6.Kapitel - Warme Hände, warme Küsse
6.Kapitel - Warme Hände, warme Küsse
Starke Arme umschlungen mich. Eine angenehme Wärme breitete sich in meinem Körper und für einen Augenblick schließ ich meine Augen und lächelte. Ich umschloss Matheo ebenfalls fest und genoss seine Anwesenheit. Wie sehr ich diese Person vermisst habe, kann ich nicht beschreiben. Er hatte mir sehr gefehlt. Als ob ein Teil meiner Vergangenheit nicht mehr da war. Ein Loch in der Dunkelheit. Ein schwarzes Loch, das man nicht sehen doch spüren konnte.
Ich wollte ihn nicht mehr loslassen, doch wir konnten nicht den ganzen Tag einfach so dastehen, umschlungen. Obwohl es bestimmt wunderbar wäre. Ich löste mich von ihm und schaute ihm in die Augen. Er tat das gleiche und widmete mir sein liebevolles Lächeln. Ich konnte nicht anders als kurz wegzuschauen. Seine Augen verzaubern dich. Lange kannst du nicht in sie schauen, sonst nehmen sie dich mit ins Wunderland.
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und versuchte mir in die Augen zu schauen. Ich konnte nicht anders als wieder herzuschauen mit geröteten Backen. „Alles okay bei dir?" fragte er mich. Ich nickte und schaute auf den Boden. Er reckte mir das Kinn hoch und meine Augen füllten sich mit Tränen. „Nein, nein, nein, nein, nein. Sch, sch, sch. Alles ist gut." sagte er nur und umarmte mich so fest er konnte. Mein Gesicht klebte auf seiner Brust und sein T-Shirt wurde nass, je weiter die Minuten vergingen. Aber weder ihn noch mich störte das.
Er streichelte meine Haare und gab mir ein paar Küsse auf dem Kopf. Er wiegte mich langsam in seinen Armen und ich beruhigte mich mit jeder Minute, die langsam verging. Bald löste ich mich wieder von ihm und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. „Äh, hmm. Es tut mir leid." meine Stimme war kratzig. „Ist schon okay. Du hast ja nichts falsch gemacht." entgegnete er. „Komm, lasst uns sitzen." sagte er und half mir auf dem Sofa zu sitzen. Das dunkelgrünfarbige bequeme Sofa, auf dem ich schon oft saß.
Er kam mit den zwei Getränken zurück, die er gemacht hatte, als ich angekommen war. Yummy, mein Lieblingsaperitif mit Heidelbeeren. Den Namen merkte ich mir nie, dennoch schmeckte er mir wie immer. Er hatte eine rosane Farbe mit frischen Heidelbeeren drinnen. Er war weder zu süß noch bitter. Einfach perfekt.
„Und! Wie geht's meiner kleinen Freundin?" begann er zu sprechen. „Naja, so klein bin ich ja nicht mehr." scherzte ich. „Doch, für mich bist du noch immer das Mädchen, das ich in der Schule kennengelenrt habe." entgegnete er mit einem Lächeln. Er schaute mich einfühlsam an und wartete, bis ich etwas sagte.
„Naja, es geht. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich fühle mich noch ziemlich scheiße nach so langer Zeit. Vor allem, weil ich noch immer nicht verstehe, warum er Schluss gemacht hat. Das ist einfach nervig. Bei unserem letzten Treffen war alles normal, und am Tag danach hat er mir einfach geschrieben, dass er Schluss machen will. Das ist schon okay, wenn er Schluss machen will, aber durch's Schreiben sowas sagen? Das geht gar nicht! Und dann will ich ihn ein letztes Mal sehen, um alles abzuchecken, da weigert er sich und nach vielen Bitten und Jammern hat er endlich zugesagt. Ich weiß nicht, was mit ihm los war. Es ist einfach unfair."
Die Worte kamen aus mir heraus wie aus einer Pistole geschossen, doch sein Gesichtsausdruck änderte sich kein bisschen. Noch immer hörte er mir einfühlsam zu. Gedanken über Gedanken. Fragen über Fragen. Warum das alles bloß mir passieren sollte. Da hatte leider keiner eine Antwort.
