- Chapter 2 -
Magnus
"Mags! Mags!", rief Izzy hysterisch aus irgendeiner Ecke.
Magnus hatte sie nur zufällig gehört, da es in der riesigen Halle kurz etwas leiser wurde.
Etwas orientierungslos sah er sich nach seiner besten Freundin um und runzelte leicht die Stirn.
Wo war sie denn schon wieder?
Deutlich genervt wandte sich Magnus von den verschiedenen Glitzersorten ab und atmete laut aus.
Er liebte solche Messen, das tat er wirklich, doch dieses Mal waren einfach zu viele Menschen hier, die sich um die Stände drängten und mit den Geldschein wedelten, wenn sie etwas nach langem Kampf ergattert hatten.
Dabei zählte nicht, ob es einem am Ende auch gefiel. Es zählte nur, dass das Produkt von dieser Marke stammte, mehr nicht.
Magnus erschauderte innerlich. Er hasste Menschen, die nur etwas kauften um damit angeben zu können.
Schminke war dazu da kreativ zu sein und außerdem die Möglichkeit zu haben, in eine andere Rolle schlüpfen zu können.
Magnus wusste, dass er ohne Make-up manchmal eine ganz andere Person war, als mit Make-up.
Izzy kannte diese Seite von ihm besser als niemand anderes und auch nur ihr gegenüber sprach er Dinge, wie zum Beispiel seine Sexualität, an.
Mit Make-up fühlte sich sein Leben leichter an, obwohl es viel schwerer war, als es in seinem Alter eigentlich schon sein sollte.
Sofort fiel ihm wieder ein, dass er unbedingt noch zur Bank musste. Er würde Izzy nicht sagen, wieso.
Sie sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen.
Noch immer etwas überfordert kam er wieder in die Gegenwart zurück und sah sich erneut nach seiner besten Freundin um.
Magnus war es zu unangenehm nach ihr zu rufen, also drehte er sich einfach nur einmal ganz langsam um seine eigene Achse und scannte gleichzeitig die große Halle ab.
Jedoch war das schwerer als gedacht, denn die Stände standen in einem bestimmten Muster, sodass er nicht die komplette Halle im Blick hatte.
Izzy könnte überall sein.
Angespannt hängte er sich Izzys schwarze Handtasche, die sie bei ihm gelassen hatte, über die Schulter und fing an sich in Bewegung zu setzten.
So schwer kann das doch nicht sein, dachte er sich gespielt zuversichtlich.
"Schöne Tasche.", ertönte plötzlich eine unbekannte Stimme.
Magnus zuckte erschrocken zusammen und errötete leicht als er sich der Richtung zudrehte, in der er die Stimme vermutete.
Normalerweise war er nie verlegen, wenn ihn jemand ansprach.
Überrascht zog er schließlich eine Augenbraue hoch.
Etwa zwei Meter von ihm entfernt stand ein Mann. Vielleicht etwas älter als er.
Er hatte hellblondes Haar und seine Augen glänzten dunkel als er seinen Blick über Magnus schweifen ließ.
Magnus reckte das Kinn. Innerlich wunderte er sich, dass er das Kommentar über Izzys Tasche bei dieser Lautstärke überhaupt hatte hören können.
"Danke.", sagte Magnus schließlich schlicht und straffte die Schultern.
Seine Verlegenheit war schon längst verschwunden.
Stattdessen hatte ihn jetzt eher die Neugier gepackt. Was wollte dieser Mann ausgerechnet von ihm?
"Woher hast du die?", rief der Mann über das Getöse der Menschen hinweg. Automatisch kam Magnus näher, um ihm leichter antworten zu können.
Jemand anderes wäre wahrscheinlich gleich weggelaufen, doch er hatte noch nie Angst davor gehabt, mit Menschen zu reden.
Außerdem war er echt ziemlich neugierig.
Gleichzeitig fiel ihm auf, dass der Fremde wohl zu einem der Stände gehörte, denn er war genauso wie alle anderen, die einem Stand zugewiesen waren, in einen teuer aussehenden Anzug gekleidet.
Magnus schluckte schwer. Er mochte Männer in Anzügen. Vor allem Männer mit einer Anziehung, die einen kleinen Nervenkitzel in ihm auslöste.
