Mavis

Ein Schrei voller Entsetzen rauschte schrill über den Marktplatz Alymaëbystiens. Es dauerte nicht lang, schon waren die ersten Schaulustigen vor Ort versammelt und betrachteten den schrecklichen Anblick, welcher sich einer solchen Art seit über einhundert Jahren nicht mehr ereignete.
Die Stadtbewohner standen tuschelnd und neugierig um einen Jungen, welcher verängstigt und apathisch neben einem leblosem Körper kauerte. Sein vor Schrecken entsetzter Blick war auf seine Hände gerichtet. Er sah auf und blickte sich suchend umher, als schließlich ein kräftiger und großer, braungebrannter Mann mit weißen Haaren und vielen Tattoowierungen aus der Menschenmasse hervortrat.
,,Jayde! Es... Es war ein Unfall...!", hauchte der junge Alymaëbystier angespannt. Sein gesamter Körper zitterte unter dem kalten Blick des Stammesoberhaupt.
,,Schweig!", sprach Jayde laut aus. Der Blick des Hauptes wurde schärfer.
,,Jayde! Ich wollte dies nicht! Es war... keine Absicht..." Mavis sah gen Boden und betrachtete die Blutflecken, die durch seine Hand gezeugt wurden, wie sie von Sand durch einen leichten Windhauch überdeckt wurden.
,,Du brachtest mit deiner Unvorsichtigkeit einen unserer Brüder um, Mavis!
Du konntest deine Kraft von klein auf nicht beherrschen und wusstest, was passieren würde,wenn du mit anderen Menschen konfrontierst. Trotz unserer Warnungen, dass du in deinem trautem Heim bleiben solltest, gingst du vor dieTür! Nun sieh, was du hast angerichtet!"
Mavis, welcher unbewusst anfing seine Fingernägel ins eigene Fleisch der rechten Hand zuschneiden, betrachtete mit seinen kahlen grauen Augen den Älteren angsterfüllt.
,,Mavis... Du weißt, was das heißt.", sprach Jayde nun in einer sanften aber doch gefährlichen Stimmlage. ,,Einen Bruder zu töten bedeutet Hochverrat."
Jegliche Fassung fiel ausdem Gesicht des Jüngeren.
Hochverrat bedeutete in Alymaebystien nichts anderes, als vor den Stadttoren in einer riesigen Wüste ausgesetzt zu werden und zu hoffen zu überleben. Alles was man bekam war lediglich ein Beutel Wasser und ein Beutel voller Brot. Damit sollte man hoffen die nächste Stadt lebend zuerreichen. Jedoch war es nicht so leicht wie es sich anhörte... Es lauerten tödliche Gefahren dort draußen, so sagte man sich in der Stadt, dank den Wanderen, umher. Was genau dahinter steckt schien niemand, außer dem Stammesoberhaupt Jayde und seiner Soldaten selbst, zu wissen. Nie ist Jemand jemals wieder zurück gekehrt nachdem er die Stadtverlassen hatte, noch hatte es ein Bewohner jemals versucht aus der Stadt raus zu gelangen...
Jayde schickte seine Soldaten los, welche Mavis an den Armen packten und zu dem Tor verschleppten. Vor jenem gab man ihm jeweils den Trink- und den Nahrungsbeutel.
,,Mavis,", Jayde enthüllte seine tiefe Stimme erneut. ,,wir werden dich nicht töten. Dennoch hoffe, dass du niemals die nächste Stadt erreichen wirst, um noch mehr Unglück zu vermeiden.
Nun begebe dich hinfort."
Jaydes Blick glitt von Mavis Augen hinzu den Soldaten, die für die Torkontrolle vyerantwortlich waren und ließ veranlassen jenes zu öffnen.
Schweres Herzens sah Mavisin die unendlich erscheinende Wüste, hin zum gewaltigen Tor und zu allerletzt auf die Bürger, die ihn verhasst ansahen und ihn anfingen zu beleidigen. Einige jedoch schwiegen und versteckten sich mehr vor ihm, aus Angst er könnte sie durch seine unbeherrschten Kräfte ebenfalls aus Versehen erlegen. Einer hingegen, groß und kräftig gebaut und von Wut geblendet, ging gradewegs auf Mavis zu, holte mit seiner zusammen gepressten Faust aus und beförderte Jene schließlich mit voller Wucht in das Gesicht des kleineren Schmächtigen, welcher durch diese Wucht auf dem Boden aufschlug und sich vor Schmerzen seine linke Gesichtshälfte hielt. Tränen, die brannten, als sie die schmerzende Stelle überliefen, bahnten sich eine nach der Anderen ihren Weg zum Boden, um der Schwerkraft gerecht zu werden.
