~5~ Newt ~Narben der Zeit

Zufrieden mit meinem Werk stand ich auf und betrachtete es. Die Hütte der Sanis hatte auf dem Dach ein Loch bekommen - wie ist mir schleierhaft.
Clint kam aus der Hüte raus und stellte sich unten an die Leiter.
„Sieht gut aus. Auch von innen!", lobte er und ich lächelte, während ich das Werkzeug zusammensammelte, um mich auf den Weg nach unten zu machen. Gally kam auch dazu und stellte sich zu Clint.
„Hat sie ihren Job gut gemacht?", fragte er den Sani und ich drehte mich lachend um. „Du brauchst also echt eine Bestätigung von ihm?! Mein Urteil reicht dir nicht?", fragte ich ihn lachend und er nickte. „Sie macht das verdammt gut. Das Dach sieht wieder aus, wie neu!"
„Also eigentlich ist es ja auch wieder neu...", murmelte ich, während ich die Leiter runter kletterte, doch Clint schien es nicht gehört zu haben. „Es ist mir immer wieder aufs neue ein Rätsel, wie sie das so gut hinbekommt...", murmelte er und Gally nickte zustimmend. „Sie ist eine super Baumeisterin. Und das, obwohl sie so dürr ist....", stimmte er dem Sani zu und ich stellte mich nun zu ihnen. „Gally, willst du damit sagen, dass ich zu dünn bin?!", feixte ich und er nickte. „Ja, du bist erstaunlich schlank. Und das ist für einen Baumeister noch ungewöhnlicher... Dennoch schaffst du die arbeiten, die so muskelbepackte, wie ich schaffen auch gut..." Ich lachte auf. „Du? Ein Muskelpaket? Das glaubst du wohl selber nicht!", lachte ich und er hob die Augenbraue. „Wenn du so weitermachst, dann finde ich sicherlich noch eine Arbeit für dich... Und dann war's das mit deinem freien Abend!", drohte er lachend und ich hob beschwichtigend die Hände. „Also gut, du hast Muskeln und ich habe nun meine freie Zeit." Er nickte zufrieden. „Dann viel Spaß mit deiner freien Zeit. Ich gehe dann mal mit meinen tollen Muskeln davon!", verabschiedete er sich und ging lachend davon. Kopfschüttelnd blieb ich neben Clint, der sich auch wieder auf den Weg in die Hütte machte. Ich räumte noch schnell das Werkzeug auf und wanderte nun über die Lichtung. So wie so oft machte ich mich auf den Weg zum Aussichtsposten.

Während ich über die Lichtung lief hörte ich einige Stimmen, die aufgeregt diskutierten und folgte dem Geräusch. Ich erkannte, als ich näher hingegangen war, dass es sich um Minho und Newt handelte, die aufgeregt miteinander diskutierten. Minho stand mit dem Rücken zu mir. „Newt, wo ist der Sinn, wenn du es nicht machst?!", fragte er aufgebracht und Newt seufzte. „Minho, ich habe es doch bereits gesagt, ich kann es aushalten..." Newts Blick glitt zu mir und er verstummt, während Minho seinem Blick folgte und ebenfalls zu mir sah. „Hey, Alisha, was machst du denn hier?", fragte er und ich trat näher zu ihnen.
„Ich habe euch diskutieren gehört und wollte wissen, wer da diskutiert hat...", erklärte ich. „Was macht ihr eigentlich hier?", erkundigte ich mich und sah sie aufmerksam an. „Ach, weißt du, ich versuche gerade Newt davon zu überzeugen...", fing Minho an, doch Newt unterbrach ihn harsch: „Minho, hör endlich auf damit! Ich werde das nicht machen!" Und schon stürmte er wütend davon, wobei mir sein humpeln besonders ins Auge sprang.
„Liegt es nur an mir, oder humpelt Newt heute sehr stark?", fragte ich, als ich mich wieder zu Minho umdrehte und er schüttelte nur seufzend den Kopf. „Nein, es liegt nicht an dir..."
„Minho, worüber habt ihr denn eben geredet und weswegen ist Newt denn so gereizt?!"
„Newts Bein tut ihm wieder weh, doch er will nicht zu den Sanis gehen... Ich habe versucht ihn zu überzeugen, aber er will einfach nicht...", erklärte er und ich sah besorgt hinter Newt her. Wenn sein Bein wehtat, dann sollte er doch erst recht zu den Sanis!
„Da kommt mir eine Idee... Auf mich hört Newt ja nicht..." Ich drehte mich wieder zu Minho und sah ihn verwirrt an. „Wie wäre es, wenn du mit ihm redest... Auf dich hört er wahrscheinlich..."
„Wieso sollte er auch mich hören, aber auf seinen besten Freund nicht?", wunderte ich mich und Minho begann zu grinsen. „Ach, das ist nicht so wichtig... Er wird auf dich hören... er mag dich wirklich gern... Naja, aber egal... Versuch ihn einfach umzustimmen! Er sollte dringend zu den Sanis..." Ich nickte verwirrt und Minho lächelte dankbar.

