Einhorn-Milchshake
1. Einhorn-Milchshake
Wohlig seufzend drehte sich Patrick noch mal um und drückte sein Gesicht in die weichen Kissen seines Bettes. Er fühlte sich gut und hatte die Nacht wirklich gut geschlafen. Leicht drehte er seinen Kopf auf die linke Seite seines Bettes und erblickte einen braunen Haarschopf, welcher gerade so unter der Decke sichtbar war. Patrick hatte gestern was getrunken, aber nicht so viel, dass es ihm jetzt schlecht gehen würde. Trotzdem genug um den süßen Typen an der Bar anzuquatschen und dann wild knutschend mit ihm in einem Taxi zu seiner Wohnung zu fahren. Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt schon alle seine Kollegen weg, denn niemand außer sein Kumpel und Partner im Dienst wussten, dass er eigentlich doch mehr auf Männer stand, als auf Frauen.
Die Sonne strahlte ihm schon in sein Zimmer und Patrick gähnte noch einmal herzhaft, bevor er leise aufstand. Er zog sich schnell etwas an und ging dann in seine Küche. Eier und Speck hatte Patrick noch da und eigentlich müsste er Rühreier doch locker hinbekommen. Deswegen schlug er die Eier auf und legte sie zusammen mit dem Speck in die heiße Pfanne, während seine Gedanken noch immer an Gestern hingen. Der junge Mann hatte sich als 'Manu' vorgestellt und war Patrick eigentlich sofort aufgefallen, als er mit seiner braunen Mähne und den giftgrünen Augen die Bar betreten hatte. Doch was ihn besonders machte, war eigentlich sein Lächeln.
Patrick hatte es nämlich irgendwie mit einem doofen Anmachspruch versucht, die Sebastian immer bei den ganzen Frauen versuchte. „Ist es hier so heiß oder liegt es an dir!" Kaum hatte es Patrick ausgesprochen, kam er sich mega dämlich vor. Manu hatte daraufhin gelacht und ihm dann mit einem Lächeln auf den Lippen auf den Stuhl neben Manu gezogen. Hätte Patrick gewusst, dass Manus Augen beim Lachen so leuchten konnten, dann hätte er wahrscheinlich gar nicht mehr aufgehört dumme Sprüche zu sagen.
Der Abend war wunderbar gewesen. Das was Patrick nach einer langen Zeit mal wieder gebraucht hatte. Nach der Scheidung von seiner Frau bestand sein ganzes Leben nur noch aus Arbeit und seinen beiden Kindern. Doch gestern hatte er sich endlich mal wieder entspannt gefühlt. Sogar begehrt, denn Manu konnte ziemlich gut unterschwellig flirten und meistens schoss Patrick auch das Blut in sein Gesicht, wenn sich der Jüngere mal wieder zu dicht an sein Ohr lehnte oder zufällig über sein Bein streichelte. Jetzt lag er in Patricks Bett und schlief noch fest und er selber konnte sein breites Grinsen nicht unterdrücken.
„Ist das normal, dass Eier verbrannt riechen", fragte eine bekannte Stimme hinter Patrick und dieser blickten dann erschrocken auf das Rührei, was nun schwarz vor sich hin brannte. „Mist", zischte Patrick und wollte gerade die Pfanne in die Spüle schütten, als sich Hände um seine schlossen. Immer noch lächelnd stellte Manu die Pfanne auf die kühle Seite seines Herdes und grinste Patrick verschmitzt an. „Du als Polizist solltest eigentlich wissen, dass Öl und Wasser nicht so gut sind", sagte er und Patrick lächelte ihm verlegen entgegen.
