Hyunjins POV

Mein schlechter Zustand dauerte bis morgen früh an. Der Schlaf hatte mir geholfen, auch wenn er ziemlich unruhig war. Gestern habe ich noch Wasserfälle wegen Minho geweint, doch heute würde ich mich wieder zusammenreißen. Ich musste weiter nach Antworten suchen. Laut Minhos Handy fehlte nur noch ein Kontakt. Ein letztes Geheimnis. Ich rechnete mit allem. Nach J's Aussage sowieso. Hatte Minho jemand auf dem Gewissen? War er ein Drogenboss? Betrog er Chan mit noch jemand? Erpresste er jemand? Es kann einfach alles sein und deswegen hatte ich Angst, nachzuschauen, wer der letzte Kontakt war.

Reiß dich zusammen. Du schaffst das schon. Das redete ich mir ständig ein. Es war nur eine Person. Danach waren alle Kontakte abgecheckt und alle von Minhos Geheimnisse gelüftet. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und checkte den letzten Kontakt ab, den Minho als 'Minnie' abgespeichert hat. Auf dem Profilbild formte ein ganz normaler Junge lächelnd ein Herz mit den Fingern. Er erinnert mich an ein Welpen. So jemand konnte doch nicht was böses wollen, oder? Das würde ich nur herausfinden, wenn ich mich mit diesem Minnie traf. Ich ging also auf den Kontakt darauf, um mir den Chat durchzulesen. Die beiden haben eine harmlose Beziehung zusammen gehabt. Sie schickten sich irgendwelchen Gifs oder Memes und sprachen von Orten, wo sie sich treffen wollten. Sie schienen Freunde zu sein. Das war doch kein so schlimmes Geheimnis, sondern recht schön. Minho hatte mehr Freunde als ich gerechnet habe. Trotzdem wollte ich mich mit Minnie treffen. Vielleicht kannte er mehr über Minho als ich es tat. Ich schrieb ihn an.

'Hey, hier ist Hyunjin. Minhos Kumpel. Ich versuche herauszufinden, wieso sich Minho das Leben genommen hat. Könntest du dich vielleicht mit einem Kumpel und mir treffen?'

Eine Antwort kam schnell.

'MINHO IST GESTORBEN????? WIRKLICH???????'

Minnie hatte nicht gewusst, dass Minho gestorben ist? Dann waren sie wohl nur flüchtige Freunde gewesen. Minhos Tod hatte sich schnell herumgesprochen, wohl nicht bei Minnie. Ein Anruf von ihm ging bei mir rein. Das war das erste Mal, dass einer von Minhos Kontakten direkt Kontakt mit mir aufsuchte. Ich ging ran. Eine dünne, leise Stimme weinte in den Hörer. „Hyunjin...bitte sag dass das nicht war ist....."Wer auch immer dieser Minnie war, ihm lies Minhos Tod nicht kalt. Nicht wie er so in sein Handy weinte. „Ja, es ist leider wahr. Minho hat sich das Leben genommen...." Weiteres Schluchzen. So habe ich mich auch gefühlt, als mir meine Mutter von Minhos Tod erzählt hatte. Es tat immer noch sehr weh, mittlerweile kam ich aber besser damit klar, man lies den Gefühlsausbruch im Park aus. Jeden Tag ging das Atmen ohne Minho bei mir besser, das dumpfe Gefühl in meiner Herz wurde schwächer, doch es würde nie komplett verschwinden.

„Ich hab ihm angefleht mit dem Scheiß aufzuhören..aber er wollte nie auf mich hören...", schluchzte Minnie an der anderen Leitung. Ich horchte auf. Mein Gesprächspartner hatte soeben etwas wichtiges von sich gegeben. Minho steckte in irgendwas krummes drin. Es wunderte mich schmerzlicherweise nicht mehr. „Minnie, du musst mir sagen, in was Minho verwickelt war."

„Das...das ist kein Gespräch für das Telefon...lass uns treffen, sowie du es vorgeschlagen hast, okay? Kennst du das Passion 5? Da treffen wir uns. Ich schreibe dir noch eine Uhrzeit und ein Tag." Tatsächlich kannte ich das Passion 5 nicht, aber das war kein Problem. Nach einer schnellen Googlesuche stellte sich eh raus, dass es ein beliebtes Café in Seoul war. Dorthin zu kommen war nicht schwer. Minnie nannte mir wenig später eine Uhrzeit und Tag. Das gleiche schrieb ich Chan auch, der versprach auch zu kommen.

Ein paar Tage später, unter der Woche nach der Schule, traf ich mich mit Chan vor dem Café. Er wirkte angespannt, sowie ich. Ich habe ihn kurz meine Erfahrung mit Minnie mitgeteilt und dass ich nicht denke, er würde uns was böses wollen. „Dann wollen wir mal Minho letztes Geheimnis lüften", meinte Chan und öffnete die Eingangstür des Cafés. Minnie saß an einem Fensterbank und ich erkannte ihn sofort, weil er sein Haar karamellfarben wie auf seinen Profilbild hatte. Er steckte in süßen, pastellfarbenen Klamotten und winkte uns zu, als er uns sah. Wir setzten uns Minnie gegenüber hin, der ganz rote Augen von Weinen hatte. „Hallo....", stammelte er und gab uns die Speisekarte. „Ihr...ihr könnt gerne was bestellen...weil...weil wir werden hier eine Weile sitzen...bitte verspricht mir....dass ihr das was ich euch erzähle für euch behaltet...ich könnte sonst in Schwierigkeiten kommen...."