13.Kapitel - Ein Geschenk nach Amerika, bitte!


13.Kapitel - Ein Geschenk nach Amerika, bitte!

Seit dem Treffen mit Ani waren ein paar Wochen vergangen. Ich dachte viel über ihre und Matheo's Worte nach. Ich solle ihn loslassen und mich auf meine Zukunft konzentrieren. Ja, das sollte ich. Und ich nahm es mir auch vor. Ich hoffte nur, dass ich dabei Glück hatte. Loslassen war genau so schwer wie verlieren. Man musste mutig sein, sonst verlor man mehr.

Ich saß vor meinem Schreibtisch und verpackte ein paar Kleinigkeiten, die ich Cara schicken wollte. Ein paar deutschsprachige Bücher, damit sie Deutsch nicht vergaß, ein paar Süßigkeiten, die nur hier in Wien gab, eine selbstgemachte Zeichnung, ein schönes Heft, das ich in meinem Lieblingsgeschäft gefunden hatte, und handgemachte Seifen. Wir beide liebten handgemachte Seifen.

„Wie ist das Leben dort?" fragte ich sie durch die Kamera. „Joa, ganz okay. Ich musste mich am Anfang ein bisschen daran gewöhnen, aber jetzt gefällt mir alles hier." antwortete Cara mit einem Lächeln. „Cool! Und hast du jemanden auch gefunden?" wollte ich wissen. „Es gibt einen, der mir in der Uni gefällt, aber ich weiß nicht. Hab noch nie wirklich mit ihm geredet. Wir haben einige Vorlesungen gemeinsam." entgegnete sie. „Wie heißt er denn?" fragte ich aus Interesse. „Theo!" sagte sie kurz und knapp. „Cool!"

„Du, ich muss auflegen. Ich muss bald babysitten und da muss ich zwanzig Minuten mit dem Fahrrad hinfahren." meinte sie. „Okay, viel Spaß dann." entgegnete ich und legte auf. Das letzte Mal, als Cara und ich auf Skype gesprochen hatte, war es vor zwei drei Monaten. Jetzt hatten wir Ende August und bald war Sommer zu Ende.

Die Sommerferien waren ganz entspannt. Ich traf mich ein paar Mal mit Ju-Le in der Bibliothek und ein paar Mal für einen Kaffee. Er war noch immer sehr sympatisch, wie bei unserem ersten Treffen und denen danach. Ich fragte mich immer, wie es dazu kam, dass wir auf einmal so gute Freunde geworden waren. Wir verstanden einander sehr gut, konnten Zeit miteinander verbringen, ohne, dass es langweilig wurde, und hatten viele gemeinsame Interessen.

Und da tauchte immer die Frage auf: mag ich ihn? Doch jedes Mal schüttelte ich nur den Kopf und schob diese blöden Gedanken beiseite. Wie konnte ich jemanden mögen, wenn ich mich noch von einer anderen Person nicht verabschieden konnte? Obwohl dies auch sehr blöd war, dennoch war ich noch nicht bereit für etwas Neues in meinem Leben.

Nachdem ich alles für Cara verpackt hatte, stand ich auf, zog mich um und ging zur Post. Den Mann, der bei der Kasse stand, kannte ich schon. Er war einer der nettesten Mitarbeiter bei dieser Postfiliale. Er kannte mich auch schon, weil ich oft genug hier Sachen abschickte. Und jedes Mal begrüßte er mich mit einem Lächeln und einem „Hallo, Kleines!"

Er war ein älterer Mann. Ich glaubte, Mitte 50 oder so. Mit meinen fast 24 Jahren war ich nicht mehr ein „Kleines", doch ich fand es voll süß von ihm, mich so zu nennen und mich immer willkommen zu heißen. Ich reichte ihm die Verpackung, zahlte und wünschte ihm noch einen schönen Nachmittag, bevor ich die Post verließ.

Es war ein eher kühlerer Nachmittag. Obwohl so ein Wetter im August nicht üblich war, dennoch war er so. Auf Herbst wollte uns der Nachmittag vorbereiten. Ein kalter Winter würde kommen, dachte ich mir. Ich hasste manchmal den Winter. Doch manchmal war er wunderschön. Dieses Jahr würde er nicht so schön sein, dachte ich nach. Diesen Winter würde ich alleine sein, stellte ich fest.

Als ich zu Hause war, rief mich Matheo an und fragte, ob ich nächstes Wochenende etwas Besonderes zu tun hatte. „Wir wollen was trinken gehen. Ich, Sophia, Markus und ein anderer, den du nicht kennst." sagte er. „Cool! Wer ist dieser andere?" fragte ich und lachte kurz auf. „Weiß nicht. Er ist ein Freund von Sophia. Ich kenne ihn auch nicht." stellte er fest und lachte ebenfalls. „Heißt es ein Ja?" wollte er noch wissen. „Ja!" antwortete ich und freute mich auf das Treffen mit ihm.

Sophia und Markus waren ein Paar. Ich lernte sie an einem Drehtag von Matheo kennen. Sie waren ganz nett und offen. Wenn du dich irgendwo befindest, wo du niemanden kennst und zwei Leute siehst, die dich in ihren Gesprächen mitreden lassen, ist es ein befreiendes Gefühl zu wissen, dass du nicht allein bist, auch, wenn du es innerlich bist.

Die Drehtage waren ziemlich interessant. Ich musste einmal mit einem als Paar Hand in Hand vor der Kamera vorbeigehen und versuchen, nicht in die Kamera zu schauen. Es war ziemlich schwer. Wenn dir jemand sagt, du sollst etwas nicht tun, dann willst du genau das Eine tun, was dir verboten wurde. Mein „Partner" war gutaussehend, doch damals war ich einfach nicht in der Stimmung, um mir einen „Partner" zu suchen.

Ich schmiss mich auf mein Bett und starrte die Decke an. Wann war mein Leben so kompliziert geworden? Es war schon teilweise nervig, die ganze Zeit unrund zu sein. Manchmal hasste ich mich selbst für das, was ich geworden war. Eine deprimierte, unrunde und unzufriedene Person. Diese Person wollte ich nicht sein, doch ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte. Ich versuchte immer, meine Zeit mit meinen jetzigen Freunden zu genießen, doch sobald sie wegwaren, war die Freude mit ihnen auch weg.

Ich wollte nicht alleine alt werden. Ich wollte nicht alt werden, während mich niemand mehr liebte. Zwar war die Familie immer da, aber die Liebe einer Person war nun was Anderes. Wenn dich dein Partner liebt und dir das Gefühl gibt, du seiest die einzig wahre Liebe, dann bist du nun mal glücklich und wünschst dir, dass dich dieses Gefühl bis ans Ende der Welt begleitet.

Bald waren die Sommerferien vorbei. Sie waren trotz all meinem Gejammer nicht langweilig. Sie waren voller Erlebnisse und Abenteuer. Tanzen, trinken, lesen, chatten, treffen, auch zu mögen beginnen. Das Einzige, worauf ich hoffte, war, dass diese Erlebnisse ein Anfang für ein glückliches Ende waren. Ein Anfang, das mir mein Happy End brachte. Ein Anfang, der reitend auf dem weißen Pferd zu mir kam und blieb. Ein Anfang, der mein Leben zu einem Märchen machte.

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Ich hoffe, dass euch die Geschichte bis hierhin gefallen hat :)
Wenn ja, freue ich mich auf eure Meinung und Votes ❤Ein Bild von Cara seht ihr oben :) so unbekannt ist sie nicht, wenn ihr den 1.Teil schon gelesen habt ^^

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