Kapitel 4

𝕎𝕚𝕝𝕝 𝕀 𝕘𝕖𝕥 𝕔𝕒𝕦𝕘𝕙𝕥?

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𝕴𝖘𝖆𝖇𝖊𝖑𝖑𝖆

Am Abend war es dann soweit. Den ganzen Tag über hatte ich hin und her überlegt, ob ich wirklich zu dieser Party gehen sollte. Jetzt, wo die Entscheidung gefallen war, stand ich vor meinem Schrank und grübelte, was ich anziehen könnte. Die Zeit drängte, und ich durfte nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen, aber zu schlicht sollte es auch nicht sein. Der perfekte Balanceakt, etwas, was ich an diesen Abenden fast hasste.

Ich ließ meinen Blick über die verschiedenen Kleider und Tops in meinem Schrank schweifen. Ein schlichtes Top und Jeans schien zu langweilig, aber ein Cocktailkleid? War das zu viel? Unsicher raufte ich meine Haare und seufzte, während ich aus dem Fenster starrte. Draußen begann die Dämmerung, und die ersten Lichter der Stadt flimmerten durch die Bäume. Ich hatte keine Ahnung, was die richtige Wahl war. Mein Kopf war ein Durcheinander aus Fragen und Unsicherheiten.

Plötzlich klopfte es an meiner Zimmertür, und ohne eine Antwort abzuwarten, trat Lucia, meine jüngere Schwester, ins Zimmer. „Hey, brauchst du Hilfe?“ fragte sie mit einem freundlichen Lächeln, das mir ein wenig die Anspannung nahm.

Ohne groß etwas zu sagen, deutete ich auf meinen Schrank und auf mein Bett, wo bereits einige Kleidungsstücke verstreut lagen. Ich war völlig überfordert. Lucia musterte die Szene und nickte sofort, als ob sie genau wusste, was zu tun war. Sie trat zum Schrank und begann, systematisch die Kleidung durchzugehen.

„Okay,“ begann sie, während sie sich durch die Kleider hangelte, „du willst also nicht zu viel Aufmerksamkeit, aber auch nicht untergehen, richtig?“ Ich nickte stumm und beobachtete, wie sie sicher und schnell verschiedene Stücke herauszog und auf dem Bett ausbreitete. Lucia war jünger als ich, aber sie hatte ein unglaubliches Gespür für Mode. Ihre Fähigkeit, Outfits zusammenzustellen, war schon fast unheimlich, als ob sie genau wüsste, was passt, bevor ich es überhaupt anprobierte.

„Das hier ist zu casual,“ murmelte sie, während sie ein einfaches Top wieder in den Schrank zurückhängte. „Und das hier...,“ sie hielt ein eng anliegendes rotes Kleid hoch, „...ist vielleicht ein bisschen too much für eine Party, wo du nicht auffallen willst.“ Sie legte es beiseite und griff nach einer schwarzen High-Waist-Jeans, die sie mit einem eleganten, aber schlichten schwarzen Top kombinierte.

„Probier das mal,“ schlug sie vor und reichte mir die Kleidung. „Es ist schlicht, aber das Top hat genug Details, um nicht langweilig zu wirken. Und mit ein paar passenden Accessoires und Schuhen kannst du es entweder aufwerten oder ein bisschen entspannter wirken lassen.“

Ich zog die Teile an und betrachtete mich im Spiegel. Die Jeans saß perfekt und betonte meine Figur, ohne aufdringlich zu wirken, und das Top war elegant, aber unaufdringlich, genau das, was ich wollte. Lucia stand hinter mir und begutachtete ihr Werk. „Perfekt,“ sagte sie schließlich. „Das hier könnte auch noch gut passen.“ Sie holte eine silberne Halskette mit einem schlichten Anhänger aus ihrer eigenen Schmuckschatulle und legte sie mir um den Hals.

„Es ist dezent, aber es gibt dem Outfit das gewisse Etwas.“

„Danke, Lucia,“ sagte ich, während ich noch einmal in den Spiegel schaute. Das war es. Ich fühlte mich wohl, nicht zu aufdringlich, aber auch nicht unscheinbar. Es war, als hätte Lucia genau gewusst, wie sie meine Unsicherheit nehmen konnte, indem sie mir half, die richtige Wahl zu treffen.

„Kein Problem,“ grinste sie, „dafür sind Schwestern doch da, oder?“ Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und verließ das Zimmer, während ich noch einen letzten Blick in den Spiegel warf. Heute Abend würde ich vorbereitet sein, egal was kam.

