Kapitel 15

ℕ𝕖𝕨 𝔻𝕚𝕤𝕡𝕦𝕥𝕖, ℕ𝕖𝕨 ℕ𝕖𝕨𝕤

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𝕴𝖘𝖆𝖇𝖊𝖑𝖑𝖆

Nachdem ich das Gefängnis verlassen hatte, fuhr ich ziellos durch die Straßen der Stadt, ohne wirklich zu wissen, wohin ich wollte. Gedanken wirbelten durch meinen Kopf wie ein tobender Sturm.

Matteo.

Der Streit mit meinem Vater,

meine Schuldgefühle.

Die Realität schien schwerer auf mir zu lasten als je zuvor. Ich wusste, was ich tun musste, aber ich ahnte bereits, dass Matteo es nicht gutheißen würde.

Trotzdem blieb mir keine Wahl.

Als ich schließlich nach einer Stunde zu Hause ankam, parkte ich das Auto und stieg aus, völlig leer im Kopf. Mit langsamen Schritten ging ich ins Haus, versuchte unauffällig die Treppe hinauf zu schlüpfen, als plötzlich eine donnernde Stimme meinen Namen rief.

„ISABELLA MARIA ROSSI!“

Mein Vater brüllte meinen vollen Namen, als wäre ich ein kleines Kind, das etwas Verbotenes getan hatte. Ich zuckte zusammen und fühlte, wie mein Körper unter der Schärfe seiner Worte zu beben begann. Langsam drehte ich mich um und da stand er, an der Treppe und seine Augen waren voller Enttäuschung, schon fast voller Wut.

„Papà...“ stammelte ich, doch meine Stimme klang schwach und hilflos.

„Was hast du im Gefängnis bei Matteo Moretti zu suchen?“ schrie er weiter, seine Stimme zitterte vor Empörung. „Glaubst du wirklich, ich kriege das nicht mit?“

Seine Worte trafen mich wie Messerstiche, jeder Satz drang tief in meine Seele. Meine Finger zitterten, als ich versuchte, meine Fassung zu bewahren, aber die Angst schnürte mir die Kehle zu.

„Er ist unser Feind! Du kannst da nicht einfach reinspazieren und so tun, als wäre er dein Freund!“ Er sah mich kalt an und diese Kälte schmerzte mehr, als ich jemals zugeben würde. „Ich bin enttäuscht, Isabella. Wirklich sehr enttäuscht.“

Diese Worte ließen etwas in mir brechen. Die Tränen, die ich so verzweifelt zurückgehalten hatte, drängten nach vorn und brannten in meinen Augen. „Er ist unschuldig! Versteh es doch endlich!“ schrie ich verzweifelt. „Ich weiß, was ich gesehen habe, Papà! Glaub mir doch!“

In diesem Moment tauchte meine Mutter im Flur auf, mit einer Hand auf ihren Bauch gelegt und die Stirn in Falten gezogen. „Was schreit ihr hier so rum?“ meckerte sie uns an. „Ihr seid nicht allein! Das stresst das Baby!“

Ich riss die Augen weit auf.

Ein Baby?

Was redete sie da?

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als mir klar wurde, was sie gerade gesagt hatte. „Du bist schwanger?!“ fragte ich entsetzt und meine Mutter nickte mit einem seligen Lächeln, als ob das die normalste Nachricht der Welt wäre.

Mein Kopf drehte sich, meine Gedanken sprangen hin und her und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Freuen? Wütend sein? Alles in mir drehte sich und die Tränen liefen mir unaufhaltsam über die Wangen. „Ihr seid doch verrückt!“ schrie ich und ich war unfähig, das Chaos in mir zu kontrollieren.

„Ab auf dein Zimmer, Rossi!“ donnerte mein Vater und sein Gesicht war vor Zorn verzerrt. „Und du kommst heute nicht mehr raus!“

Seine Worte hallten in meinem Kopf wider, als ich blind vor Frustration meine Sachen aufhob und die Treppe hinaufstürmte. Mit einem lauten Knall schlug ich die Tür hinter mir zu und drehte den Schlüssel im Schloss um, als ob ich die Welt aussperren könnte, die sich gerade gegen mich verschworen hatte. Ich ließ mich an der Tür hinuntergleiten, meine Knie drückte ich gegen die Brust, während die Tränen unaufhaltsam weiter flossen.

