- Chapter 37 -

Magnus

"Magnus?"

Auf Magnus' Lippen breitete sich ein strahlendes Lächeln aus und er hielt sein Handy locker in der Hand, während er ziellos durch den Raum lief und sich beim Vorbeigehen immer wieder im Spiegel musterte.

Ihm entging der lauernde und angespannte Ton in Julias Stimme nicht. Sie ging vermutlich davon aus, dass etwas mit Alec passiert war.

"Jules! Darling, wie geht's dir?", fragte er gut gelaunt und ließ sich auf den gepolsterten Erker nieder.

Er sah für einen Moment gedankenverloren aus dem großen Fenster und beobachtete den Gärtner, der in der lauwarmen Septembersonne die Hecken schnitt.

Leichtes Mitleid befiel Magnus, als er sah, wie hart der Mann arbeiten musste, um das ganze Grundstück in Schuss zu halten.

"Die letzten Wochen waren so unglaublich stressig.", stöhnte Julia entnervt. "Jeder will irgendetwas anderes von mir. Manchmal würde ich mich am liebsten in Luft auflösen."

Magnus hörte, wie sie sich erschöpft auf einen Stuhl fallen ließ und laut aus atmete.

Er gab ein mitleidiges Geräusch von sich. Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass Geld und Erfolg auf Dauer nicht glücklich machten.

Julia war das beste Beispiel. Sie arbeitete hart, versuchte es jedem Recht zu machen, verdiente dabei Millionen, glücklich war sie jedoch nicht wirklich.

Natürlich liebte sie ihre Arbeit und den ganzen Trubel um sie herum, doch sie kam dabei einfach zu kurz.

"Wieso gönnst du dir nicht einfach Mal für einen Abend eine Pause? Du kennst so viele Leute, Jules, die würden sicher mit dir ausgehen und Spaß haben."

Julia schnaubte nur abfällig und blieb stumm.

Irritiert runzelte Magnus die Stirn, fragte jedoch nicht nach. Wahrscheinlich würde sie es ihm sowieso nicht sagen.

"Was mich viel mehr beschäftigt, ist, wie es dir geht. Und Alec, natürlich.", wechselte sie das Thema.

Magnus hatte mit dieser Frage gerechnet. Er schmunzelte kurz und sein Herz begann doppelt so schnell an zu schlagen.

Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, dass sein Körper sehr empfindlich reagierte, wenn Alec auch nur beiläufig erwähnt wurde.

Jedes Mal schob sich dann Alecs wunderschönes Gesicht vor sein inneres Auge und Magnus fehlte die Luft zum Atmen.

Er konnte die Farbnuance von Alecs dunklem Haar sich eins zu eins vorstellen, genauso wie seine großen, außergewöhnlichen Augen, das schmale Gesicht, seine weiche, makellose olivfarbene Haut, die ausdrucksstarken Augenbrauen und diese verführerischen Lippen, die Magnus seit dem ersten Tag in ihren Bann zogen.

"Magnus? Bist du noch da?", fragte Julia verwundert und riss Magnus aus deiner Tagträumerei.

Er biss sich kurz verlegen auf die Lippen und überlegte für einen Moment fieberhaft, bis ihm Julias ursprüngliche Frage wieder einfiel.

"Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen, mir geht's gut.", Magnus zögerte für einen Moment.

"Und Alec?", hakte Julia sofort nach. An ihrem Unterton konnte Magnus erkennen, dass sie mit dem Schlimmsten rechnete.

"Ich glaube, er fängt sich so langsam an zu langweilen.", gestand Magnus kleinlaut.

Er wusste, was jetzt gleich kommen würde.

Julia lachte amüsierte auf. "Ich dachte, mit dir kann es gar nicht langweilig werden.", zog sie ihn auf.

Magnus rollte mit den Augen und schnaubte empört. "Sag das mal deinem Bruder, nicht mir."

"Awwww.", machte Julia mitfühlend. "Stress im Paradies?"

Magnus schüttelte energisch den Kopf. "Nein, aber ich merke, wie unausgeglichen er ist. Er fragt mich fast jeden Tag, ob wir irgendetwas bestimmtes vor hätten. So langsam gehen mir die Ideen aus, Julia. Alec muss hier raus. Zumindest für einen Abend."

