Kapitel 4

Wo war Fabio? Máxima lief den Hafen entlang. Señor Barrragan hatte ihr lediglich gesagt, er wäre heute schon früher gegangen. Hatte er schon von der Angelegenheit erfahren?
Der Wind peitschte Máxima die Haare ins Gesicht, doch sie merkte es kaum. Und warum hatte er ihr dann nichts erzählt?
Máxima bliebt keuchend stehen.
Sollte sie Fabio zuhause aufsuchen? Aber andererseits ... seine drei Mitbewohner waren ihr etwas suspekt. Außerdem sollte Fabio sie nicht so zu Augen bekommen. Wie lächerlich sie doch wirkte! Máxima setzte ihre Sonnenbrille über die verheulten Augen und lief wieder zurück. In ihrem Kopf ging alles hin- und her. Fabio. Er war doch kein Krimineller. Oder?
***

»Das sind die Männer, die auf eure Beschreibung zutrafen. Teilweise sind sie schon vorbestraft.«
Evelia blickte auf eine Reihe von jungen Männern. Sie musste ihr Grinsen verbergen. War das ein Spaß!
Zara hatte rote Flecken im Gesicht und am Hals.
»Entspann dich!«, flüsterte Evelia ihr zu und drückte ihre Hand. Gemeinsam schritten sie an den Männern vorbei.
Der erste war zu bullig. Der Zweite zu alt. Der Dritte sah irgendwie fies aus. Der Vierte ... Evelia blieb kurz stehen. Zwei schokoladenbraune Augen guckten sie missmutig an. Evelia biss sich auf die Zunge, um ein kühles Gesicht zu bewahren. Der Mann war sportlich und sah sympathisch aus. Eine schwarze Locke fiel ihm auf die Stirn. Wie süß.
»Der war es!«
Sie zeigte auf ihn.
»Stimmt doch, oder Zara?«
Zara nickte eifrig.
»Ja, das war er ganz bestimmt!«
Panik machte sich auf dem Gesicht des Jünglings breit.
»Ich habe nichts getant!«
Señor Ruiz schritt energisch auf ihn zu.
»Wie können Sie es wagen, meine Tochter zu beleidigen!«
Señor Sanchez machte den übrigen Männern ein Zeichen, zu gehen.
»Dieses Mal habt ihr Glück gehabt!«, knurrte er. »Aber man sieht sich immer zwei Mal im Leben!«
Zurück im Raum blieben Señor Ruiz, Señor Sanchez, Zara, Evelia und der junge Mann.
Dieser sah geradezu verzweifelt aus.
»Ich schwöre euch, Señor, ich habe Ihre Tochter noch nie gesehen!«
»Wie ist Ihr Name?«
»Fabio Pérez Díaz.«
Fabio. Dieser Name passt zu ihm, dachte Evelia und lächelte in sich hinein.
»Also gut, Señor Pérez. Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Wieso beleidigen Sie meine Tochter Evelia?«
Fabios Augen wanderten zu Evelia. Sie spürte, wie ihre Wangen sich röteten.
»Aber das habe ich nicht! Ich habe Ihre Tochter noch nie gesehen, das schwöre ich!«
Jetzt lief auch Señor Ruiz rot an. Vor Wut.
»Lügner!«
Carlos Sanchez packte ihn am Arm.
»Beruhige dich!«, raunte er ihm zu. Laut fuhr er fort:
»Señorita Ruiz, Señorita Ramírez, sind Sie sicher, dass es dieser Mann war?«
»Ja, das war er!«, sagte Evelia bestimmt.
»Señorita Ramírez?«
Zaras Flecken an Hals und Ohren wurden noch röter. Sie begann zu hüsteln. Oh nein, dachte Evelia.
»Zara? Kommst du einen Moment mit raus? Ich muss kurz frische Luft schnappen.«
Sie fächelte sich zur Bestätigung ihrer Worte etwas Luft zu. Ihr Vater sprang sofort auf.
»Soll ich mitkommen?«
»Nein, nein, Zara begleitet mich!«
Zara nickte und stand hastig auf, froh, der Situation entfliehen zu können. Die beiden Mädchen traten auf den kühlen Flur hinaus. Evelia packte Zara an den Armen.
»Jetzt verpatz bloß nicht alles!«
Zaras riss sich wütend los.
»Du übertreibst, Evelia! Jetzt hast du deinen Traumann, na und? Was hast du davon? Denkst du, auf die Tour kriegst du ihn?!«
Evelia kniff die Lippen zusammen. Sie war sich selbst nicht sicher. Was hatte sie sich vorgestellt? Dass Fabio sich auf den ersten Blick in sie verlieben würde?
»Ich muss alleine mit ihm sein.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Lass das mal meine Sorge sein. Spiel du nur schön mit, okay?«
Zara nickte langsam.
»Danke«, sagte Evelia erleichtert und umarmte die Freundin.

***

Fabio wusste nicht, was er tun sollte. Die ganze Geschichte war noch absurder, als er zunächst angenommen hatte. Ein erboster Señor Ruiz saß vor ihm, und was hatten die beiden Mädchen vor? Er hatte sie noch nie zuvor gesehen.
Ein Bild von Máxima schlich sich in seinen Kopf. Es war falsch gewesen, sich nicht von ihr zu verabschieden. Sie machte sich bestimmt furchtbare Sorgen. Máxima machte sich immer viel zu viele Sorgen. Bestimmt hatte Señor Barragan ihr erzählt, dass die Polizei ihn geholt hatte. Verdammt. Was sollte sie jetzt denken?

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