"Wer will das wissen?", fragte er und setzte ein charmantes, aber auch gleichzeitig herausforderndes Lächeln auf.
Sofort spürte er leichtes Unbehagen als der Mann erneut seinen Blick über ihn gleiten ließ.
Vielleicht hätte er doch einfach weiter gehen sollen.
"Thomas."
Magnus war überrascht, dass der Typ echt auf seine Frage eingegangen war.
"Magnus.", stellte er sich vor und hielt Thomas seine Hand hingegen.
Thomas erwiderte die jedoch Geste nicht, sondern blieb auf einem Punkt hinter Magnus mit den Augen hängen und runzelte irritiert die Stirn.
Automatisch zog Magnus etwas beleidigt seine Hand zurück und zwang sich dazu, sich nicht auch umzudrehen.
Gut, dann eben nicht!
"Was ist da?", fragte er stattdessen etwas energisch.
Thomas' Augenbrauen hoben sich jetzt ziemlich amüsiert und ein kleines Lächeln spielte sich auf seinen Lippen ab.
Also drehte sich Magnus doch um und stöhnte im nächsten Moment leise auf.
Izzy. Natürlich war es Izzy!
Sie beobachtete sie aus vier Meter Entfernung sehr, sehr offensichtlich und zog dabei so komische Grimassen, dass man sie gar nicht übersehen konnte.
Magnus warf ihr einen vernichteten Blick zu und errötete leicht als Thomas schließlich lachend den Blick von Izzy abwandte.
"Gehört die Verrückte zu dir?", wollte er dann belustig wissen.
Magnus lachte nervös und drehte sich von Izzy weg.
Im Normalfall musste er sich nie für Izzy schämen.
Jedoch regte es ihn auf, dass Thomas Izzy als 'Verrückte' bezeichnet hatte.
Vor allem da er wusste, was es hieß wirklich verrückt zu sein.
"Ähm, ja.", räusperte sich Magnus und spielte nervös mit seinen Fingern.
Für einen Moment sah Thomas ihm direkt in die Augen.
Und Magnus spürte für einen Bruchteil einer Sekunde wie sein Herzschlag sich beschleunigte.
Doch dann hob Thomas wie zum Abschied die Hand und legte einen sehr gespielt entschuldigenden Blick auf.
Sofort wusste Magnus, dass das hier wohl doch nicht so enden würde wie gedacht.
Leichte Enttäuschung machte sich in ihm breit.
"Ich sollte dann mal wieder los.", meinte Thomas schließlich und hob erneut leicht die Hand.
Automatisch ging Magnus ein paar Schritte zurück.
Er ärgerte sich sehr über diese Wendung.
"Ja, natürlich.", antwortete Magnus etwas hastig, drehte sich so selbstbewusst wie möglich um und ging direkt auf Izzy zu, die leicht den Kopf einzog, als sie seinen Blick sah.
-
"Was zum Teufel sollte das?", schrie er sie fast schon an, als sie die Messe nach diesem Zwischenfall fluchtartig hinter sich ließen.
Izzy rannte mit ihren hohen Schuhen neben ihm her und versuchte verzweifelt Magnus zum Stehen zu bringen.
Sie weiß, dass sich Männer sonst nie für mich interessieren. Wieso macht sie es bei diese einen Chance kaputt?, fragte sich Magnus innerlich.
Der Schmerz der Enttäuschung hatte sich komplett in sein Herz gefressen.
"Mags!", rief Izzy atemlos. "Magnus."
Magnus atmete tief durch und blieb schließlich stehen.
Izzy packte ihn am Arm und sah ihm fest in die Augen.
Magnus sah, dass es ihr leid tat.
"Was sollte das?", fragte er sie leidenschaftlich und zeigte wage Richtung Halle.
Izzy reckte das Kinn.
Magnus zog fragend eine Augenbraue nach oben.
"Seid wann interessieren wir uns für Upper East Siders, Magnus?"
Was?
"Upper East Siders?", fragte er verwirrt.
Die Enttäuschung war für einen Moment vergessen.
Von was redest du da, Izzy?
"Ja!", rief Izzy vorwurfsvoll. In ihren Augen glänzte leichter Schmerz. "Wir lassen uns nicht auf solche Menschen ein. Das ist unsere oberste Regel seit wir fünfzehn sind!"