Leichte Verzweiflung breitete sich in seiner Brust aus.

Es war wirklich unerträglich Alec sich beim Langweilen zuzusehen.

Er war total launisch und Magnus versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, um seine eignen strapazierten Nerven zu schützen.

"Hmm.", machte Julia. Offensichtlich überlegte sie.

Magnus wartete gespannt. Noch immer klopfte sein Herz schneller als es sollte.

"Du solltest mit ihm ausgehen. Irgendwo, wo er sich auch mit anderen Leuten unterhalten kann."

"Du meinst, so etwas wie eine Party?", fragte Magnus.

Bei dem Wort "Party", begann sein Herz aufgeregt zu hüpfen und vor seinem Augen spielten sich tausende verschiedene Outfits ab, die er tragen könnte.

"Genau!", rief Julia begeistert.

Magnus lächelte in sich hinein. Er liebte es, dass Julia und er sich so ähnelten.

Izzy konnte er im Gegensatz nicht mal in die nähe einer Party bringen, außer es handelte sich um eine wilde Studentenparty, die oftmals mit einem heftigen Filmriss endete.

Magnus dagegen verstand unter einer Party etwas völlig anderes. Eine Party bestand für ihn aus einem Motto, passender Musik, vielen Leuten, teurer Kleidung, guten Unterhaltungen und natürlich der Selbstpräsentation.

Magnus feierte gerne mit Stil, genauso wie Julia. So wie es in der High Society eben üblich war.

Gegenüber Izzy hatte er das nie erwähnt. Sie hätte es sowieso nicht verstanden.

Aber so war Izzy eben und Magnus mochte diese Izzy.

"Ein guter Freund und Kollege von mir gibt heute Abend in der Stadt eine Motto-Party. Ich bin eingeladen und darf eine Begleitung mitbringen. Ursprünglich wollte ich nicht hingehen, aber ich glaube, mit Alec und dir zusammen, könnte es lustig werden."

Magnus' Blick schnellte sofort zur Wanduhr. Es war kurz nach acht Uhr morgens.

In New York musste es jetzt ziemlich spät in der Nacht sein. Julia hörte sich jedoch wacher an als er selbst.

"Ist das nicht etwas kurzfristig? Ich möchte nicht, dass du wegen uns unnötigen Stress hast."

Julia lachte amüsiert. "Oh Magnus, hast du jemals etwas von Privatjets gehört?"

Sofort kam sich Magnus total blöd vor. Er hatte sich zwar an das Leben mit Reichtum und Geld gewöhnt, doch dass dazu natürlich auch diese Art von Luxus zählte, war ihm noch nicht in den Sinn gekommen.

"Richtig, ich habe vergessen, dass du zu den jüngsten und erfolgreichsten Millionärinnen der Welt zählst, entschuldige.", zog er sie spielerisch auf.

Er wusste, dass es Julia hasste, mit ihrem Erfolg zu prahlen, aber er konnte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen.

"Konzentrieren wir uns lieber mal darauf, wie wir Alec in die Stadt bekommen.", meinte Julia gereizt.

"Bist du dir sicher, dass Alec Partys mag?"

"Jeder mag diese Art von Partys, Magnus. Außerdem wird unsere Party anders sein, als die, auf denen du während deiner Schulzeit warst.", argumentierte Julia, offensichtlich felsenfest überzeugt.

Trotzdem hatte Magnus noch Zweifel. Überforderte er Alec damit?

Sie hatten sich bis jetzt an größere Menschenmengen noch nicht getraut und Magnus bezweifelte, dass es Alec gut tun würde, wenn er einfach ins kalte Wasser geworfen wurde.

Er wollte einfach nicht, dass es Alec wieder schlechter ging. Er wollte nicht erneut mit ansehen, wie sich sein Freund wieder in diese andere Version von ihm verwandelte, die er überhaupt nicht einschätzen konnte.

Die Version, die nicht fähig war zu lieben oder irgendetwas zu fühlen.

Es zerriss ihm das Herz, allein wenn er daran dachte. Er schluckte angestrengt.

