Malaria, Wilde Tiere und die Reiseapotheke: Reiseambulanz II
Nachdem wir den Impfpass durchgesehen und die benötigten Impfungen für die Reise besprochen haben, erklären wir den Reisenden in der Ambulanz den Mückenschutz und andere Vorsichtsmaßnahmen sowie die Reiseapotheke.
Malaria, Malaria: Mit Netz, Moskitospray und Malarone
Mücken gibt es in tropischen Reiseländer leider viele und damit auch viele von ihnen übertragene Krankheiten. Oft fungieren die Mücken als Vektoren, das bedeutet, die Erreger haben zum Beispiel Schweine als Zwischenwirte, werden aber durch Mückenstiche vom Schwein auf den Menschen übertragen.
Zuerst empfehlen wir den Reisenden, sich an die allgemeinen Mückenschutzmaßnahmen zu halten: Das Tragen von heller, leichter Kleidung bei Aufenthalt im Freien, das Auftragen von Moskitospray und das Nutzen von imprägnierten Moskitonetzen. Gegen viele der durch Mücken übertragenen Erkrankungen, wie zum Beispiel das Dengue-Fieber, sind diese Maßnahmen die besten Schutzmöglichkeiten, die man hat, da es weder Impfungen noch vorbeugende Medikamente gibt. Gegen andere, wie das Gelbfieber oder die Japanische Enzephalitis, kann man zusätzlich vorbeugend impfen.
Malaria ist wohl die bekannteste Tropenkrankheit, die durch Mückenstiche übertragen wird (hier heißt der Übeltäter Aedes aegypti). Aedes aegypti ist nachts aktiv und übertragt die Plasmodien, die Malaria-Erreger. Glücklicherweise kann man je nach Vorkommen der Malaria im jeweiligen Reiseland zusätzlich zu den allgemeinen Maßnahmen Medikamente anbieten, die als Prophylaxe oder Notfallmedikament gegeben werden können.
In unseren reisemedizinischen Büchern gibt es Karten, die anzeigen, wie hoch das Malariarisiko im jeweiligen Land ist. Oft unterscheidet sich das Risiko auch nach den Landesteilen, also muss man fragen, wohin die Leute genau reisen. Wenn das Risiko im angesteuerten Landesteil hoch ist, empfiehlt man, von Anfang an die medikamentöse Prophylaxe einzunehmen. Am besten verträglich sind für die meisten die Malarone-Tabletten mit den Wirkstoffen Atovaquon und Proguanil, denn sie verursachen in den ersten paar Tagen höchstens leichte Magen-Darm-Beschwerden. Doxycyclin ruft beispielsweise eine erhöhte Sensibilität gegenüber Sonnenlicht hervor, was in einem warmen Reiseland nicht ideal ist und Mefloquin kann Angstzustände hervorrufen.
Nimmt man die Malarone-Tabletten von Anfang an als Prophylaxe, nimmt man am Tag vor der Abreise die erste Tablette und dann bis sieben Tage nach der Rückkehr jeden Abend eine Tablette mit einer fetthaltigen Mahlzeit. Man nimmt die Prophylaxe bis sieben Tage nach der Rückkehr, da die Inkubationszeit von Malaria sieben Tage beträgt und man so auf der sicheren Seite ist, selbst wenn man am letzten Tag im Land von einer infizierten Mücke gestochen wird. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Tabletten als Notfallmedikament einzunehmen, wenn man in einen Landesteil mit einem geringen Risiko für eine Malaria-Infektion reist. Das bedeutet, man nimmt nicht von Anfang an die Prophylaxe, sondern nimmt die Tabletten für den Notfall mit, nimmt sie also erst ein, wenn man hohes Fieber (v.a. nach einem Mückenstich) entwickelt und eventuell der Malaria-Schnelltest positiv ist. Hier würde man sofort und an den beiden darauf folgenden Tagen je vier Tabletten nehmen.
Malaria ist nicht zu unterschätzen, denn drei der vier verschiedenen Formen, die man bekommen kann (hängt davon ab, mit welchem Malaria-Erreger man infiziert wurde) verlaufen zwar leicht, die vierte aber schwer. Typisch für alle Formen sind schubhafte Fieberverläufe, denn der Körper reagiert immer dann mit Fieber, wenn die fertig entwickelten Parasiten aus den roten Blutkörperchen, die sie befallen haben, freigesetzt werden. Leidet man an Malaria tropica, muss man auf jeden Fall stationär im Krankenhaus bleiben, denn sie kann zu einem Befall des Zentralen Nervensystems oder einem Kreislauf-Schock führen. Es ist also wichtig, sich in Hochrisikogebieten durch Moskitosprays, imprägnierte Netze und die Tabletten zu schützen. Mehr über Malaria erzähle ich euch auch im Bericht über den Mikroskopierkurs, der noch folgt.
Allgemeine Schutzmaßnahmen bei Reisen in (sub)tropische Gebiete: Sonne, Würmer, Lebensmittel
Außer den Mückenschutz muss man bei Reisen in (sub)tropische Gebiete natürlich auch noch jede Menge anderer Dinge beachten. Beispielsweise ist guter Sonnenschutz in Form von Sonnencreme und Hüten sehr wichtig (schließlich will man nicht, dass die Reisenden Hautkrebs bekommen). Man muss allerdings beachten, dass man die Sonnencreme unter das Moskitospray auftragen sollte, weil man es sonst mit der Sonnencreme überdeckt.
