[Umfrage] Vorurteile


Ich habe mit Since_we_were_18, Jiji, ein Gespräch geführt, in welchem wir uns über unsere Meinung zu Vorurteilen ausgetauscht haben. Ich möchte euch bitten, auch eure Meinung dazu zu schreiben, weil diese mich sehr interessiert. Viel Spaß beim Lesen unserer Unterhaltung!

Um euch das Lesen einfacher zu machen, habe ich das Ganze in Dialogform geschrieben, wie bei einem Interview eben. Um dabei deutlich zu machen, wer was sagt ohne dabei den ganzen Namen aufschreiben zu müssen, sind Jijis Beiträge kursiv geschrieben mit einem J: davor und meine Beitrage fettgedruckt mit einem C: davor.

J: Was ist dein erster Gedanke, wenn du das Wort Vorurteil hörst?

C: Hm, mein erster Gedanke dazu hat auf jeden Fall damit zu tun, dass das Wort negativ behaftet ist und ich es nicht gern höre. Vorurteil bedeutet ja eigentlich, dass jemand sich nicht genauer mit etwas beschäftigt hat und sich trotzdem eine Meinung bildet.
Und was sagst du dazu?

J: Ich finde Vorurteile sind der Anfang von etwas Großem, wie zum Beispiel Mobbing. Zwar liegt da ein großer Unterschied zwischen, aber eigentlich fängt jedes Mobbing mit den Vorurteilen an.
Hattest du schon eine Erfahrung damit? Wenn du nicht darüber sprechen willst, ist das auch in Ordnung.

C: Mit Mobbing habe ich das bisher noch nicht in Verbindung gebracht, aber es macht durchaus Sinn.
Darüber muss ich jetzt erstmal nachdenken, so spontan fällt mir nämlich nichts ein. Oh, doch. Ich bin bei den Pfadfindern
(wie fleißige Leser von Me, Myself and I bereits wissen) und wenn ich das Leuten erzähle, reagieren sie entweder mit: „Oh, es gibt noch so richtige Jugendarbeit?" oder „Verkauft ihr auch Kekse?" oder „Müsst ihr auch so Sachen machen, um Abzeichen zu bekommen?" oder „Iiieh, esst ihr etwa Würmer und so?". Manche bringen und auch mit der Hitlerjugend in Verbindung. Dabei haben die das damals von den Pfadfindern abgeschaut und nicht andersherum. Tatsächlich ist es bei den Pfadfindern ganz anders, als viele denken, und deshalb werden vor allem viele Jugendliche leider von den Vorurteilen abgeschreckt.

J: Ich finde Pfadfinder sogar cool!

C: Hattest du schon eine Erfahrung mit Vorurteilen?

J: Wenn ich ehrlich bin, war ich damals selber eine, die schnell verurteilt hat. Wir sind oft umgezogen und ich musste oft neue Freunde kennenlernen. Es war mir ehrlich gesagt nie wirklich wichtig, wie sich andere gefühlt haben, verurteilt zu werden. Ich habe mir sozusagen nie Gedanken darum gemacht.

C: Und wie hat sich das geändert? Du sprichst ja gerade in der Vergangenheitsform.

J: Wir sind dann nochmal umgezogen und da hatten wir in der Schule das Privatfach Schauspiel. Wir durften uns da ein Thema aussuchen und haben uns für Vorurteile entschieden, also die Mehrzahl hat dafür gestimmt. Das Stück handelte von der Hauptfigur, die neue in eine Stadt gezogen ist und von ihren Eltern gezwungen wurde, ein Kopftuch zu tragen. Sie war eigentlich ganz korrekt. Als sie dann jedoch an der neuen Schule ankam, wurde sofort über sie gelästert. Sie wurde innerhalb eines Moments als Außenseiterin abgestempelt und keiner wollte mit ihr reden.
Und du darfst raten, wer diese Rolle bekommen hat: Genau, ich.

C: Das war sicher ein bisschen komisch, mal auf der anderen Seite eines solchen Falls zu stehen.

J: Allerdings. Schau mal, es war eine Rolle, die man als Schauspieler nicht unbedingt ernst nehmen musste, Hauptsache es wurde gut dargestellt. Aber trotzdem habe ich so viel mitgefühlt. Es war kein tolles Gefühl, gleich daneben zu stehen, während über mich geredet wurde. Die Rolle war auch sehr schüchtern, also musste ich noch mehr leiden als ohnehin schon, wenn ich das so ausdrücken kann.
Ich habe es so realistisch fast nie miterlebt, trotzdem war es eine Lektion, zu fühlen, wie es ist, verurteilt zu werden.
Warst du auch mal eine, die verurteilt hat und ganz schön mies war? Was waren da deine Einsichten? War es dir egal?

C: Das kann gut sein, oft verdrängt man so etwas ja ganz automatisch. Aber natürlich sehe ich Leute, mache mir sofort einen Eindruck und Gedanken und beurteile Menschen danach, obwohl ich sie eigentlich gar nicht kenne. So richtig aktiv gemobbt habe ich mal im Kindergarten. Das hatte aber mehr mit Langeweile zu tun als mit Vorurteilen. Kinder sind schon mies.
Ich bin aber ein Mensch, der seine Meinung gern überdenkt. Sobald ich jemanden besser kennenlerne, verändert sich auch meine Meinung, und ich sehe ein, dass meine Vorurteile falsch waren. Zum Glück spreche ich die selten laut aus, sodass ich das nur mit mir selbst ausmachen muss. Aber es ist mir tatsächlich schon verhältnismäßig oft passiert, dass ich dachte: „Oh, das ist sicher eine Schl***", und ich die Person dann kennengelernt habe und meine Meinung revidieren musste.
Hast du eher Vorurteile gegen bestimmte Menschengruppen oder einzelne Personen?