,,Elendes Monster!", schrie der Mann aufgebracht und ganz offensichtlich innerlich verletzt. ,,Das war mein bester Freund! Bis du ihn umgebracht hast!Mörder!"
Bevor dieser jedoch noch größeren Schaden anrichten konnte, hielten die Soldaten ihn zurück.
Mavis stand vorsichtig auf, jedoch änderte es nichts an der Tatsache, dass er Sternchen sah. Schließlich ging er, den Bewohnern, die ihn weiterhin die schlimmsten Sachen an den Kopf warfen, unter anderem nicht nur Wörter, sondern auch Früchte oder Müll, keines weiteren Blickes weiter würdigend durch das schon fast monströse wirkende Tor auf die andere Seite, wo er erstmal stehen blieb und erneut in die weite Ferne sah. Hinter sich senkte sich das Tor und schloss für Mavis aufewig seine Pforten. Der junge Alymaëbystier schloss seine Augen und atmete einmal tief durch.
Eine warme Briese gemischt mit dem Sand der Wüste übermannte ihn und zerzauseten seine schon struppigen lilafarbenden Haare noch mehr.
Haarfarben wie Lila, Blau oder Grün waren Alltag für die Alymaebystier. Oftmals wurden sie von fremden Wanderen seltsam angesehen, aber auch damit konte das Volk umgehen. Sie waren die Einzigen, die solch ausgefallene Haarprachten besaßen. Der Grund, warum sie wirklich angestarrt wurden, lag daran, dass kaum einer die Stadt Alymaëbystien kannte und damit dies zu einer Neuheit machte, die so manche abschreckte.
Mavis öffnete seine Augen und vernahm, dass sich der Trubel in der Stadt allmählich gelichtet hatte. Schließlich setzte er den ersten Fuß vor den Anderen und lief los.

Der Todesfall in der Stadt schien für Mavis wirklich wie ein Unfall. Er war nicht Schuld, so erhoffte er sich dies jedenfalls... Er verließ sein Haus tatsächlich trotz Warnung Jaydes schon öftere Male. Aber er war halt neugierig. Mavis wollte nicht für alle Zeiten in Gefangenschaft leben, auch wenn es sicherer gewesen wäre. Er konnte nunmal nichts dafür, das seine Kräfte unkontrollierbar sind.
Jeder Alymaëbystier erwarb mit zehn Jahre eine bestimmte Fähigkeit, die sich in eine Art Zauberkraft entfachte. Jayde konnte zum Beispiel den Sand kontrollieren, ging aber sehr ungern mit seiner Gabe um, da er das Volk nicht in Unruhen stürzen wollte und somit seine Macht nur in Ernstfällen, wie in einem Angriff auf Alymaëbystien einsetze.
Und dann war nunmal der Kerl, der ihn von der Seite angerempelt hatte und deshalb eine Schlägerei anzetteln wollte, auf ihn los gegangen. Raufbolde gab es überall. Als der Mann, der circa zwei Köpfer größer und zwei maler selbst breit war, dann zum Schlag ausholen wollte, entfesselte sich seine Kraft, von der Mavis noch nicht mal wusste, was genau sie konnte. Bisher hatte sie nur Chaos hervor gerufen. Und besaßen tat er sie schon seit er denken konnte, also bekam er sie nicht, wie normal, erst mit zehn.
Je mehr Mavis darüber den Kopf zerbrach, desto mehr bekam er Kopfschmerzen. Er beschloss eine Pause einzulegen und suchte sich ein Plätzchen hinter einem großen Berg aus Sand, wo er sich dann schließlich hinsetzte und einen Schluck von seinem Wasser trank, nur um zu merken, dass in diesem Beutel ein Miniaturloch drin und somit der Beutel halb leer war.
Mavis seuftze und legte seinen Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel, der sich allmählich verdunkelte, um seine Hauptaktration auf die Bühne zuholen; die Sterne. Schließlich drehte er seinen Kopf zum Nahrungsbeutel. Er hatte eine üble Vorahnung. Wenn schon der Wasserbeutel ein Miniaturloch besaß, was würde dann der Andere beherbergen? Tote, vergiftete Ratten?