Alles, was mir lieb war, schien in diesem Moment auseinanderzubrechen. Mein Vater, der mir immer ein Fels in der Brandung gewesen war, schien plötzlich unerreichbar zu sein, wie ein Fremder.

Meine Mutter, war schwanger, eine Nachricht, die mich mehr schockierte, als ich je erwartet hätte.

Matteo, im Gefängnis, für etwas, das er nicht getan hatte.

Und dann Alessio der immer noch im Krankenhaus lag.

Es fühlte sich an, als würde mein ganzes Leben in einem einzigen Moment zerfallen, und ich war machtlos, irgendetwas daran zu ändern.

Was sollte noch alles passieren? Was musste noch geschehen, bevor dieser Albtraum endlich ein Ende fand?

Die Luft in meinem Zimmer fühlte sich stickig an, als würde sie mir die Brust zuschnüren. Ich musste hier raus. Nur wie? Mein Vater war wie ein Adler, scharfäugig und immer auf der Hut. Er würde es sofort merken, wenn ich versuchte, mich davonzuschleichen. Der Gedanke daran ließ mich zittern und mit jedem Atemzug schien die Luft knapper zu werden. Die Panik kroch in mir hoch, sie drückte mir die Kehle zu und ließ mein Herz rasen. Ich spürte, wie die Verzweiflung in mir wuchs und meine Gedanken wirr wurden, als ob ich ertrinken würde.

Hektisch begann ich zu atmen, mein Blick huschte ziellos durch das Zimmer. Schließlich krabbelte ich über den Fußboden, als würde das mich retten, zog mich mühsam an meinem Bett hoch und schleppte mich zum Fenster. Meine Finger zitterten, als ich das Fenster aufriss und die kalte Abendluft schlug mir entgegen wie eine Welle frischer Energie. Gierig sog ich die Luft ein und ließ sie in meine Lungen strömen, in der Hoffnung, dass sie die Panik vertreiben würde, die mich gefangen hielt.

Der Tag war einfach zu viel für mich gewesen. Es fühlte sich an, als ob mein Kopf explodieren würde vor all den Gedanken, Sorgen und Ängsten.

Ich wollte nur noch eines: mich verstecken.

Alles abschalten. Nicht denken, nicht fühlen, einfach verschwinden. Am liebsten würde ich wochenlang im Bett bleiben, mich unter meiner Decke verkriechen und so tun, als gäbe es die Welt da draußen nicht.

Langsam taumelte ich zu meinem Schrank, zog mir etwas Bequemes an, eine alte Jogginghose und ein viel zu großes T-Shirt, in dem ich mich immer sicher fühlte. Mit einem tiefen Seufzen ließ ich mich aufs Bett fallen, schob mich unter meine kuschelige Decke, die mir zumindest einen Hauch von Geborgenheit gab und schloss die Augen.

Doch kaum hatte ich sie geschlossen, erschien Matteo vor meinem inneren Auge. Sein Gesicht, das Leere in seinen Augen, die dunklen Schatten unter ihnen, die Verletzungen. Ich sah ihn vor mir, wie er mich im Gefängnis angesehen hatte, so verloren und verzweifelt und gleichzeitig spürte ich den Hass, der in ihm brodelte.

Es war, als gäbe er mir die Schuld an allem, was passiert war. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei diesem Gedanken und ich konnte es nicht verhindern, dass mir die Tränen über die Wangen liefen.

Warum musste alles immer so kompliziert sein?

Warum hatten Jungs in meinem Leben immer nur Probleme und Schmerz mit sich gebracht?

Immer, wenn ich versuchte, jemandem nahe zu sein, endete es im Chaos, in Missverständnissen, in Schmerzen.

Ich seufzte und wischte mir die Tränen weg, doch sie flossen unaufhaltsam weiter. Matteo war unschuldig, das wusste ich tief in meinem Herzen. Aber der Hass, den er in seinen Augen hatte, ließ mich glauben, dass ich das alles nur noch schlimmer machte.

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