianerin pustete ein wenig, bevor sie den ersten Schluck nahm. Sie genoss das Zitrusaroma auf der Zunge. Auch Ezra schaute sie nach dem ersten Schluck überrascht an.
„Hey, das ist ziemlich gut."
Die Mandalorianerin zuckte die Schultern.
„Meine Mutter hat den Tee sehr gemocht. Sie hat ihn Tristan und mir im Winter oft gemacht. Und nachdem meine Eltern nicht mehr da waren, haben Tristan und ich ihn ein paar Mal zusammen gemacht. Der Geschmack erinnert mich immer an zuhause. Dabei mochte ich den Tee als Kind nie."
Die junge Frau lachte ein wenig in sich hinein, aber Ezra wusste um den Schmerz, den die Erinnerung in ihr weckte. Mit dem warme Tee breitete sich auch in seinem Inneren Wärme aus, aber zugleich kamen auch bei ihm Kindheitserinnerungen wieder hoch.
„Mom musste mir immer mit dem Wegnehmen von irgendeinem Spielzeug drohen, damit ich meinen Tee überhaupt getrunken habe.", erinnerte er sich. „Der hat definitiv wesentlich schlimmer geschmeckt als der hier, auch wenn ich dir beim besten Willen nicht mehr sagen kann, was es für einer war. Mom meinte immer, dass er absichtlich so gruselig schmeckt, weil da selbst Krankheiten die Flucht ergreifen."
Sein Gesicht verzog sich zu einem schmalen Lächeln, und Sabine musste ein wenig schmunzeln. Sie griff nach seiner Hand. Keiner der Beiden erinnerte sich gerne an seine Kindheit zurück, und so wussten die Beiden wenig darüber, wie der jeweils andere aufgewachsen war, einfach nur deshalb, weil die Erinnerung an das, was man verloren hatte, so schön die Erlebnisse selbst auch gewesen sein mochten, so schmerzhaft war. Die Beiden hatten an irgendeinem Punkt den Entschluss gefasst, dass es in Ordnung war, nicht alles übereinander zu wissen, weil manche Dinge schwer zu teilen waren, und weder würde Sabine Ezra zwingen, etwas preiszugeben, bei dem er noch nicht bereit war, es mit ihr zu teilen, noch würde er umgekehrt sie dazu bringen, etwas mit ihm zu teilen, dass sie lieber für sich behalten wollte. Was letzten Endes wichtig war, war, dass sie wussten, dass sie füreinander da waren, wenn es darauf ankam, und dass sie wussten, dass sie einander verstanden. Wenn es etwas gab, worüber sie reden wollten, etwas, das sie mit niemandem sonst teilen konnten, dann teilten sie es miteinander. Sie gaben einander Halt, wenn um sie herum alles in sich zusammenzufallen schien. Das war es, was ihre Freundschaft ausmachte. Manchmal, wenn Ezra in seiner Meditation vertieft war, glaube er, eine Verbindung durch die Macht zwischen ihnen zu spüren, ganz ähnlich der, den er zu Kanan hatte, und doch so anders. Es gab nichts, was er nicht getan hätte, um sie zu beschützen, und sie war ebenso bereit, ihr eigenes Leben für seines zu geben. Sie vertrauten einander.
Sabine war froh, dass er Dinge wie die Albträume mit ihr teilte und sie nicht in sich verschloss. Manchmal war es besser, einfach alles herauszulassen, so sehr man es vielleicht auch für sich behalten wollte.
«Ich weiß, dass du nicht willst, dass ich mir Sorgen mache. Aber ich habe viel größere Angst davor, dass du dich selbst damit verrückt machst, alles für dich zu behalten, als ich davor habe, zu erfahren, was dir Angst macht. Ich bin bei dir. Ich will dir helfen, selbst wenn es nur darum geht, neben dir zu sitzen und dir zuzuhören. Ich bin für dich da. So, wie du auch für mich da bist.»
An diesem Abend saßen sie noch zusammen, lange nachdem alle anderen Crewmitglieder sich bereits schlafen gelegt hatten.
„Du solltest nicht so nervös wegen der Solomission sein. Das wird schon, ich weiß ja, dir fehlt deine bessere Hälfte, aber ich hab Vertrauen darin, dass du das trotzdem irgendwie auf die Reihe kriegst.", redete die Mandalorianerin aufmunternd auf ihn ein. „Hast du eigentlich den Anhänger noch? Den, den ich dir gegeben habe, bevor ihr nach Malachor geflogen seid?"
Er zog die Kette mit dem kleinen bunten Anhänger unter seinem Oberteil hervor.
„Wenn du ihn zurück haben willst-"
„Nein. Ich möchte dich nur daran erinnern, damit du das Versprechen, das du mir gegeben hast, nicht vergisst."
„Als ob ich das je könnte." Er lächelte. Wann immer er den Glauben an sich selbst verlor, wann immer er verzweifelt war und nicht mehr weiter wusste, nahm er den Anhänger zur Hand. «Du kannst hier nicht sterben. Du hast ihr versprochen, zu ihr zurückzukommen, und ihr den Anhänger zurückzugeben.», hörte er seine innere Stimme jedes Mal sagen.
Und er wollte dieses Versprechen einlösen. Es war das Ziel, das er vor Augen hatte, wenn alles, was er tat, hoffnungslos oder sinnlos erschien. «Zurück zu Sabine.»
„Na siehst du. Solange du den hast, kann doch gar nichts schief gehen.", versicherte sie ihm grinsend und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, als er den Anhänger wieder unter seinem Oberteil verschwinden ließ.
Dann ließ er sich leise gähnend nach hinten gegen die Lehne der Couch fallen, und schmiegte seinen Kopf an ihren Hals. Sie legte lächelnd einen Arm um seine Schulter. Und so schliefen sie ein, und die Tatsache, dass das, was zwischen ihnen war, schon so lange so viel mehr als Freundschaft war, sollte einen weiteren Abend lang unausgesprochen bleiben.
A/N: Okay, wer außer mir ist noch nicht bereit dafür, dass die vierte Staffel von Rebels bald anläuft und es danach endet? Na ja, werfe ich eben noch ein bisschen mit Ezbine um mich, solange ich noch kann ^^
Hoffe es gefällt euch!
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