15. Entführt!
Im Nachhinein ärgerte sich Luna. Natürlich hatten sie von dort verschwinden müssen. Aber Meerius hatte erst seine Kräfte gegen sie benutzt, als sie gehen wollten. Diesen Moment hätten sie noch etwas raus zögern müssen. Er hätte wahrscheinlich noch viel mehr zu erzählen gehabt. Und sie war so dumm gewesen, aufzuspringen und das Gebäude zu verlassen. Noch einmal würde sie aber nicht zu der Praxis gehen können. Erstens hatten es ihre Freunde, Rita und sogar der hohe Rat ausdrücklich verboten und zweitens ist Meerius nun vorbereitet. Er würde sie bestimmt nicht noch einmal so einfach entkommen lassen.
Luna war so in Gedanken versunken, dass sie beinahe vergaß sich auf den Weg zu den Anderen zu machen. Sie wollten sich im Strandcafé treffen, um über ihre nächsten Schritte zu beratschlagen. Schnell zog sie ihre Schuhe an, schnappte sich ihre Tasche und lief in Richtung Stadt.
Sie war gerade am Rand der Stadt angekommen, als sie vor sich einen jungen, langhaarigen Mann mit Sonnenbrille sah, der gedankenverloren in sein Handy starrte. Die entgegenkommenden Passanten wichen ihm kopfschüttelnd aus. ‚Wenn der sich nicht bald auf die Straße konzentriert passiert hier noch etwas', dachte sich auch Luna, ‚Zum Glück ist hier kaum noch jemand'. Trotzdem kam es so, wie es kommen musste: Der Mann knallte mit einer entgegenkommenden Frau zusammen. Er entschuldigte sich kurz und lief eilig weiter. Luna ging zu der Frau. Ihr waren einige Einkäufe heruntergefallen und sie wollte helfen, sie wieder aufzuheben. „Danke. So freundliche Menschen findet man selten. Die meisten sind eher wie der" Sie zeigte mit ihren Finger in die Richtung, in die der Mann verschwunden ist. „Keine Ursache. Ich helfe gerne", meinte Luna lächelnd und griff nach einem Portemonnaie. „Es war ja zum Glück nicht viel. Hier bitte schön. Ihr Geldbeutel" „Trotzdem ist es selten geworden, dass fremde Menschen sich gegenseitig helfen", die Frau wollte die Brieftasche nehmen, hielt in der Bewegung aber inne: „Oh. Das ist gar nicht meine. Meine ist rot, wie ein Marienkäfer. Nicht blau wie das Meer. Vielleicht hat sie der junge Mann eben verloren?" Luna öffnete ihren Fund und suchte nach dem Personalausweis: „Hier steht Herr Ume Ries. Die gehört wirklich dem Mann von eben. Ich werde ihm nachlaufen und sie ihm zurückgeben. Vielleicht hat er den Verlust ja schon gemerkt und kommt mir entgegen. Sie sollten lieber nach Hause gehen", Luna deutete auf die Einkaufstüten, „sonst schmilzt das Eis" „Vielen Dank. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder. Da gebe ich dir dann ein Eis aus" „Ach das ist doch nicht nötig. Aber vielen Dank und auf Wiedersehen"
Schnell lief sie in die Richtung, in der der Typ verschwunden ist. Und tatsächlich! Keine hundert Meter weiter lief er! Und zwar immer noch in sein Handy vertieft. „Hallo Sie! Haaalllloooo! Sie haben ihre Geldbörse verloren!" Doch der Mann reagierte einfach nicht. Schnell schaute Luna auf ihre Uhr. Eigentlich war sie mit ihren Freunden vor fünf Minuten im Café verabredet gewesen. Sie würden es schon verstehen, wenn sie ihnen erklärte, warum sie etwas später kam. Schnell rannte sie hinter dem Mann her. Wahrscheinlich hatte er Kopfhörer in seinen Ohren und hörte sie deshalb nicht. Gerade verschwand der Mann in einer Seitengasse. Vielleicht hätte sie sich wundern müssen, dass er so zielstrebig in einer Sackgasse verschwand. Aber sie dachte nur daran, ihr Fundstück seinem Besitzer zurück zu geben....
Und natürlich dachte sie auch die ganze Zeit darüber nach, wie dumm sie war, als sie Meerius' Haus verlassen hatte ohne noch mehr zu erfahren. Sie ging also in die düstere Gasse und blickte sich um. Wo war er hin? Hier gab es weder Fenster, noch Türen. Wie konnte er einfach verschwinden? Er konnte sich ja schlecht Unsichtbar machen... In diesem Moment wurde ihr alles klar. Natürlich konnte er sich unsichtbar machen. Noch bevor sie reagieren konnte, spürte sie eine Hand vor ihrem Mund. Vor Schreck ließ sie das Portemonnaie fallen. Mit aller Kraft versuchte sie sich zu wehren, aber ihr Angreifer war einfach stärker und hatte die bessere Position. Bei diesem kurzen Gerangel löste sich ihr geliebtes Armband und fiel ebenfalls zu Boden. Ihr Angreifer holte aus seiner Jackentasche ein seltsam riechendes Tuch hervor und hielt ihr es vor die Nase. Noch einmal versuchte Luna sich zu wehren, aber ihre Gliedmaßen reagierten nicht mehr. Dann wurde alles dunkel um ihr herum...
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