Mavis lachte ein Wenig auf und griff zum Nahrungsbeutel, öffnete den Verschluss und klappte die Lasche nach hinten. Aber auch hier drin befand sich weniger Erfreuliches. Zwar war das Brot in der Tasche enthalten, jedoch waren die Teile so klein wie Schneebälle und so hart wie Steine.
Mavis musste erneut leicht Grinsen. Die Bewohner mussten ihn echt hassen. Wenn selbst Jayde, der Oberhaupt, unterschwellig seinen Tod wünschte, musste echt etwas grauenvolles an ihm dran sein, was ihm zu einem Monster machte. Seine ''Gabe''...
Verletzt von seiner Selbsterkenntnis und Verständnis für die Bewohner zog er seine Beine nah an sich ran und versuchte sich im Meer des Schmerzes ein Wenig auszuruhen und zu schlafen, was er schließlich trotz zunehmender Kälte, die mit der Nacht kam, mehr oder weniger schaffte.
Am nächsten Morgen weckte ihn etwas sanftes, weiches, wenn nicht schon feuchtes, glitschiges. Mavis öffnete seine Augen und musste mit großem Schreck feststellen, dass er in die Fänge eines großen, bienenstockartigen Wesen, mit kleinen, schwarzen Perlaugen, Beine, wie die eines Skorpions und eine riesige Zunge, die ihn umschlungen hielt, geraten war.
Mavis entwich ein Schreiartiger Laut, als plötzlich sich etwas weiteres näherte, auf die Zunge zu schnellte und diese so durchtrennte, dass Mavis unsanft auf dem sandigen Boden aufkam. Kaum hatte er sich aufgerichtet und wollte von diesem Ding irgendwie weg kommen, wurde er von diesem etwas auf das nächste unbekannte Ding gezogen. Es war eine Art Gefährt, dass durch die Wüste flog. Kaum Platz für zwei, aber es passte.
Das Etwas vor ihm hatte einen dicken braunen Umhang über gezogen und zog nun die Kaputze vom Kopf. „Sag mal, was genau sollte das eigentlich gerade werden?! Du hättest tot sein können!" Ein ründliches Gesicht enthüllte sich, gefolgt von einer etwas weiblicher Stimme. Auch wenn der Körperbau eher der einer Frau ähnelte, hatte Mavis einen jungen Mann vor sich stehen. Er vermutete, dass dies ein Volk sein musste, welches solche Merkmale als Markenzeichen besaß.
,,Hallo? Erde an Verrückter!", gab er ungeduldig von sich und schüttelte dabei seinen Kopf, wobei er seine Ohrringe, welche in gewaltigen Ohren steckten, wie ein Glockenspiel läuten ließ.
Schließlich fasste Mavis nach Worten: ,,Was war das für ein Vieh? Was ist das Ding, auf das wir hier fliegen? Wer bist du? Warum hast du mich gerettet? Schließlich wäre es nicht dein Problem gewesen, wenn ich draufgegangen wäre."
,,Mag sein dass es nicht mein Problem ist, aber wie wäre es mal mit nem Dankeschön? Ist schließlich Ehrensache Jemanden aus der Not zu helfen, jedenfalls in unserem Volk!", fauchte er zurück. Jedoch schwieg Mavis, wodurch der weibliche Kerl nur seufzte und erneut ansetzte: „Ich bin Gimph. Das Vieh von vorhin war ein GommbleWomper, der sich seine Opfer mit seiner Zunge schnappt. In dieser Zunge sind viele Poren, in denen Säure enthalten ist. Wenn ich dich also nicht gerettet hätte, wärst du nur noch Matsche und GommbleWomperfutter."
Mavis biss sich auf die Unterlippe. Wenn er drauf gegangen wäre, wäre er und seine Gabe endgültig ausgelöscht gewesen. Aber andersherum, ja, er hatte in gewisser Maßen Angst gehabt. Schwieg jedoch erneu.
Gimph seufzte. ,,Einer der schweigsamen Art.
Das Ding, wie du es sagst,auf dem wir hier durch die Wüste reisen, nennt sich der WüstenTeppischHuschWeg. Ist das neuste Modell auf dem Markt! Schnell, effizient und zuverlässig. Bisher hat mich das gute Teil noch nicht enttäuscht.
