Kapitel 6
𝔸 𝕟𝕒𝕤𝕥𝕪 𝕤𝕦𝕣𝕡𝕣𝕚𝕤𝕖
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𝕸𝖆𝖙𝖙𝖊𝖔
Ich saß mit meinen Kumpels Luca, Dante, Francesco und Andrea in einer gemütlichen Runde auf der abgewetzten Ledercouch. Der Raum war erfüllt von einer Mischung aus Zigarettenrauch und dem herben Geruch verschiedener Alkoholsorten, die in den unterschiedlichsten Gläsern vor uns standen. Die Musik wummerte im Hintergrund, ein gleichmäßiger Bass, der die Wände vibrieren ließ und eine Art Trancezustand erzeugte. Solche Partys, inmitten meiner Freunde, fühlten sich an wie eine Flucht. Eine Flucht vor den endlosen Erwartungen meines Vaters und dem ständigen Druck, den meine Schwester auf mich ausübte. Hier, in dieser dunstigen, lauten Umgebung, konnte ich einfach sein, ohne die Last der Moretti-Familie auf meinen Schultern.
Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Zigarette und lehnte mich zufrieden in die Couch zurück. Die warme Betäubung des Alkohols breitete sich in meinen Adern aus, und ich ließ die Gespräche meiner Freunde wie ein beruhigendes Rauschen an mir vorbeiziehen. Doch plötzlich riss mich Dantes Stimme aus meinem gedankenverlorenen Zustand.
„Sag mal, was läuft da eigentlich zwischen dir und Rossi?“ fragte er, und seine Worte schnitten wie ein Messer durch die entspannte Atmosphäre. Reflexartig verschluckte ich mich an meinem Rauch und hustete. Ich sah ihn an, seine Augen blitzten vor Neugier, und die anderen Jungs drehten sich zu mir um, grinsend und mit voller Erwartung.
„Was? Was soll da bitte sein?“ stieß ich hervor, mein Herz schlug ein wenig schneller, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben.
Dante lachte und klopfte mir auf die Schulter, seine Hand war schwer aber vertraut. „Bro, meine Schwester hat dich auf ihrer Feier gesehen. Stehst du jetzt doch auf die Kleine?“ Er grinste breit und kippte einen Shot in seinen Mund, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
Ich spürte, wie sich mein Kiefer anspannte, und ballte unwillkürlich die Fäuste. „Da läuft gar nichts!“ brummte ich, meine Stimme klang tiefer und rauer als beabsichtigt. „Das war alles nur ein Plan. Ich wollte, dass die Rossis uns endlich in Ruhe lassen. Wenn sie denkt, dass sie mir vertrauen kann, wird sie vielleicht Informationen preisgeben, die uns nützlich sein könnten. Und außerdem, hast du dir die überhaupt mal genauer angesehen?“ Ich hob eine Augenbraue und versuchte, meine Unsicherheit hinter einer Maske aus Spott zu verbergen.
Andrea, der neben mir saß, zog an seiner Zigarette und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „So hässlich ist sie gar nicht. Ich würde locker was mit ihr anfangen, und sei es nur aus Spaß.“ Ein schiefes Grinsen spielte um seine Lippen, als er den Rauch langsam ausstieß.
„Dann gönn dir, Andrea, dich wird keiner aufhalten,“ erwiderte ich sarkastisch und versuchte, meine wachsende Anspannung zu überspielen. Doch tief in mir regte sich etwas. Ein Gefühl, das ich nicht ganz einordnen konnte.
War es Eifersucht?
Ärger?
Oder vielleicht etwas viel Verwirrenderes?
Andrea streckte mir die Zunge heraus, und die anderen lachten, aber mein Lächeln war gezwungen. Während die Unterhaltung weiterging, kreisten meine Gedanken nur um eine Person,
Isabella Rossi.
Was zum Teufel hatte dieses Mädchen an sich, dass sie es schaffte, selbst in einem Raum voller Menschen und lauter Musik in meinem Kopf zu bleiben?
Ich nahm einen weiteren tiefen Zug von meiner Zigarette, doch der Rauch schmeckte plötzlich bitter. Dieses Mädchen, das ich angeblich verachtete, hatte es irgendwie geschafft, sich in meinen Kopf zu schleichen. Und das konnte nichts Gutes bedeuten.
Ich hielt meine Augen geschlossen, versuchte den Rauch, die Geräusche und den Alkohol in meinem Kopf zu ordnen, doch plötzlich bemerkte ich eine seltsame Stille. Die unbeschwerte Stimmung, die vor wenigen Sekunden noch im Raum geherrscht hatte, war wie weggeblasen. Kein Lachen, keine Gespräche mehr. Verwirrt öffnete ich die Augen und sah, wie Francesco gegen mein Bein trat. „Alter, was soll das?“ fauchte ich ihn an, doch er antwortete nicht. Stattdessen schüttelte er nur den Kopf und deutete mit einem stummen Nicken auf eine Gestalt, die vor unserem Tisch stand.
Ich blinzelte ein, zwei Mal, während mein Blick sich langsam schärfte. Dann erkannte ich sie – Isabella Rossi. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, und ich schluckte schwer, unfähig, ein Wort herauszubringen. Ihre Augen, die mich durchdrangen, waren kalt wie Eis, und ihre Lippen fest aufeinander gepresst. Sie sagte nichts, aber das brauchte sie auch nicht.
