Kapitel 14
𝕋𝕙𝕒𝕥'𝕤 𝕟𝕠𝕥 𝕝𝕚𝕗𝕖
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𝕴𝖘𝖆𝖇𝖊𝖑𝖑𝖆
Die Sekunden zogen sich quälend in die Länge, während wir uns einfach nur ansahen, schweigend und doch voller unausgesprochener Worte. Der Raum um uns herum schien stillzustehen, als würde die Luft selbst schwer auf meiner Brust lasten, jede Atmung wurde zur Anstrengung.
Irgendetwas in meiner Kehle schnürte sich zusammen, so fest, dass es schmerzte und ich spürte, wie die Panik in mir aufstieg.
Wieso sagte keiner von uns etwas?
Warum war es so schwierig, einfach zu reden?
Mein Blick glitt zu Matteos Händen, die auf dem Tisch lagen. Seine Finger bewegten sich kaum merklich, nur ein leises Zucken, als würde er mir ein stummes Zeichen geben. Fast so, als wollte er mir sagen, ich solle ihn berühren. Ich schluckte schwer und blickte kurz zu den Wächtern hinüber, die regungslos an der Wand standen, aber doch jeden unserer Schritte beobachteten.
Ganz langsam ließ ich meine Hand über den kalten Tisch gleiten, bis meine Finger schließlich seine streiften. Es war ein zaghafter Kontakt, fast schon flüchtig, aber dennoch spürte ich, wie etwas in mir aufbrach.
Matteo schloss die Augen und atmete tief ein, als wäre dieser kleine Moment alles, was er brauchte, um die Realität zu spüren. „Kein Traum...“, flüsterte er leise, aber seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch.
Verwirrt sah ich ihn an. „Was meinst du?“ Meine Worte klangen hohl, fast verloren in der Stille und bevor ich eine Antwort erwarten konnte, zog er seine Hände zurück, als hätte er sich an der Berührung verbrannt. Der Bruch in seiner Bewegung tat fast körperlich weh.
„Ich kann nicht mehr, Bella,“ sagte er schließlich mit einer Resignation, die mich erschütterte. „Ich hasse deinen Vater dafür, was er mir angetan hat.“
Sein Blick bohrte sich in mich, voller Schmerz, voller unausgesprochener Wut, und ich konnte nichts tun, außer stumm auf den Tisch zu starren. „Ich hasse ihn im Moment auch“ flüsterte ich schließlich und hob meinen Blick wieder zu ihm. Es tat so weh, ihn so zu sehen, gebrochen und in Ketten und das alles wegen einer Lüge, wegen eines Fehlers, den er nicht begangen hatte. „Es tut mir so leid, Matteo. Du hast das hier nicht verdient. Ich werde dich da raus holen. Ich...“ Meine Stimme brach, und ich konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. „Ich vermisse sogar das Streiten mit dir...“
Die Tränen flossen ungehemmt über meine Wangen, und obwohl ich es kaum wagte, sah ich, wie ein schwaches, fast unsichtbares Lächeln seine Lippen umspielte. Doch das Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war.
„Rossi, mach es nicht schwerer als es ist.“ Seine Stimme war nun wieder distanziert und fast kalt. „Ich werde meine Strafe absitzen. Ich habe schon keine Hilfe von meinem Vater gewollt, und ich werde auch keine von dir annehmen.“ Mit diesen Worten stand er abrupt auf, wie ein stummer Befehl an die Wächter, dass er zurück in seine Zelle wollte.
„Du spinnst doch, Matteo!“ Meine Stimme überschlug sich fast vor Verzweiflung, als ich mich auf die Füße stemmte. „Du bist unschuldig! Du hast Alessio nicht angeschossen! Wer redet dir das bloß ein!“ Ich schrie die Worte förmlich, doch Matteo drehte sich nicht einmal um. Stattdessen ließ er sich ohne Widerstand von den Polizisten nach draußen führen, die Handschellen klirrten leise, während er sich von mir entfernte.
„Man sieht sich, Isabella Rossi,“ sagte er über seine Schulter hinweg, ohne mich wirklich anzusehen.