Aber sag mal, was hast du hier draußen eigentlich zu suchen? So mutterseelenallein."
Mavis machte weiterhin keine Anstalten auch nur ein Wort zu fassen.
,,Dann nehme ich dich halt erstmal mit zu meinem nächsten Ziel. Die Bücherei von Saalydien. Die größte Bücherei hier in der Gegend. Von dort kannst du dir überlegen, was du dann machst."
Der junge Alymaëbystier sah zum vorbei rauschenden Sand. Was genau würde er denn jetzt machen?
Die Fahrt schien einehalbe Ewigkeit zu dauern. Ständig flog ihm Sand in sein Auge und das Schweigen zwischen den Zwei machte die Situation nicht gerade leichter.
Schließlich erreichtensie die Stadt und sausten, jedoch in Schritttempo, zu der Bibliothek,wo sie dann abstiegen und Gimph seine Maschiene Klausicher beiseitestellte. Zur gleichen Zeit das riesige Gebäude.
Kaum hatte Mavis einige Schritte getan, schon wurde er von allen Seiten angeglozt. Nichts neues, aber dennoch unangenehm nach all dem, was geschehen war...Mavis wurde das Gefühl nicht los, das die Menschen ihn hier jedoch auch als Monster betrachteten. Sie wollten ihn sicherlich in die Engetreiben. Weil er die Wüste überlebt hatte. Weil er nun hier war. Ihm wurde immer unwohler. Plötzlich wurde er von einem kleinem Jungen von der Seite an gestubst. ,,Du solltest nicht hier sein..."
Verwirrt und erschrocken sah Mavis den Jungen an. ,,Wie bitte?..."
,,Ich sagte, du hast eine witzige Haarfarben.", lachte der Kleine.
Mavis begann schneller und unregelmäßiger zu atmen. Er wusste selbst, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Er war das Opfer einer Panikattacke geworden.
Apathisch sah er sich um. Irgendwo musste es doch einen Weg geben hinzuflüchten- und schon war es geschehen. Seine Gabe spielte erneut verrückt und explodierte wie eine Art Bombe. Eine gewaltige Druckwelle ging von ihm aus und schleuderten alle im Umkreis stehende gegen Bücherregale oder die Wand. Solch eine Wucht konnte keiner überlebt haben.
Jedoch lenkte er die Aufmerksamkeit der anderen Menschen auf sich. Mavis war drauf und dran in sich zusammen zusacken, als er plötzlich von hinten erneut geschnappt, aus der Bibliothek raus gezogen und auf den WüstenTeppischHuschWeg platziert wurde. Gimph startete hektisch den Motor und raste schließlich auf die Wüste zu.
,,Jetzt versteh ich, was der schweigsame, einsame Wolf in der Wüste verloren hatte. Du bistvor dir selbst geflüchtet.", stellte er fest.
,,Nicht ganz. Aber warum hast du mich davon weggeholt? Ich versteh es nicht. Erst der GommbleWomper, jetzt das hier. Warum tust du das für mich?" Mavis richtete sich auf und sah dem Kleinerem fest in die Augen.
,,Du erinnerst dich echt nicht an mich. Ich war der kleine Knirps, dem du damals geholfen hattest seine Eltern zu finden, welche Wanderer waren und er sie in der Stadt verloren hatte. Wir waren wie Feuer und Flamme!",antwortete Gimph bestimmt. ,,Eigentlich wollte ich dich nur besuchen kommen. Das ich dich vor diesem Vieh bewahren konnte, war nurZufall."
Mavis verschlug es die Sprache. Gimph jedoch nutzte die Gelegenheit, um weitere Sätze zuformen: ,,Ich hätte eine Möglichkeit, wie du diese Kraft ein für alle Male los werden könntest."
Mavis lauschte auf. ,,Und die wäre?"
,,Du brauchst die Gannyonsphäre."
,,Die Gannyos-was?" Mavis runzelte die Stirn.
,,Die Gannyosphäre. Sie lässt jeden Lebewesen einen Wunsch gewähren.", vollendete Gimph seinen Satz gereizt.
,,Weißt du auch, wo sich das Teil befindet?"
,,Gewiss. Ich selbst ließ mir die Gelegenheit nicht entgehen." Gimph blickte in die voller sandbedeckte Ferne.
,,Und was war dein Wunsch?", hakte Mavis mach.