In einer einzigen, fließenden Bewegung riss sie das Armband, das ich ihr geschenkt hatte, von ihrem Handgelenk und knallte es mit solcher Wucht auf den Tisch, dass die Gläser klirrten. „Ich wusste es,“ zischte sie, ihre Stimme war messerscharf und voller Verachtung. Es fühlte sich an, als hätte sie mir ins Gesicht geschlagen.
Noch bevor ich auch nur einen Gedanken fassen konnte, drehte sie sich abrupt um und verschwand in der Menge, so schnell, wie sie aufgetaucht war. Ich starrte ihr nach, mein Herz hämmerte in meiner Brust, und für einen Moment war ich wie gelähmt. Die Welt um mich herum verschwamm, und alles, was zählte, war die Richtung, in die sie gegangen war.
„Geh ihr nach, mein Gott!“ rief Luca neben mir und schubste mich beinahe von der Couch. Seine Worte rissen mich aus meiner Starre, und ohne wirklich darüber nachzudenken, sprang ich auf und folgte ihr, meine Beine bewegten sich fast von allein. Die Musik, die Menschen, alles verschwamm zu einem Hintergrundrauschen, während ich mich durch die Menge drängte, ihr nach jagte.
Ich suchte sie durch die Menschenmenge hindurch, die sich in den Räumen verteilte. Die Musik dröhnte noch immer, übertönte fast die schwirrenden Gedanken in meinem Kopf, bis ich schließlich in der Küche ankam, Dort stand sie, Isabella Rossi, mit dem Rücken zu mir, starrte schweigend aus dem Fenster, während sie einen Becher in der Hand hielt. Das Mondlicht fiel durch das Fenster und ließ ihre Haare fast silbrig wirken, doch in diesem Moment konnte ich mich nicht davon täuschen lassen.
Ich schluckte schwer und spürte, wie der Alkohol in meinem Blut langsam seine Wirkung entfaltete. Ein leichter Schwindel setzte ein, doch ich zwang mich, auf sie zuzugehen. Die Luft in der Küche war schwer, fast erstickend, und jeder Schritt fühlte sich an, als würde ich auf dünnem Eis laufen. Endlich stand ich neben ihr, still, fast ängstlich, auf ihre Reaktion wartend.
Es dauerte nur einen Augenblick, bis sie sich zu mir drehte, ihre Augen funkelten vor Wut und Enttäuschung. Bevor ich etwas sagen konnte, spürte ich den stechenden Schmerz auf meiner Wange, als ihre Hand auf mein Gesicht knallte. Die Wucht der Ohrfeige ließ mich zusammenzucken, und ich biss die Zähne zusammen, um einen Fluch zu unterdrücken.
„Fuck, Mann!“ fauchte ich, während ich die Hand an meine brennende Wange legte und sie wütend ansah. Doch ihre Entschlossenheit ließ sich durch meine Reaktion nicht brechen.
,,Hast du verdient!", schrie sie mich an, ihre Stimme bebte vor Zorn. „Ich hätte wirklich auf meinen Bauch hören sollen. Dir kann man nicht trauen!" Ihre Worte trafen mich härter, als ich zugeben wollte. Ich hatte es wirklich verdient, und das wusste ich, doch die Erkenntnis brachte keine Erleichterung. Stattdessen kochte der Zorn in mir, nicht nur auf sie, sondern auch auf mich selbst.
Doch bevor ich reagieren konnte, wurde die angespannte Atmosphäre von einem merkwürdigen Geräusch zerrissen, das von draußen kam, Zuerst dachte ich, es wäre der Alkohol, der mir einen Streich spielte, doch als ich sah, wie Isabella ebenfalls alarmiert aufhorchte, wusste ich, dass es ernst war. Das nächste Geräusch war ein lauter Knall, der die Wände des Hauses erzittern ließ. Die Musik verstummte, und Schreie durchdrangen die Stille, während die Leute in Panik gerieten.
,,Scheiße!" dachte ich, als ich die Situation endlich realisierte. Fremde stürmten das Haus, bewaffnet und bereit, Chaos anzurichten. Isabella rannte los, und für einen Moment war alles in mir darauf programmiert, in Deckung zu gehen, mich in Sicherheit zu bringen. Doch etwas hielt mich zurück, eine irrationale, tief sitzende Sorge um sie. Warum zur Hölle ausgerechnet sie?
Ich rannte ihr nach, die Geräusche der Schüsse wurden lauter, und das Chaos um uns herum drohte mich zu überwältigen. Ich sah sie nur noch aus den Augenwinkeln, bis sie plötzlich stehen blieb und starrte. Ein Schrei entwich ihren Lippen, und als ich in ihre Blickrichtung sah, erstarrte auch ich.
Da lag Alessio, blutend auf dem Boden, sein Körper in einer unnatürlichen Position verdreht. Die Eindringlinge waren bereits verschwunden, zurück blieb nur die unheilvolle Stille und das zerschlagene Chaos, das sie hinterlassen hatten.
Die Panik griff nach meinem Verstand, doch ich riss mich zusammen und stürzte mich auf Alessio, der schwer atmend auf dem Boden lag. „Verdammt, Alessio!" schrie sie, während ich versuchte, ihn wach zu halten, doch sein Blick war trübe, das Leben wich langsam aus ihm. Isabella sank neben mir auf die Knie, ihre Hände zitterten, während sie nach seinem Gesicht griff.
„Ruf einen Krankenwagen sofort!!" schrie Isabella zu mir. Ich war wie in Trance, doch schnell holte ich mein Handy heraus und rief einen Krankenwagen zu dieser Adresse.
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