Während ich Newt auf der Lichtung suchte wunderte ich mich, wieso Newt auf mich hören sollte... Irgendwann entschied ich mich dazu im Wald ach ihm zu suchen, denn auf der Lichtung hatte ihn niemand gesehen...
Also lief ich in den Wald auf der Suche nach ihm, doch der Wald war groß und es würde schwer werden einfach eine Person zu finden... Dachte ich zumindest.
Newt saß auf einem Baumstamm, als ich ihn erreichte. Er hatte sein Hosenbein hochgeschoben und fuhr sein Bein entlang, wobei er sein Gesicht schmerzhaft verzogen hatte.
„Newt...", machte ich mich bemerkbar und sofort riss er seine Hände runter und stellte schnell das Bein auf den Boden, was ihm sichtlich schmerzen bereitete.
„Tut mir leid...", murmelte ich und sah ihn entschuldigend an, während ich zu ihm kam. „Minho hat mir erzählt, was los ist...." Newt seufzte und sah genervt zu mir. „Newt, wenn dein Bein wehtut, dann solltest du wirklich zu den Sanis... Und ich habe eben gesehen, wie du dein Bein... bewegst. Es bereitet dir Schmerzen! Du humpelst so stark, wie noch nie! Newt, ich mach mir sogar Sorgen um dich!" Bei diesen Worten sah er auf und in seinen Augen waren so viele Emotionen. „Wenn du nicht zu den Sanis gehen willst, weil du ihnen nicht zu Last werden willst, glaub mir,die haben manchmal echt nichts zu tun. Und wenn du denkst, dass dein Bein nicht so schlimm ist, wie manche Wunden der Schlitzer, dann magst du Recht haben. Doch das heißt nicht, dass du nicht zu den Sanis gehen musst. Dein Bein sollte behandelt werden, egal, was du sagst!" Newt sah immer wieder zu Boden, doch manchmal sah er auch zu mir. Gerade starrte er an mir vorbei.
„Weißt du eigentlich, wieso ich humple?", fragte er schließlich und sah mir direkt in die Augen. Ich schüttelte den Kopf und er nickte mit dem Kopf auf den freien Platz neben ihm. Ich setzte mich hin und sah ihn direkt an.
„Vermutlich, weil du eine Verletzung bekommen hast. Vielleicht von Zart, während ihr unachtsam auf den Feldern herumgealbert habt?", witzelte ich, doch als ich sein ernstes Gesicht sah verschwand mein Lächeln. „Nein. Ich war einst auch ein Läufer... Vor ewigen Zeiten..." Ich hörte gespannt zu, wobei mir auffiel, dass Newts Blick fern wirkte. „Es war ausweglos und ich konnte keinen positiven Gedanken fassen. Das Labyrinth hatte mich abgestumpft. Täglich die gleichen grauen Mauern, dich nie ein Funden Hoffnung! Also bin ich eines Tages wieder ins Labyrinth gerannt. Dort kletterte ich auf eine Mauer, die Ranken bis nach ganz oben. Zumindest so weit, wie die Ranken reichten..."
In seinen Augen bildeten sich Tränen und sein Blick glitt zu mir. Er sah mir direkt in die Augen.
„Ich ließ die Ranken los und sprang." Erschrocken hielt ich mir die Hände vor den Mund und sah ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Der Sturz war nicht weit genug und ich überlebte ihn. Das einzige, das ich dafür bezahlen musste, war mein Bein. Ich kam auf und mein Bein brach. Alby fand mich und brachte mich zurück zur Lichtung. Ich wollte sterben, doch ich konnte nicht. Etwas in mir wollte wohl nicht sterben..." Er schweig und sah auf seine Hände, wobei ich es nicht nicht fassen konnte. Doch das, was er sagte kam mir einfach zu bekannt vor.
