Kapitel 41 - Was will der denn hier?!

"Danke, Stephen. Das ist definitiv nicht selbstverständlich", bedankte ich mich bei ihm und darauf schenkte er mir ein ehrliches Lächeln. "Gerne, Kleines", antwortete er und zog mich näher in seine Arme. "Und jetzt mache ich uns beiden einen Tee und du erzählst mir die ganze Geschichte von Anfang an, damit ich weiß wem ich als großer-Bruder-Ersatz eine reinhauen muss", schmunzelte er und zog mich nach unten in die Küche. Ich liebte Stephen jetzt schon für seine Art.
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Jess P.O.V.

"Ich habe mal gehört, dass Beschäftigung eine Therapieform ist. Normalerweise macht man das zwar mit Ostereiern, die man bemalt, aber da dafür leider die falsche Jahreszeit ist, habe ich gedacht wir könnten vielleicht zusammen kochen", schlug er verlegen vor. Es war schon erstaunlich, dass ein Mann seiner Statur, der so angsteinflößend wirkte, so leicht verlegen war. "Liebend gerne, aber dafür müssten wir erst einmal einkaufen gehen. Also was möchtest du gerne kochen?", antwortete ich, freundlich lächelnd.

"Ich habe gedacht, dass wir vielleicht Sushi selber machen könnten. Es ist gar nicht so schwer wie es wirkt und somit hätten wir für die nächsten zwei Stunden eine Beschäftigung", schlug er vor und lachend stimmte ich seinem Vorschlag zu. "Wieso lachst du jetzt so?", wollte er wissen, was mich als ich zu einer Antwort ansetzte noch mehr zum Lachen brachte. "Ich weiß es nicht, es wirkt einfach so surreal, dass ein Mann wie du seinen Abend damit verbringen will, dass er mit mir in der Küche steht und Sushi macht, obwohl du weg gehen könntest, um Spaß zu haben", erklärte ich ihm etwas verlegen, nachdem ich merkte wie dumm sich das anhörte. "Ach vergiss es. Du machst ja nur dein Job", fügte ich hinzu und kurz darauf ertönte ein herzhaftes Lachen.

Beschämt senkte ich den Kopf, der kurz darauf wieder von zwei Fingern angehoben wurde. "Ich bin schon länger als du denkst dein persönlicher Schatten. Wie dein Dad gesagt hat, bin ich der beste, du siehst mich nur, wenn ich will, dass du mich siehst und in all der Zeit ist mein Beschützerinstikt im Bezug auf dich immer stärker geworden. Du bist mir in der Zeit ans Herz gewachsen, wie eine kleine Schwester, die ich leider nie hatte und deshalb verbringe ich meine Zeit hundertmal lieber mit dir als damit irgendwohin zu gehen und das nicht nur weil es mein Job ist, also lächel wieder, zieh dich an und wir gehen einkaufen", sagte er und bei seinen Worten kamen mir beinahe die Tränen.

"Danke Stephen. Danke für alles", erwiderte ich und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum nächstgelegenen Supermarkt, um alles was wir brauchten zu besorgen. Anschließend machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause und begannen dort alles vorzubereiten. Erst spülten wir den Sushireis gut durch und dann taten wir ihn in einen Topf mit Wasser. "Sagtest du nicht, dass es einfacher sei als es klingt? Für mich ist das komplizierte als es klingt?", lachte ich und auch er stellte sich nicht gerade eins A an. "Da hast du wohl recht. Ich habe wirklich gedacht, dass das einfacher wäre", erwiderte er genauso lachend. Als der Reis nach fünfzehn Minuten fertig war, vermischten wir ihn mit dem Reisessig, was dann wohl eher unseren Kochkünsten entsprach.

