7.Kapitel - Augenstille
7.Kapitel - Augenstille
„Heeeey!!! Das ist falsch! Machst du das etwa absichtlich?" Matheo schubste mich und ich begann zu lachen. „Nein, ganz und gar nicht! Ich dachte, so wär's richtig!" Ich versuchte, nicht mehr zu lachen und ernst zu wirken. „Das gelingt dir nicht. Das weißt du doch!" Er wirkte sehr enttäuscht, doch auf einmal begannen wir beide zu lachen. „Aaach, das habe ich richtig vermisst!" sagte Matheo und drehte sich jetzt zu mir um. Er lächelte mich an.
Meine Hände waren noch immer auf den Tasten des Klavierflügels und ich dachte nach, wie schön es war, wieder mal mit ihm zu spielen und dabei Spaß zu haben. Ich betrachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er starrte mich an. Meine Wangen röteten sich. Auch ich drehte mich endlich zu ihm um. „Was schaust du so?" fragte ich. Es war irgendwie angenehm unangenehm, wie er mich anschaute. Doch es fühlte sich unheimlich an. „Dich!" antwortete er. „Ja, das ist mir schon klar!" entgegnete ich. Ich versuchte locker zu bleiben und zu scherzen. Doch er schaute mich noch immer so an.
Ich schnipste mit den Fingern vor seinen Augen und sagte dabei Hallo??? und versuchte die komische Stimmung zu verändern. Das gelingte mir gut, denn er schüttelte kurz den Kopf und stand dann auf. „Wo gehst du denn hin?" fragte ich entsetzt. „Ein Glas Wasser holen. Willst du auch eins?" antwortete er mit einer Gegenfrage. „Ja, bitte!" gab ich zurück. Ich hoffte, nichts Falsches gemacht zu haben.
„Wie lang kannst du noch bleiben?" fragte er, während er mir das Glas in die Hand gab. „Für Zeit und Ewigkeit!" sagte ich ernst. Er schaute mich kurz fragend an, dann begann ich zu lachen. Lachend setzte er sich wieder nieder und sagte „Das freut mich zu hören."
„Mas mahen mir jetz?" wollte ich wissen, währen ich Wasser trank. „Naja, weiß nicht. Was hättest du gern?" Ach, diese Gegenfragen. Ich hasste sie. Warum konnte man nicht einfach die Frage beantworten? „Ich habe zuerst gefragt. Nicht du!" gab ich zurück und schubste ihn mit der Faust. „Da will wer zu kämpfen beginnen! Oje, oje. Da hat wer aber keine Chance!" begann Matheo mich zu drohen. „Was hast du vor?" Ich wusste, dass es ein Scherz war, dennoch war ich gespannt und nervös, was er machen wollte.
Auf einmal schloss er mich in seine Arme, so dass ich meine nicht mehr bewegen konnte. Das Wasser in meiner Hand verschüttete ich aus Reflex und meine ganze Kleidung, inklusive seine, wurden nass. „Das ist mir jetzt sowas von egal!" sagte er mit einem teuflischen Lächeln und begann mich zu kitzeln. Oh, nein! „Hör auf, hör auf!" Er war so gemein. Das konnte er mir jetzt doch nicht antun. Er war zu stark. Ich konnte mich nicht so leicht von ihm entfernen. Ich würde sterben, wenn er so weitermacht.
„Hahahaha, hör auf. Hahaha!" Ich zappelte mit den Armen und Beinen, doch er wollte mich nicht loslassen. Ich schrie schon teilweise auf. „Matheo, warte. Hahaha. Ich... gebe... auf... Hahaha!!! Ich kann... nicht mehr... atmen... Hahahaha!" Langsam hörte er auf, mich zu kitzeln, doch seine Arme blieben um mich herum. Ich atmeme schnell ein und aus und versuchte, mich zu beruhigen.
Er sah mir in die Augen, so wie eben bevor er aufgestanden war, um Wasser zu holen. Sie wollten mir etwas sagen, doch ich wusste nicht, was. Diese mitfarbene Augen, in denen du dich verlieren könntest. Ich sah ihm ebenfalls in die Augen. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Ich biss mich auf die Unterlippe. Er umschlung mich unauffällig fester, doch ich konnte jede Bewegung von ihm spüren.
„Ich weiß, was wir machen könnten." sprach ich leise. Ich war mir nicht sicher, ob er mich gehört hat, aber gesehen hat er mich auf jeden Fall. Diese Stille zwischen uns war nicht unangenehm, doch unheimlich. Irgendwie komisch. Ich wusste nicht so recht, was sie bedeutete. Matheo gab nur ein Hmm? als Antwort. Warum sagte er nichts und starrte mich nur an? „Vielleicht..." begann ich zu reden „könnten wir uns einen Film anschauen?!" schlug ich unsicher vor. Sein Lächeln wurde breiter „Das ist eine gute Idee." Wir saßen noch immer auf der Klavierbank, umschlungen. Doch bald löste er sich von mir und wie von einer Wespe gestochen, stand er auf und ging zu seinem Filmregal.
„Was wollen wir uns denn anschauen?" fragte er Gedanken verloren und fuhr mit dem Finger über die DVDs. „Äh, weiß nicht." war alles, was aus mir kam. „Hah, ich hab's!" sagte er glücklich und nahm den Film in die Hand. Er zeigte mir das Cover und lächelte mich dabei an. Natürlich! dachte ich mir. Unser Lieblingsfilm. Naja, eigentlich war er mein Lieblingsfilm und er hatte sich mit der Zeit mehr und mehr für ihn interessiert.
Ich weiß nicht mehr, wie oft wir uns diesen Film angeschaut haben, doch das musste jetzt sein. Modigliani hieß der Film. Die Geschichte eines Mahlers, der an dem Tag, als er seiner Geliebten einen Heiratsantrag machen wollte, getötet wurde. Doch, sie hat ihn noch bei seinen letzten Atemzügen gefunden, und er konnte ihr seine Liebe zum letzten Mal in diesem irdischen Leben gestehen. „Das muss jetzt sein." antwortete ich mit einem breiten Lächeln.
„Willst du noch was trinken, Schwesterchen?" „Ja, bitte!" entgegnete ich und machte mich auf dem Sofa gemütlich. Er kam mit zwei Aperitifs und etwas zum Naschen zurück. Ich liebte Filmabende mit Matheo. Auch, wenn es jetzt noch nicht Abend war, dennoch bliebt die Stimmung dieselbe. Er startete noch den Film, bevor er sich zu mir setzte, sich auf dem Sofa gemütlich machte und den Arm um mich legte. Ich nahm diese nette Geste gerne auf und kuschelte mich an ihn.
Das war der beste Tag nach so langer Zeit.
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Wie gefällt euch die Story bis jetzt? :)
Noch ein Kapitel mit Baran und Matheo. Ist es euch zu viel, oder passt das so? :P
Ich freue mich immer auf eure Kommentare und Votes.
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