Kapitel 12

𝕋𝕙𝕖 𝕥𝕣𝕦𝕥𝕙 𝕙𝕦𝕣𝕥𝕤
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𝕴𝖘𝖆𝖇𝖊𝖑𝖑𝖆

Wir saßen einfach nur da,

Still und,

in bedrückendem Schweigen.

Die Minuten zogen sich quälend in die Länge, und ich konnte die Spannung in der Luft fast greifen. Um so länger wir hier saßen umso unwohler fühlte ich mich in seiner Nähe. Es war eine ungewöhnliche Situation, wir hatten nie länger als zehn Minuten miteinander verbracht, und jetzt waren es bereits über dreißig. Die Stille war drückend, und ich spürte, wie mir langsam die Geduld ausging.

Gelangweilt begann ich, an meinen Nägeln herumzuspielen, wobei mir auffiel, dass sie dringend einen neuen Anstrich brauchten. Vielleicht sollte ich nachher meine beste Freundin anrufen und sie bitten, einen Termin im Nagelstudio für uns zu vereinbaren. Doch meine Gedanken wanderten zurück zu Matteo, der schweigend dasaß und ins Leere starrte. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber in seinen Augen lag etwas Dunkles, Unergründliches.

Ein Bild blitzte in meinem Kopf auf, das Bild, das ich vor kurzem auf seiner Instagram-Seite gesehen hatte.

Sollte ich es wagen, ihn darauf anzusprechen?

Ich zögerte, unsicher, ob das überhaupt der richtige Moment war. Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen. „Ähm, Matteo?“ fragte ich leise, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Er reagierte nur mit einem leisen „Hm?“, während er seinen Blick langsam auf mich richtete. Seine Augen waren jetzt wieder bei mir, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.

„Wieso bist du so geworden?“ fragte ich vorsichtig weiter. Er zog eine Augenbraue hoch, als ob er nicht genau wusste, worauf ich hinauswollte. „Wie bin ich denn?“ fragte er zurück, seine Stimme klang herausfordernd, fast als wolle er mich testen.

Ich seufzte tief und ließ meinen Blick auf meine Hände sinken. „Ich weiß auch nicht... So verschlossen,“ murmelte ich. „Ich erinnere mich daran, wie du vor zwei Jahren noch auf unserer Schule warst. Du warst so anders... offener, fröhlicher. Liegt es an..." ich holte tief Luft. „naja, an dem Unfall?“

In dem Moment, als das Wort „Unfall“ meine Lippen verließ, spürte ich, wie sich die Stimmung im Baumhaus veränderte. Matteo verkrampfte sich, seine ganze Haltung wurde starr und unnachgiebig. Er sprang abrupt auf, als ob meine Worte ihn aus einem Traum gerissen hätten. „Das geht dich einen Scheiß an, Bella,“ fauchte er, seine Stimme war scharf und voller unterdrückter Wut. „Damit wir uns verstehen: Du kennst mich kaum, und ich kenne dich kaum. Das sollte dabei bleiben.“

Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab, packte die Strickleiter und warf sie wütend nach unten. Noch bevor ich reagieren konnte, war er bereits dabei, hinunterzuklettern, seine Bewegungen waren hektisch und voller Zorn. Ich hatte offensichtlich einen wunden Punkt getroffen und die Reaktion war heftiger, als ich erwartet hatte.

Als ich nach ihm sah, war er bereits zwischen den Büschen verschwunden. Panik stieg in mir auf, ich konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. Schnell kletterte ich die Leiter hinunter und rannte ihm hinterher, mein Herz schlug wie wild in meiner Brust. „Matteo!“ rief ich verzweifelt, doch das einzige, was ich hörte, war das Rascheln der Blätter, als er weiter in den Wald verschwand.

„Bitte, bleib doch stehen!“ rief ich verzweifelt, meine Stimme zitterte vor Anstrengung und Angst. Doch Matteo schien mich nicht zu hören, oder er wollte es einfach nicht. Er stapfte immer weiter, bis er schließlich den Wald verließ. Ich spürte, wie Panik in mir aufstieg, und rannte noch schneller hinter ihm her. „Es tut mir leid, okay!?“ schrie ich, meine Stimme überschlug sich fast vor Dringlichkeit.

Endlich blieb er stehen und drehte sich abrupt zu mir um. Doch ich war zu schnell und hatte zu viel Schwung, um rechtzeitig abzubremsen zu können. Mit einem heftigen Aufprall prallte mein Kopf gegen seine Brust und ich keuchte schmerzerfüllt auf, ebenso wie er. Der Schmerz ließ mich kurz taumeln und ich murmelte benommen:

„Verdammt…“

Matteo packte mich fest an meinen Schultern, seine Hände fühlten sich so warm und stark an, als er mich entschlossen von sich wegdrückte. Seine Augen scannten mich, als er sagte:

„Wir sind keine Freunde, Bella, damit du das verstehst. Und das werden wir auch niemals sein. Deshalb geht dich nichts an, was mit meiner Mutter und mit meiner Schwester passiert ist.“

Seine Worte trafen mich härter, als ich erwartet hatte, und für einen Moment stand ich nur da, unfähig, zu antworten. In seinem Blick lag so viel Schmerz, dass es mir die Kehle zuschnürte.

Seine Schwester.

Ich hatte es gewusst.

Es war immer etwas gewesen, das an den Rändern meiner Erinnerungen schwebte, undeutlich und schwer greifbar. Ein Knoten bildete sich in meinem Hals, und ich sah beschämt auf den Boden. „Ich… ähm… ich…“ stotterte ich hilflos, meine Gedanken wirbelten durcheinander.