Der Kleinere begann zu grinsen. ,,Mein Wunsch sitzt vor mir." Damit schwieg Mavis und sah ebenfalls in die sandige Weite, die ihm vor kam, wie ein gewaltiger Sandkasten.
Es war kaum zu glauben, Mavis könnte vielleicht endlich seine Gabe loswerden. Diese Gabe, die so viel Schrecken, Hass und Probleme verbreitete. Hoffnung bläute in ihm auf. Kurzerhand schloss er die Augen und fühlte sich einfach nur wohl. Es kam seit Jahren nicht mehr vor Jemanden neben sich zu haben, der kein Hass gegen ihn verspürte. Auch wenn er sich nicht mehr genau an Gimph erinnern konnte, wollte er ihm dennoch vertrauen. Nur dieses eine Mal. Er brauchte das jetzt. Jemanden, den er vertrauen konnte.
Mavis sackte leicht in sich zusammen und gab ein zufriedenen Seufzer von sich, ehe er sich in einen ruhigen Schlaf bettete, was Gimph ein weiteres Grinsen auf die Lippen huschen ließ.
Sand vermischte sich mit Wind und huschte über das Land, wodurch sich neue kleinere Sandhügel bildeten, welche das WüstenTeppichHuschWeg leicht außer Fugen gerieten ließ. Jedoch war es nicht außerordentlich schlimm und das Modell flog weiterhin ungestört durch das Wüstenland.
Der Mittag verging und die Sonne huschte weiter durch den Nachmittag, bis sie schließlich langsam unter ging und die Nacht anbrach.
Tiefst in der Nacht hielt hielt Gimph sein Gefährt abrupt an, wodurch der nun wach gewordene Mavis vom Bord und mitten in den Sand fiel.
,,Was sollte das denn?!", knurrte er Sand ausspuckend.
,,Wir sind da.", gab ihm Gimph kichernd zurück.
,,Und wo? Ich seh hier überhaupt nichts." Mavis stand auf und klopfte sich den Sand von seiner hell grünen Tunica, die an allen Öffnungen mit Schörkel und türkiesen Blumen verziert war. Schlussendlich sah er sich angestrengt um.
Der kleinere stieg von seinem Gefährt ab, schritt vor und stieß Mavis beiseite. ,,Du musst genauer gucken." Damit hockte er sich hin und putze Sand vom Boden.
Verwirrt sah der Lilahaarige, dessen Haare inzwischen matt, sandig und verschwitzt waren, Gimph zu und fragte sich innerlich, was das überhaupt bringen sollte. Als ob plötzlich mit Hokus Pokus eine stählerne Tür erscheinen würde, die sie zu der Gannyonsphäre bringen würden. Schlussendlich entbehrte sich lediglich ein silbernes Rechteck, verziert mit jeglichen Schnickschnack und alten Runen. Gimph griff in seinen Ausschnitt und holte einen bläulichen Kristall, befestigt an einer Kette, hervor und steckte diesen in ein sechseckiges Loch. Erstaunlicherweise passte dieser. Dann drehte Gimph, dessen grüne Haare anfingen durch einen aufkommenden Wind wie verrückt durch die Luft wirbelten, den Kristall nach links und murmelte nebenbei unverständliche Worte. Als plötzlich helle Strahlen von dem Boden ausgingen, wich Mavis erschrocken zurück und fiel auf den Boden. Ehrfürchtig betrachtete er das Schauspiel. Als jedoch eine Sandwolke aufkam und auf Mavis sich niederlegte, kniff er die Augen zu. Währenddessen hörte er es Rumpeln und Krachen. Er öffnete seine Augen und konnte seinen Augen nicht trauen, weshalb er sie versuchte nochmal sauber zu reiben. Dort, wo sich das silberne Viereck mit den Runen sich befand, war lediglich nur noch eine Wendeltreppe, die weit in die Tiefe führte.
,,Da müssen wir doch nicht etwa runter...?", hauchte Mavis geschockt und betrachtete skeptisch die Wendeltreppe.
,,Doch.", lächelte Gimph. ,,Und zwar bis ganz nach unten." Kaum hatte er zuende gesprochen, schon stieg er die Treppe hinab und sah ein letztes Mal zurück. ,,Kommst du?"
Der Alymaëbystier schluckte, stand auf und lief dem Grünhaarigen hinterher.
Die Treppen waren alt und bröckelte hie und da an einigen Stellen ab. Risse zogen sich durch die Wände und durch alte Wandmalereien und weiteren Runen.
