Jaesung ist der, den jeder kennt. Gutaussehend, gut in der Schule, sportlich, freundlich, bei Lehrern und Schülern beliebt. Mit seinen zahlreichen Freunden verbringt er seine Zeit ständig draußen, und ein Mädchen nach dem anderen gesteht ihm seine Gefühle, die er alle gleichermaßen mit einem lieben Lächeln ablehnt.

Jaemin ist sein eineiiger Zwillingsbruder. Gutaussehend ist er auch, sportlich, freundlich, wenn auch zurückhaltend. Für die Schule muss er ackern wie die anderen auch, und ist dabei so unscheinbar, dass er hauptsächlich nur als "Jaesungs Zwilling" bekannt ist. Weder mit vielen Freunden noch mit Geständnissen kann er sich schmücken, aber so ist ihm das auch viel lieber. Nicht nur verbringt er seine Zeit viel lieber alleine zu Hause, um dem ganzen Schulstress für einen Moment zu entkommen, er hält dazu auch von Mädchen nichts. Das führt wiederum dazu, dass er sich nicht mit den anderen Jungen seines Alters versteht, da diese hauptsächlich kein anderes Thema kennen, und somit hat er nicht mehr als seinen Kindheitsfreund aus der Nachbarschaft, Chenle, und dessen besten Freund Jisung in der Stufe unter sich.

Es macht ihm aber nichts aus. Anders, es würde ihm nichts ausmachen, käme es nicht mindestens einmal am Tag vor, dass er mit seinem Bruder verwechselt wird. Denn auch wenn die beiden sich privat gut verstehen, nichts verabscheut Jaemin mehr als die freudigen Gesichter, wenn jemand ihn für Jaesung hält, und die offen zur Schau gestellte Enttäuschung, wenn er es nicht ist. Dass es ihn verletzt, hat er schon längst untergraben, schließlich kommt es so häufig vor, daran sollte er ja mittlerweile gewöhnt sein. Sie sind alle nicht an ihm interessiert, nur wenn es um seinen Bruder geht. Ob er ihr nicht Jaesungs Nummer geben könnte. Ob er Jaesung nicht das geben könnte und oh, sag, dass es von mir kommt, ja? Ob er nicht weiß, was Jaesung heute nach der Schule vorhat. Manchmal will er nicht mehr als auf dem Absatz umdrehen und abhauen, und auch wenn er das ab und an macht, oder so tut, als hätte er jemanden nicht bemerkt, nicht gehört, nicht gesehen, meistens hat er ein zu schlechtes Gewissen, gar nicht darauf zu reagieren. Die Antwort bleibt die gleiche. Das musst du ihn selbst fragen, Nein, tut mir leid, Das musst du selbst machen. Er kann sich glücklich schätzen, dass er noch nicht zu etwas gedrängt wurde, und das weiß er auch. Eigentlich rechnet er jeden Tag damit.

Als Geschwister sind sie unzertrennlich. In den Ferien nimmt Jaesung sich ständig Zeit für ihn, damit er nicht in seinem Bett versauert, während ihre Eltern arbeiten sind, kochen sie gemeinsam, viele Nächte verbringen sie zum Großteil damit, Essen in sich hineinzustopfen und ihre Konsolenspiele durchzugehen, sie geben einander Nachhilfe und vetreten gegen ihre Eltern immer gemeinsam ihre Meinung. Auch wenn sie sich nicht gerade selten zoffen, verstehen sie sich immer noch am besten und finden bei einander immer ihren Platz.

In der Schule ist das anders. Nicht dass sie sich ignorieren würden, oder dass Jaesung so tut, als ob er ihn nicht kennt. Vielmehr besteht die Möglichkeit überhaupt nicht, dass sie etwas miteinander machen, schließlich hat Jaesung immer jemanden um sich herum, und Jaemin vermeidet genau diese Menschen tunlichst. Ihre Begegnungen sind kurz, niemals sonderlich tiefgründig, denn sie wissen beide, was das für Jaemin zu bedeuten hätte – noch mehr Leute, die ihn als Wingman für eine Chance bei Jaesung haben wollen.

Jaemin hat sich damit abgefunden, dass er maximal ein Nebencharakter im Leben von Jaesung ist, der nerdige Bruder, dessen einziger Zweck es ist, dass der Hauptcharakter kein Einzelkind ist. Vielleicht hat der Autor auch einfach Spaß daran, zu sehen, wie er verwechselt und zu eigennützigen Zwecken genutzt wird. So oder so meidet er seinen Zwilling so gut es geht, in der Hoffnung, dass das Studium an unterschiedlichen Universitäten dem endlich ein Ende machen wird.

12.04.2021
no idea where I'm going with this but eh

BECAUSE IT'S JENO DAY MOTHERFUCKERS
i hope you have the greatest day of them all 😽