Kapitel 26- Das Brautkleid

Jess P.O.V.

Wir standen immer noch alle im Garten und jeder sah uns an. Es klingelte erneut und da ich keinen Besuch mehr erwartete warf ich Mason einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern. Mit zittrigen Knien lief ich zur Haustür und öffnete diese, dabei war ich heilfroh, als ein Postbote vor der Tür stand. "Sind Sie Jessica Carter?", fragte er mich und ich nickte, woraufhin er mir mitteilte, dass er ein Paket für mich hätte. Etwas verwirrt, da ich kein Paket erwartete, nahm ich es entgegen. Seit wann stellten Lieferdienste eigentlich so spät Pakete aus?!

Es war ein wunderschöner schwarzer Karton und jetzt war ich erst recht verwirrt, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, etwas bestellt zu haben und schon gar nicht etwas so edeles. Ich öffnete die Schachtel und eine Menge weißer Tüll kam mir entgegen. Auch eine Karte befand sich in ihm, auf der stand:

Du in Unschuld, ich in Sünde

Das Kleid war zwar wunderschön, aber niemals würde ich damit am Freitag erscheinen. Das Kleid war schneller wieder eingepackt als ausgepackt und in dem Karton nahm ich es mit nach draußen in den Garten. Alle waren so vertieft in ihre Gespräche, dass sie meine Gegenwart gar nicht richtig wahrnahmen und somit auch nicht realisierten, dass ich ein Lagerfeuer im Garten anzündete. Doch als ich mich umdrehte um das Kleid inklusive Karton zu verbrennen war es nicht mehr da. Anscheinend hatte sich jeder unterhalten, außer Mason, dann der stand mit einem nicht zu deutenden Blick abseits und begutachtete das Kleid.

Wütend stampfte ich auf ihn zu und entriss ihm den Karton, um ihn anschließend in den lodernden Flammen brennen zu sehen. Der Karton ging in Flammen auf und das weiße Kleid färbte sich in Sekundenschnelle schwarz. Die Asche gab mir ein zufriedenstellendes Gefühl und dabei merkte ich gar nicht, dass der Fokus mittlerweile von allen auf dem Feuer lag. "Spinnst du?", hörte ich Mason beinahe schon schreien und spürte wie jeder Muskel in meinem Körper sich anspannte. "Du hättest die Schachtel gar nicht öffnen sollen", keifte ich ihn an, woraufhin auch er sich anspannte. "Jess, sei kein Sturkopf, da hätten Beweise dran sein können!", schrie er dieses mal wirklich und die anderen beobachteten das Spektakel mit weit aufgerissenen Augen.

"Was war denn in der Schachtel?", fragte Mel und ich warf Mason einen vernichtenden Blick zu, den er jedoch ignorierte. "Ein Brautkleid. Sie hat gerade ihr verdammtes Brautkleid verbrannt", brüllte er vor sich hin, was mich frustriert aufstöhnen ließ. "Moment mal. Ein Brautkleid, wieso besitzt du ein Brautkleid?", hakte sie nach und ich kümmerte mich nicht weiter um sie, sondern fokussierte mich auf Mason. "Bist du jetzt glücklich? Ich habe absichtlich nicht jedem davon erzählt, weil ihr alle sowieso schon zu viel wisst!", zickte ich ihn an und rannte anschließend aus dem Garten und durch die Haustüre raus zu meinem Auto. Mit quietschenden Reifen verließ ich das Grundstück und machte mich auf den Weg an einen Ort an dem ich alleine sein konnte.

Völlig ohne Plan und Ziel raste ich durch das dunkle L.A. und mein Wagen kam schlussendlich am Strand zum Stillstand. Es war nicht geplant hier her zu kommen, aber das Wasser, egal ob als See, Fluss oder Meer hat mich schon immer beruhigt. Ich rannte über den Sandstrand, befreite mich währenddessen von meinen Klamotten und stürzte mich in Unterwäsche in die Wellen. Das kalte Wasser fühlte sich so gut auf meiner Haut an und mit jeder Welle, die an meinem Körper brach fühlte ich mich ein Stück weit freier. Ich schwamm auf einen kleinen Felsen im Meer zu und kletterte hoch, als ich da ankam. Oben ankommen setzte ich mich hin und beobachtete den Mond und die Sterne, denn das einzige was mich mehr beruhigte als der Klang von Wasser war das Ansehen des Mondes, denn er symbolisierte für mich, dass es selbst in der größten Dunkelheit ein Licht gibt und genau dieses Licht brauchte ich gerade, denn wo war mein Licht, dass all meine Probleme in Luft auflösen würden, dass alles gut ausgehen lassen würde und wo war mein Held, wenn ich ihn so sehnlichst brauchte?

