Teil 17
Mausseele lief über die nun flache Schneedecke. Schon hatte er das Ende erreicht und stand vor dem Fluss. Ein Sprung und er wäre im Lager. Er schüttelte sich kurz und wartete auf Hasenohr. Das schnelle Laufen war befreiend gewesen.
Hasenohr stellte sich neben ihn. ,,Wir werden springen müssen.", murmelte sie und sah zu dem Fluss, dessen Strömung schneller war als gewöhnlich.
Mausseele nickte. Er nahm Anlauf, großen Anlauf. Dann sprang er, drückte sich mit der Hinterpfote ab. In der Luft über dem Fluss taumelte er, sein Sprung war zu flach und schief gewesen. Dennoch würde er es ganz knapp ans andere Ufer schaffen.
Nachdem Mausseele sicher am anderem Ufer gelandet war, sprang Hasenohr ebenfalls. Sie kam neben ihm auf und sie setzten ihren Weg zum Lager fort.
Glücksherz sah auf. Da war doch Mausseele, zusammen mit der Jägerin, deren Name ihr gerade nicht einfiel. "Schneesturm hat gesagt, du sollst zum Anführerbau kommen." richtete sie ihm aus.
,,Was soll ich machen?", fragte Hasenohr, sie war erleichtert endlich zurück zu sein, die letzten Tage waren anstrengend gewesen.
Glücksherz zuckte mit den Schultern. "Von dir hat sie nicht gesprochen." meinte sie und ging zurück zu den Jungen.
Mausseele zuckte nervös mit den Ohren. Er hatte ein ganz schlechtes Gefühl... Er machte sich auf den Weg zum Anführerbau.
Hasenohr seufzte glücklich. ,,Dann gehe ich jagen.", meinte sie und verließ das Lager.
Mausseele hielt inne und schaute Hasenohr traurig hinterher. Dann lief er weiter, bis er am Bau der Anführer angekommen war. Den man von der Wiese aus, also von Hasenohrs Stelle, gut sehen konnte. "Juwelennacht? Schneesturm? Was ist?" fragte er.
Hasenohr jagte durch den Wald, sie hatte eben eine Maus erbeutet und war nun auf dem Weg zu ihrem und Horizons Treffpunkt. Sie hatte ihre Gefährtin lange nicht gesehen, zulange nicht. Sie hoffte sie nun dort zu finden, vielleicht konnten sie ja die Maus zusammen essen. Hasenohr schlüpfte unter dem Brombeerbusch hindurch und sah sich nach Horizon um, aber diese war nicht da. ,,Das ist ja auch verständlich, ich war so lange nicht mehr hier. Vielleicht sollte ich sie suchen gehen?", überlegte sie laut. Die Maus legte sie hin und lief dann zu allen Orten von denen sie wusste das Horizon da gerne war. ,,Horizon wo bist du?", fragte sie leise, langsam beschlich sie ein schlechtes Gefühl. War ihr etwas zugestoßen? Sie blieb stehen und sah zum Anführerbau. Was hatte Juwelennacht mit Mausseele zu bespechen? Er musste sich ausruhen, nach allem, was passiert war!
Schneesturm nickte ihm ernst zu. "Wir müssen dich aus dem Clan verstoßen." fasste sie sich kurz. Juwelennacht nickte und begann zu erklären. "Du hast unvorhersehbare Kräfte, die den Clan in Gefahr bringen können. Es tut mir, uns leid. Aber Trauerblüte überbrachte uns eine Nachricht des SternenClans, die besagte, dass allein wir, die Abgesandten der Sterne und der SternenClan solche Kräfte besitzen können." Schneesturm neigte den Kopf. "Es scheint, dass du den SternenClan gegen dich hast. Bei aller Liebe, wir als Clananführerinnen dürfen nicht seinen Zorn auf uns ziehen. Es tut uns leid. Wirklich."
Verwirrt sah Hasenohr zu den Katzen. War das ein schlechter Scherz? Das ergab alles keinen Sinn. Oder doch? Hasenohr überlegte wie oft sie in den letzten Tagen fast gestorben wären und musste zugeben das es ungewöhnlich war.