„Jetzt haben wir leider kein Frühstück", seufzte Patrick und Manu winkte ab. „Keine Sorge. Ich muss sowieso gleich los", erzählte ihm der Jüngere und ging langsam zur Haustür. Patrick folgte ihm und sah Manu dann dabei zu, wie er seine Schuhe band und sich seine Jacke über schmiss. Irgendetwas musste Patrick doch jetzt sagen, oder? Vielleicht wie toll der Abend war? Doch Manu nahm ihm das ab und drückte ihm kurz einen Kuss auf die Lippen. Mit einem Grinsen im Gesicht griff er zu der Türklinke. „Vielleicht sieht man sich mal wieder", sagte Manu und Patrick lächelte. „Würde mich ebenfalls freuen", antwortete Patrick und kaum hatte er es ausgesprochen, war Manu weg.
Patrick hasste es mit dem Bus zufahren, doch ein Auto besaß er nicht. Seine Frau hatte deren gemeinsamen Wagen bekommen, sowie das Haus und eigentlich alles. Nicht weil Patrick alles falsch in der Ehe gemacht hatte. Das Einzige, was er vielleicht bereuen würde, war, dass er damals zu viel arbeitete. Im Grunde war die Ehe zwischen ihm und seiner Frau schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Hauptsächlich daran, dass sie was mit dem Nachbarn hatte und nebensächlich, dass Patrick auf Männer stand, was seine Familie bis heute nicht wusste.
Trotzdem hätte sich Patrick schlecht gefühlt, wenn sie und die Kinder von vorne anfangen müssten und hatte sich daher entschieden auf das Haus und das Auto zu verzichten. Das Sorgerecht der Kinder teilten sie sich, obwohl die beiden dann doch eher bei ihrer Mutter waren. Patrick konnte eigentlich gut mit kleinen Kindern. Die Betonung lag hierbei auf kleine Kinder, denn Lea und Ben waren gerade in der Pubertät und damit ein Mysterium schlechthin für ihn. Er konnte sich selber nicht daran erinnern, so abgedreht gewesen zu sein.
Endlich hielt der Bus an seiner Haltestelle und Patrick stieg aus und ging entspannt zum Hauptgebäude, wo schon sein Partner Sebastian stand und mit der Sekretärin redete. Sie begrüßten sich und Sebastian verabschiedete sich dann von der Blondine und folgte Patrick in das Gebäude. „Man, sie ist so heiß", schwärmte sein Kumpel und Patrick schnaubte amüsiert. „Wie war eigentlich dein Abend", fragte Sebastian und wackelte mit seinen Augenbrauen. Patrick grinste nur vielsagend und versuchte nicht krampfhaft rot zu werden, bei den Bildern, die ihm von gestern Nacht in den Sinn kamen. Manu war ein berauschender Liebhaber gewesen und das hatte ihm Patrick auch oft mit Bissen in die Schulter bestätigt. Patrick wollte nicht wissen, wie Manus Nacken aussah.
„Oh du Stecher", flötete Sebastian und Patrick verdrehte nun doch rot die Augen. „Es war super", sagte er noch abschließend, weil sein Kollege sonst nie aufhören würde. Sie gingen zu ihrem Arbeitsplan, begrüßten die anderen Kollegen und machten sich dann auf dem Weg zu ihrem Auto. „Hattest du den schon mal mit Nina geredet oder den Kindern", fragte Sebastian, während er den Motor startete und Patrick sich auf den Beifahrersitz niederließ. „Worüber denn Rewi? Oh Hey. Die ganze Ehe war sowieso sinnlos, weil ich eigentlich schwul bin. Ha ha", verkündete Patrick mit verstellter Stimme und seufzte danach schwer. „Sorry", antwortete Sebastian ihn und fuhr aus der Parklücke. „Nein. Du hast Recht, aber warum es ihnen erzählen, wenn es sowieso niemanden in meinem Leben gibt", sagte Patrick.
„Und was ist mit dem Typen von gestern", fragte Rewi und blickte ihn verschmitzt an. „Oh ja. Ich fange mit dem Typen eine Beziehung an, der eindeutig nur ein One Night Stand wollte und frühst fast aus meiner Wohnung gerannt ist", erzählt Patrick und sein Kollege seufzte. „Okay. Wir holen uns jetzt erst mal ein Kaffee bei der Tanke mit der heißen Mitarbeiterin und dann erzählst du mir was passiert ist."