"Ich werde ihn fragen müssen. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn..."

"Ich verstehe.", unterbrach Julia ihn hastig. Magnus konnte den Schmerz in ihrer Stimme hören.

Auch sie wollte Alec nicht verlieren. Nicht schon wieder. Nicht weitere zehn oder zwölf Jahre, im schlimmsten Fall.

"Ich werde ihm nicht verraten, dass du mitkommst. Ich glaube, damit rechnet er noch weniger, als mit der Party selbst.", versuchte Magnus die Stimmung wieder etwas aufzulocken und gluckste leise.

Julia kicherte, dann seufzte sie. "Ich muss Schluss machen. Ich schick' dir ein Foto von der Einladung, da steht alles drauf, was du wissen musst."

Magnus nickte dankbar. "Danke für alles, Jules."

Er spürte, wie sein Magen vor Vorfreude und Aufregung rebellierte. Jede Zelle in seinem Körper kribbelte und in seiner Brust flatterte es.

Automatisch formte sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen.

"Für Alec und dich würde ich alles tun, das weißt du doch."

"Du Schleimerin."

Julia lachte herzhaft. Magnus konnte sich bildlich vorstellen, wie sich um ihre Augen gerade leichte Lachfältchen bildeten und sie ihren Kopf leicht zurück geworfen hatte.

Er lächelte in sich hinein.

"Wir sehen uns in zehn Stunden, Mags. Vertrau' mir, Alec wird es lieben."

"Ich hoffe es.", murmelte er leise, doch Julia schien es nicht zu hören, denn sie beendete den Anruf.

Keine Minute später, schickte sie ihm ein Bild von der Einladung.

Die Karte war in schwarz-weiß gehalten, was Magnus sofort ansprach.

Die Schrift war silbern und schimmerte selbst auf dem Bild.

Es handelte sich um eine Schwarz-Weiß-20er-Jahre-Motto-Party, die von einer live Jazz-Band aus New Orleans den ganzen Abend über begleitet werden würde.

Magnus liebte die 20er. Die Mode. Die Musik. Die Leute. Der Tanz. Die Stimmung.

Er sah Alec und sich schon in ihren Outfits für heute Abend bildlich vor sich und sein Herz machte einen riesigen Satz.

Magnus wusste ganz genau, was sie tragen würden. Hoffentlich konnte Beth alles besorgen, was sie brauchten, denn sonst würden sie nicht Mal in die Nähe dieser Party kommen.

-

Alec

Etwas besorgt und unruhig fiel Alecs Blick nun schon das zehnte Mal zur Wanduhr im Wohnzimmer.

Es war fast zehn Uhr.

Normalerweise kommt er nie so spät, schoss es ihm durch den Kopf und drehte seinen Kopf Richtung Fahrstuhl.

Angestrengt lauschte er, doch das bekannte Rattern war nicht zu hören.

Wo blieb Magnus nur?

Alec versuchte sich zu beruhigen, doch sein Herz klopfte ihm panisch bis zum Hals.

Seine Hände fühlten sich nass an, so dass er sie immer wieder an seiner Hose abwischte.

Verärgert schüttelte er den Kopf. Es machte ihn wütend, dass sein Körper immer noch so empfindlich darauf reagierte, wenn mal etwas nicht so lief wie sonst.

Magnus hatte sich einen guten Grund, weshalb er ihn heute morgen nicht geweckt hatte.

Trotzdem fühlte Alec eine Leere in seiner Brust, die es ihm schwer machte, logisch zu denken und daran festzuhalten, dass Magnus vielleicht einfach nur länger schlief als sonst.

Er atmete erleichtert aus, als er schließlich doch das Rattern des Fahrstuhls hörte und ließ sich etwas mehr in die Rückenlehne der riesigen Couch sinken.

Alec versuchte so entspannt wie möglich zu wirken, als er Magnus aus dem Aufzug treten sah und seine gute Laune selbst durch die Glasscheibe spüren konnte.

Unter seiner Haut fing es nervös an zu prickeln, als Magnus seine Augen suchte und ihm ein kleines, liebevolles Lächeln schenkte.

