3.Kapitel - Prince Charming auf seinem weißen Pferd


3.Kapitel - Prince Charming aufseinem weißen Pferd

Schweiß gebadet wachte ich auf. Vor meinem inneren Auge sah ich immer noch das Meer und mich in ihm. In Gedanken verloren versuchte ich das Licht aufzudrehen. Es war bloß nur ein Traum; ein komischer Traum. Was hatte er denn zu bedeuten? Vielleicht sollte ich wirklich nicht im Regen ohne Regenschirm spazieren gehen.

Mein Kopf tat ein wenig weh. Ich schaute auf die Uhr. Es war erst 4 Uhr morgens. Zum Glück war es Wochenende und ich musste mich nicht für die Uni vorbereiten. Ich stand auf und ging in die Küche. Ich füllte den Wasserkocher mit Wasser und ging in Zwischenzeit auf die Toilette. Für einige Minuten saß ich einfach so da und starrte die weiße Wand vor mir an. Mein Gesicht verbarg ich in meine Hände und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Ich stand endlich auf, wusch meine Hände und mein Gesicht. Ach, tat das kalte Wasser dir nicht gut? Ich ging zurück in die Küche und machte mir einen Tee. Ich ging in mein Zimmer zurück, setzte mich auf mein Bett nieder und kuschelte mich an meine Decke. Welch ein gutes Gefühl!

Tee trinkend ließ ich den Traum Revue passieren. Zuerst begegnete ich meinen Ängsten, dann ließ ich mich vom weiten Meer erfrischen lassen. Das machte doch keinen Sinn. Die Angst, jemanden zu verlieren, werde ich immer beibehalten. Dion hatte mein Herz in tausend kleine Stücke zerbrochen und es wird nicht heilen; zumindest nicht bald. Dann was um Gottes willen soll der Traum bedeuten? Ich konnte doch nicht von einem Tag auf den anderen wieder glücklich werden ohne wirklich glücklich zu sein und Schauspielen zählte nicht wirklich zu meinen Stärken.

Verärgert stellte ich meinen Tee auf den Nachttischkasten, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute aus dem Fenster. Es wurde langsam wieder hell. Der Himmel klarte auf und die Regenwolken verschwanden. Wäre ich heute spazieren gegangen, wäre ich nicht pitschnass geworden, dachte ich mir. Aber so war das Gefühl zumindest wie damals mit Dion. Ach, diesen verfluchten Menschen sollte ich mir irgendwann aus dem Kopf schaffen. Er hatte mir das Leben verdorben und hatte keinerlei Schuldgefühle. Wie egoistisch!

Die Gründe, warum er Schluss gemacht hatte, waren mir noch immer nicht klar, aber ändern konnte ich sowieso nichts mehr. Er war weg; verschwunden. Der Gedanke an ihn brachte mich noch immer zu weinen. Wie konnte eine einzige Person solche Gefühle in dir aufwecken? Gefühle wie, die glücklichste und unglücklichste Person auf der Welt zu sein. Eins nach dem anderen. So enden aber die Märchen nicht. Am Ende kommt doch immer der Prince Charming auf seinem weißen Pferd und rettet dich von dem Drachen, der dich bewacht. Auch die romantischen Romane haben ein Happy Ending. Der egoistische reiche Mann verliebt sich in dich, vergisst somit nach vielen Geschehnissen seinen Egoismus und will den Rest seines Lebens mit dir verbringen. Doch meine Geschichte scheint kein Happy Ending zu haben. Kein Märchen ist meine Geschichte. Keinen Prince Charming oder Mr. Darcy werde ich begegnen auf meinem Wege.

Ich stöhnte laut auf und kuschelte noch enger an meine Decke. Wie einsam fühlte ich mich gerade. Niemand und nichts konnte mich aufheitern. Vieles hatte sich in dieser Zeit verändert und so viele Veränderungen konnte ich nicht leiden. Cara war vor einigen Monaten nach Amerika gezogen wegen ihrer Dad und bald würde sie nicht nach Wien fliegen. Von Matheo hatte ich schon lange nichts mehr gehört und mit Roger hatte ich keinen Kontakt mehr. Alles, was mir einst viel bedeutete, war weg; verschwunden.