"Als nächsten müssen wir eine Paprika und Gurke waschen und schneiden, kannst du das machen, dann schäle und schneide ich solange die Karotte und die Advokado?", schlug er vor und sofort nickte ich euphorisch. "So etwas entspricht mehr meinen Kochkünsten, dass solltest du vielleicht das nächste mal bedenken", scherzte ich, was er spielerisch Augenrollen quittierte. "Dann kümmerst du dich jetzt darum die Algenblätter in Streifen zu schneiden, während ich mich um den Lachs kümmere. Oder ist das zu schwer für dich?", neckte er mich, was ihm einen bösen Blick meinerseits einbrachte.

Als das alles erledigt war und wir uns gegenseitig aufzogen, wie blöd wir uns bei manchen Dingen anstellten verteilten wir alles auf den Algenblattstreifen und rollten es zusammen, was bei uns jedoch an die zehn Versuche brauchte, da wir uns sehr schlecht anstellten. Nachdem wir die Sushirollen anschließend im Kühlschrank verstauten, hatten wir genügend Zeit, um den Tisch zu decken und uns anschließend zu unterhalten. "Also erzähl mir was Mason getan hat, dass du sogar in eine andere Stadt flüchtest, wenn du ihn am meisten bräuchtest", begann er ein neues Thema, dass mir nicht wirklich gefiel. "Du hast doch gesagt, dass du schon länger mein persönlicher Schatten bist, also wirst du es wohl mitbekommen haben", erwiderte ich, was ihn schmunzelnd den Kopf schütteln ließ.

"Touché. Aber ich will von dir hören wie es dir ging und ob du ihm überhaupt die Chance gelassen hast sich zu erklären", sagte er und seufzend schüttelte ich den Kopf. "Es hat mir weh getan, denn ich hätte nie gedacht, dass er mir mal so wichtig werden könnte, dass es mich innerlich zerbrochen hat, dass er mich nur gebraucht hat, um eine andere eifersüchtig zu machen oder sich von ihr abzulenken", erklärte ich ihm,  während mir langsam eine Träne über die Wange lief. "Du hättest ihm die Möglichkeit geben müssen dir zu erklären warum er sie so angesehen hat, vielleicht ist das ein riesen Missverständnis, denn so wie ihr euch angesehen habt, hättet ihr euch am liebsten gleichzeitig geküsst und euch die Köpfe eingeschlagen. Er liebt dich und das sieht jeder in eurem Umfeld, also gib ihm eine Chance sich zu erklären", lautete sein Rat, auch wenn ich wusste, dass er recht hatte, war ich einfach zu verletzt, um Mason jetzt gegenüber zu stehen, weshalb ich einfach traurig den Kopf schüttelte.

Ich wurde Gott sei dank aus dieser peinlichen Situation durch den Timer gerettet, der anzeigte, dass wir das Sushi aus dem Kühlschrank holen mussten. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und kümmerte mich um unser Essen, während Stephen sich ein Raum weiter aufhielt und telefonierte. Von dem Telefonat bekam ich jedoch nur zusammenhangslose Fetzen mit. "Du hattest Recht". "Trotzdem bringe ich dich dafür um". "Du bist also in einer Stunde da?". Und danach bemerkte er, dass ich ihn belauschte und beendete das Telefonat sofort.

"Wer war das?", wollte ich wissen, doch er winkte nur ab. Nach dieser Situation verlief das Essen sehr schweigsam, weshalb ich mich danach sehr schnell auf mein Zimmer verzog. Danach war ich so in mein Buch vertieft, dass ich erst mitbekam wie schnell die Zeit umging, als es an der Tür klingelte. Unten angekommen stellte ich fest, dass Stephen unserem Gast schon die Tür geöffnet hatte und mit ihm in der Küche am diskutieren war. Da ich bisher nur Stephen sprechen hören konnte, betrat ich die Küche, um festzustellen wer so spät noch vorbeikam, doch das bereut ich, sobald ich direkt in seine Augen sah. "Was will der denn hier?!", schrie ich beinahe schon hysterisch.

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