Alecs Herz fühlte sich an, als würde es gleich zerfließen. Sein ganzer Körper sehnte sich danach Magnus' Nähe zu spüren.

Trotzdem bewegte er sich nicht, sondern wartete bis Magnus die Glasscheibe hoch fuhr und die Grenze zwischen ihnen überschritt.

Als seine Lippen auf Alecs trafen, fühlte es sich an, als würde er nach Monaten endlich wieder zu Hause ankommen.

Magnus gab ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Und Liebe.

Doch Magnus löste sich viel zu schnell wieder von Alec, was auf seinen Lippen eine Spur von Verbitterung hinterließ.

Er versuchte sich seine Enttäuschung nicht anzumerken und sah Magnus direkt in die Augen.

Irgendetwas war anders als sonst. Magnus wirkte aufgedreht und total nervös. Als wäre ein kleines Kind, das es kaum erwarten konnte, seine Geschenke aufzupassen.

Sofort überkam Alec ein Gefühl von Wehmut. Sein Blick fiel erneut auf die Wanduhr, auf der auch das heutige Datum zu erkennen war.

In einer Woche war der 13. September. In einer Woche wurde er 20. Und er bezweifelte, dass Magnus wusste, dass er in einer Woche Geburtstag hatte.

Alec wollte es ihm nicht sagen. Er wollte nicht die Schuldgefühle in seinen Augen sehen, wenn Magnus erkannte, dass er seinen Geburtstag verpasst hatte.

Alec wollte einfach nicht im Mittelpunkt stehen. Schon das letzte halbe Jahr drehte sich Magnus' Leben nur um ihn.

Doch jetzt, wo es Alec fast an nichts mehr fehlte, war es anders. Besser. Alec spürte nicht mehr so diesen Druck auf der Brust, wenn er darüber nachdachte, was Magnus alles für ihn getan hatte.

"Was hältst du davon, wenn wir heute Abend auf eine Party gehen?"

Überrascht riss sich Alec aus seinen Gedanken los und starrte Magnus verwirrt an.

Magnus' Augen leuchteten gespannt und er ließ sich vor Alec auf seine Knie nieder, die Arme abwartend auf Alecs Knien gestützt.

Magnus plötzliche Nähe raubte Alec für einen Moment den Atem und er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören.

Eine Party?

Alec wusste nicht, ob er Magnus' Frage ernst nehmen sollte. Er konnte jedoch spüren, wie sich die Hoffnung in ihn aufbaute.

Die Hoffnung, dass sie endlich wieder unter Leute kamen und auf diese Party gingen, obwohl es für ihn erneut ein riesiger und schwerer Schritt sein würde.

Es war etwas völlig anderes in einem kleinen Restaurant zu sitzen und sich nur mit Magnus zu unterhalten, als auf eine Party zu gehen, die mit allen Arten von Persönlichkeiten gefüllt sein würde und alles andere als kontrollierbar war.

Trotzdem würde es ein weiterer Schritt sein. Ein weiterer Schritt in Richtung Normalität.

"Natürlich nur, wenn du denkst, dass du bereit bist.", fügte Magnus sanft hinzu und sah Alec fragend in die Augen.

Magnus sah natürlich, dass Alec gerade ziemliche viele Dinge durch den Kopf gingen.

Alec merkte, dass es ihn nervös machte, dass er noch nichts gesagt hatte.

Die Sorge, dass er noch nicht so weit war, unter so vielen Menschen Ruhe zu bewahren, wurde von etwas anderem und viel dunklerem überschattet.

Alec schüttelte den Kopf. "Das ist es nicht. Ich mache mir eher Sorgen darüber, dass ich erkannt werde."

Für einen Moment entgleisten Magnus' Gesichtszüge und er sah ihn mit blanker Verständnislosigkeit an, die Alec im Herzen weh tat.

"Glaubst du wirklich, dass die Leute dort sofort erkennen, wer du bist und sich daran erinnern werden, was damals passiert ist und dass du eigentlich gar nicht hier sein solltest?", Magnus' Stimme war mit Zweifel gefüllt, gleichzeitig schwang eine Ruhe in ihr, die Alec aus irgendeinem Grund etwas entspannte.