„Ich will nicht zu den Sanis, weil ich Angst habe, dass ich wieder an damals erinnert werde... An die Gefühle und all das... Die Ausweglosigkeit, die ich damals verspürt habe, ich habe Angst, dass sie mich wieder übermannt!" Er sah mich wieder an, doch diesmal sah ich die Angst in seinen Augen. „Es ist mir irgendwie unangenehm... ich kann nicht mal fassen, dass ich dir das gerade alles erzählt habe... Das ist ja so was von peinlich, dass ich so schwach war...!", murmelte er und raufte sich die Haare, doch ich schüttelte den Kopf.
„Newt, es ist nicht peinlich...", fing ich an und griff nach seinen Händen. „Du bist nicht der einzige, der schwach ist..."
Diesmal sah Newt mir direkt in die Augen und er wirkte verwirrt. Ich ließ seine Hände wieder los und krempelte langsam den Ärmel meines Oberteils nach oben. Darunter kam meine vernarbte Haut zum Vorschein.
„Diese Narben kommen nicht von den Splittern, die ich mir beim Bauen einziehe, oder von den Nägeln...", erklärte ich ruhig und strich darüber. Ich fühlte ganz klar die hervorgehobene Haut, wenn ich eine Narbe berührte. „In den ersten Wochen, als ich auf die Lichtung kam, fühlte ich mich fremd und fehl am Platz. Ich hatte Angst, besonders, da hier nur Jungen waren und von einem Ausgang konnte man nur träumen... Ich hatte Angst und fühlte mich schwach."
In mir kamen erneut die Tränen hoch und ich lachte auf. „Es ist so absurd! Ich war einfach so gefühlskalt geworden, unfähig irgendwas zu verspüren. Außer Schmerz. Wenn ich Schmerz spürte, dann wusste ich, dass ich noch etwas spüren konnte und deswegen habe ich mich verletzt. Es gab mir das Gefühl lebendig zu sein, nicht einfach irgendeine Maschine, sondern jemand, der etwas spürt, auch wenn es nur schmerzen sind... Es ist erstaunlich, wie die Tatsache, dass ich mich verletzt habe und so auch hätte sterben können, mich lebendig fühlen ließ..." Newt strich vorsichtig über die Narben an meinem Arm und sah mich traurig an.
„Du hast dich selbst verletzt?", fragte er leise und ich nickte.
„Doch ich bin irgendwann auch zu den Sanis gegangen, auch, wenn es mir peinlich war... Denn es gab einen Menschen auf der Lichtung, der mich dazu gebracht hat weiterzukämpfen und nicht aufzugeben." Ich sah zu Newt auf, der mir direkt in die Augen starrte und jetzt viel mir langsam auf, wie nah er bei mir saß. „Newt, an dem Tag, an dem ich mit dir das erste Mal geredet hatte, als wir zusammen am Feuer saßen... Damals wusste ich sofort, dass es einen Grund gab, um zu leben... sei es auch nur, um dein wunderbares Lachen zu hören...", die letzten Sätze murmelte, bis ich schließlich gänzlich verstummte. Newt sah mich einfach nur an, doch langsam veränderte sich seine Mimik und er begann leicht zu lächeln, wodurch seine Augen noch mehr strahlten.
„Alisha, erinnerst du dich noch an den Newt, der von Alby auf die Lichtung gebracht wurde, nachdem er sich umbringen wollte?", fragte er und ich nickte langsam, verwirrt, da ich nicht wusste, worauf er hinauswollte.