Mausseele blieb gefasst, obwohl er innerlich zusammenbrach. "Das erklärt es." Er unterdrückte ein Zittern. "Danke, dass ihr es mir gesagt habt. Ich möchte den Clan nicht in Gefahr bringen und auch keinen anderen Clan. Möge der SternenClan wenigstens mit euch sein." Er neigte den Kopf und wandte sich ab.
Schneesturm nickte ihm mitfühlend zu. Auch Juwelennacht hätte ihm das gern erspart, aber als Anführerinnen hatten sie Verantwortung zu tragen. "Möge das Licht des Mondes und der Sonne mit dir sein." wünschten sie ihm gleichzeitig.
Hasenohr wusste nicht was sie sagen sollte. Wenn sie etwas sagen würde wüsste alle das sie gelauscht hatte. Außerdem konnte sie dagegen nichts tun, der SternenClan hatte gesprochen und die Anführerin auch.
Mausseele nickte den Anführerinnen dankbar zu und lief dann mit schnellen Schritten hinaus in den Wald.
,,Warte kurz Mausseele ich wollte dir nur sagen das ich dich niemals vergessen werde und auch nicht wie oft du mir das Leben gerettet hast. Möge der Weg leicht sein und immer nur Bergab führen zu deinem Ziel.", flüsterte sie. Hasenohr merkte das Mausseele jetzt lieber alleine gelassen werden wollte.
Mauseele hielt inne und unterdrückte ein Schluchzen. Sogar Hasenohr würde ihm nicht bleiben? "Ich habe kein Ziel." Seine Stimme war leise und zitterte.
,,Doch, du kennst es nur noch nicht. Jeder hat ein Lebensziel, manche wissen es von Anfang an, andere nicht, manche wollen es auch einfach nicht akzeptieren.", sagte sie und legte ihm beruhigend den Schweif auf die Flanke.
"Das mag sein, aber ich wurde vom Clan verstoßen und habe den SternenClan als Feind. Noch bevor ich mir irgendein Lebensziel setzen könnte, bin ich wahrscheinlich bereits tot." meinte Mausseele und sah geknickt zu Boden.
"Das Lebensziel was ich meine setzt du dir nicht, es ist dir vorherbestimmt.", meinte Hasenohr und schaute ihn traurig an.
"Ich werde es nicht erreichen." meinte Mausseele und sah in die dunkle Nacht hinaus. "So weit gekommen, viel erlebt, so vielen Gefahren entronnen und nun bin ich wieder hier und zack, allein. Weil ich eine Gefahr darstelle. Ich kann nicht einmal in einer Streunergruppe leben...Ich werde komplett allein irgendwo hausen müssen und irgendwann tötet mich der SternenClan. fügte er hinzu und funkelte die Sterne über ihm wütend an. "Bisher bin ich diesen Toden nur durch dich entgangen. Aber nun bist du fort, beziehungsweiße muss ich gehen..."
,,Ich werde bei dir sein, in deinem Herzen, aber ich muss beim Clan bleiben. Der Clan braucht mich das verstehst du doch.", meinte Hasenohr, es tat ihr weh Mausseele so zu sehen. ,,Und der SternenClan tötet nicht!", fauchte sie.
Mausseele senkte den Kopf. "Hast du es nicht gehört? Trauerblüte steht mit dem SternenClan in Kontakt. Sie hat Schneesturm und Juwelennacht eine Botschaft von ihm überbracht, die besagt, dass allein der SternenClan und die Abgesandten der Sterne solche Kräfte besitzen dürfen. Deshalb haben sie mich ja verstoßen! Der SternenClan ist mir nicht wohlgesinnt und ich stelle eine Gefahr dar. Für alle." Das kühle Gras unter seinen Pfoten fühlte sich nach dem Schnee seltsam an. "Und ich brauche dich." Seine Augen funkelten traurig. "Der SternenClan hat mich verbannen lassen."
,,Trotzdem tötet er nicht.", meinte Hasenohr etwas sauer. Wie konnte Mausseele nur so etwas denken?!
"Du bist mit dem Glauben aufgewachsen, dass der SternenClan nur gut ist. Aber auch der SternenClan hat Feinde und ich bin einer, ob ich es will oder nicht. Ich bin ungeplant. Ich bin ein Risiko für den SternenClan, weil er mich nicht einschätzen kann." entgegnete Mausseele bedrückt. Er wollte nicht weg, wollte den Clan nicht verlassen. Aber er musste.