,,Woher hast du diesen Kristall? Und was ist das überhaupt für ein Teil?", fragte Mavis verwirrt.
,,Das ist ein Forta-Schlüssel. Von denen gibt es insgesamt dreizehn Stück. Somit gibt es auch dreizehn Wächter und dreizehn Gannyonsphären.", antwortete Gimph beschwichtigend.
Mavis runzelte die Stirn. ,,Woher weißt du sowas?" Schließlich ging ihm ein Licht auf. Gimph war einer der Wächter. Daher wusste er auch, wo sich die Gannyonsphäre befand und wie man dort rein gelang. Was ihn jetzt jedoch mehr wunderte, warum er, ein Wächter, ihn hier her führte und somit ihm einem Wunsch gewährte. War er wirklich so sehr von Dank geprägt? Aber es wäre seine Chance. Durch die Gannyonsphäre würde sich endlich alles ändern. Absolut alles!
,,Schon gut.", winkte er ab und folgte stillschweigend weiterhin Gimph.
Nach etlichen weiteren Windungen fand die Treppe endlich ein Ende. Vor ihnen hing eine in verschiedenen Farben auf blitzende Kugel, die nur so vor Macht, Kraft und Spannung knisterte.
Mit großen Augen näherte Mavis der Gannyonsphäre.
,,Nur noch eine Sache, die Gannyonsphäre darf nur von einem Wächter-", jedoch konnte Gimph nicht zu Ende reden, da die Erde bereits begann zu beben und die ersten Gesteinsbrocken von der Decke fielen.
Mavis hatte die Gannyonsphäre in der Hand.
,,Lauf!", schrie der Grünhaarige und deutete auf die Treppe.
Unwillkürlich begann Mavis zu rennen. Die Gannyonsphäre weiterhin in der Hand. Gimph dicht hinter ihm.
Nun begann auch die Treppe zu beben und sich zu regen. Die Risse an der Wand weiteten sich auf die Treppe aus und zerstörten die Unteren Blöcke. Die Treppe begann in sich einzufallen.
Es war nur noch ein Katzensprung bis zur Erdoberfläche, als plötzlich die Treppe unter Mavis selbst sich zu lösen schien und in die Tiefe stürzte. Dummerweise ließ er dabei die Gannyonsphäre los und sie rollte zum Rand zurück.
,,Hilfe!", kam es plötzlich von links. Es war Gimph, der sich versuchte mit einer Hand am Abhang festzuhalten, um nicht auch in die Tiefe zu stürzen.
Mavis sah nach rechts zurück. Gannyonsphäre. Dann wieder nach links. Gimph.
Der Grünhaarige konnte sich kaum noch halten. Ein weiterer Gesteinsbrocken fiel von der Decke und erwischte ihn an der Hand. Er ließ los. Und fiel. Jetzt war seine letzte Stunde gekommen. Gimph hatte bereits mit allem abgeschlossen. Ihm schien, als wäre alles, was er in den letzten Stunden getan hatte, nur um einen Freund zurück zu bekommen, absoluter Schwachsinn gewesen war. Er lächelte. Es war lächerlich zu glauben einen Freund durch die Gannyonsphäre zurück zu bekommen. Diesen Wunsch war ihr wohl doch zu unmöglich gewesen.
Plötzlich spürte Gimph jedoch eine sanfte, aber doch kräftig zu packende Hand, die sich um sein Handgelenk schlang. Gimph sah auf. ,,Und ich dachte, du würdest mich fallen lassen."
,,Nur um den einzigen Freund zu verlieren, den ich je hatte? Nie im Leben!", damit zog Mavis den Grünhaarigen hoch. Gemeinsam liefen sie an die Oberfläche, wo sie erstmal aufatmeten. Sie lebten.
,,Was ist mit der Gannyonsphäre?", fragte Gimph.
,,Dort unten.", gab Mavis kurz zurück und senkte den Kopf. ,,Tut mir leid, ich hätte zu hören sollen."
,,Die Gannyonsphäre kann nur von einem Wächter berührt werden.", sagte Gimph schließen. ,,Und was machen wir jetzt? Deine Gabe bist du immer noch nicht los geworden."
Mavis begann zu schelmisch zu lächeln. ,,Sagtest du nicht, es gäbe insgesamt dreizehn Gannyonsphäre?"

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