„Wahrscheinlich kann dir niemand wirklich so helfen, ich inklusive. Und dir zu sagen, dass du bestimmt einen besseren verdient hast und ihn sicher noch finden wirst, hilft nicht. Dennoch sage ich sie dir persönlich, Baran. Du hast bestimmt jemanden besseren verdient. Jemand, der dir zur Seite steht, wenn du ihn brauchst. Jemand, der dich verstehen kann, wenn du Probleme hast. Jemand, dem es nichts ausmacht, wenn du in einigen Sachen besser bist. Du warst ihm wahrscheinlich zu viel. Du hast viel Gutes in dir, Baran. Nicht jeder kann das alles aushalten."
Das alles war schön zu hören. Schön zu hören von einem Freund, der dir immer zur Seite steht, wenn du ihn brauchst. Dennoch beruhigte mich das alles nicht. Ich hatte Angst. Angst, Menschen zu verlieren. Angst, alleine zu sein. Und Angst, nicht geliebt zu werden. Das alles half mir nicht, auch wenn ich froh war, Matheo als Freund zu haben. Ich hatte Angst. Angst, auch ihn zu verlieren und am Ende vollkommen alleine da zu stehen, ohne jegliche Hilfe, ohne jegliche Unterstützung. Was hat er aus mir gemacht? Wie konnte eine einzige Person solche Gefühle in mir aufwecken? So viel Angst hatte ich noch nie im Leben. Ich wollte nicht unglücklich sein. Ich wollte lieben und geliebt werden. Doch wen? Wo war er?
Die Gedanken ließen mich nie los. Hier auf diesem Sofa fühlte ich mich geborgener als anderswo. Ich wollte nicht weggehen. Ich wollte nicht von Matheo weggehen. Er war die einzige Person, die ich jetzt hatte. Die einzige Person, hier und jetzt. Niemand konnte mir helfen.
Ich war hierhergekommen, um mit Matheo eine schöne Zeit zu verbringen. Das musste ich auch tun. Aus mit den bösen Gedanken. Aus mit dem Unglück. Ich wollte nicht mehr über all das denken. Ich wollte mich nicht mehr mit meinem Unglück beschäftigen. Ich wollte wieder lachen. Aus dem tiefsten Herzen. So glücklich wie noch nie. Ja, das wollte ich sein.
„Baran? Hallo? Alles okay?" er schnipste mit dem Finger vor meinen Augen und ich kam wieder zu mir. „Äh, tut mir leid. Ich war kurz weg mit den Gedanken." antwortete ich beschämt. „Ach, Baran. Lass den blöden Mann in Ruhe. Er verdient das alles nicht. Verschwende deine Gedanken nicht über ihn. Du hast was Besseres verdient. Wenn du weiter an ihn denkst, machst du dir selber keinen Gefallen. Ich kann nicht zusehen, wie du dich verlierst. Du warst einst eine der glücklichsten Personen, die ich kannte, und zwar, bevor du Dion kennengelernt hast. Was ist aus dir geworden? Kann eine Person dich sooo fertigmachen? Wo bleibt die starke Frau in dir stecken? Ich sehe sie nicht mehr. Hör auf, dich schuldig zu machen. Du hast gar nichts falsch gemacht. Egal was er für einen Stuss redet. Lass den Scheiß los. Ich mein's wirklich ernst."
Ich konnte sehen, wie Wut in ihm aufgekommen war. So hatte ich ihn schon längst nicht mehr gesehen. Naja, generell hatte ich ihn schon längst nicht mehr gesehen. „Ja. Du hast recht. Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass unser Treffen nach so langer Zeit so läuft. Ich hatte so viel Angst, dass es so sein wird. Es ist alles meine Schuld. Es tut mir leid." sagte ich nur und begann wieder zu weinen. „Nein, sch. Ist schon okay. Ich sollte auch nicht so schnell wütend werden, obwohl ich nicht anders konnte." begann er mich zu beruhigen und nahm mich wieder in den Armen.
„Baran, ich habe dich sehr gern. Das hast du schon immer gewusst. Es hat sich nichts geändert. Du bist noch immer meine kleine Schwester, auch wenn wir gleich alt sind. Ich bin für dich da. Sch, keine Sorge." er wiegte mich in den Armen und küsste mich wieder auf dem Kopf. Am liebsten würde ich die Zeit stoppen und mich für den Rest meines Lebens von Matheo wiegen lassen.
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