Dear Friend
Das prasseln des Sommerregens hüllte mich ein, klang in meinen Ohren wieder und sperrte alle anderen Laute aus.
Stumm betrachtete ich die einzelnen Tropfen, welche sich kunstvoll einen Weg an meinem Fenster hinabbahnten.
Was würde ich jetzt wohl tun, wenn sie noch meine beste Freundin wäre? Vermutlich wäre ich jetzt bei ihr. Wir würden zu einer irren Musik tanzen, uns mit Lachkrämpfen am Bode wälzen und uns mit allen möglichen Süßkram vollstopfen.
Theoretisch betrachtet sind wir ja noch befreundet... Sie hat es ja nicht mitbekommen, wie ich sie langsam aus meinem Leben entfernt habe. Ich habe sie einfach weggewischt wie einen ungeliebten Tintenfleck... Aber ist es meine Schuld, dass unsere Freundschaft zerbrach und nun wie Haufen Spiegelscherben vor meinen Füßen liegt? Nein!
Sie hat mich abgeschoben! Sie hat mich verraten und vernachlässigt! Nur sie trägt die Schuld und ich beendete diese jämmerliche Bindung jetzt!
Zitternd tastete ich nach dem Füller auf meinen Schreibtisch und ließ ihn langsam über das blütenweiße Papier gleiten.
Liebe Pum,
ich weiß dass du dich gerade fragst, warum ich dir nicht einfach auf WhatsApp geschrieben habe, aber ich würde das Ganze gerne so beenden, wie es angefangen hat...
Weißt du noch am Beginn von Allem? Als wir langsam, aber sicher, ein schützendes Kartenhaus aufgebauten hatten, wo wir den Kern unserer Freundschaft hüteten?
Ich glaube, dass es kurz vor dem Zerfall steht – Wenn es nicht schon längst in sich zusammengebrochen ist.
Wann haben wir eigentlich das letzte Mal aus voller Kehle gelacht? Es ist bestimmt Monate her...
Ich will mich nicht über die Zeit mit dir ärgern – Nein, sie war wundervoll! Bis ER auftauchte ... ER machte alles kaputt!
ER brachte dich in den 7 Himmel und mich geradewegs in die Hölle! Warum musste ER auftauchen? Warum musstest du dich in IHN verlieben?!
Seit diesem beschissenen Mittwoch vor 4 Monaten, ist mein Leben zerstört! Und das nur wegen IHM!
Mir ist vorher nie aufgefallen, dass du alles in meinem erbärmlichen Dasein warst! Ohne dich bin ich ein nichts ohne Freunde ... allein.
Du hast nur noch Augen für ihn und dafür beginne ich dich langsam zu hassen! Du widmest mir nur noch deine Aufmerksamkeit, wenn er nicht in der Nähe ist, beschwerst dich aber, wenn ich ohne dich Spaß habe. Du flötest mir vor, wie schön es doch ist, einen Freund zu haben und hütest plötzlich Geheimnisse vor mir ... Seit wann haben wir denn bitte Geheimnisse voreinander? Ich habe dir mein ganzes Leben anvertraut!
Du kritisierst auf einmal mein Aussehen, lachst über das Wegbleiben meiner weiblichen Vorzüge und wirfst mir wütende Blicke zu, wenn ich es auch nur wage, deinem Schatz zu nahe zu treten!
Ich habe versucht, mitzuhalten Pum! Ehrlich! Ich habe alles gegeben und alles verloren!
Aber mein größter Verlust bist du! Nicht die Person, die du jetzt vorgibst zu sein, sondern meine alte beste Freundin, welche nun für immer verschwunden ist.
So wie ich dich damals in meinen Brief bat, meine beste Freundin zu sein, bitte ich dich jetzt, mich gehen zu lassen ...
Hoffentlich merkst du, dass du deine Freunde verlierst, wenn du dich nur um ihn kümmerst ... Ich bin sicherlich nicht die Letze, die dich verlässt!
Deine Nele
-Geschrieben am 19.03.2015-
575 Wörter
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