Er seufzte leise auf. Noch immer war er unsicher.

"Ich werde dich nicht dazu zwingen, wenn dir das Risiko zu groß ist. Ich dachte nur, es wäre eine gute Idee mal für einen Abend hier rauszukommen und Spaß zu haben.", sagte Magnus geduldig, trotzdem hörte Alec einen bestimmten Unterton in seiner Stimme, der ihm nicht unbekannt war.

Er wusste, dass es für Magnus ein Rätsel war, wieso er nicht mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit wollte.

Nach allem, was seine Eltern und Dr. Bruce ihm angetan hatten und er durchmachen musste.

Er konnte es manchmal in Magnus' Augen ablesen. Diesen Hauch von Ärger und Wut, dass sie mit dieser ganzen Vertuschung noch immer davon kamen.

Um ehrlich zu sein, fühlte sich Alec noch nicht bereit dazu, im Rampenlicht zu stehen und den Skandal des Jahrzehnts, der sich aus der Wahrheit entwickeln würde, die Stirn zu bieten.

Er hatte diese böse Vorahnung, dass er unter der Last der Medien zusammen brechen würde.

Er wollte nicht schon wieder bei null anfangen.

Er wollte so weiter leben wie bisher. Mit Magnus an seiner Seite. War das denn so falsch?

Wen interessierte es schon, was er durchgemacht hatte?

Alec wollte sich nicht den unangenehmen Fragen stellen, mit denen er gelöchert werden würde.

Er wollte sich nicht rechtfertigen müssen. Er wollte am liebsten gar nichts sagen, wenn die Wahrheit jemals ans Licht kommen sollte.

Er wollte vor allem einfach nicht, dass die Welt wusste, dass er nicht stark genug gewesen war, die letzten zehn oder zwölf Jahre unbeschädigt überstanden zu haben

Es lag also nicht daran, dass er seine Eltern oder Dr. Bruce nicht ans Messer liefern wollte, sondern eher daran, dass er mit den automatischen Folgen, mit denen er konfrontiert werden würde, nicht klar kommen würde.

Noch nicht.

Ihm war bewusst, dass er daran arbeiten musste, diese Angst zu überwinden.

Magnus konnte ihm dabei aber nicht helfen, das war Alec bewusst. Das musste er mit sich selbst ausmachen.

Manchmal konnte selbst der Mensch, den man am meisten liebte, nicht helfen.

Alec spürte ein leichtes schlechtes Gewissen, als er noch immer Magnus' abwartenden Blick begegnete.

Sein Herz fühlte sich plötzlich so unglaublich schwer an, dass er Angst hatte, es würde versinken.

Er atmete laut aus und berührte Magnus' Unterarm sanft. "Versprich mir einfach, dass wir sicher sein werden."

Magnus' Blick wurde ernst und er nahm entschlossen Alecs Hände in seine.

Als sich ihre Hände berührten, jagten unzählige warme Schauer über Alecs Wirbelsäule hinunter, die ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen legten.

Magnus' Hände fühlten sich warm an und Alec vergaß für einen Moment all seine Sorgen und die zermürbende Angst, die ihn verfolgte.

"Ich würde niemals zulassen, dass du in irgendeiner Weise in Gefahr gerätst.", sagte Magnus mit fester Stimme und sah Alec so eindringlich in die Augen, dass es ihn mitten ins Herz traf.

Diese Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit in Magnus' Stimme, die bewiesen, dass er etwas noch nie ernster gemeint hatte, verursachte auf Alecs Haut eine Gänsehaut und ein überwältigendes Gefühl in seinem Herzen, das sich wie ein heftiger Stich anfühlte.

"Ich weiß, Mags.", Alec lächelte, obwohl seine Unterlippe unglaublich zitterte. "Ich weiß das."

Magnus atmete erleichtert aus, seine Augen glänzten.

Hatte er wirklich befürchtet, dass ihm das nicht bewusst war?

Alec zog ihn sanft zu sich hoch und schlang seine Arme um seine Taille, das Gesicht in Magnus' Hals vergraben.

Magnus lachte leise in sich hinein.