Genervt schmiss sich Patrick auf seine Couch und schaltete irgendeine Sendung an. Der heutige Tag war doch anstrengender gewesen, als gedacht. Sie hatten mehrere Überfälle und auch ein paar Fälle mit häuslicher Gewalt gehabt. Das hasste er an seinem Beruf. Er konnte nicht viel dagegen machen, wenn die Frau nicht reden will und kann dem Mann dann nur einen Wohnungsverbot geben. Anrufen musste die Frau dann selber. Deswegen saß er nun in seiner leeren Wohnung. Ein Tee stand vor ihm und ein Buch. Patrick vermisste das Familienleben. Er vermisste es, dass wenn er nach Hause kam, seine Kinder und Frau da waren. Voller Tisch mit Abendessen und seine Kinder die über ihren Tag erzählten.
Er vermisste sie schrecklich und merkte selber, dass sie immer weniger zu ihm kamen. Viele Sachen hatte er nicht hier. Kein neue moderne Konsole oder einen Computer. Sein Fernseher war klein auch wenn es ein Flachbildfernseher war. Es war nicht der neuste und somit uninteressant für seine Kinder. Gestern Abend hatte sich alles so anders angefühlt. Und mit diesem Gedanken schlief er auf der Couch ein.
„Du siehst richtig scheiße aus", sagte Rewi und Patrick bedachte ihn mit einem bösen Blick. „Ich habe die Nacht nicht gut geschlafen", erzählte er ihm und sein Kollege nickte verstehend. „Was liegt heute eigentlich an, außer Papierarbeit", fragte Patrick und Sebastian lachte auf. „Hmm. Papierarbeit?" Ein Klingeln ließ ihn aufschrecken und er blickte auf seinen Display. Nina. „Oh man. Meine Exfrau", seufzte Patrick und Rewi grinste fies. „Pass auf. Nachher kommt die noch vorbei und nimmt dir alles weg", rief Sebastian und Patrick verdrehte die Augen.
„Hey Nina", ging er an sein Smartphone und hörte schon seine Exfrau schnauben. „Lea hat früher Schluss. Ich bin aber noch mit einer Freundin unterwegs und schaffe es nicht rechtzeitig." „Ich bin auf Arbeit", fing Patrick an, aber seine Exfrau unterbrach ihn. „Und? Sie ist deine Tochter. Du konntest dein ganzes Leben immer nur Arbeiten...", schimpfte sie lauthals und Patrick hielt sein Smartphone mit einem gewissen Abstand von seinem Ohr fest. Dafür erntete er einen unterdrückten Lacher von Rewi.
„Ich... Okay. Nina? Ich hole Lea gleich ab", sprach Patrick nun verzweifelt. „Okay. Super. Ich hole sie dann mit Ben bei dir ab." Sofort legte seine Frau auf und Rewi grinste ihn immer noch fies an. „Also bleibt alle Arbeit wieder an mir hängen", fragte sein Kumpel und Patrick sah ihn flehend an. „Bitte bitte bitte." „Nun hau schon ab. Dafür schuldest du mir aber ein Bier!" „Danke Rewi", rief Patrick und rannte aus dem Gebäude.
„Hey Dad", rief seine 14-jährige Tochter und tippte wild auf ihrem Handy, als sie zusammen zur Bushaltestelle gingen. „Hey. Kein Umarmung für mich", fragte Patrick grinsend, aber er hielt von ihr nur einen genervten Blick. Sie hatte die gleichen braunen Augen wie Patrick, hatte aber das Gesicht ihrer Mutter und hellbraunen leicht gelockte Haare. „OMG. Der Laden nebenan hat die süßesten Milchshakes", quietschte seine Tochter auf einmal und Patrick zog eine Augenbraue in die Höhe. „Dad. Können wir da bitte hin", fragte sie und blickte ihm das erste Mal in die Augen. „Ähm was", fragte er und seine Tochter seufzte schwer. Sie nahm ihn an die Hand und zog ihn zu einem Café mit einer endlos langen Schlange.
