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Weiche, volle Lippen.
Diese Augen.
Diese verdammt gutaussehenden Haare.
Und dazu dieser Duft, der mir meine Sinne vernebelte.

Verträumt war ich in dieser Vorstellung gefangen und spürte dieses angenehme Kribbeln.
Mein ganzer war Körper wie gelähmt. Und dann kamen sie immer näher.
Diese wunderschönen vollen Lippen.

Die Luft um uns spannte sich an und es war so, als ob man ein leises elektrisches Knistern hören würde.
Und dann.

»Love is in the air!«, dröhnte es lauthals aus einem Lautsprecher. Das kann jetzt echt nicht wahr sein!
»everywhere I look around«, ging das Lied weiter.

Ich meine, und jetzt mal ganz ehrlich, wieso zerstört genau dieses Lied diesen perfekten Traum?! Das ist doch einfach nur noch ein verdammt unfaires Spiel!

Brummend tastete ich nach einem Kopfkissen und warf dieses in Richtig Lautsprecher.

»Wow, immer ruhig mit den jungen Pferden.«, hörte ich Aces Stimme belustigt rufen.

»Erst wenn du diese Scheiße ausmachst!«, murmelte ich und tastete nach weiteren Kissen.
Doch bevor ich nach einem weiteren greifen konnte, stoppte das Lied und die warme Morgenluft strömte in mein Zimmer.
Dazu kam dann noch die Sonnenstrahlen die direkt in mein Gesicht schienen und alles war perfekt. Nicht.

»Ich schwöre dir bei meinem Leben Ace! Du bist sowas von dran! Wie kannst du es wagen, mich Sonntag morgens, um was weiß ich für eine Uhrzeit zu wecken? Ich mein, wann sind wir zurück gekommen? Ich kann froh sein das meine Eltern wie Steine schlafen. Und jetzt hast du die dumme Idee und weckst mich!«, fluchte ich leise vor mich hin und öffnete ergeben meine Augen.

Ein kurzer Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es erst halb eins war.
Grummelnd beschloss ich also noch mal meine Augen zu schließen und die Decke über meinen Kopf zu ziehen.

»Hope? Ace? Kommt ihr? Die Pancakes sind fertig!«
Die Stimme meiner Mutter.

Brummend schlug ich nach weiteren Sekunden des Trauern, mein Bett verlassen zu müssen, meine Decke zurück und öffnete meine Augen.
Und das erste was ich sah war, wie mich mein bester Freund breit anlächelte und aussah wie ein kleiner Junge, der einen Streich gespielt hat.
Und das gefiel mir gar nicht.

»Was hast du gemacht Ace?«, fragte ich ihn und rieb mir müde übers Gesicht.

»Nichts, was sollte ich denn gemacht haben?«,stellte er mir die Gegenfrage und das teuflische Grinsen auf seinen Lippen wurde, wenn möglich, nur noch größer.
»Ich schwöre, wenns irgendwas Dummes ist, ich bring dich um!«, murrte ich und schleppte mich ins Bad.
Doch als ich mein Spiegelbild sah, schoss mir auf einmal ein riesen Schmerz durch den Kopf, weshalb ich mir fluchend die Augen hielt.

»Ist alles gut, Hope?«, hörte ich die belustigte Stimme von meinem besten Freund aus dem Schlafzimmer.
»Klar. Hätte ich dein Gesicht nicht als erstes gesehen, wäre ich echt ratlos gewesen wie hässlich andere Menschen sein können. Aber so kann ich froh sein, dass ich selbst mit dieser Kacke im Gesicht, tausend mal schöner als du aussehe...«, brummte ich leise und nahm mir ein Waschlappen.

Nachdem ich mit diesem es geschafft hatte, die Bemalungen in meinem Gesicht zu entfernen und mich umzuziehen, kam ich eine halbe Stunde später mit Ace an.

