Kapitel 44- die Entführung
"Sie wird mir gehören!", mit diesen Worten verließ er die Lagerhalle und verschwand in der Dunkelheit.
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Jess P.O.V.
Es waren mittlerweile drei Tage vergangen und die Beerdigung meiner Mutter stand vor der Tür. „Bist du bereit?", wollte Mason wissen und unsicher nickte ich. Er wusste, dass ich nicht bereit war, wer war schon bereit dafür einen leeren Sarg zu beerdigen, weil der Psycho, der sie getötet hat mir nicht einmal ihre Leiche lässt, damit ich das ganze irgendwann verarbeiten könnte.
„Schatz ich weiß, dass das alles schwer für dich ist, aber ich bin bei dir und gemeinsam stehen wir das durch", versuchte Mason mich zu ermutigen, aber meine Brust zog sich schon bei dem Gedanken schmerzlich zusammen. Mason und Stephen stützten mich jeweils rechts und links, doch trotzdem fühlte ich mich so als würde ich mich jeden Moment übergeben oder sogar zusammenbrechen. Auch als wir im Auto saßen fühlte ich mich als wäre lediglich meine Hülle anwesend, denn meine Gedanken schwirrten wild umher.
Das Auto kam kurze Zeit später vor dem örtlichen Friedhof zum stehen und für mich fühlte sich das an wie ein Schubs in das kalte Wasser. „Stephen, gibst du uns einen Augenblick?", fragte Mason, was Stephen mit einem stummen nicken quittierte und ausstieg. „Du musst das nicht tun, Jess. Wir können auch wieder umkehren, wenn du dich nicht bereit dafür fühlst, jeder versteht das", versuchte er beruhigend auf mich einzureden, aber nichts schien zu helfen. „Außer uns ist sowieso niemand da, aber ich brauche diesen Abschluss. Es ist einfach...es ist schwer zu akzeptieren, dass sie tatsächlich weg ist und nie wieder kommen wird. Es ist so schwer zu akzeptieren, dass ich sie nie wieder lachen hören werde, sie nie wieder um Rat beten kann und sie nichts mehr in meinem Leben miterleben wird", weinte ich und er umschloss mich fest mit seinen Armen.
„Schatz, ich weiß, dass das schwer ist, aber du bist stark. Wir sind da für dich. Ich liebe dich", erwiderte er und dieses mal schafften seine Worte es wirklich, dass ich aus dem Wagen ausstieg. „Ich liebe dich auch, Mason und danke", sagte ich während ich mich in seinen Arm einhakte. „Immer wieder gern, Prinzessin", sprach er, nachdem er mir einen Kuss auf die Stirn gab. Wir liefen bis zur Grabstätte, wo der Sarg bereits in die Erde gelassen wurde und schmissen ein paar weiße Rosen hinein. Meine Mutter liebte weiße Rosen und auch wenn ich wusste, dass Sie sich nicht in diesem Sarg befand, gaben mir die Rosen das Gefühl, dass Sie da war.
Doch die ganze Zeit fühlte ich mich so komisch. So als würde mich jemand beobachten. Ich schob es darauf, dass ich wieder hier war und mich an den Grund erinnerte, weshalb ich zu Jack ging, aber tief in mir hatte ich die ganze Zeit so eine böse Vermutung. Stephen und Mason merkten anscheinend nichts von meiner inneren Unruhe, denn beide sahen still schweigend auf das Grab. „Ich gehe eine Runde laufen. Ich halte das einfach nicht mehr aus", wisperte ich und hatte damit sofort die Aufmerksamkeit der beiden. „Wir kommen mit", antworteten beide streng synchron. „Nein!", schrie ich, weshalb mich beide verwirrt ansahen. „Ich meine, bitte nicht. Ich brauche einfach einen Moment Zeit für mich alleine, bitte akzeptiert das einfach", fügte ich seufzend hinzu und sah beide mit Tränen in den Augen an. „Na gut. Du bekommst 10 Minuten", knurrte Mason und gab mir einen leichten Kuss auf den Handrücken. „Danke", erwiderte ich und drehte mich danach um, um durch den naheliegenden Park eine kleine Runde zu laufen.
Ich spürte die besorgten Blicke der beiden, bis ich den Friedhof verlassen hatte in meinem Rücken. Nachdem ich aus dem Tor austrat, hatte ich seit langem mal wieder das Gefühl durchatmen zu können. Mir reichten die 10 Minuten, die Mason mir gab einfach nicht aus und das wusste ich von Anfang an, aber ich musste dort weg. Dieses Gefühl beobachtet zu werden wurde nicht besser, egal wie weit oder schnell ich lief. Vielleicht trat dieses Gefühl auch nur auf, weil ich wusste, dass Mason und Stephen mir folgen würden, doch es fühlte sich unterschwellig nach einer Gefahr an. Es war leichtsinnig von mir, mit so einer Vorahnung alleine durch die Gegend laufen zu wollen, was mir jetzt durchaus bewusst wurde, weshalb ich mich beeilte und Richtung Haus irrte.