Ich blieb wie erstarrt stehen, unfähig, noch etwas zu tun oder zu sagen. Alles in mir schrie, ich wollte ihm hinterherlaufen, ihn schütteln und ihm begreiflich machen, dass er das nicht alleine durchstehen musste. Aber ich konnte mich nicht bewegen, meine Beine fühlten sich an, als hätten sie Wurzeln geschlagen. Die Tür fiel hinter ihm zu und das Geräusch hallte noch lange in dem kahlen Raum nach.
Allein mit meinen Gedanken, spürte ich, wie das Gewicht der Hilflosigkeit auf mir lastete.
Was, wenn ich es nicht schaffen würde, ihn da rauszuholen?
Was, wenn er wirklich was mit dem Überfall auf der Party und der Schießerei zutun hatte?
Die Tränen, die ich so lange zurückgehalten hatte, flossen jetzt in Strömen. Ich ließ mich zurück auf den Stuhl fallen und meine Hände lagen zittrig in meinem Schoß verschränkt.
Matteo hatte die Hoffnung aufgegeben. Aber ich würde es nicht.
Einige Minuten blieb ich noch regungslos in dem kahlen Raum sitzen und starrte ins Leere, als hätte die Welt plötzlich aufgehört, sich zu drehen. Alles um mich herum fühlte sich unwirklich an, wie in einem dieser Albträume, aus denen man verzweifelt aufzuwachen versucht. Aber es gab kein Erwachen, kein Entrinnen aus diesem Moment. Die Sekunden zogen sich quälend in die Länge und das dumpfe Dröhnen in meinem Kopf ließ mir keine Ruhe.
Die Tür öffnete sich leise, und eine Polizistin trat ein. Ihre Haltung war steif. Ihre Stimme war kühl und geschäftsmäßig. „Sie sollten jetzt gehen, Miss Rossi,“ sagte sie emotionslos, als wäre ich nur eine weitere Besucherin, die sie abfertigen musste.
Ich nickte nur stumm, meine Gedanken schwirrten wirr umher. Mit zittrigen Händen stand ich auf und zwang mich, den Raum zu verlassen. Jeder Schritt fühlte sich schwer an, als würde ich durch Wasser waten und mein Kopf war ein einziges Chaos. Draußen vor dem Gefängnis war die Luft stickig, aber das Drücken in meiner Brust ließ mich kaum atmen.
Es war, als würde etwas in mir auseinanderbrechen, Schicht für Schicht.
Am Ausgang gab man mir meine Sachen zurück. Mechanisch nahm ich sie entgegen und spürte das Gewicht meines Handys in der Tasche, doch die Welt um mich herum nahm ich kaum wahr. Als ich das Gefängnisgelände endlich hinter mir ließ, spürte ich, wie sich etwas in meinem Magen zusammenzog. Ich drehte mich noch einmal um und blickte zurück auf das graue Gebäude, das jetzt irgendwie erdrückender und düsterer wirkte. Irgendetwas in mir rebellierte gegen die Ungerechtigkeit, gegen die Absurdität dieser Situation.
Die Tränen kamen plötzlich und ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Heiß und salzig liefen sie über meine Wangen, brannten wie Feuer auf meiner Haut. Meine Gedanken rasten. Matteo. Ich hasste ihn, oder zumindest hatte ich das geglaubt. Doch jetzt? Jetzt war alles anders. Da war etwas in mir, das mich nicht losließ, das mich quälte.
Es war mehr als nur Mitleid oder Schuldgefühle.
Es war tiefer.
Ich schloss die Augen, lehnte mich gegen mein Auto und atmete schwer. Ich musste stark sein. Was auch immer gerade in mir vorging, ich konnte es nicht ignorieren. Etwas hatte sich verändert und ich musste herausfinden, was es war.
„Morgen,“ flüsterte ich leise zu mir selbst. „Morgen muss ich zu Alessio.“ Vielleicht hatte er Antworten. Vielleicht konnte er mir helfen. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, stieg ins Auto und startete den Motor. Langsam rollte ich vom Parkplatz, die Straßen um mich herum verschwammen durch die letzten Tränen in meinen Augen.
Doch eines wusste ich sicher:
Ich würde nicht aufgeben.
Nicht jetzt.
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