»Hey Mum...«. begrüßte ich meine Mutter und lächelte sie müde an.
»Morgen Schatz. Habt ihr gut geschlafen?« Wie konnte man am frühen so gute Laune haben?
Ich meine, ja es ist Sonntag und damit Wochenende, aber habt ihr schon mal daran gedacht, dass morgen der ganze Scheiß wieder von vorne losgeht? Schule? Stress? Früh aufstehen? Für ganze fünf Tage!

»Also ich hab sehr gut geschlafen. Aber Hope hatte den einen oder anderen Cocktail wie auch den einen oder anderen Kurzen zu viel«, nuschelte Ace belustigt und setzte sich an den Tisch.
Sofort senkte ich den Kopf als ich mir eine Aspirin Tablette aus dem Schrank nahm und spürte den stechenden Blick meiner Mutter. Warum verrät er mich? Kack Verräter.

»Hope Clark! Was hatte ich zu dem Thema gesagt?«, brach sie nach wenigen Sekunden des Schweigens die unangenehme Stille.
Nur kurz warf ich meinem besten Freund meinen besten Killerblick zu, bevor ich mich an den Tisch setzte und meine Mutter leicht unterwürfig ansah. Musste das Geschrei denn ausgerechnet heute morgen sein? Ausgerechnet jetzt, obwohl sie wusste, dass ich grad einen schweren Kater erlebe? Zum ersten Mal?

»Ok Ace. Du bist zum Teil auch Schuld. Du hättest sie abhalten sollen und nicht nur einfach zusehen wie sie sich die Kante gibt!«, fuhr meine Mum fort.
»Ich mein Hope ist 17!«

»Stopp Mum! Ich bin kein kleines Baby mehr!«, unterbrach ich sie und sah sie mahnend an.
Jedoch wurde mein mahnender Gesichtsausdruck schnell durch ein schmerzverzerrter ersetzt.

»Ist ja gut.. Das nächste mal wenn du dir die Kante gibst, gibt es für den ganzen nächsten Monat kein Alkohol.«, sagte sie und nahm sich einen der Pancakes. Danach ging sie kopfschüttelnd aus der Küche.

»Du kommst sowas von in die Hölle Ace!«, brummte ich leise und fing langsam an, einen nach den anderen der Pancakes zu essen.
»Ich hab dich auch lieb Hope«, sagte mein bester Freund eher belustigt und fing ebenfalls an zu essen.

Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, ging ich zusammen mit Ace hoch in mein Zimmer.

»Was machen wir jetzt?«, fragte ich ihn lächelnd, als ich mich auf mein Bett fallen ließ und ihm in die Augen sah. Meine Kopfschmerzen waren schon um einiges besser.
Seine braunen Augen sahen mich liebevoll und zugleich etwas unbeschreiblich an.

»Ich weiß nicht. Wir könnten raus, ein bisschen in den Wald. Vielleicht im See an der Lichtung schwimmen?«, schlug der braunhaarige Junge vor und setzte sich an die Bettkante.

Schnell nickte ich.

»Gut. Holst du dann kurz deine Sachen? Ich mach dann noch kurz einen Picknickkorb für später. Dann können wir uns einen schönen Nachmittag machen.«
Sofort stand er wieder auf und ging zur Tür.

»Gut. Dann sehen wir uns in einer Stunde an der Lichtung im Wald.« Und damit verschwand er aus meinem Zimmer, auf dem Weg zu sich.

Nachdem ich den Korb gepackt hatte und mich umgezogen hatte, ging ich los. Mit dem Handy machte ich mir leise Musik an und hörte dem Zwitschern der Vögel zu.

Im Wald angekommen, machte ich die Musik wieder aus und lauschte einzig und allein dem Gesang der Vögel.
Die Äste knackten unter meinen Füßen und für einen kurzen Moment der Ruhe schloss ich meine Augen und genoss das Gefühl der Freiheit. Das Gefühl, welches ich nur empfand, wenn ich glücklich war.

Und dann spürte ich wie ich gegen eine harte Brust gezogen wurde und mir jemand die Hand auf den Mund drückte.

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