Loserstreber #1 -2-

Bitte was?

Minho hat Selbstmord begannen?

Mein bester Freund seit zehn Jahren hat sich das Leben genommen? 

Dabei war Minho weder depressiv noch hatte er 'Selbstmord' in den Mund genommen. Ich wusste, dass er Stress mit seiner Familie hatte, weil er es satt hatte immer nur das zu machen, was sie von ihm wollten. Seine Eltern sahen in ihren einzigen Sohn der nächstbeste Arzt, der die Familienpraxis übernommen sollte. Minho kotzte sich oft über sie aus, doch er erzählte mir stets, dass er nach der Schule auf die private Yonsei Universität gehen wollte, sowie es seine Eltern und seine Großeltern gemacht hatten. Deswegen schrieb Minho immer gute Noten, um seine Eltern zu besänftigen. Außerdem würde er viel Geld scheffeln als Arzt, das wäre ein Bonus, erwiderte Minho stets, wenn wir gemeinsam abhingen. „Dann werde ich mir Luxusautos und gutes Essen gönnen." Ich konnte nicht glauben, dass ich solche Sätze nicht mehr hören werde. Die Information musste noch in mir sacken. Wieso....hat Minho das gemacht? Hatte er letztendlich genug von den Degradierungen seiner Eltern? Wollte er ihnen so ein krankes Statement setzen, dass er keine Lust hatte Arzt zu werden? Minho konnte temperamentvoll sein und jeden seine Meinung sagen, selbst bei Lehrer nahm er kein Blatt vor den Mund, wenn er der Meinung war, er würde unfair behandelt werden, doch ich traute ihm nicht zu, dass er sich das Leben nahm. So verzweifelt war er nicht. „Ich kann verstehen, wenn du heute zuhause bleiben möchtest", meinte meine Mutter traurig.

„Nein....schon gut...", flüsterte ich, während ich meine Schultasche schnappte. Ich durfte mich nicht von dem plötzlichen Tod meines besten Freundes aus der Fassung bringen lassen. Wie jeden einzelnen Tag musste ich durchhalten und in die Schule gehen. Ich durfte mir keine Fehlzeiten erlauben, ging auch krank zur Schule, um ja nichts zu verpassen, was dazu führte, dass Minho mich zusammenschiss und mich nach hause brachte. Minho.....jetzt würde mich niemand aufziehen, weil ich zu viel lernte...und niemand würde mir sagen, dass ich mal das Buch ablegen sollte, um das Leben zu sehen.....meine Hände zitterten, als ich meine Schultasche an mich drückte. Je mehr ich mir das jetzige Leben ohne Minho vorstellen musste, desto bewusster wurde sein Tod für mich und meine jetzige Einsamkeit. Minho war mein einziger Freund gewesen. Für Jahre. Und jetzt war er einfach weg.....einfach so...ohne etwas zu erzählen.....Tränen stahlen sich aus meinen Augen und rannen über meine Wangen.

„Soll ich dich zur Schule fahren?", bat meine Mutter, was ich dankend annahm. Ich wischte mir schnell die Tränen aus den Gesicht und stieg ins Auto meiner Mutter. An diesem Tag machte niemand von uns das Radio an, sondern füllte den Innenraum des Auto mit Stille. Ich brauchte Antworten. „Wie hat sich...Minho...das Leben genommen?", traute ich mich zu fragen. „Er hat die Schlaftabletten seiner Mutter genommen." Ich erinnerte mich, dass seine Mutter oft gestresst war und Schlaftabletten brauchte, um ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Minho hatte sich soeben in den endlosen Schlaf gebracht. Mein Herz fühlte sich dumpf und kalt aus, als würde der Schock über Minhos Tod es mit Eis bedeckt haben. Meine Mutter kam an meiner Schule an und ich stieg aus. Wie schnell wird sich Minhos Selbstmord hier ausbreiten? Minhos Familie ist in ganz Seoul ziemlich bekannt und so bekam Minho gleich einen Sonderstatus als prominente Person am ersten Schultag. Viele wollten mit ihm befreundet sein, auch wenn die meisten nur geldgierig waren. Es gab vor allem die coolen Kids, die Minho in ihre Mitte aufnehmen wollten.

Mit niemand anderen lies sich Minho ein, nur mit mir. Das habe ich mich immer schon gefragt. Wie kann jemand wie ich, der so unscheinbar war,, nur mit Minho mithalten? Ich wusste, dass er ohne mit der Wimper zu zucken an den Tisch der coolen Kids sitzen konnte, nur tat er es nicht, sondern verbrachte Pause um Pause mit mir. Im Gegensatz zu Minho war ich nicht gerade beliebt. Ich war nur das Politikkind, welches sein ganzes Leben hinter Bücher versteckte. Es gab für die meisten Schüler einfach nichts spannendes an mich und viele fragten sich, wie so jemand wie Minho freiwillig Zeit verbringen konnte.

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