Mit neuem Selbstbewusstsein griff ich nach meiner Tasche, schnappte mir meine Jacke und war bereit, mich dem Abend und allem, was er mit sich bringen würde, zu stellen.

Langsam lief ich die Treppen des Hauses hinunter, das vertraute Knarren der Stufen begleitete jeden meiner Schritte. „Ich gehe dann!“ rief ich nach unten, und fast sofort kam die Antwort meiner Mutter zurück: „Sei bloß vorsichtig! Ruf an, wenn was ist!“ Leicht verdrehte ich die Augen, obwohl ich wusste, dass sie es nur gut meinte. Sie sorgte sich ständig, aber sie wusste nicht, dass ich heute Abend nicht nur zum Feiern auf diese Party ging. Nein, ich war hier, um Matteo und seine Masche zu durchschauen.

Als ich den Hof hinunter zum Auto lief, spürte ich die kühle Abendluft auf meiner Haut. Ich stieg ein, atmete tief durch und startete den Motor. „Wird schon schief gehen,“ dachte ich mir, während ich langsam die Straße hinunterfuhr. Die Sonne verschwand gerade hinter den Bergen, ihre letzten Strahlen tauchten die Stadt in ein warmes, goldenes Licht. Es war fast zu idyllisch für das, was ich vorhatte.

Ich fuhr durch die engen Gassen der kleinen Stadt, vorbei an den vertrauten Gesichtern und Gebäuden, bis ich die andere Seite erreichte. Vor mir erhob sich ein riesiges Haus, das von hier aus noch eindrucksvoller wirkte. Das musste der Ort sein. Ich parkte ein paar Häuser weiter und sah nochmal in den Rückspiegel. Mein Herz pochte schneller, als ich meinen Lippenstift aus der Tasche kramte und meine Lippen nachzog.

„It's Showtime,“ flüsterte ich zu meinem Spiegelbild, bevor ich ausstieg und die Autotür leise hinter mir schloss. Dies war meine Chance, zu zeigen, wie stark die Familie Rossi wirklich war. Niemand sollte es wagen, sich mit uns zu messen, nicht einmal die Morettis.

Mit entschlossenem Schritt ging ich auf das Haus zu, das bereits in festlichem Glanz erstrahlte. Lachen und Musik drangen von drinnen nach draußen, doch in mir herrschte eine angespannte Stille. Dies war nicht nur irgendeine Party, es war mein erster richtiger Zug in diesem Spiel, und ich würde alles daran setzen, dass er erfolgreich war.

Ich betrat das Haus, und die Hitze und die Musik schlugen mir sofort entgegen. Überall waren Leute zu sehen, die in kleinen Gruppen zusammenstanden, lachten, tanzten und Alkohol tranken. Die Luft war erfüllt von einer Mischung aus Parfüm, Schweiß und dem süßlichen Geruch von zu viel teurem Alkohol. Langsam schaute ich mich um, versuchte, die Szene in mich aufzunehmen und Matteo in der Menge auszumachen.

Mit jedem Schritt, den ich tiefer ins Haus wagte, wurde das Gefühl der Anspannung in mir stärker. Wie sollte ich ihn in diesem Chaos finden? Ich schlängelte mich durch die Menge, wich sich drehenden Tanzpaaren und wild gestikulierenden Armen aus. Mein Blick wanderte suchend über die Gesichter, doch niemand schien derjenige zu sein, den ich suchte.

Als ich das Wohnzimmer betrat, erblickte ich viele bekannte Gesichter. Einige von ihnen waren Klassenkameraden, die sich angeregt unterhielten oder ausgelassen tanzten. Ein paar von ihnen bemerkten mich, nickten kurz oder riefen mir etwas zu, aber ich war zu sehr auf meine Suche fokussiert, um wirklich darauf zu reagieren. Schnell drehte ich mich um, entschlossen, weiterzusuchen.

Doch plötzlich spürte ich eine Hand, die sich um meinen Arm schloss, fest und bestimmend. Meine Atmung stockte, und ich schluckte schwer. Instinktiv blieb ich stehen, unfähig, mich zu rühren. „Bitte lass es nicht Matteo sein,“ schoss es mir durch den Kopf, während ich innerlich anfing zu zittern. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust, als ob es ausbrechen wollte, und eine Welle der Nervosität überkam mich, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte.

Es war, als würde die Zeit stillstehen. Die Geräusche um mich herum verblassten, und ich war mir plötzlich schmerzlich bewusst, wie sehr dieser Moment alles verändern konnte. Langsam, fast widerwillig, drehte ich meinen Kopf zu der Person, die mich festhielt.

Und es war...

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