Zudem muss genau auf Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene geachtet werden, denn in tropischen Reiseländern herrschen oft schlechte hygienische Bedingungen und Krankheiten wie Hepatitis A und Typhus sind weit verbreitet. Die werden über den Stuhl einer infizierten Person weitergegeben, zum Beispiel wenn diese Person am Straßenrand Essen verkauft und sich nach dem Toilettengang nicht gründlich genug die Hände gewaschen hat (in der Fachsprache heißt das dann fäkal-orale Übertragung). Über kontaminiertes Essen oder Trinkwasser stecken sich dann weitere Menschen an. Zum Schutz empfehlen wir die Impfungen sowie den Kauf von abgepackten Wasserflaschen (besser kein Leitungswasser trinken und auch zum Zähneputzen nur abgepacktes Wasser nehmen!). Außerdem gilt der berühmte Leitspruch: Cook it, peel it, boil it or forget it! (Koche es, schäle es, erhitze es oder vergiss es!) Wenn man Lebensmittel also nicht kochen, schälen oder erhitzen kann, um Erreger abzutöten (wie zum Beispiel Salat) sollte man während der Reise also lieber darauf verzichten.
Auch beim Baden in Seen oder Teichen mit Süßwasser lauern Gefahren, denn dort leben Parasiten, die zum Beispiel Schistosomiasis verursachen können. Schistosomen sind Saugwürmer, deren Larven über die Haut in den Körper eindringen und dann in den Venen vor der Leber zu erwachsenen Würmern heranwachsen. Das klingt nicht nur eklig, sondern ist auch sehr gefährlich, da die Würmer auch den Darm und die Blase befallen und dort chronische Entzündungsreaktionen auslösen. Mehr dazu werdet ihr in meinem Bericht über den kleinen Mikroskopierkurs lesen, der uns Studenten netterweise gegeben wurde.
Außerdem kommen Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis und Tuberkulose in Ländern des globalen Südens häufiger vor als in Westeuropa, weshalb wir die Leute darauf hinweisen, dass sie sich enstprechend schützen sollen. Eine Hepatitis B-Impfung ist also sinnvoll, denn wenn man im Reiseland einen Unfall hat und eine Bluttransfusion braucht, werden die Bluttransfusionen dort meist nicht so gründlich auf Infektionskrankheiten gescreent wie in Europa. Bezüglich HIV ist "safer sex" anzuraten (also Kondome), wenn der Reisende mit Einheimischen anbandelt. Gegen Tuberkulose helfen die gleichen Schutzmaßnahmen wie gegen Corona, da es sich um eine Tröpfcheninfektion handelt, also zum Beispiel das Masketragen in vollen Transportmitteln (die allerdings bei weitem nicht so ansteckend ist wie Corona).
Ansonsten ist eine Reiseversicherung sehr wichtig, denn die Krankenkassen übernehmen normalerweise nicht alle Kosten, die im Ausland für eine medizinische Behandlung anfallen könnten.
Die Reiseapotheke: Ich packe meinen Koffer und ich nehme mit...
Wenn man in die Reiseapotheke alles packen würde, was man im Reiseland brauchen könnte, müsste man dafür vermutlich einen extra Rucksack mitnehmen :D Wir empfehlen daher, sich auf das Wichtigste zu beschränken. Sonnencreme und Moskitospray gehören auf jeden Fall in die Reiseapotheke, genau wie ein eigenes Fieberthermometer.
Dann gehört eine kleine Auswahl an Medikamenten in die Tasche, zum Beispiel Paracetamol gegen Schmerzen und Fieber. Aspirin soll man bei Reisen in (sub)tropische Länder nicht nehmen, denn es hemmt genau wie viele der durch Mücken übertragene Erkrankungen (wie Malaria) die Blutgerinnung. Bei Durchfall sollte man neben ausreichend Flüssigkeit auch Elektrolytpulver zu sich nehmen und den Durchfall wenn möglich aussitzen, da der Körper dadurch ja Giftstoffe loswerden möchte. Ansonsten kann man dieselben Mittel einpacken, die man auch zuhause bei Gelenkschmerzen, Bauchkrämpfen und so weiter einnehmen würde.
Nimmt man regelmäßig Medikamente (z.B. bei Diabetes oder Bluthochdruck), sollte man sie in ausreichender Menge mitnehmen und bei schweren Allergien den Epipen mitnehmen.
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So, jetzt wisst ihr, was ich routinemäßig in der Reiseambulanz mache. Wie schon erwähnt werde ich häufig hier eingeteilt, um Personallücken zu stopfen. Glücklicherweise lerne ich in meinem Wahlfach aber nicht nur die Ambulanz kennen, sondern darf auch bei ein paar spannenderen AKtivitäten dabei sein. Lest in meinen Folgeberichten, wie der Umgang mit den Infektio-Patienten in der ambulanten Sprechstunde ist, welchen geheimen Impfstoff ich in der Uniklinik abgeholt habe, wie der Mikroskopierkurs war, welche Erfahrungen ich in der Sprechstunde in der Flüchtlingsunterkunft gemacht habe, wie mir meine drei Tage Praktikum im Gesundheitsamt gefallen haben und einiges mehr. Langweilig wird es also nicht, versprochen ;-)
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