Matteo ließ mich abrupt los, als ob meine Nähe ihn plötzlich anekelte. „Nein, Bella, es reicht. Dieses Treffen war dumm von mir. Ich bringe dich zu deinem Auto, dann fährst du nach Hause, und danach tun wir so, als wäre das nie passiert.“

Ich nickte stumm, ich war unfähig, ihm in die Augen zu sehen. Etwas in mir brach zusammen, als ich einen Schritt zurücktrat. Ein dumpfer Schmerz bohrte sich in mein Herz, und ich verstand nicht, warum es mich so traf. Warum es mir so wehtat, dass er mich so kalt abwies. Als ich schließlich den Mut aufbrachte, wieder aufzusehen, hatte Matteo sich bereits abgewandt und setzte seinen Weg fort, seine Haltung war unnachgiebig und unbarmherzig.

Ich blieb stehen, starrte ihm hinterher, während er sich immer weiter von mir entfernte. Jeder seiner Schritte fühlte sich an, als würde er ein Stück von mir mitnehmen, etwas, das ich nie wirklich verstanden hatte, bis zu diesem Moment.

Ich blieb einfach nur stehen, ich war zu schockiert und verwirrt, um irgendetwas zu tun. Alles in mir schrie danach, einfach wegzurennen und diesen Augenblick zu vergessen, doch stattdessen setzte ich mich in Bewegung. Ich rannte los, so schnell ich konnte, und holte Matteo ein, gerade als er in seine Straße einbog und auf mein Auto zuging. „Man, warte doch!“ rief ich verzweifelt, meine Stimme überschlug sich vor Frustration und Angst.

Matteo blieb stehen und drehte sich seufzend zu mir um, sein Gesicht war wie eine Maske der Gereiztheit. „Kannst du eigentlich noch was anderes außer rumheulen?“ fragte er genervt, und wieder trafen mich seine Worte wie ein Schlag. Doch bevor ich antworten konnte, setzte er sich wieder in Bewegung, und ich folgte ihm, mein Herz hämmerte in meiner Brust.

Plötzlich hörten wir die durchdringenden Sirenen der Polizei, die die Stille der Straße durchbrachen. Meine Schritte stockten, als mehrere Polizeiautos vor dem Haus der Morettis hielten. Die Türen wurden aufgerissen, und Polizisten sprangen heraus und hielten ihre Waffen fest im Griff. Sie richteten sie direkt auf uns und alles um mich herum schien zu verschwimmen. Wir blieben wie angewurzelt stehen, die Luft in meiner Lunge fühlte sich plötzlich schwer an.

„Matteo Moretti!“ rief einer der Polizisten laut, seine Stimme hallte durch die Straße. „Sie sind festgenommen!“

Matteo erstarrte neben mir, und ich spürte, wie seine Hand unbewusst nach meiner griff. Seine Finger umklammerten meine, und ich merkte, wie er zitterte. Es war, als ob die Welt um uns herum langsamer wurde, als der Polizist sich uns näherte und Handschellen in der Hand hielt. Ich konnte nicht glauben, was gerade passierte.

Das hier war doch nur ein Albtraum, oder?

„Alles, was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden,“ sagte der Polizist mit kalter Präzision, packte Matteo grob an den Armen und riss uns gewaltsam auseinander. Ich fühlte mich plötzlich leer und hilflos, als ich sah, wie die Handschellen mit einem lauten Klicken um seine Handgelenke gelegt wurden. „Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Wenn Sie sich keinen leisten können, wird Ihnen einer gestellt.“

Ohne eine Sekunde zu zögern, begann der Polizist, Matteo zum Polizeiauto zu führen, während ich wie erstarrt dastand, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Doch dann brach etwas in mir, ich rannte hinter ihnen her und versuchte verzweifelt, Matteo zu erreichen, ich wollte meine Hände nach ihm auszustrecken.

„Er war das nicht! Er ist unschuldig!“ schrie ich, meine Stimme war heiser vor Verzweiflung, aber die Polizisten ignorierten mich. Sie setzten Matteo ins Auto und bevor ich die Tür erreichen konnte, schlug sie mit einem lauten Knall zu. Ich starrte durch das Fenster, sah sein Gesicht, das genauso leer und geschockt aussah, wie ich mich fühlte.

„Ich hole dich da raus! Ich verspreche es dir!“ rief ich mit all meiner Kraft, aber er reagierte kaum. Sein Blick war leer, als hätte er sich bereits in die Dunkelheit zurückgezogen. Er schien zu wissen, dass ich nichts ausrichten konnte.

Plötzlich spürte ich, wie eine Hand mich zurückzog. Erschrocken drehte ich mich um und blickte in das kalte Gesicht meines Vaters. „Isabella,“ sagte er ernst und mit dieser autoritären Stimme, die ich so sehr hasste. „Das ist das Beste für alle. Matteo ist verantwortlich dafür.“

„Wofür denn!? Er ist Unschuldig!" schrie ich meinen Vater an, doch das kümmerte ihn nicht. „Er hat den Anschlag geplant. Er hat dafür gesorgt, dass Alessio im Krankenhaus liegt. Komm zur Besinnung Schatz. Matteo ist unser Feind, nicht unser Freund".

Ich starrte ihn an, mein Herz raste vor Wut und Verzweiflung. „Du bist doch krank! Matteo war das nicht!“ schrie Ich weiter, dass meine Stimme zitterte, und ich riss mich von seinem Griff los. Tränen liefen heiß über meine Wangen hinunter, während ich sah, wie das Polizeiauto langsam davonfuhr und Matteo mitnahm.

Weg von mir,

Weg von dieser schrecklichen Realität,

Weg von uns allen

Das grelle Rot und Blau der Polizeilichter verblasste, doch der Schmerz, der in meiner Brust pochte, wurde nur noch intensiver.

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