Mama...
Es ist dunkel ... So dunkel das sogar die kleinen Lichtpunkte vor meinem inneren Auge aufgehört haben zu tanzen.
Ich presste das Kissen fester auf meinen Kopf. Ich wollte die Schreie nicht hören ... Die verzweifelten Rufe meiner Mama, auf die keine Hilfe kam.
Ich wusste, dass es meine Schuld war, dass er schon wieder so wütend war – Es ist nicht nur der Alkohol, der ihn so aggressiv macht. Nein ... Ich bin ein Teil seines Zorns! Aber warum muss dann Mama leiden? Ich kann die Schmerzen auf mich nehmen, so wie sie es tut! Es mit Würde ertragen, damit er sie in Ruhe lässt!
Ich bin nicht zu klein, wie sie immer behauptet.
Ich bin nicht so dumm, wie er immer sagt.
Ein Klirren ertönte und schnappte schluchzend nach Luft, als gleich darauf ein dumpfer Knall an der Wand ertönte.
Ich drehte mich um, verkroch mich tiefer in meiner Bettwäsche und vergrub meine kleinen Zähnchen in meinen Arm.
Ich wollte ihr einen Teil der Schmerzen abnehmen. Es war nicht fair das er meinetwegen ihr liebliches Gesicht zerbeulte.
Ich sah es schon vor mir. Aufgeplatzte Lippen, ein blaues Auge und eine geschwollene Nase.
Warum konnte ich ihn nicht einfach in Ruhe lassen, wenn er getrunken hat? Warum musste mich meine Mama in mein Zimmer bringen? Dachte er, ich wusste nicht, dass er sie verletzte - ihren Willen brach?
Warum war es okay für ihn, sie halb tot zu prügeln, solange ich nicht zu sah?
Hätte ich heute Abend bloß meine Klappe gehalten!
Ich kuschelte mich enger an den warmen Körpermeiner Mama und vergrub meine Nase in dem Ärmel ihres roten Pullis. Ich wusste, dass sie heute Mal wieder einen wichtigen Termin hatte. Der süße Duft ihres Parfüms, welches an ihrer Kleidung haftete, verriet es mir.
Ihre Hand streichelte meinen Kopf und ihre Finger spielten mit meinen Haaren.
So lag ich da, in den Armen meiner Mama und spähte mit halb geschlossenen Augen auf den Fernseher.
Ich liebte solche Abende! Diese Harmonie und Geborgenheit fühlte ich nur, wenn ich mit ihr alleine war.
Plötzlich ertönte ein lauter Schnalzer und meine Mama zuckte zusammen.
Der alte Motor unseres Autos kündigte die Ankunft meines Vaters an. Ichbefreite mich aus der Umklammerung meiner Mama und sprang vom Sofa. Ich stürzte zur Tür und stemmte mich mit vollem Gewicht dagegen.
Natürlich half es nichts, er war einfach stärker als ich. Dennoch versuchte ich es jeden Tag erneut und jeden Tag war er wütend darüber.
„Louise! Lass das!", keifte er und drückte die Tür so heftig auf, dass ich nachhinten stolperte. Ich fuchtelte wild mit den Armen, fand aber keinen Halt und knallte auf den Boden.
Sofort liefen mir die Tränen übers Gesicht und ein lautes Schluchzen entkam meinem Mund.
Mein Vater kniete sich nieder und streichelte meinen Kopf.
Ich mochte seine Berührungen nicht! Ich wollte nicht, dass er mich mit den Händen berührte, mit welchen er auch Gewalt an meiner Mama ausübte!
Ich zuckte zurück und schlug seine Hand weg.
„Mama!", heulte ich und rutschte noch ein Stück weiter nach hinten. „Au! Mama!"
Meine Mama war natürlich sofort an meiner Seite und nahm mich behutsam auf den Arm. Ich spürte ihre Lippen an meiner Stirn. Ihre sanften Finger kraulten meinen Rücken und ich wurde still.
Das gefiel Papa nicht. Ein Blick auf sein vor Wut verzerrtes Gesicht verriet mir, dass er es nicht mochte, wenn Mama mich beruhigen konnte, er aber nicht.
„Es ist Zeit fürs Bett!", knurrte er eisern und torkelte voraus in mein Zimmer.
Er hat getrunken – Wie immer. Das bedeutete, dass er Mama weh tun wird, sobald ich im Bett lag.
„NEIN!", schrie ich los und wandte mich in Mamas Arm.
Papa hielt inne und drehte sich zu uns um. Seine blutunterlaufenen Augenglänzten, als er zu uns zurück stolperte. „Nein?", wiederholte er drohend.
Ich hatte mich inzwischen aus Mamas Griff befreit und drängte mich an ihre Beine. „Nein!"
Ich wollte meine Mama beschützen. Wenn ich hier war, verletzte er sie nicht –Das wusste ich.
Mein Vater sah emotionslos zu Mama auf. „Das hat sie von dir! Alles Schlechte kommt nur von dir!"
Mit diesen Worten packte er mich grob am Arm.
„Nein!", rief ich erneut und schon wieder bahnten sich Tränen meine Wange hinab. Unbändige Angst stieg in mir auf.
Was würde er mit Mama anstellen, nachdem er mich ins Zimmer gebracht hatte?
Meine Panik stieg immer weiter an und mein Puls raste. Ich versuchte mich los zu reißen, doch Papa verstärkte den Druck auf mein Handgelenk nur.
Ich kreischte, weinte und bettelte, bei meiner Mama bleiben zu dürfen, doch Papa schloss mich ohne ein weiteres Wort in meinem Zimmer ein.
Gleich darauf fing das Geschrei an ...
-Geschrieben am 02.04.2017-
780 Wörter
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