Ein heißer Schauer rauschte durch Alecs Körper, als Magnus kleine Küsse auf seinem Hals verteilte.

Er konnte sich ein leises Aufseufzen nicht verkneifen und grub seine Finger in Magnus' Oberteil.

Alec konnte Magnus' Grinsen auf seiner Haut spüren. Seine Zähne, die dabei kaum merklich seine Haut streifte.

Alec erschauderte und seine Beine fühlten sich plötzlich ganz weich an, obwohl er gar nicht auf ihnen stand.

Plötzlich fuhr ein komplett unangebrachter Gedanke durch seinen Kopf, der sein Herz nervös aufschlagen ließ.

"Was soll ich heute Abend anziehen?", entfuhr es ihm in der nächsten Sekunde mit leichter Panik in der Stimme.

Magnus hob irritiert den Kopf, musterte ihn dann amüsiert und lachte. "Lass dich überraschen, du wirst es mögen..."

-

6 Stunden später wusste Alec ganz genau, wieso er ihre Outfits für die Party mögen würde.

Mit bebendem Herzen beobachtete er Magnus fasziniert, wie er die verschiedenen Kleidungsstücke für sie beide den Fahrstuhl hoch schleppte und dann auf dem Bett ausbreitete.

Es war für Alec ein Rätsel, wie Magnus es hinbekommen hatte, den Stil von ihnen beiden perfekt zu treffen.

Jetzt gerade sah Alec ihm zu, wie er sich das weiße Hemd, das sich von seiner karamellfarbenen Haut auf diese verführerische Weise abhob, vor dem Spiegel zu knöpfte und sich danach ordentlich in eine schwarze Hose steckte, die Alec in diesem Stil noch nie gesehen hatte.

Magnus' Hose war aus einem hochwertigen Stoff mit einer langen Bügelfalte, high-waisted, etwas weiter geschnitten und endete genau so, dass man Magnus' silbern glänzende Schuhe noch erkennen konnte.

Alec spürte, wie seine Wangen warm wurden, als er merkte, dass er schon ziemliche lange auf Magnus' Hintern starrte, der bei dieser Hose besonders betont wurde, obwohl sich gar nicht eng saß.

Magnus lächelte ihm durch den Spiegel kurz zu und hielt dann die schwarzen Hosenträger hoch.

Alec schluckte nervös.

"Kannst du mir kurz helfen?", fragte Magnus mit ruhiger Stimme und musterte ihn belustigt.

Alecs Magen verkrampfte sich vor Aufregung. Unsicher und mit rasendem Puls ging er auf Magnus zu, der in einer eleganten Bewegung seinen Rücken zu ihm drehte.

Mit zitternden Finger nahm Alec die Hosenträger in die Hände und zögerte für einen Moment, bevor er die Klammern an der Hose befestigte und langsam einrasten ließ.

Magnus so nahe zu sein, setzte sein komplettes Denkvermögen aus.

Seine Körperwärme zu spüren. Den vertrauten Geruch in der Nase zu haben.

Alec kämpfte gegen das Verlangen seine Nase in Magnus' Hals zu vergraben und schluckte schwer.

"Dreh dich um.", befahl er leise.

Als sich ihre Blicke trafen, ging durch Alecs Körper ein heißer Schauer, der seine Hände noch zittriger werden ließ.

Schnell wich er Magnus' Augen aus, die ihn beobachteten, während er die Hosenträger über Magnus' Brust spannte und vorne am Hosenbund befestigte.

Es kostete ihm sehr viel Mühe, seine Hände nicht in diesen Hosenbund zu vergraben und Magnus an sich zu ziehen.

Stattdessen löste er seine Hände sofort von dem Stoff, sobald der Hosenträger fest saß und setzte sich hastig auf sein Bett.

Magnus musterte ihn amüsiert. Alec konnte jedoch sehen, wie schwer es auch für ihn war, sich unter Kontrolle zu halten.

Alec beobachtete die nächste halbe Stunde, wie sich Magnus schminkte und sich die Haare völlig anders als sonst stylte.

Das Endergebnis raubte Alec förmlich den Atem.

