Teil 20

"Also, echt mal! Nur weil ich einmal irgendwohin springe, heißt das doch nicht, dass ich hier runterspringe!" rief Mausseele den beiden zu. Er war auf einen erhöhten Felsen über dem Wasserfall gesprungen. Er musste unwillkürlich lachen, verkniff es sich aber. Hatten die beiden echt gedacht, er würde so eine Schau abziehen, um dann Selstmord zu begehen? Obwohl, er war unberechenbar, sogar für sich selbst. "Ich würde euch das nicht antun. So bin ich nicht und eigentlich solltet ihr mich gut genug kennen." fügte er leicht gekränkt hinzu.

Er balancierte auf dem schmalem Grat entlang, der über den Wasserfall führte. Unter ihm toste der Fluss. Wenn er Selbstmord begehen würde, dann doch nicht so. Nicht vor ihr. Die Klippen ragten weit in das Meer hinein, dazwischen der Wasserfall und darüber dieser schmale Felsengrat, auf dem er stand. Er wusste nicht, was er tun sollte. Das Territorium durfte er nicht betreten. Er sah zu Funkentanz und Hasenohr hinüber. Dabei entging ihm das leise Knacken hinter ihm.

Funkentanz sah den riss im Felsen hinter ihm. ,,Mausseele der Fels!", schrie sie. Hasenohr wollte schon zu ihm stürzen, aber dann bemerkte sie das sie erstens an einer Klippe waren und zweitens jede weitere Belastung den Felsen zum abbrechen bringen würde.

Mausseele fuhr herum. Tasächlich. Hinter ihm war ein Riss. Verdammt. Er balancierte vorsichtig weiter, aber der Riss zeigte sich unbeeindruckt seiner Bemühungen und vergrößerte sich. Also drehte er sich um und rannte los. Er rannte und rannte, der Felsen zerbröselte unter seinen Pfoten zu Staub und er konnte sich kaum auf dem Grat halten. Der Riss würde ihn einholen. Er verlangsamte, blieb stehen und sah nach hinten. Große Teile des Felsens zersplitterten und fielen in das tosende Wasser unter ihm. Unerschrocken sah er dem Riss entgegen. Denn er hatte einen Plan.

,,Was machst du da?", schrie Hasenohr entsetzt und Funkentanz verdeckte ihre Augen mit den Pfoten.

Mausseele ignorierte ihren Ruf. Er musste sich konzentrieren. Vor ihm splitterte immer mehr Felsen weg, wie in Zeitlupe erreichte der Riss seine Vorderpfoten. Nun hieß es handeln! Er trat zwei Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang. Er flog über den zusammenstürzenden Felsen und über den Wasserfall. Er konzentrierte sich auf sein Ziel, die Wiese, auf der Funkentanz und Hasenohr standen und hoffte, er würde es bis da hin schaffen. Er war nicht sehr hoch gesprungen, aber wichtiger war: War es weit genug?

Funkentanz schaute nun wieder hoch und hielt den Atem an als sie Mausseele springen sah. Hasenohr spannte die Muskeln an, bereit zu handeln, falls etwas geschah.

Mausseele spannte seinen Körper an. Es kam Wind auf. Er hoffte, dass der Wind ihn nicht aus der Bahn bringen würde. Aber er schaffte es gerade so auf die Wiese, krallte sich mit den Vorderpfoten fest als er mit den Hinterpfoten ins Nichts trat. Er zog sich hoch. Der Wind riss an seinem Fell. Er hatte es geschafft. Doch zu welchem Preis?

Funkentanz stürzte zu ihm und drückte sich an ihn. ,,Ich dachte du stirbst!", wisperte sie. ,,Oh man, Mausseele, was machst du nur für Sachen!", sagte Hasenohr, die wie Funkentanz ein wenig zitterte.

Mausseele schaute nach oben zu dem düsterem Himmel hinauf. Er wusste selbst nicht, warum er dort gewesen war. Auch er zitterte ein wenig, sagte aber nichts, sondern genoss es, wieder hier bei Hasenohr und Funkentanz zu sein, die ihm mittlerweile wie seine kleine Familie vorkamen. Hasenohr als Gefährtin und Funkentanz als ihr Junges. Warum, wusste er auch nicht.

Hasenohr wollte die Beisammen-sein-Zeit nicht stören, auch wenn sie wusste das Mausseele bald gehen musste. Aber wie würde Funkentanz das Überstehen?

Funkentanz kuschelte sich noch enger an Mausseele und schnurrte leicht, so glücklich war sie das ihm nichts passiert ist.

Mausseele seufzte. Er musste weg. Aber was würde aus Funkentanz und Hasenohr werden? Ein Plan blitzte in ihm auf, aber er verwarf ihn sofort. Sie würden nicht mit ihm kommen. Also, Funkentanz schon, aber Hasenohr nicht. Und er würde sie in Gefahr bringen. Er war ja ständig in Gefahr.

Funkentanz sah zu Mausseele. ,,Alles in Ordnung?",fragte sie verwirrt.

Hasenohr sah traurig von ihr zu Mausseele, auf welchem ihr Blick verweilte. Sie wollte etwas sagen wie: Es tut mir leid, aber sie brachte keinen Ton heraus.

"Ach, du weißt doch, dass nichts in Ordnung ist. Ich muss gehen und euch zurücklassen." erklärte Mausseele leise.

