Teil 15
Sie humpelte zu einer Kuhle in der Erde, dort legte Hasenohr Mausseele ab.
Mausseele blieb liegen und starrte zum wolkenverhangenem Himmel hinauf.
,,Alles ist gut!", sagte Hasenohr und legte sich neben ihn damit ihm nicht kalt wurde, also nicht noch kälter.
"Alles? Ich weiß nicht..." entgegnete er. seine Augen funkelten Türkisfarben und er musste an die Sache auf dem Felsen denken. Wie hatte sie denken können, dass er in der Lage wäre, sie zu töten? Wieso traute sie ihm das zu?
,,Vielleicht noch nicht, aber bald.", gab Hasenohr zurück. ,,Jetzt ruh dich aus, damit wir zurück ins Lager können und du anständig versorgt werden kannst."
"Jaja." machte Mausseele nur und lauschte dem Regen und dem fernem Grollen. Blitze zuckten über den Himmel.
Hasenohr lauschte, aber es war weit und breit keine Beute zu entdecken. Die mussten sich alle längst verzogen haben.
Mausseele kniff die Augen zusammen. Er hatte ein Rascheln gehört. Gespannt wartete er, ob Hasenohr es auch bemerkt hatte.
Hasenohr nahm das Rascheln war, merkte aber das es keine Beute war. Für sie nicht, es war ein Hase, außerdem war er zu weit weg und würde sie in der weißen Umgebung sofort bemerken.
Mausseeles Gesicht verdüsterte sich. "Die Feder..."
,,Was ist damit?", meinte Hasenohr verwirrt. Was wollte der Kater von ihr?
"Ist sie noch da?" fragte er und ringelte seinen Schweif um ihre Pfote.
,,Ich habe sie bei dem Fuchsbau gelassen... glaube ich.", sagte sie kleinlaut. Auch wenn es eigentlich nichts wovor sie Angst haben musste
Mausseele sagte nichts. Er drehte sich auf den Rücken und streckte seine drei Pfoten in die Luft, die von der Kälte ganz starr waren.
,,Oder ich habe sie in der Lawine verloren... ich glaube eher letzteres... aber was hätte ich tun sollen? Wir können froh sein es überhaupt überlebt zu haben!", meinte Hasenohr verzweifelt.
"Schon gut. Mach dir keine Vorwürfe!" engegnete Mausseele sanft und stupste sie mit der Pfote an.
,,Es tut mir leid.", murmelte Hasenohr und sah bedrückt zu Boden.
Mausseele funkelte sie amüsiert an. "Was tut dir denn jetzt schon wieder leid?" fragte er.
,,Das ich sie verloren habe, sie hat dir viel bedeutet.", meinte Hasenohr verwirrt. Was war daran den so lustig?
"Das ist nicht schön, aber wir finden sie wieder." entgegnete Mausseele zuversichtlich.
,,Hoffentlich.", murmelte Hasenohr und lauschte erneut auf Beute, Mausseele würde etwas brauchen.
Mausseele stand auf und schüttelte sich den Schnee aus dem Fell. Er wollte es nicht Hasenohr allein überlassen, Beute für ihn zu finden, also lauschte er. "In der Nähe gibt es einen Bach. Dort sind Fische." meinte er schließlich.
,,Okay, dann ab zum Bach.", meinte Hasenohr und stützte Mausseele sicherheitshalber.
Mausseele trat etwas zur Seite. "Du musst mich nicht immer stützen, ich weiß, ob ich laufen kann oder nicht." meinte er und stiefelte vorsichtig durch den hohen Schnee.
,,Entschuldigung.", murmelte Hasenohr und biss die Zähne zusammen um nicht etwas falsches zu sagen. So lief sie zum Fluss und ließ sich am Rand nieder.
Mausseele starrte auf das Wasser und sein Fell sträubte sich unwillkürlich, als er an den Wasserfall und das Vorgefallene denken musste.
Hasenohr wartete einige Zeit, zum Glück waren Fische langsamer wenn es kalt war, so ist es leichter sie zu fangen. Schnell warf sie einen ans Ufer und tötete ihn.
Mausseele wollte ihr gerade folgen, als er inne hielt und lauschte. Er fühlte sich beobachtet. *Das kann nicht sein, oder...?* Es war nichts zu hören, nur das glucksen des Baches und ein brausen. *Moment. Was? Ein Brausen???* Er fuhr herum. Eine große Welle rollte im Bach heran. Schnell packte er Hasenohr am Schweif und stemmte die Pfoten in den Boden, als die Welle über sie hinweg rauschte.
Hasenohr krallte sich ebenfalls fest, wurde aber ein Stück mitgerissen, zum Glück knallte sie gegen einen Baum, auch wenn ihr Kopf jetzt pochte. ,,Warum passiert sowas andauernd?", fragte sie etwas benommen.
Mausseele stand neben ihr, um sie notfalls zu stützen. Sein Fell war klatschnass. "Das ist wegen mir." antwortete er leise.
,Was meinst du?", fragte Hasenohr verwirrt, hatte es wieder etwas mit seinen komischen Kräften zu tun?
"Jemand will mich auf die Probe stellen. Deshalb passieren dauernd solche Dinge, bei denen man sterben kann." erklärte Mausseele bitter und schüttelte sich. "Und da du zurzeit in meiner Nähe bist, bist du auch betroffen." fügte er hinzu.