Sofort erfasste Magnus ein schlechtes Gewissen.
Die Regel, natürlich!
Er atmete tief aus.
"Thomas hat mich angesprochen. Er hat sich für deine Tasche interessiert."
Izzys Blick glitt auf die Tasche, die noch immer über Magnus' Schulter hing.
Dann ließ sie schließlich geknickt die Schultern hängen.
"Es tut mir leid. Ich wollte dich doch nur schützen. Menschen wie Thomas sind nicht gut für uns. Das hast du selbst damals gesagt, schon vergessen?"
Magnus nickte leicht. Sie hatte recht.
Sie wohnten zwar nicht in New York, doch sie nannten Menschen, die reich und dazu noch verdammt schön waren, 'Upper East Siders'.
Sie waren das genaue Gegenteil von Magnus und Izzy.
Denn genauso wie in New York hatten solche Menschen nur ein Ziel: Reichtum, Luxus und Aufmerksamkeit.
Upper East Siders sind bekannt dafür Herzen zu brechen.
Upper East Siders sind nur auf Manipulation aus.
Würde sich Magnus in so jemanden verlieben, dann...nein, das würde er nicht!!
Schon seit Jahren galt diese Regel zwischen Izzy und ihm.
Verliebe dich niemals in eine Person, die das fünfzigfache deines Guthabens auf der Bank hatte.
Was Magnus an der Sache mit Thomas aber am meisten Sorgen bereitete, dass er nicht erkannt hatte, dass Thomas zu diesen Leuten gehörte.
"Versprich mir, dass du das nächste Mal besser aufpasst."
Magnus seufzte, rollte mit den Augen und zog Izzy an sich.
Versöhnlich gab er ihr einen Kuss auf den Scheitel.
"Versprochen."
Izzy seufzte.
"Weißt du, die Tatsache, dass du mit Thomas geredet hast, ist eigentlich gar nicht so schlimm. Aber der Gedanke, dass er dich fallen gelassen hätte, wenn du dich auf ihn eingelassen hättest...Du verdienst etwas besseres. Niemand sollte Geld und Anerkennung über dich stellen. Und genau das tun Menschen wie Thomas eben."
Magnus hörte ihr ganz genau zu. Izzys Worte bewegten ihn sehr.
Er wusste natürlich von Izzys schlechten Erfahrungen mit den Upper East Sidern.
Er hasste sich noch immer dafür, dass er im entscheidenden Moment nicht bei ihr hatte sein können.
"Es tut mir leid.", flüsterte er leise. Er meinte dabei nicht nur die Sache mit Thomas.
Izzy sah zu ihm auf und lächelte. "Bleibst du heute Nacht bei mir?"
Magnus schüttelte bedauernd den Kopf. "Ich muss morgen früh los. Der Professor hält es endlich für angebracht, mich mit seinen Klienten persönlich vertraut zu machen."
Izzy schnaubte abwertend. "Wird auch mal Zeit. Du kennst die Akten von diesen Freaks alle auswendig, studierst sie so behutsam, dass ich manchmal Angst habe, dass du auch anfängst verrückt zu werden. Manchmal frage ich mich echt, ob das überhaupt der passende Beruf für dich ist."
Magnus schob sie etwas energisch von sich weg. "Hey, hör auf! Das sind doch auch nur Menschen. Sie können nichts für ihre Krankheiten. Und außerdem liebe ich diesen Beruf."
Izzy hob eine Augenbraue. "Du hast die letzten drei Jahre nur damit verbracht Akten durchzulesen."
Magnus rollte mit den Augen.
Solche Momente zeigten mal wieder, wie unterschiedlich sie sein konnten.
Es machte ihn etwas wütend, dass Izzy seinen Job so verurteilte.
Doch das tat sie ja eigentlich schon immer.
Magnus wusste, dass er in Izzys Augen in die Modewelt gehörte.
Zwar liebte er es shoppen zu gehen und neue Looks zu kreieren, doch sein eigentlich größter Traum war es, Psychologie zu studieren.
Der Professor meinte zwar, dass er das Zeug dazu hätte, doch dafür müsste er in die Stadt ziehen und das war für Magnus eine unmögliche Sache.
Er würde aus seinem Dorf nie rauskommen. Das war nun mal so.
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