J: Eher gegen Menschengruppen, vor allem gegen Obdachlose. Oft verurteile ich da und meine, die lügen alle. Aber es gibt so einige, wo ich wirklich zweimal nachdenken sollte. Ich fühle mich gerade echt schlecht, so etwas anzusprechen.
Wie stehst du zu Obdachlosen, bist du da auch vorsichtig?

C: Vorsichtig bin ich eigentlich immer, wenn ich neue Menschen kennenlerne. Ich bin da im Internet mal ziemlich auf die Klappe geflogen, weil ich eben nicht vorsichtig war. Aber wenn ich Obdachlose auf der Straße sehe, mache ich manchmal schon einen Bogen um die. Da denke ich auch nicht oft drüber nach, es ist irgendwie schon so automatisch. Das ist das typische Schubladendenken und ich bin nicht stolz darauf, aber es ist schwer, sowas rauszukriegen. Außerdem ist Vorsicht besser als Nachsicht.
Vorurteile gibt es ja nicht nur gegenüber Menschen, sondern zum Beispiel hier auf Wattpad auch gegenüber bestimmten Themen von Geschichten. Hast du dabei irgendetwas im Kopf, bei dem du dir sofort ein Urteil bildest?

J: Auf jeden Fall. Geschichten, die bestimme Wörter in ihrem Titel haben, zum Beispiel Daddy. Da weiß ich sofort, es wird eine Sexgeschichte. Bei Stepbrother ist es immer dasselbe, wo einer der Elternteile stirbt und jemanden anderes heiratet. Dann kommt irgendwie immer dasselbe. Bei Badboy geht es oft um eine neue Stadt und eine neue Schule. Wenn sich das Wort Slave im Titel befindet, geht es wahrscheinlich um ein Szenario, in dem das Mädchen irgendwann mit ihrem Entführer kuschelt.
Eigentlich ist es immer so, aber trotzdem nehme ich mir die Zeit und schaue vorbei. Einige sind so innovativ, dass man sich nur
Wow! denkt, andere sind auch gut geschrieben. Zum Beispiel gibt es in der Daddy und Slave Kategorie eine bestimmte Autorin, die das super beschreibt, auch wenn das eigentlich immer dasselbe ist. Sie schafft es aber, mich in ihre Fänge zu kriegen, indem sie einfach Gefühle beschreibt. Und bei ihr gibt es wenigstens noch realistische Enden. Ich glaube für viele ist es so, sobald der Titel etwas in die Richtung Sex geht, heißt es immer sofort: Sexgeschichten!
Ich habe selber eine Geschichte mit dem Titel
Darkroom. Viele, die Sexgeschichten suchen, landen sehr fix auf dieser Story, das weiß ich. Darum habe ich vorgewarnt und die Bedeutung des eigentlichen Darkroom im Cover benutzt. Für viele klingt es nach einem Folterzimmer, was auch manchmal wirklich der Fall ist, aber viele verstehen unter einem Folterzimmer wiederum Sexzimmer, wo man Frauen auseinander f***t. Tut mir leid für diese Wortwahl.
Geht es dir genauso mit bestimmten Wörtern?

C: Ja, da geht es mir ähnlich. Leider gibt es viel zu viele Geschichten auf Wattpad, die dieses Vorurteil mit niveaulosen Sexstorys nochmal unterstreichen. Allerdings ist es wirklich so, dass es da auch Geschichten gibt, die positiv herausstechen und toll geschrieben sind.

J: Ich habe noch eine letzte Frage. Was sagst du zu Waisenhäusern? Was sind die meistgenannten Vorurteile und warum haben viele Leute so ein schlechtes Bild von den dort arbeitenden Erziehern?
Ich finde, das ist ein Bild, das sich jeder in Filmen und in dem Internet abgesehen hat und seitdem weitererzählt. Und natürlich gibt es dann viele, die das glauben. Was ist deine Meinung dazu?

C: Ehrlich gesagt war ich noch nie in einem Waisenhaus und bilde mir ungern eine Meinung darüber, wo wir hier schon mal über Vorurteile sprechen. Aber ich denke, dass dieses negative Bild sich tatsächlich aus den Medien ableitet und es sicher gar nicht so schlimm sein kann. Vor allem die Erzieher sind schließlich oft Sozialarbeiter, die ihre Sache gut machen. Allerdings glaube ich schon, dass die Kinder dort möglicherweise unzufrieden und traurig sind, weil sie keine richtige Familie haben.

J: Vielen Dank für den Meinungsaustausch!

C: Danke gleichfalls!


Und was sagt ihr zu Vorurteilen? Habt ihr schon Menschen vorschnell verurteilt oder wurdet ihr schon verurteilt? Wie hat sich das für euch angefühlt?

Liebe Grüße, Catrifa x

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top