Genau das ist der Unterschied zwischen Realität und Fiktion, in einer Geschichte würde jetzt von irgendwoher ein absoluter Traummann auftauchen und mein Herz stehlen in dem er mich vor all dem rettet, aber so war die Realität leider nicht, denn ich saß hier allein, umgeben von Dunkelheit und dem Wind der durch meine Haare weht. Zumindest dachte ich das, denn ich hörte wie jemand auf den Felsen kletterte, einen kurzen Moment zuckte ich zusammen bis ich gesehen hatte wer mittlerweile neben mir auf dem Felsen platz nahm. "Nenn mir nur einen guten Grund, warum ich dich nicht sofort hier runter schubsen sollte", sagte ich seelenruhig, mit dem Blick immer noch starr nach vorne gerichtet. "Ich kann dir sogar 10 nennen und die stehen alle am Ufer und warten auf dich", erwähnte er gleichgültig und verursachte damit, dass mein Kopf komplett leergefegt war, bis auf diese eine Frage. "Was machst du hier?", wollte ich wissen, was ihn zum schmunzeln brachte. "Mit dir reden, ist das nicht offensichtlich?", antwortete er und musste sich dabei das Lachen verkneifen.

Augenverdrehend schlug ich ihm auf die Schulter, was ihn zum Lachen brachte. "Nein, ich meinte wieso bist du hier?", hakte ich nach, aber diese Frage schien ihm anscheinend schwerer zu beantworten. "Naja, wir haben uns Sorgen um dich gemacht und ich...ähm ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte das vorher nicht sagen sollen, ich wusste ja nicht, dass Mel davon nichts weiß", stotterte er, wobei er sich nervös durch die Haare fuhr. "Schon okay. Ich habe überreagiert, aber bitte halte dich in Zukunft aus meinen Angelegenheiten raus, es ist besser so für dich", bat ich ihn, was er widerwillig bejahte. "Gehen wir zurück an den Strand? Die anderen kommen bestimmt schon auf falsche Gedanken", gab er wackelnd mit seinen Augenbrauen von sich, woraufhin ich ihm pantomimisch zeigte wie ich mich übergebe. Wir begannen beide zu lachen, nachdem Mason sich gespielt empört und verletzt an seine nackte, durchtrainierte Brust griff.

Erst da fiel mir auf wie gut jedes einzelne Detail seines Körpers aussah. Mein Blick glitt einmal über seinen ganzen Körper und dabei merkte ich gar nicht wie nah er mir mittlerweile gekommen war. Er legte seine Hand auf meine Wange und auch wenn ich nicht wusste wohin all das noch führen sollte war ich froh, dass er da war. "Ich will nicht, dass du am Freitag heiratest", murmelte er vor sich hin, aber an seinem Blick merkte ich, dass dieser Satz nicht für meine Ohren bestimmt war. Wir standen eine gefühlte Ewigkeit da und sahen uns gegenseitig in die Augen. Ich kämpfte gegen meinen inneren Drang an, aber es ging irgendwann einfach nicht mehr. Also legte ich meine Hände auf seine Brust, die sich unregelmäßig hob und senkte und beförderte ihn mit einem teuflischen Grinsen und einem kräftigen Stoß zurück ins Wasser. Lachend und stolz auf mich selbst sprang ich hinterher und machte mich auf den Weg ans Ufer, bis mich etwas am Fuß unter Wasser zog. Panik machte sich in mir breit, bis ich Mason sah, da begann ich wieder zu lachen. Gemeinsam schwammen wir an die Oberfläche und ich fing mir böse Blicke seinerseits ein. "Was sollte das?", knurrte er und brachte mich damit zum kichern. "Naja du solltest mir ein guten Grund nennen warum ich es nicht tun sollte und der Chaotenhaufen da drüber ist definitiv keiner", lachte ich und begann wieder in Richtung Strand zu schwimmen, ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten. Immer noch lachend kam ich bei den anderen an und direkt hinter mir Mason. Der fand das ganze anscheinend nicht so lustig wie ich, denn er warf mich über seine Schulter und trug mich zurück ins Wasser.

Obwohl ich auf seinem Rücken trommelte und kreischte, hörte ich das Gelächter der anderen und spürte ihre Blicke auf uns, bevor ich gezwungenermaßen ins Wasser eintauchte. Er war jedoch so freundlich und trug mich anschließend wieder zurück, während die anderen uns mit einem fragenden Blick erwarteten. "Haben wir irgendwas verpasst?", fragte Aiden und ein Blick zwischen Mason und mir reichte aus um uns zu zeigen, dass wir den selben Gedanken hatten. "Ich hab es dir gesagt, Babe", sagte er und blieb dabei sogar ehrlich, da er mir das wirklich gesagt hätte. "Ja ich weiß, Liebling. Wir konnten das so wie es aussieht nicht lange geheim halten", fügte ich hinzu, dabei öffneten sich alle Münder so weit, dass es mir echt schwer fiel ernst zu bleiben und da ich mich immer noch in Mason's Armen befand war alles noch glaubwürdiger. Anscheinend ging es ihm gleich wie mir und so fingen wir gleichzeitig an schallend zu lachen. "Ihr solltet mal eure Gesichter sehen", presste ich zwischen jedem einzelnen Lachen hervor und alle schüttelten ihren Kopf. Anschließend entschieden wir uns dafür den Abend am Strand zu verbringen und machten hier ein Lagerfeuer.

Ich wünschte es könnte immer so sein, aber dafür müsste mein Licht in der Dunkelheit auftauchen.
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Tut mir leid, dass so lange kein Kapital mehr kam, ich hatte recht viel zu tun mit der Schule. 🙈
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen☺️

LG Julia❤️

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