Magnus' Augen waren wie immer mit schwarzem Eyeliner betont. Auf seinen Augenlidern lag schwarzer Lidschatten, der im Licht einen Hauch von einem dunklen Silberschimmer preis gab.

Alec liebte außerdem die Art, wie Magnus seine Haare trug. (⬇️)

Als Magnus schließlich fertig war, drehte er sich schwungvoll von dem großen Spiegel weg und sah Alec erwartungsvoll an.

"Was?", fragte Alec verwirrt.

Magnus lächelte warm und kam langsam auf ihn zu.

Magnus' Anblick ließ Alecs Herz für einen Moment aussetzen. Sein Puls raste. Sein Mund fühlte sich trocken an und er hatte einen riesigen Kloß ihm Hals.

Sein Körper wurde abwechselnd immer wieder heiß und kalt.

Die Luft war vor Spannung geladen und knisterte in Alecs Ohr.

Die Art, wie sich Magnus bewegte, raubte Alec den Verstand.

Normalerweise war er nicht der Typ, der sich nur von dem äußeren Erscheinungsbild leiten ließ, doch bei Magnus war das etwas völlig anderes.

Vermutlich, weil er ganz genau wusste, wie Magnus war und ihm blind vertrauen konnte.

Und um ehrlich zu sein, war es ja auch nicht so, dass er sich nur wegen Magnus' inneren Werten in ihn verliebt hatte.

Als Alec eine sanfte Berührung an seiner Schläfe spürte, wurde er sofort zurück in die Realität katapultiert.

Ein Schauer lief ihm quälend langsam den Rücken hinunter, als Magnus' Lippen ihren Weg zu Alecs Ohr küssten und dann dort inne hielten.

"Du bist dran.", murmelte Magnus mit tiefer Stimme.

Alec erzitterte und biss die Zähne fest zusammen. Seine Hände gruben sich in die Laken unter ihm.

"Ich...", Alec schluckte schwer und räusperte sich nervös. "Kannst du mir helfen?"

Magnus' Lippen entfernten sich prompt von Alecs Ohr. Stattdessen verfingen sich ihre Blicke ineinander und erneut konnte Alec den inneren Kampf gegen das Verlangen in Magnus' Augen sehen.

Doch plötzlich breitete sich ein strahlendes Lächeln auf Magnus' Lippen auf und seine Augen füllten sich mit Vorfreude.

Alec blinzelte überrascht.

"Ich dachte, du frägst nie!", antwortete Magnus etwas aufgedreht und zog Alec mit einem Ruck auf die Beine, Richtung Spiegel.

Amüsiert beobachtete Alec, wie Magnus die verschiedenen Kleidungsstücke auf dem Bett neu sortierte und leise vor sich hin murmelte, was besser zusammen passen könnte.

Schließlich schlüpfte Alec in eine schwarze Anzughose, die schmal geschnitten und somit das krasse Gegenteil von Magnus' Hose war.

Trotzdem gefiel Alec das, was er im Spiegel sah.

Obwohl es komplett verschiedene Stile waren, harmonierten sie perfekt miteinander.

"Zieh das mal an. Ich hoffe es passt.", meinte Magnus und reichte ihm flüchtig ein blütenweißes, völlig faltenfreies Hemd.

Verlegen zog sich Alec sein Shirt über den Kopf und nahm das Hemd vom Bügel.

Ein prickelndes Gefühl rauschte durch seinen Körper, als sich das Hemd wie angegossen über seine Schultern und Oberarme schmiegte.

"Dreh dich um.", murmelte Magnus verdächtig leise.

Überrascht drehte sich Alec zu ihm. Das nächste was er mit bekam, waren Magnus' Lippen, die sanft über seine strichen und kleine kurze Küsse auf sie drückten.

Währenddessen knöpften Magnus' Fingerspitzen geübt das Hemd zu, während Alec einfach nur da stand und den Moment in sich aufsaugte, als wäre er davon abhängig.

Als wäre Magnus so etwas wie eine Droge.

Viel zu schnell löste sich Magnus wieder von ihm. Seine Augen leuchteten.

Alec ließ seine Lungen sich mit Sauerstoff füllen und atmete dann schwer aus.