,,Trotzdem tötet er nicht und wenn du daran glaubst das er tötet, dann werde ich auch eines Tages ein Teil dieses 'Killer- Clans'!", fauchte sie
Mausseele knurrte. "Er tötet nicht, er tötet keine normalen Katzen. Aber er wird mich töten. Was glaubst du, woran lag das, was mir alles passiert ist? Das kann kein Zufall sein. Und der SternenClan hat etwas gegen mich, wegen ihm bin ich schließlich nicht mehr Teil des Clans." Der Wald war finster, der Wind raschelte in den Bäumen.
,,Ich werde dich wohl nicht vom Gegenteil überzeugen können... dann glaube halt weiter der SternenClan tötet dich, auch wenn ich eher glaube das du dich selbst tötest, weil du denkst das du sterben wirst.", meinte Hasenohr etwas schnippich.
"Hasenohr, Trauerblüte lügt nicht. Sie steht mit meiner Vorfahrin in Kontakt und ich glaube kaum dass diese gelogen hat. Warum gefällt dir die Vorstellung, dass ich mich selbst töte, mehr, als dass der SternenClan mich tötet?" widersprach Mausseele. Sein Fell sträubte sich unwillkürlich.
,,Trauerblüte hat nie gesagt das der SternenClan dich tötet. Außerdem gefällt mir die Vorstellung das du stirbst ganz ung garnicht, aber trotzdem ist es so das je mehr man an etwas glaubt desto eher wird es irgendwie eintreffen. Außerdem, wie soll der SternenClan dich töten?"
"Weil ich eine Gefahr bin. Für alle. Ich habe Kräfte, die allein den Abgesandten der Sterne und dem SternenClan vorbehalten sind." erklärte Mausseele und seufzte. "Ich muss jetzt gehen. Ich sollte nicht zum Sonnenaufgang noch hier sein."
,, Ich werde dich vermissen und denk dran: man sieht sich immer zweimal im Leben." Vorsichtig berührte Hasenohr Mausseeles Schnauze mit ihrer. ,,Bis bald!", murmelte sie.
Mausseele neigte den Kopf. "Nein. Wir werden uns nicht wiedersehen. Ich darf und werde das Territorium nicht betreten, außerdem werde ich wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben haben." Er sah ihr direkt in die Augen. "Lebe wohl." Dann wandte er sich ab.
,,Wir werden uns wiedersehen und ich würde eher sagen: bis dann, das klingt besser.", meinte Hasenohr und wandte sich ebenfalls ab.
Maussele blieb stehen. "Nein. Wir werden uns nicht wiedersehen, und das weißt du. Wir werden uns nie wiedersehen. Lebe wohl und möge der SternenClan wenigstens dich beschützen." entgegnete er gefasst. Sein Inneres zerbrach, sein Herz zerbrach und eine Welle aus Trauer überollte ihn. Er wandte sich ab und ging mit schnellen Schritten in Richtung der Zweibeinersiedlung.
,,Du musst nicht dran glauben, aber ich weiß wir werden uns wieder sehen. Falls du Horizon über den Weg läufst sag ihr mir geht es gut.", meinte Hasenohr ruhig.
Mausseele hörte sie nicht mehr. Inzwischen rannte er, lief leichtfüßig über die taunasse Wiese, fast schwebend. Er würde sterben. Er war allein, nichts und niemand konnten ihn vor dem Tod schützen. Verfluchter SternenClan! Ihm war es egal, dass er eigentlich fast auf dem Territorium des FunkenClans war. Sollten sie doch kommen! Er war eh allen egal! Er hatte so sehr gehofft, dass Hasenohr ihn begleiten würde. Aber so viel bedeutete er ihr wohl doch nicht. Sein Inneres schmerzte. Nichts war ihm geblieben, niemand wollte noch mit ihm zu tun haben.
,,Bis bald, ich werde dich nicht vergessen.", flüsterte Hasenohr und lief dann in den Wald, sie würde ein wenig jagen um den Kopf frei zu bekommen.
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