[Info] Pfadfinder

Wie ihr bereits wisst, bin ich Mitglied bei den Pfadfindern - und das inzwischen seit 9 Jahren.


Bestimmt kennt ihr genau wie ich die Dinge, die die meisten Leute als Erstes mit Pfadfindern assoziieren.

1. Pfadfindern verkaufen Kekse.

2. Pfadfinder sammeln Abzeichen.

Um das genauer erklären zu können, solltet ihr zuerst wissen, dass Pfadfinder nicht gleich Pfadfinder ist. Allein in Deutschland gibt es über 140 (davon 10 große) verschiedene Pfadfinderbünde, die alle unterschiedliche Dinge tun, anders aufgebaut sind und etwas andere Grundsätze haben.

Die beiden oben genannten Assoziationen sind vor allem in Amerika zu finden. Dort verkaufen die Pfadfinder tatsächlich Schokoladencookies und sammeln Abzeichen (ich habe mich letztens erst mit einer Amerikanerin darüber unterhalten).

Auch in Deutschland gibt es Pfadfinder, die Abzeichen sammeln, allerdings auf ganz unterschiedliche Weise.

Um hier nicht zu ausschweifend zu werden, werde ich mich einmal auf den Bund beschränken, in dem ich Mitglied bin.

Das ist die Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands, kurz CPD. Dass wir das Wort "christlich" im Namen haben, schließt atheistische Mitglieder nicht aus.

Bei der CPD sammeln wir lediglich Abzeichen von Lagern an denen wir teilgenommen haben. Auf einem Lager campen wir sozusagen auf altmodische Art und Weise. Das heißt, dass wir über dem Feuer kochen, unsere Zelte (sogenannte Jurten und Kohten) aus Stoffplanen und Holzstämmen immer neu zusammenbauen und -knüpfen und uns in der Natur bewegen sowie Musik machen und singen.

Es gibt dabei unterschiedlich große Lager. Das größte Lager ist das Bundeslager, welches alle vier Jahre im Sommer stattfindet. Die weiteren Lager finden in den verschiedenen Unterteilungen des Bundes statt.

Der Bund, sprich ganz Deutschland, ist in vier Teile aufgeteilt, die sich Landesmarken nennen. Die Landesmarken wiederum beeinhalten verschiedene Gaue, sozusagen Regionen. In diesen Regionen gibt es noch einmal kleinere Gruppen, die durchschnittlich aus 50 Leuten bestehen. Diese Gruppen nennen sich je nach Größe Stamm, Siedlung oder Neuanfang. In einem Stamm, der sich immer an einem Ort (zum Beispiel in einem Haus in Göttingen) trifft, gibt es wiederum Gruppen von 5-10 Personen, die sich Sippen nennen. Diese Sippen treffen sich meist einmal pro Woche und bereiten sich zum Beispiel auf Lager vor. Die jüngsten Mitglieder eines Stammes (8-12 Jahre) treffen sich in einer Meute ebenfalls einmal pro Woche.

Bei jeder dieser Einheiten des Bundes gibt es mindestens eine leitende Person, die sich dann beispielsweise "Sippenführer/in" nennt.

Dass es Begriffe wie "Gau" und "Führer" bei den Pfadfindern gibt hat nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun. Der Begründer der Pfadfinderbewegung, Baden-Powell, hat bereits 1907 das erste Pfadfinderlager veranstaltet.

Es gibt bei den Pfadfindern bestimmte Kleidungsvorschriften. Dazu zählt die Kluft, ein Hemd, das je nach Bund zum Beispiel grau, grün oder blau sein kann. Auf die Kluft werden Abzeichen genäht, die bei der CPD zeigen, zu welchem Bund und zu welchem Stamm jemand gehört und auf welchen Lagern derjenige war. Außerdem gibt es das Halstuch, welches je nach Farbe einen bestimmten Stand anzeigt.

Die Stände sind sozusagen eine Rangordnung. Wer neu bei der CPD mit den Pfadfindern beginnt ist, je nach Alter, entweder ein Meutling oder ein Sippling. Als Meutling wird man nach einer bestimmten Zeit zum Wölfling aufgenommen und ungefähr im Alter von 11 Jahren als Jungpfadfinder bestätigt. Ab dem Stand Jungpfadfinder befindet man sich in einer Sippe. Ist man schon älter (16+) und neu bei den Pfadfindern kommt man gleich in eine Sippe und wird später als Pfadfinder aufgenommen.

Nach dem Stand des Jungpfadfinders oder Pfadfinders kommt der Stand Knappe (ungefähr ab 15 Jahren). Damit hat man ein Stimmrecht in der Jahreshauptversammlung (dem sogenannten Thing) und darf Ämter, wie zum Beispiel eine Sippenführung, übernehmen.

Bei den Pfadfindern gibt es verschiedene Grundmethoden. Dazu gehört das "Learning by doing" und die Tatsache, dass Jugendlichen früh Verantwortung übertragen wird.

Ich selbst habe gemerkt, dass diese Methoden wirklich gut funktionieren.

Weil in unserem Stamm eine Art "Älterenknappheit" herrscht, wurde ich mit einigen anderen bereits mit vierzehn Jahren als Knappe aufgenommen und am selben Abend als Sippenführerin bestätigt.

Das war der Moment, an dem ich mir einen Terminkalender angeschafft habe.

Als Sippenführer hat man von jetzt auf gleich eine Menge Verantwortung. Sechs Elfjährige die einmal die Woche beschäftigt werden wollen und deren besorgte Eltern gleich noch mit drauf. Dass das mit vierzehn Jahren gar nicht so einfach zu händeln ist versteht sich von selbst. Zum Glück ist man bei den Pfadfindern nicht allein, die Gemeinschaft spielt bei uns eine große Rolle. Es gibt fast immer zwei Sippenführer und die anderen Älteren helfen zur Not aus.

Dieser Batzen Verantwortung hat mich ganz schnell vernünftig werden lassen und ich habe vor allem in dieser Anfangszeit eine Menge gelernt, wie ich es immer noch tue.

Die Pfadfindermethode versucht, einen Selbsterziehungsprozess zu gestalten, und ich kann nur bestätigen, dass das bei mir wunderbar geklappt hat.

Natürlich ist auch hier nicht alles immer super und es gibt zwischenmenschliche oder organisatorische Probleme, aber im Allgemeinen verläuft die Arbeit hinter der Außenfassade deutlich harmonischer als bei anderen Vereinen.


Ist jemand von euch vielleicht auch bei den Pfadfindern und möchte etwas hinzufügen?

Fandet ihr diese Information eher langweilig oder ganz in Ordnung?

Was haltet ihr von den Pfadfindern? Ihr dürft ruhig ehrlich sein!

Liebe Grüße,

Catrifa xx

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