Magnus musterte ihn wieder amüsiert und befahl ihm dann sanft, sich das Hemd so ordentlich wie möglich in den Hosenbund zu stecken.

Danach reichte er Alec eine schwarze Anzugweste, die im ersten Moment ziemlich klein wirkte.

Als er sie dann an hätte und sie perfekt passte, wusste er auch, wieso.

Die Weste betonte vor allem die Taille.

Alec warf Magnus einen unsicheren Blick zu, doch Magnus schüttelte energisch den Kopf. "Das muss so sein!"

Alec wusste aber zu gut, dass es auch noch andere Westen mit anderem Stil gab und schüttelte nur amüsiert den Kopf.

Ihm war bewusst, dass Magnus diese Situation vollkommen für sich ausnutzte und es gefiel ihm, obwohl er ihm die Modelwelt nicht vertraut war.

Magnus' Blick glitt plötzlich zu Alecs Haar, das wie immer etwas unordentlich war, und sein Gesichtsausdruck wurde gefährlich nachdenklich.

Alec kannte diesen Gesichtsausdruck und er spürte jetzt schon, dass er gegen Magnus' Vision, die sich grade fast bildlich in seinem Kopf abspielte, nicht ankam.

"Magnus, was hast du vor?", fragte er ihn trotzdem lauernd und hob provozierend eine Augenbraue.

Magnus rollte mit den Augen und zog einen Stuhl vor den Spiegel.

"Setz dich, Alexander."

Alec ließ sich auf den Stuhl nieder. Er hatte ja sowieso keine Chance.

Ein leises Seufzen entfloh ihm seiner Kehle, als er plötzlich Magnus' Finger durch sein Haare streichen spürte.

Automatisch streckte er seinen Kopf Magnus' Fingern entgegen, was diesen zum Lachen brachte.

Alec errötete und zog seinen Kopf wieder etwas zurück.

"Vertraust du mir?", fragte er dann Alec sanft und blickte ihn durch den Spiegel direkt in die Augen.

"Immer.", entgegnete Alec lächelnd und fühlte, wie sein Herz ganz warm wurde.

Magnus lächelte zurück und fuhr Alec erneut probeweise durchs Haar.

Er wusste ganz genau, was er machen musste. Alec konnte es in seinem Blick sehen und an der Art, wie er seine Finger durch sein Haar zog.

Ohne noch irgendetwas zu sagen, gab Magnus schließlich Haargel auf seine Fingerspitzen und begann Alecs Haare zu formen.

Alec hielt für einen Moment die Luft an und ließ sie dann kontrolliert wieder entweichen.

Er versuchte sich darauf zu konzentrieren, wie viel Spaß sie heute Abend haben würden.

Sofort spürte er wieder diese Aufregung in sich, die sein Magen zum Flattern brachte und seine Zellen verrückt spielen ließ.

Magnus vermittelte ihm das Gefühl von Zuversicht. Magnus schien sich so sicher zu sein, dass diese Party eine gute Idee war.

Alec konnte gar nicht anders, als sich davon anstecken zu lassen.

Er würde diesen Abend genießen, nahm er sich selbst vor.

Er würde ihn sich durch nichts vermiesen lassen, selbst nicht, wenn er in Zukunft darüber erzählen würde.

Denn es war ein weiterer Schritt Richtung Realität.

Ein weiterer Schritt Richtung in eine bessere Zukunft.

Eine Zukunft mit Magnus.

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Ihr werdet's mir vielleicht nicht glauben, aber ich bin nicht einmal zehn Stunden zurück in Deutschland und habe mich sofort hingesetzt, um dieses Chapter fertig zu schreiben.

Ich habe etwas von meiner Motivation zurück und glaube daran, dass ich die Kurve gerade so bekommen habe.

Ich hoffe, ihr seid alle gespannt darauf, was auf der Party passieren wird...

Leider bin ich ab morgen wieder fast eine Woche in Urlaub...das heißt, ihr werdet entweder am Freitag oder am Samstag das nächste Chapter bekommen.

Ich hoffe, ihr könnt so lange warten...😅😅

See you ❤️❤️

-M

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