Kapitel 18
Dort, da war er ja schon, Tisch Sieben. Nein... Máxima blieb stehen und blinzelte. Sie hatte sich schon oft eingebildet, Fabio zu sehen, aber das konnte doch nicht sein! Ihr Herz schlug augenblicklich höher. Was machte er in so einem feinen Restaurant? Hatte er im Lotto gewonnen? Máxima lief ein paar Schritte nach rechts und versteckte sich hinter Säule. Vorsichtig lugte sie hervor. Tatsächlich, das war Fabio. Von ihrem jetzigen Standpunkt konnte sie sein Gesicht klar erkennen. Sofort wurde ihr warm ums Herz. Sie musste sich zurückhalten, nicht auf ihn zuzulaufen, und ihm in die Arme zu fallen. Sie hatte sich von ihm getrennt, und es war eine gute Entscheidung gewesen. Jetzt durfte sie bloß nichts unüberlegtes tun.
Mit wem war Fabio hier? Die Person wurde durch einen älteren Herren entdeckt. Gezwungenermaßen musste Máxima ihr Versteck verlassen. Sie ging an ein paar Tischen vorbei und lugte aus den Augenwinkeln hinüber zu Tisch sieben. Doch sie wünschte, sie es nicht gesehen. Evelia. Natürlich war es Evelia. Die beiden waren schon seit Monaten zusammen. Doch es tat so weh, sie zusammen zu sehen.
Evelia lachte ihr glockenhelles Lachen. Máxima konnte es bis hier hin hören, und es versetze ihrem Herzen einen Stich. Es tat weh, so weh. Sie konnte jetzt nicht dort hin gehen und die beiden bedienen. Es ging einfach nicht. Máxima machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück in Richtung Küche.
»Oliviero? Kannst du bitte Tisch Sieben bedienen?«
Oliviero runzelte missbilligend die Stirn.
»Was ist denn?«
»Nichts... nur...«, Máxima hielt inne.
»Gibt es ein Problem?«, rief Emilia aus der Küche.
»Máxima möchte Tisch Sieben nicht bedienen!«, rief Olivier zurück.
»Máxima Hernández! Ich habe dich eingestellt, damit du arbeitest! Ich bezahle dir viel Geld dafür! Du solltest mich lieber nicht enttäuschen...«
»Tut mir leid!«, unterbrach Máxima zerknirscht Emilias Redeschwall. Augenblicklich wurden ihre Gesichtszüge wieder weicher. »Gut. Dann ab an die Arbeit! Wir haben genug zu tun!«
Máxima gab sich einen Ruck und nahm ihr Tablett wieder auf. Es wäre blödsinnig, jetzt die Flucht zu ergreifen. Pisco war schließlich recht beschaulich, und früher oder später würde sie Fabio sowieso über den Weg laufen. Es war nur eine Frage der Zeit.
Doch je näher sie dem Tisch kam, desto mehr überkam sie das Verlangen, wegzulaufen.
Máxima biss die Zähne zusammen und versuchte, ein möglichst professionelles Gesicht aufzusetzen. Guten Tag, Señor, Señorita, ich bringe ihnen den Wein, würde sie sagen und dabei zuckersüß lächeln. Darf es sonst noch etwas sein?
Jetzt war sie nur noch wenige Meter von den beiden entfernt. Fabio saß mit dem Rücken zu ihr. Máxima stellte sich vor, wie er sich umdrehen und sie angucken würde, mit der selben Liebe und Wärme im Blick, wie es früher einmal gewesen war.
Doch diese Zeiten waren längst vorbei und Fabios Liebe galt einer anderen.
***
Es war so schwül im Restarant. Fabio lockerte seinen Kragen und fächerte sich etwas Luft zu. Oder bildete er sich das nur ein?
Evelia erzählte ihm etwas, doch er hörte nur mit halbem Ohr zu. Er hatte das Gefühl, als wäre der Ring in seiner Tasche tonnenschwer und würde ihn nach unten in die Tiefe ziehen. Vielleicht sollte er die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen, bevor er sich es noch anders überlegen würde.
»... Paris soll auch so schön sein. Mein Vater hat mir letztens ein paar Bilder gezeigt, vom Eiffelturm und schicken, kleinen Cafés. Was würde ich dafür geben, in Paris zu wohnen, anstatt in dieser kleinen, langweiligen Stadt. Ich...«
»Schatz«, unterbach sie Fabio.
»Was ist denn?«
Fabio legte seine Hand auf die ihre. »Ich muss dich etwas fragen.«
Evelias Wangen erröteten.
»Doch nicht...?!«
Fabio griff in seine Tasche und holte die Schatulle raus. Seine andere Hand lag immer noch auf Evelias. Er schaute in ihre wunderschönen Augen, die die Farbe des Ozeans hatten, den er so liebte.
Plötzlich waren alle Worte weg, die er sich bereit gelegt hatte. Evelia, hatte er sagen wollen, wir kennen uns erst seit kurzer Zeit, aber seitdem hat sich mein Leben komplett verändert. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Würdest auch du deine Zukunft mit mir teilen wollen? So nehme diesen Ring, und ich werde für immer dir gehören.
Doch jetzt erschienen diese Worte so kitschig, so falsch. Fabio öffnete den Mund, doch brachte kein Wort heraus. Evelia lächelte ihn nervös an und schielte auf die Schatulle.
»Evelia, ich wollte dich fragen, ob...«
In diesem Moment ergoss sich ein Schwall Rotwein über Evelias Schoß. Sie schrie entsetzt und sprang auf.
»Der Rotwein, Señora«, sagte Máxima kalt. Fabio riss den Mund sperrangelweit auf. Was ging hier vor? Wo kam seine Exfreundin auf einmal her?
»Máxi? Was zur Hölle...«
Máxima knallte das Tablett mit dem übrigen Wein und den Gläsern auf den Tisch.
»Dein ›Máxi‹ kannst du dir sowas von sparen, Fabio!«
Sie unterdrückte ein Schluchzen und lief los, ohne nach links und rechts zu schauen, in Richtung Ausgang.
Auch Evelia war inzwischen den Tränen nahe. »Diese blöde Kuh! Sie hat alles ruiniert!«
Fabio blickte hektisch hin und her. Das Mädchen, dem er gerade einen Heiratsantrag machen wollte, und durch das er endlich keine Geldsorgen mehr hätte, oder das Mädchen, das er immer noch liebte, mit der seine Zukunft aber ungewiss sein würde? Kopf oder Herz?
Hallo ihr Lieben! <3 Ich hoffe, euch hat der neue Teil gefallen! Wie ihr seht, neigt sich die Geschichte langsam einen Ende zu... Wie würdet ihr euch an Fabios Stelle entscheiden?
Euch noch ein schönes Wochenende! :)
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