Ich nahm mein Handy und suchte unter Kontakte Matheo. Sein Foto lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Ich vermisste ihn irgendwie. Ich starrte den Button Send a Message an. Soll ich ihm schreiben? Ich dachte kurz nach und verunsichert klickte ich auf den Button. Einige Sekunden wartete ich und dann begann ich zu schreiben. Hi Matheo! Wie geht's dir? Lange nichts mehr voneinander gehört? Was machst du denn so? Hast du Lust, einander zu treffen? Ich vermisse dich. Bevor ich die Nachricht abschickte, las ich sie ein zweites Mal durch. Sollte ich ihm sagen, dass ich ihn vermisste? Nein, das wüsste er doch bestimmt. Oder nicht? Ich ließ die Nachricht so bleiben und schickte sie ab.

Nervös las ich die schon geschickte Nachricht wieder durch. Es war bereits 6 Uhr morgens. Er sollte noch schlafen. Oder war er schon so früh wach? Warum hatte ich mich so sehr von meinen engsten Freunden entfernt? Vielleicht war Dion doch nicht der Richtige für mich... Doch wer war der Richtige? Gab es ihn überhaupt? Mein Prince Charming reitet wahrscheinlich auf einer Schildkröte, irgendwo, ganz verwirrt durch die Gegend... Ich sollte vielleicht weniger irgendwelche Facebook Fotos mit lustigen Fakten lesen. Jedoch amüsierte ich mich für einige Momente darüber bis mein Handy vibrierte.

Überrascht doch voll neugierig machte ich die Nachricht auf. Sie war von Matheo. Also, er war doch schon wach. Oder hatte ich ihn aufgeweckt? Ach, wen interessiert's? Ich las die Nachricht leise vor mich hin: Hey Baran! Mir geht's ganz gut. Ich hoffe, dass es dir auch gut geht. Dass wir einander schon lange nicht mehr gesehen haben, war vielleicht auch meine Schuld. Ich bin in letzter Zeit sehr beschäftigt mit der Arbeit und komme zu nichts Anderem. Aber die Geschehnisse der letzten Monate waren sicher auch ein anderer Grund, warum wir einander unabsichtlich aus dem Weg gegangen sind. Dennoch würde ich dich gerne wieder einmal sehen. So wie früher, wie beste Freunde... Was hälst du davon? Hast du nächstes Wochenende Zeit? Wenn ja, hätte ich auch einige Neuigkeiten für dich ^^ P.S.: Ich vermisse dich auch.

Einige Neuigkeiten? Welche Neuigkeiten hatte Matheo, die er mit mir teilen wollte? Einerseits freute ich mich sehr über seine Nachricht, andererseits fühlte ich mich bei dem Gedanken irgendwie unwohl. Antworten musste ich jedoch, denn er hatte sich so wie ein Kind gefreut. Ja klar. Wann hättest du denn Zeit? Wir können uns dann über vieles unterhalten :) Mit ein wenig Freude schickte ich die Nachricht ab und lächelte. Einen alten Freund wieder zu treffen tat gut. Samstag bei mir? Du kennst ja noch die Adresse, oder? ;) freue mich schon! Oh ja. Die Adresse kannte ich natürlich noch. Die Wohnung mit dem Klavierflügel, dem Balkon und dem dunkelgrünfarbigen bequemen Sofa. Wie konnte ich nur sie nur vergessen haben? Wir hatten dort vieles durchgemacht.

Ja! Samstag passt :) Die letzte Nachricht schickte ich noch ab und stand auf. In der Küche angekommen sah ich meine Mom und sagte Guten Morgen! Sie hatte sich nicht viel in meiner Beziehung mit Dion eingemischt, wofür ich ihr dankbar war. Auch beim Schluss machen hatte sie wenig erwidert. Naja, außer tagelangem Weinen und mein Leben für unnötig halten hatte ich auch nichts gemacht und sie hätte auch nichts für mich tun können. Dies war ein Weg, den ich alleine durchziehen musste; auf eigene Faust. Auch, wenn man den Weg nicht mit den Fäusten geht, aber egal. So ging's mir eben. Alles durcheinander.

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Oben seht ihr ein Foto von Baran mit längeren Haaren.
Ich hoffe, dass euch bis jetzt die Kapitel gefallen :)

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