„Warum sind hier so viele Menschen fragte Patrick und blickte zu seiner Tochter, die mal wieder Kaugummi kauend und wild tippend auf ihren Display starrte. „Ein Einhorn-Milchshake. Der ist momentan total IN", antwortete sie ihm und Patrick blinzelte verwirrt. Ein was in was? Sie wartete schon seit 2 Stunden in der Schlange und Patrick war total genervt von den ganzen Gören, die lauthals quietschten und telefonierten. „Die letzten 10 Milchshakes", rief ein Angestellter mit extrem langen Haare und unterhielt sich wieder mit dem jungen Mann vor ihm.
„Oh nein. Dad. Wir bekommen keinen mehr", rief seine Tochter aufgebracht und schaute sich hilfesuchend um, doch Patricks Blick hängte immer noch an dem jungen Mann, welcher lässig an der Theke stand und mit diesem Mitarbeiter lachte. Oh bitte dreh dich nicht um, dachte sich Patrick und wollte schon nach einem Ausweg suchen, als er in zwei giftgrüne Augen blickte. Wirklich? Aus allen Cafés in der gesamten Stadt musste er gerade indem gleichen wie sein One Night Stand sein? Manu grinste in nur verschmitzt an und Patrick schoss die Röte in das Gesicht.
Wie konnte jemand nur so schöne Augen haben? „Dad", rief nun seine Tochter neben ihm aufgebracht und Patrick riss seine Blick von den jungen Mann ab. Die Schlange ging weiter und der Verkäufer sah ihn fragend an. Man war ihm das peinlich. Er hörte ein leichtes Kichern neben sich, als sie sich endlich an den Tresen stellten und warf Manu einen bösen Blick zu. „Ein was war das nochmal", fragte Patrick an seine Tochter gewannt, die genervt schnaubte. „Einen glitzer-sahne Einhorn-Milchshake, bitte",antwortete seine Tochter glücklich und Patrick seufzte. „Genau den", murmelte und hörte es wieder Lachen, doch dieses Mal ignorierte er den jungen Mann neben sich.
„Tut mir Leid, Kleines. Wir haben keine mehr", sprach der Mitarbeiter und grinste Patrick dämlich an. Seine Tochter sah den Verkäufer geschockt an und dann mit Tränen in den Augen zu Patrick. Ihm brach das Herz jedes Mal, wenn seine Kinder weinten. „Haben sie wirklich keine mehr", fragte Patrick verzweifelt, doch der Mitarbeiter winkte schon die nächsten ran. Schnaubend drehte sich Patrick um und nahm seine Tochter an den Arm. Er wollte jetzt nur noch sitzen, weswegen sie sich in eine Stelle Ecke in dem Café setzten und seine Tochter sich weinend neben ihm.
„Hier", sagte die Stimme neben ihm, die Patrick einen Schauer über dem Rücken jagte. Stöhnend hörte sie sich noch schöner an, dachte Patrick sich und versuchte den Gedanken schnell wieder zu verscheuchen. Vor ihnen Stand der wohl glitzernde und mit pink überzogene Milchshake, den er je gesehen hatte. Manu setzte sich lächelnd ihm gegenüber, während seine Tochter glücklich Aufschrie. „Das musstest du nicht", sprach Patrick und sah Manu in die Augen. Dieser lächelte nur und stütze seinen Kopf mit seinem rechten Arm ab. „Kein Problem. Der Besitzer ist mein bester Freund", sagte ihm Manu und Patrick lächelte milde.
Hoffentlich fragte seine Tochter nicht, woher er Manu kannte.
Hey :) Da bin ich mal wieder mit einer neuen Story :D Ich hoffe, dass euch der Einstieg gefallen hat :3 Kritik und Feedback sind immer erwünscht.
Eure MuffinHill
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