8.Kapitel - Ein geheimnisvoller Ort
8.Kapitel - Ein geheimnisvoller Ort
Die Tage vergingen zu schnell. Das Treffen mit Matheo lag schon fünf Wochen zurück. In der Zwischenzeit hatte sich nichts getan. Wie immer in die Uni gehen, lernen und zu Hause hocken. Ich traff Ju-Le ein paar Mal, um mit ihm für die Prüfungen zu lernen. Er war ein lebendiger Typ. Immer sah man das Lächeln auf seinen Lippen und immer stand er hilfsbereit da. Das war teilweise schon irgendwie süß.
Samstag vor fünf Wochen erzähle mir Matheo noch von seinen Neuigkeiten. Er würde einen neuen Short-Film drehen. Ich freute mich sehr für ihn. Er liebte seinen Job und machte ihn mit Liebe. Er fragte mich, ob ich mitmachen mochte. Sie würden erst im Sommer zu drehen beginnen. Also, hatte ich zugesagt. Ich musste eh nicht viel machen und es wäre bestimmt cool, in einem Film aufzutauchen. Außerdem würde ich neue Leute kennenlernen, was vielleicht auch nicht so schlecht wäre.
------------------------------------------------------------------------------------------
An einem Wochenende Anfang Juni erhielt ich eine Nachricht von Ju-Le. Er wollte sich mit mir treffen und mir etwas zeigen. Ich bin mir sicher, dass es dir gefallen würde! hatte er mir geschrieben. Ich war gespannt, was er mir zu zeigen hatte. Warum war er sich so sicher, dass es mir gefallen würde? Wir kannten einander ja noch nicht so lang. Trotzdem sagte ich zu und ging zu dem Treffen.
Auf dem Weg fragte ich mich, wohin er mich nur führte. Ich kannte die Adresse nicht und kannte mich in der Gegend auch nicht so wirklich aus. Es war irgendwie unheimlich, zu einem Treffen zu gehen, wobei ich keine Ahnung hatte, was auf mich zukommen würde. Auch, wenn ich Ju-Le vertraute, kannte ich ihn nicht lang genug. Er könnte mich ja in einen Keller sperren und verhungern lassen oder andere Sachen machen, woran ich im Moment nicht so wirklich denken wollte.
Nach Minuten Fahrt stieg ich aus der Ubahn aus und ging den restlichen Weg zu Fuß. Der Ort unseres Treffpunkts war ja wirklich am Arsch der Welt. Die Gassen wurden immer schmäler und die Wohnhäuser gruseliger. Kein Wunder, warum ich mich noch nie in der Gegend aufgehalten hatte. 89,... 91,... 93,... Ich suchte die Hausnummer 99. Bald müsste ich ja da sein. 95,... 97,... 99,... Voilà! Die Hausnummer 99 hatte ich endlich erreicht. Das Haus schaute gar nicht so übel aus, doch ich hatte keine Ahnung, was sich drinnen befand.
Auf einmal hörte ich eine Stimme in meiner Nähe. „Baran?" fragte mich die Person. Huh, das war nur Ju-Le. Ich hatte kurz Panik bekommen, denn keiner befand sich eigentlich auf der Gasse. „Hey!" entgegnete ich nur kurz. „Alles klar?" fragte er mich mit einem Lächeln. „Äh, ja." gab ich knapp zurück, doch ich konnte es nicht mehr aushalten, also sprach ich das aus, was mich beschäftigt hatte „Was ist es hier eigentlich? Es schaut hier total abgefuckt aus..." „Hahah, ich weiß. Ich war mir auch nicht so sicher, ob du kommen würdest, oder nicht. Aber hey. So schlimm ist es hier nicht." zwinkerte er mir zu. „Gibt's da drinnen etwa Drogen oder was?" langsam aber sicher wurde es unerträglich. „Nein, sogar was Besseres." antwortete er mir mit dem Lächeln, das sich noch immer auf seinen vollen Lippen befand.
„Komm, lass dich überraschen." Er nahm meine Hand in die seine und aus Reflex setzte ich mich in Bewegung und folgte ihm. Er öffnete die Tür und ging die Treppen dann hinunter. Bald hörte ich leise Musik spielen und fragte mich, welche Party da gerade lief. „Na, komm. Du wirst es hier lieben." sagte er und nahm mich mit sich. Ich musste zugeben, dass ich sehr nervös war. Mir gefiel das alles nicht. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, doch als wir endlich ankamen, konnte ich meinen Augen nicht glauben.
Die Musik, die ich gehört hatte, war gar nicht aus diesem Raum gekommen. Hier war es mucksmäuschenstill. Außer einer leisen wunderschönen Cellostimme, hörte man nichts. Der Raum war riesig. Die Wände waren voller Regale, gefüllt mit Büchern in verschiedensten Farben und Größen. Mitten im Raum standen lange Tische und Bänke, auf ihnen Tischleuchten. Papier und Stifte waren mit ein Meter Abstand auf den Tischen verteilt. Hier und da sah man auch einige grüne Pflanzen, die dem Raum eine lebendige Farbe verliehen.
„Wow..." war das einzige, das aus mir kam. „Ziemlich cool, oder?" stellte Ju-Le meine Gedanken fest. „Aha!" gab ich nur zurück. „Wie hast du's hier gefunden?" wollte ich wissen. „So schwer war's nicht. Ich hab da so meine Leute." antwortete er und zwinkerte mir erneut zu. „Cool!" sagte ich nur als antwort und ging zu einem Regal zu. Die Bücher schauten alle ein bisschen älter aus. Sie waren alle Second Hand Bücher, was ziemlich cool war. Wer würde all diese Bücher abgeben?
Niemals würde ich ein Buch jemandem weitergeben. Der Gedanke, mein Buch in jemandes Händen zu haben, störte mich einfach. Meine Bücher waren meine Schätze und gehörten einzig und allein nur mir. Doch es war ziemlich großzügig von den Leuten, die ihre Bücher diesem Ort geschenkt hatten. Man konnte stundenlang hier sitzen und lesen, neue Bücher finden und sich über all das freuen.
„Und? Gefällt's dir hier?" fragte mich Ju-Le mit seinem freudestrahlenden Lächeln. „Bist du behindert? Es ist wunderbar hier! Sorry, dass ich mich vorhin komisch verhalten habe..." Ich sollte ihn nicht so früh verurteilen. Doch der Gedanke kam einfach und in dem Moment wusste ich einfach nicht, was auf mich zukommen würde. Das alles war einfach zu unrealistisch. Ich hatte keine Ahnung, dass es sowas wie hier gab.
„Ach was. Schön, dass es dir gefällt." sagte er und ging nachher zu einem Regal, wo er sich ein Buch schnappte, sich auf eine Bank hinsetzte und zu lesen begann. Ich schaute mich noch ein bisschen herum. Es waren tausende Bücher hier. Wo sollte ich denn beginnen? Alles nach Autoren sortiert, also, suchte ich am besten meine Lieblingsautoren und ein Buch dazu. Ich setzte mich nachher zu Ju-Le und begann zu lesen.
Er warf mir kurz einen Blick zu, lächelte mich erneut an und las weiter.Ich tat desgleichen und vertiefte mich dann in mein Buch. Es war schön, neueFreunde zu haben. Freunde, die dich in kürzester Zeit verstehen konnten unddich in den gemeinsamen Interessen begleiteten. Glücklich fühlte ich mich nachso langer Zeit. Ja, das tat ich wirklich und ich hoffte, dass es so bleibenwürde.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top