Funkentanzes Augen wurden groß. Nach all dem hatte sie das total vergessen. ,,Nein!", fauchte sie traurig.

Hasenohr sah hilflos zu dem Jungen und zu Mausseele, sie wünschte sie könnte beide trösten, aber wie?

"Ich kann es nicht ändern." meinte Mausseele traurig. Es sei denn, ihr würdet mit mir gehen. fügte er in Gedanken hinzu. Nein, das würden sie nicht tun.

,,Aber warum nicht? Warum ist das Leben so gemein?", fragte Funkentanz mit zitternder Stimme. Hasenohr schüttelte den Kopf. Wenn sie das wüsste, wäre alles so viel leichter.

"Funkentanz, es hat seinen Grund. Der SternenClan hat mich verbannen lassen, weil ich unberechenbar bin und eine Gefahr darstelle. Für alle. auch für euch." entgegnete Mausseele.

,,Aber du bist doch nicht gefährlich.", meinte Funkentanz und musterte den Kater verwirrt, als ob sie etwas übersehen hätte. Nachdem sie dann zum Schluss gekommen war, das Mausseele immernoch aussah wie davor, nur weniger verletzt sah sie verwirrt zu dem Kater auf.

Hasenohr musste etwas lächeln bei dem Verhalten der Kätzin, Funkentanz war sehr naiv. Aber auch Hasenohr fand das Mausseele nicht zu gefährlich war.

"Ach, was weißt du denn schon von verborgenen Kräften und Magie." entgegnete Mausseele kühl, lächelte aber leicht. "Ich bin gefährlicher, als ihr denkt."

,,Wow, du kannst zaubern?", fragte Funkentanz mit großen Augen.

,,Naja, wir haben es überlebt oder?", meinte Hasenohr nun.

"So ungefähr zumindest." meinte Mausseele lächelnd. Zu Hasenohr gewandt sagte er: "Ja, zum Glück." Dann schaute er erneut in den beunruhigend bedrohlich dunklen Himmel hinauf und sein Fell sträubte sich. "Ich muss los..."

,,Nein du darfst nicht gehen! Außer du versprichst mir das wir uns ganz bald wiedersehen.", rief Funkentanz und ihr Fell sträubte sich.

Hasenohr sah traurig zu Mausseele, ihr fiel der Abschied schwer, nach allem was passiert war. ,,Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich.", meinte sie und berührte ihn kurz mit ihrer Schnauze.

"Wir werden uns nicht wiedersehen." meinte Mausseele nur. "Es geht nicht. Ich darf dieses Gebiet nicht mehr betreten. Und glaubt mir, mir fällt der Abschied genauso schwer." Er konnte sich nicht dazu durchringen, ihnen den Vorschlag zu machen, mit ihm zu gehen. Zu groß war seine Angst, ein Nein zu hören, vor allem von Hasenohr. Vielleicht kamen sie selbst darauf.

,,Aber ich will dich nicht verlieren!", rief Funkentanz sauer. Trotzig schmiss sie sich auf den Boden. ,,Du weißt ich kann nicht mitkommen. Der Clan braucht mich, außerdem hat dir der Clan nichts getan... nur der SternenClan.", flüsterte sie leise. ,,Aber vielleicht können wir uns treffen?"

Mausseele senkte den Kopf, um seine Trauer zu verbergen. "Ich weiß ja nicht einmal, wie lange ich noch lebe. Und wann ich wo bin." entgegnete er leise. *Und der Clan braucht dich nicht so sehr wie ich. Hast du denn Schneesturm nicht gehört, die dir angeboten hat, mir zu folgen?* fügte er gedanklich hinzu. Folge deinem Herz. hatte sie gesagt.

,,Ich habe Schneesturm gehört, aber ich bin hier großgeworden... hier liegen alle die Erlebnisse, auch die mit dir... und ich kann einfach nicht, bitte verstehe das. Und Funkentanz... ihre Mutter würde sterben vor Sorge.", murmelte Hasenohr leise.

Funkentanz schnellte nun hoch. Hatte sie das richtig verstanden? ,,Ich will mitkommen!", meinte die Kätzin aufgeregt. Ein spannendes Abenteuer klang cool.

"Nein. Funkentanz, du kannst nicht mitkommen. Du bist viel zu jung und außerdem hast du eine Mutter." widersprach Mausseele. Zu Hasenohr sagte er nichts, ließ nur enttäuscht den Kopf hängen.

,,Versteh es doch... versuch es zumindestens.", flüsterte Hasenohr leise.

Funkentanz schaute enttäuscht zu Boden, auch wenn er wahrscheinlich recht hatte. Aber sie wollte mit, sie musste mit!

"Funkentanz, du bleibst hier. Werde Schülerin von einem Jäger oder einer Jägerin, dann kannst du auch so Abenteuer erleben." beschwichtigte Mausseele die Kleine bedrückt.

,,Ich werde nie einen richtigen Rang haben können und das weißt du.", sagte Funkentanz, ihre Ohren waren im Moment vielleicht gut, aber es schwand von Tag zu Tag mehr.

Mausseele seufzte nur. Er schaute Hasenohr nicht an. Dann schaute er nach oben und biss die Zähne zusammen. Schwarze Wolken türmten sich am Horizont auf und vonm Westen her zogen dunkelblaue, lange Wolken auf sie zu. Er wusste, was das hieß. Gewitter. "Verdammt."

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