„Dieser Junge wollte sterben. Er hatte keinen Lebenswillen mehr und wollte einfach aufgeben, doch ein Tag später kam ein neuer Frischling hoch und in dem Moment, als er von ihr hörte wusste er, dass sie jemand ganz besonderes war. Er hatte einen Grund zum kämpfen. Doch, als er sie das erste Mal sah wusste er, dass sich das kämpfen gelohnt hatte und als sie tatsächlich miteinander sprachen fühlte er sich schwerelos und frei!" Er brach ab und sah mich an.
„Der Junge hat sich verliebt und diese Liebe ließ ihn kämpfen. Du, Alisha, bist der Grund, weswegen ich noch kämpfe..." Ich konnte es nicht fassen, was er mir gerade alles gestanden hatte. Er hatte mir sogar gesagt, dass er mich liebte...
Und ich spürte einfach nur, wie wild mein Herz schlug und ich nicht aufhören konnte zu lächeln. Langsam lehnte er sich vor und ich wusste, was er wollte, doch ich schreckte nicht zurück, wieso auch? Ich fühlte doch auch so!
Und in dem Moment, in dem unsere Lippen sich trafen durchfuhr mich etwas. Ein Feuer entbrannte in mir und ich spürte nur noch mehr, wie sehr ich ihn mochte. Als wir uns wieder lösten, um Luft zu holen sah er mir in die Augen und grinste breit.
„Danke!", hauchte er gegen meine Lippen und ich grinste nur, doch da fiel mir wieder sein Bein ein.
„Newt, du musst noch zu den Sanis gehen!", bestand ich. „Ich habe es Minho versprochen und außerdem solltest du wirklich zu den Sanis. Immerhin weiß ich jetzt, dass ich einfach nur dafür sorgen muss, dass du mich oft genug siehst und dann holt dich sicherlich keine Erinnerung mehr ein!"; lachte ich und er grinste ebenfalls breit.
„Oder ich küsse dich einfach regelmäßig..." Newt zuckte mit den Achseln und grinste breit, während er sich wider zu mir vor lehnte und unsere Lippen wieder verschloss.
„Newt, du musst zu den Sanis!", murmelte ich und er stöhnte genervt. „Ich würde jetzt aber lieber etwas anderes machen..." Ich grinste breit und biss mir auf die Lippe. „Ich auch, Newt. Ich auch..." Ich stand auf und hielt ihm meine Hand hin, die er schließlich auch ergriff. Zusammen liefen wir aus dem Wald, wobei Newt meine Hand nicht ein einiges Mal losließ. Er lächelt breit und sah immer wieder zu mir. Und auch ich konnte den Blick nicht von ihm wenden, erst, als Minho uns auf der Lichtung sah und zu uns kam musste ich zu ihm sehen. „Also hat sie es geschafft?", fragte er und Newt grinste. „Ja, mal wieder. Unsere liebe Alisha schafft es immer wieder mich dazu zu überreden weiterzukämpfen..." Er grinste mich an und ich spürte erneut, wie ich glücklich war. Ja, er war es wirklich wert zu leben.

And he looked at me, like there was something in me worth loking at.

Diese kleine Passage konnte ich einfach nicht ins deutsche übersetzten, ohne, dass sie ihren Charme verliert und ich dachte mir,dass es sooo gut reinpasste... Also habe ich sie nun als Abschluss genommen... (Hoffentlich ist es nicht schlimm, dass es auf englisch ist...)

Hoffentlich hat euch die Story gefallen... Ich versuche jetzt die Geschichten alle mal zu schreiben, (ich weiß ich habe das schon öfter gesagt... aber ihr wisst doch sicherlich, wie das ist...wie mit den guten Vorsätzen, die nach Jahren noch immer auf der Liste stehen, auf der Liste von vor zwei Jahren, die noch brandaktuell ist (*′☉.̫☉)  )

Naja, wie auch immer, genießt den Tag noch

Lg Falke22

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