10.Kapitel - Tick, tack, ...
10.Kapitel - Tick, tack, ...
Das Handy klingelte. Ich stürmte zu meinem Schreibtisch und nahm es in die Hand. Es war Anelim!
„Hallo Ani!" sagte ich außer Atem.
„Hey Schatzi. Wie geht's denn?" hörte ich ihre fröhliche Stimme.
„Ganz gut. Bin gerade jetzt aus der Dusche gekommen und da hast du mich erwischt." antwortete ich mit einem kurzen Lachen. „Alles gut bei dir?"
„Ja, klar. Heute ist Party-Time! Wie kann es mir schlecht gehen?" Ich konnte spüren, dass sie währenddessen getanzt hatte. So gut kannte ich sie schon, und so lang hatten wir einander nicht mehr gesehen.
„Ja, voll. Ich war schon lange nicht mehr fort. Mit dir gehe ich am liebsten. Das weißt du eh!" sagte ich mit einem Lächeln, das auch zu hören war.
„Ja, Süße. Deswegen habe ich es dir auch gesagt, dass du mitkommen sollst. Ich weiß nur noch nicht, was ich anziehen soll." Sie schien vor ihrem Kleiderschrank zu stehen und zu überlegen. „Lieber eine kniekurze Hose und eine Bluse, oder ein Kleid?"
Die Frage war anscheinend an mich gerichtet, denn nachher fügte sie nichts mehr dazu. „Hmm, ich finde Hose besser. Da können die Jungs nicht darunter schauen." antwortete ich und lachte auf.
„Hahaha. Das stimmt. Du hast immer die besten Ideen. Hach, das hat sich überhaupt nicht geändert." Ihre Stimme klang so, als ob sie sich in ihren Erinnerungen von früher verloren hätte.
Ich lächelte ebenfalls und entgegnete „Du hast dich auch kaum geändert Ani. Ich bin mir sicher, dass wir heute viel Spaß haben werden, obwohl ich nicht so bei der Sache bin." Natürlich musste ich gerade das Thema anfangen. Was für ein Idiot, dachte ich mir.
„Wen soll ich jetzt schon wieder schlagen, Süße?" fragte sie mit der Stimme, die ich schon oft von ihr gehört hatte, als mich jemand im Stich gelassen hatte, egal wie schlimm die Situation war.
„Hehehe, niemanden. Dafür gibt es heute keine Zeit. Heute will ich feiern und tanzen und trinken." antwortete ich und versuchte fröhlich zu klingen. Warum war ich auf einmal wieder so schlecht gelaunt?
„Okay, Schatzi. Wie du meinst. Du kannst ja nachher noch zu mir kommen und wir plaudern ein bisschen. Das Wochenende will ich einfach nichts machen. Bin für dich da." entgegnete sie und schickte mir ein paar Bussis durch das Handy.
Ich tat das gleiche, wir verabschiedeten uns und legten auf. Heute wird ein cooler Abend werden, versprach ich mir in Gedanken und ging zu meinem Kleiderschrank, wo ich ebenfalls zu überlegen begann, was ich anziehen sollte. Ach, warum war das bloß das Schwerste, was es gab?
Ich entschied mich für meine blaue Jeans, eine schwarze Bluse mit V-Ausschnitt und meine Lieblingsschuhe in Dunkelrot. Obwohl es Anfang Sommer war, wollte ich nicht viel Haut zeigen, weil ich mich der Welt gegenüber noch verschlossen fühlte.
Bis zu unserem Treffpunkt lagen noch ein paar Stunden vor mir, doch ich war sehr aufgeregt und ungeduldig. Ich tippte die ganze Zeit auf etwas, was sich unter meinen Fingern befand, biss mich in die Unterlippe, ging in mein Zimmer auf und ab, stellte mich vor meinem Kleiderschrank und schaute auf die Uhr.
Warum verging die Zeit so langsam? Ich dachte früher, dass die Zeit nur in der Schule langsam verging. Doch anscheinend lag ich falsch. Warten, warten, warten. Das war überhaupt nicht mein Ding. Immer warten auf etwas, was erst in ein paar Stunden passieren würde. Und dabei machte ich mir zusätzliche Gedanken, was, wenn.
Genervt ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte auf die Decke. So hoch waren die Wände und so weit entfernt schien mir die Decke. Die weiße mit den Schatten der Hängeleuchte bemalte Decke.
Es war ruhig in der Wohnung. Schon wieder war ich alleine da, ohne Störung. Doch in dem Moment wünschte ich mir, eine Beschäftigung zu haben. Etwas, was mich auf andere Gedanken bringen würde.
Tick, tack, tick, tack. Ich hörte meine Uhr ticken. Tick, tack, tick, tack. Die Swatch Uhren ticken wirklich sehr laut, kam es mir vor. Meine Swatch Uhr brachte mich auf andere Gedanken. Noch immer tickte sie in meinem Kopf und dazu erinnerte ich mich an einen Zungenbrecher. Three witches watch three Swatch watches. Which witch watch which Swatch watch?
Das Ticken und der Zungenbrecher wurden immer lauter und lauter in meinem Kopf bis ich es nicht mehr aushielt. Genau in dem Moment klingelte mein Handy und ich stürmte wieder darauf, um mich von dem Wahnsinn zu befreien. Es war eine Nachricht von Anelim. Sie würde sich gerne mit mir um 23 Uhr in Praterstern treffen und von dort würden wir losgehen.
Es war bereits acht Uhr abends und lange hatte ich nicht mehr Zeit. Ich schickte ihr ein Okay! und ging in die Küche, um etwas zu essen. Mit leerem Magen wollte ich nicht trinken, weil wer weiß, was sonst passieren würde. Alkohol war eben nicht so mein Freund, doch, wenn es dazu kam, lehnte ich ihn nicht ab. Aber nur in Begleitung einer Freundin oder eines Freundes.
Ich hörte meine Mom in die Wohnung eintreten und ging zu ihr. „Hey Mom!" sagte ich und küsste sie auf die Wange. „Hallo Süße. Wie geht's?" fragte sie. „Ganz gut. Ich wollte mir grad was zum Essen machen und nachher gehe ich los." antwortete ich. „Gut, na dann, viel Spaß und pass auf dich auf." sagte sie nur und ich ging wieder in die Küche, wo ich mir ein Brot machte.
Bald war es soweit. Ich ging zur Sicherheit noch einmal auf die Toilette, putzte mir dann die Zähne und zog mich nachher an. Ein bisschen Schminke gehörte auch dazu, doch nicht übertrieben. Schmuck und Tasche waren auch da. Ich sah mich ein letztes Mal im Spieleg und lächelte nervös.
„Es wird ein cooler Abend" sagte ich zu mir und ging aus der Wohnung.
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