Der Weg war mir noch nie so lang vorgekommen wie heute und umso mehr ich versuchte mir einzureden, dass alles gut war und ich nur überreagierte, da mich die Beerdigung an die vergangen Ereignisse erinnerten, desto mehr nahm die Panik und die Furcht zu. Mittlerweile bildete ich mir schon ein Schritte hinter mir zu hören und zu hören wie meine Mutter nach mir rief, doch das konnte einfach nicht sein. Sie war tot, doch ihre Rufe klangen so real, als würde sie wirklich neben mir stehen. Eine Fatamorgana erschien mir die einzig logische Antwort, bis ich mich aus meinen Gedanken löste und einen Blick über meine Schulter warf.
Hinter mir liefen zwei vollkommen in schwarz gehüllte Männer, die eine Tonspur abspielten und sahen mir direkt in die Augen. Ich erkannte beide allein an ihren Augen wieder, weshalb ich anfing zu rennen. So schnell ich konnte, so weit ich konnte, aber meine Puste ging mir eine Querstraße vor unserem Haus aus, weshalb die beiden mich dort einholten. „Wo willst du denn hin?", stellte einer diese rhetorische Frage und dabei funkelten seine Augen. „Jess, du kannst nicht mehr vor mir wegrennen, also entweder kommst du freiwillig mit oder wir müssen dich zwingen, was sehr unschön wäre", flüsterte er mir ins Ohr und seine Nähe widerte mich an.
„Niemals würde ich freiwillig mit dir mitkommen", zischte ich ihn an und erkannte im Augenwinkel Mason und Stephen, die gerade in unsere Einfahrt fuhren und wild miteinander diskutierten. Mit all meiner Kraft schrie ich ein „Mason!", bevor er mir ein Tuch auf den Mund drückte, dass verdächtig nach Chloroform roch. Ich hielt die Luft an, um nicht ohnmächtig zu werden, doch nach zwei Minuten schrie mein Körper nach Sauerstoff, weshalb ich einatmete. Das letzte was ich sah war, wie Mason und Stephen in unsere Richtung rannten und eine schwarze Autotür vor meinen Augen geschlossen wurde.
Als ich wieder aufwachte schmerzte mein Schädel, weshalb ich mir meine Stirn rieb. Ich hatte sämtliches Zeitgefühl verloren und als ich mich umblickte und diese Steinmauern entdeckte erinnerte ich mich wieder an die vergangenen Vorfälle. Die Beerdigung meiner Mutter. Dieses Gefühl. Mason. Der Van. Es war dunkel hier und nichts ließ auf die Uhrzeit schließen, da weder eine Uhr noch ein Fenster sich hier befand. In meinem Kleid, das ich zum Glück immer noch trug war mir ziemlich kalt, weshalb ich die Jacke enger um meinen Körper schlang, doch dabei fiel mir etwas weiteres wieder ein. In der Innenseite meiner Jacke befand sich eine kleine Tasche, in der ich mein Handy aufbewahrte.
Ich griff hinein und es befand sich tatsächlich da. Es hatte zwar nur einen Netzbalken, aber besser als keinen. Schnell wählte ich Mason's Nummer, doch niemand ging heran, weshalb ich ihm auf die Mailbox sprach. „Mason, ich bin's Jess. Ich wurde entführt und befinde mich momentan in einer Art Gefängniszelle. Es gibt keinerlei Fenster und so wie es aussieht bin ich hier ganz allein. Meine Zelle ist außerdem die einzige hier. Ich weiß nicht wie lange wir gefahren sind oder wie viel Uhr es ist, warte doch", fing ich an und unterbrach mich, als mir einfiel, dass ich die Uhrzeit auf meinem Handy nachschauen könnte. Es war mittlerweile 20:00 Uhr. „Okay es ist jetzt 20:00 Uhr, aber ich weiß nicht wie lange ich hier schon liege. Ich habe Angst, Mason. Mein Entführer ist Joshua und ich fürchte mich vor dem was er mit mir vor hat", fügte ich hinzu, bis ich Schritte hörte. „Ich höre Schritte, also lege ich jetzt auf. Bitte findet mich", flehte ich ihn an und packte dann schleunigst wieder mein Handy weg.
Und da stand er. Direkt vor mir und mit einer Blick der Feuer spuckte. Sein Grinsen verriet mir, dass er mich leiden lassen würde, weshalb ich tief schluckte. Bitte Mason finde mich.
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