,,Ich glaube eher das du dich selbst auf die Probe stellst. Dein Unterbewusstsein, das weiß wie mächtig du bist.", meinte Hasenohr mit zittriger Stimme, aber von der Kälte nicht vor Angst.
Mausseele sah sie betroffen an. "Wenn das wahr wäre, hätte ich ein Problem. Noch eins. Ich kann das nicht steuern." murmelte er nachdenklich.
,,Du sollst es lernen, das ist der Sinn daran!", meinte Hasenohr ernst.
"Das kann sein. Moment...Wenn das mein Unterbewusstsein war, dann hätte ich mich ja fast selbst getötet. Und die Lawine, den Schnee, die Jäger, die Hunde und die Füchse und das ganze andere selbst heraufbeschworen..." Mausseele lief unruhig auf und ab.
,,Dein Unterbewusstsein will das du akzeptierst das du stark bist.", meinte Hasenohr gelassen, auch wenn sie innerlich schauderte.
"Das heißt, ich kenne nicht das ganze Ausmaß meiner Fähigkeiten. Und das ist nicht gut." meinte Mausseele. Dann wurde ihm etwas klar. Oh nein... "Es wäre besser, wenn du dich von mir fernhältst." sprach er es mühsam aus.
,,Werde ich aber erst wenn wir sicher wieder im Tal sind und wissen wie es Funkentanz geht.", sagte Hasenohr und verdrehte leicht die Augen. ,,Außerdem haben deine Kräfte uns auch schon mehrmals gerettet."
Mausseele wandte sich ab und biss die Zähne zusammen. Noch nie hatten Worte so sehr geschmerzt. Sie würde sich von ihm fernhalten. Es war zu ihrer beiden besten. Allerdings...Wenn sein Unterbewusstsein ihn wirklich immer wieder in Gefahr brachte, würde er dabei sterben? Er dachte an die Sache mit dem Wasserfall. Es tat weh. Seine Schmerzen waren weg und wäre er nicht so traurig gewesen, hätte er die Augen deswegen verdreht. Aber sie würden wiederkommen. Ganz sicher.
,, Der Fisch ist noch da.", sagte Hasenohr verwundert und nahm den Fisch der zu ihren Pfoten lag.
"Iss du ihn. Ich habe keinen Hunger." murmelte Mausseele abwesend. Natürlich hatte er Hunger. Er hatte seit Tagen fast nichts gegessen. Aber er wollte nicht, konnte nicht.
,Wir teilen ihn!", meinte Hasenohr bestimmt. Mausseele brauchte Essen, mehr als jeder andere.
"Na gut." meinte Mausseele und dachte darüber nach, ob sein Unterbewusstsein ihn nun an einer Gräte ersticken lassen wollen würde oder so was. Aber vermutlich passierte immer das, was er nicht dachte. Schon wieder hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Sein Fell kribbelte.
Hasenohr teilte den Fisch und schon Mausseele eine Hälfte zu. ,,Iss und zwar komplett. Jetzt guck nicht so komisch so schlecht schmeckt Fisch jetzt wirklich nicht!"
Mausseele aß ihn auf. "Es ist nicht wegen dem Fisch." sagte er dann und überlegte, ob er ihr von seinem Gefühl erzählen sollte.
,,Wegen was dann?", fragte Hasenohr und musterte den Kater. Was stimmte nicht?
"Ich fühle mich beobachtet." gab Mausseele zu und ein Schauer lief über sein Fell. Er schüttelte sich.
,,Also ich höre niemanden.", meinte Hasenohr und prüfte die Luft.
"Es ist ja auch niemand da." meinte Mausseele. "Denkst du eigentlich noch an Horizon?" wechselte er in ein anderes auch nicht angenehmes Thema und verfluchte sich selbst deshalb. "Ich hasse mich..." murmelte er.
,,Ja schon. Aber jetzt sollten wir erstmal ins Tal kommen.", meinte Hasenohr und stand auf. ,,Vielleicht hasst du dich, aber ich tue es nicht.", flüsterte sie im Vorbeigehen.
Mausseele bis die Zähne zusammen. "Ich habe dich in Gefahr gebracht, die ganze Zeit. Du hast allen Grund, mich zu hassen. Gäbe es mich nicht, wärst du mit Horizon glücklich dort unten im Tal. Ich störe euch nur." murmelte er und verfluchte sich selbst für seine nicht vorhandene Feinfühligkeit. Er musste ja auch immer sagen, was er dachte! Und er hasste sich dafür. Und für noch so viel mehr...
,,Trotzdem hasse ich dich nicht, außerdem kannst du nichts dafür, du kannst es nicht kontrollieren, zumindestens noch nicht.", antwortete die Jägerin ernst.
"Ich" begann Mausseele, "Ich kann nichts kontrollieren. Nicht einmal mich selbst und auch nicht meine Gefühle für dich." Er senkte den Kopf. "Und dafür schäme ich mich."
,,Deine Kräfte kannst du lernen zu kontrollieren und Gefühle kann man nicht kontrollieren, ich nicht und du auch nicht.", meinte Hasenohr. ,,Und jetzt lass uns einen Weg hier runter suchen."
Mausseele blieb stehen und witterte in der Luft. Es roch nach Schnee und Kälte. Aber...Da war etwas. Irgendetwas. Er konnte es fühlen. Er lauschte, aber da war nichts. Hatte er es sich nur eingebildet?
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