Kapitel 7
Die Hernández’ saßen am Tisch und aßen zu Abend. Señora Garcia hatte Empanadas zubereitet.
Es wurde nicht viel geredet. Man hörte nur das Scharren von Gabeln und Essgeräusche. Máximas Bruder Fernando war wie gewöhnlich als Erster fertig. Máxima staunte immer wieder, wie er die gefüllten Teigtaschen in einen paar Minuten herunterschlingen konnte. Wie ein hungriger Löwe. Fernando spürte den Blick seiner älteren Schwester auf sich ruhen.
»Was ist los?«, grunzte er sie an. Máxima antwortete ihm nicht.
»Antworte mir!«
Máxima blickte ihm in die Augen.
»Sonst was?«, fragte sie spöttisch.
»Kinder, hört doch auf, euch zu streiten«, sagte Señora Garcia. Ihre Stimme klang merkwürdig hohl. Señor Hernández äußerte sich überhaupt nicht, er starrte nur mit dumpfen, blutunterlaufenen Augen auf den Tisch. Er hatte wohl wieder getrunken.
»Wie geht’s deinem Lover, dem Gerontophilen?«, fragte Fernando herausfordernd.
»Neun Monate«, zischte Máxima wütend. Fernando grinste frech. Máxima ärgerte sich, dass sie sich mal wieder hatte provozieren lassen.
In diesem Moment ertönte die Türklingel. Alle Mitglieder der Familie Hernández blickten erschrocken auf. Sogar Señor Hernàndez zeigte eine Regung. Wer mochte das sein, der zu dieser Zeit bei ihnen klopfte? Fabio, schoss Máxima durch den Kopf, doch sie verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Fabio vermied es genau so, sie zu besuchen, wie sie ihn. Máxima hatte ihm oft genug davon abgeraten.
Señora Garcia wischte sich die Hände an einer Servierte ab und stand hastig auf. Máxima lauschte gespannt ihren Schritten, wie sie die Tür öffnete...
»Hallo, Teresa. Es tut mir leid, dass ich euch zu so später Stunde noch störe«, ertönte eine tiefe Stimme. Es war Onkel Rafael.
Máxima richtete sich auf. Im Flur hörten sie, wie Teresa Garcia mit ihrer leisen Stimme redete, während Onkel Rafael seinen Mantel ablegte. Kurz darauf kamen sie in das Esszimmer. Onkel Rafael sah müde aus, knapp nickte er den Hernández’s zu.
»Javier, Fernando, Máxima, schön, euch zu sehen.«
Ohne eine Einladung setzte er sich an den Tisch.
»Möchtest du etwas trinken oder essen?«,, fragte Señora Garcia. Auch sie schien nervös zu sein.
»Nein danke. Ich habe nicht so viel Zeit.«
Betretenes Schweigen herrschte im Esszimmer der Hernández’s.
»Die Angelegenheit betrifft dich, meine Nichte.«
Máxima sah erschrocken auf.
»Ich verstehe nicht...«, stammelte sie.
»Fabio Pérez«, sagte Onkel Rafael scharf.
Máxima zuckte zusammen. Fernando richtete sich gespannt auf.
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass dieser Pérez in dubiose Sachen verwickelt ist. Er war heute bei der Polizei.«
»Das kann ich erklären! Fabio ist unschuldig, er hat nichts getan! Es war ein Missverständnis!«
Ihr Onkel schnitt ihr das Wort ab. »Máxima, ich will doch nur das Beste für dich«, sagte er mit einer sanfteren Stimme.
»Du darfst dich nicht mehr mit diesem Pérez treffen! Du bringst Schande über die ganze Familie!«
»Fabio ist das Beste für mich!«, sagte Máxima trotzig. Onkel Rafael atmete tief ein.
»Es ist unglaublich! Javier, du bist ein alter Säufer geworden, Máxima trifft sich mit Kriminellen, und Fernando denkt als ihr Bruder auch nicht daran, sie zu beschützen!«
Onkel Rafael war knallrot angelaufen. Jetzt sah Javier auf. Auch Fernando fühlte seine Ehre gekränkt. Doch gegen Onkel Rafael die Hand zu erheben, war undenkbar. Als Ältester Bruder war er das Oberhaupt der Hernández. Und das war ihm durchaus bewusst. Rafael Hernández kostete den Moment noch einen Augenblick aus. Dann erhob er sich und war durch und durch wieder der müde, alte Mann, der das Zimmer betreten hatte. Señora Garcia machte keine Anstalten, ihn hinauszubegleiten. Als die Tür ins Schloss fiel, sprang Javier Hernández auf. Máxima hatte keine Zeit mehr, auszuweichen. Der Schlag traf sie hart an der Schläfe.
»Was fällt dir ein, du undankbares Gör?«
Señora Garcia hing sich an den Arm ihres Mannes.
»Bitte, Javier«, sagte sie leise. Señor Hernández riss sich los und stampfte aus dem Zimmer. Máxima krabbelte zur Wand und lehnte sich dagegen. Ihre Schläfe pochte fürchterlich. Sie konzentrierte sich darauf, ihrem Atem zu lauschen, bis sie ruhiger wurde. Ihr Kopf fasste nur einen klaren Gedanken: Fabio. Was sollte sie nur machen? Sie hatte nur eine Möglichkeit. Wenn Fernando, oder noch schlimmer, Onkel Rafael, herausfinden würden, dass sie ihn immer noch traf... Das könnte auch für ihn brenzlig werden. Aber sie konnte nicht mit ihm Schluss machen! Sie liebte ihn doch! Ja, sie liebte ihn. Und deswegen musste sie an sein bestes denken. An seine Zukunft. Und ihre Zukunft, das wusste sie jetzt, lag nicht zusammen.
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