1,2,3: Und mein Wahlfach ist...

Tropenmedizin!

Hä? Was ist das denn? Liegt man da den ganzen Tag in den Tropen am Sandstrand und sammelt Mosquitos?

Nicht ganz. Man beschäftigt sich mit Krankheiten, die in tropischen (Reise-)ländern häufig vorkommen, von denen man in westlichen Ländern allerdings meist verschont bleibt. Hierzu zählen beispielsweise Malaria, Dengue-Fieber und Schistosomiasis (eine Wurmerkrankung). Zu den Patienten zählen also Reiserückkehrer, Reisende, die Urlaub oder einen Freiwilligendienst in einem tropischen Land planen und auch Einwanderer und Flüchtlinge, die aus ihren Herkunftsländern Krankheiten mitbringen, mit denen viele Ärzte in Europa wenig Erfahrung haben. 

Und weshalb entscheidet man sich für so ein Wahlfach? Fernweh in der Pandemie?

Ehrlich gesagt wollte ich für mein Wahlfach ursprünglich ins Gesundheitsamt, da ich später im Public Health Bereich arbeiten möchte. Ich finde die Aufgaben dort sehr vielfältig (Kontakt zu allen Altersgruppen, viel präventive Maßnahmen) und in der Pandemie hat man gesehen, wie wichtig der öffentliche Gesundheitsdienst ist. Außerdem ist nicht zu vernachlässigen, dass man dort viel angenehmere Arbeitszeiten hat als in der Klinik, was später mit einer Familie und natürlich dem Schreiben besser vereinbar ist.

Als ich letzten November mit dem PJ angefangen habe, durfte man allerdings nur im Gesundheitsamt PJ machen, wenn man in Frankfurt studiert, da es bis diesen Mai die einzige Uni war, die das Wahlfach im örtlichen Gesundheitsamt angeboten hat (man darf nur Wahlfächer wählen, die die eigene Uni auch hat, da man an der eigenen Uni geprüft wird). Da ich nicht in Frankfurt studiere, fiel diese Möglichkeit leider weg. Die Studenten, die diesen Mai mit dem PJ angefangen haben, dürfen jetzt aber alle im Gesundheitsamt PJ machen, da der Staat aufgrund der Pandemie erkannt hat, dass man den öffentlichen Gesundheitsdienst fördern muss und somit alle Unis verpflichtet hat, ein Tertial im örtlichen Gesundheitsamt zu ermöglichen. Für mich kommt diese Neuerung ein paar Monate zu spät, es gibt allerdings ein kleines Trostpflaster: Mein Wahlfach-Professor stellt mich im August für drei Tage frei, um ein kurzes Praktikum in einem Gesundheitsamt zu machen :-)

Für Tropenmedizin als Ersatzfach für das Wahlfach Öffentlicher Gesundheitsdienst, das ich noch nicht belegen durfte, habe ich mich aus mehreren Gründen entschieden. Einmal haben zuletzt nicht nur die Covid19-Pandemie, sondern auch der Affenpocken-Ausbruch gezeigt, dass Gesundheit heutzutage global gedacht werden sollte. Krankheiten, von denen wir glauben, dass es sie nur in anderen Ecken der Welt gibt, tauchen durch die Globalisierung und den Klimawandel zunehmend auch in westlichen Ländern auf. Sich mit diesen Krankheiten auszukennen und sie behandeln zu können, wird somit immer relevanter. Außerdem hat man in diesem Wahlfach Kontakt zu vielen verschiedenen jungen sowie alten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaftsschichten, was für den öffentlichen Gesundheitsdienst/ Public Health Forschung auch eine gute Vorbereitung ist. Von der Abiturientin, die mit weltwärts in einem Kindergarten in Tansania arbeitet bis zu dem Flüchtling mit Hepatitis und der Großfamilie, die Verwandte in Togo besuchen möchte, hat man mit einer Menge interessanter Leute zu tun. Nicht zuletzt ist beim Wahlfach auch ein Forschungsteil dabei (ich möchte nach dem Abschluss vielleicht erstmal in die Forschung, ich finde das wahnsinnig interessant). Dabei soll ich ein eigenes kleines Thema bekommen, zu dem ich recherchiere. Zudem waren die Wahlfach-Bewertungen positiv, anscheinend ist es den Leuten dort wichtig, dass man was lernt. 

Grober Tagesablauf, Themen in der Tropenmedizin

Details aus meinen bisherigen Erfahrungen in der Tropenmedizin lest ihr im nächsten Kapitel, das nächste Woche kommt (auf das neue Kapitel müsst ihr nicht nochmal vier Wochen warten, versprochen!). Trotzdem wollte ich euch hier schon mal einen Einblick geben, was man in der Tropenmedizin so alles für Aufgaben hat. 

Reisemedizin: Impfen, impfen, impfen. Für die reisemedizinische Beratung sind eigene studentische Hilfskräfte angestellt, dennoch hilft man hier als PJ-Student des Öfteren mit, wenn Personalmangel herrscht (was es dank der Pandemie und der kommenden Prüfungen/Semesterferien natürlich ab und an tut). Allgemein geht man mit den Patienten den Impfpass durch und schaut, welche Impfungen allgemein und fürs Reiseland speziell noch fehlen und verimpft die fehlenden Impfungen (im Tropen-Kühlschrank stehen einige coole Impfstoffe, die der Hausarzt garantiert nicht auf Lager hat). Danach klärt man die Leute noch über Allgemeine Präventionsmaßnahmen wie Mückenschutz (insbesondere Malariaprophylaxe) und die Reiseapotheke auf. 

Ambulante und stationäre Patienten: Reiserückkehrer und infektiologische Patienten. Dann gibt es noch die Patienten, die mit Fieber oder Durchfall von ihrer Reise zurückkehren und auf Malaria, Dengue-Fieber oder Parasiten getestet werden. Zudem behandeln die Ärzte auch Patienten mit Infektionskrankheiten wie Hepatitis, Tuberkulose und HIV, die bei Einwanderern aus Ländern mit einer höheren Verbreitung dieser Erkrankung oder bestimmten Risikogruppen häufiger vorkommen. Die meisten Patienten werden ambulant behandelt, wenn ihr Zustand zu schlecht ist, werden sie aber stationär aufgenommen.

Was noch geplant ist: Begleitung der Ärzte in die allgemeinmedizinische Sprechstunde in der Gemeinschaftsunterkunft (kurz GU) für Asylbewerber. Klingt wahnsinnig spannend und natürlich möchte man dazu beitragen, dass diese Menschen eine gute medizinische Versorgung bekommen. Außerdem wie schon angesprochen wurde: ein eigenes kleines Forschungsprojekt, vielleicht zu Affenpocken oder dem Verlauf von Corona-Infektionen bei HIV-Patienten? Vielleicht noch ein paar kleinere Hospitationen bei Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen? Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen? Und natürlich meine drei Tage Praktikum im Gesundheitsamt.

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