acception

Da sie sich am nächsten Tag nicht begegnen, nur flüchtig einmal die Hand heben, als sie sich auf dem Schulhof sehen, hat Jaemin ausreichend Zeit, um seinen Mut zusammenzusammeln und Jeno am Abend zu schreiben.

Hast du sonst vielleicht am Wochenende Zeit zum Färben? Ist weniger stressig als unter der Woche

Nach dem Abschicken vergräbt er das Gesicht in seinem Kissen, um nicht schreien zu müssen. Von wegen, man gewöhnt sich daran! Innerlich verflucht er Chenle, und sich selbst, dass er ihm so leichtsinnig geglaubt hat. Er hat sich immer noch minutenlang den Kopf über den Inhalt zerbrochen und es umformuliert und Angst gehabt, es abzuschicken, wie bei jeder anderen Nachricht, die bisher von ihm in ihrem Chat steht.

Aber da Jenos Antwort bald darauf kommt, hat er nicht mehr genug Zeit, sich damit zu quälen.

Jup! Sonntag hab ich nicht so viel Zeit, deshalb würde ich Samstag vorschlagen? c:

Leise seufzend und mit einem bescheuerten Grinsen im Gesicht dreht Jaemin sich auf den Rücken und tippt hastig eine Antwort.

Es bleibt bei Samstag, gegen Mittag, bei Jaemin. Er wird allein bei dem Gedanken daran ganz nervös. Also lenkt er sich lieber ab mit Hausaufgaben und Chenle und Jisung, und doch muss er immer wieder daran denken, bis er irgendwann aufgibt und seinen Gedanken freien Lauf gibt.

Um Begegnungen mit seiner Familie muss er sich keine Sorgen machen; seine Eltern werden arbeiten und Jaesung verbringt so gut wie nie ein Wochenende zu Hause, wenn er nicht lernen muss oder ihre Eltern mit ihnen etwas unternehmen wollen. Er hat also auch genug Zeit, um in der Wohnung für Ordnung zu sorgen, besonders natürlich in seinem Zimmer, und er ertappt sich dabei, wie er die Sachen, die an seinen Wänden hängen, nacheinander betrachtet und darüber nachdenkt, was Jeno von ihm denken wird, wenn er das alles sieht. Kurz erwägt er sogar, das ein oder andere abzunehmen – aber das ist ihm viel zu schade, und was bringt es schon, sich vor Jeno zu verstellen? Wenn er ihn nicht so nimmt, wie er ist, ist er es auch nicht wert.

Ihm wird ganz warm bei dem Gedanken, Jeno hierzuhaben, und er reibt sich die Augen, als brächte das etwas. Ob sie nebeneinander auf seinem Bett sitzen werden? Was wird er sagen? Soll Jaemin ihm eine Führung geben? Aber mehr als das Badezimmer muss er ja nicht sehen. Vielleicht eine kleine? Ist das so wichtig? Interessiert ihn das überhaupt? Was machen sie, wenn sie fertig mit Jaemins Haaren sind? Geht Jeno gleich wieder nach Hause? Eigentlich will er das nicht, aber er kann ihn ja auch nicht abhalten, und nachher fühlt Jeno sich noch dazu verpflichtet, länger zu bleiben, als er will...

Ein Klopfen an der Tür, so plötzlich, dass er zusammenzuckt, unterbricht ihn. Seine Mutter schiebt ihren Kopf hindurch.

"Jaesung und Appa sind nicht da. Kommst du mit einkaufen und hilfst mir danach beim Kochen?"

"Fünf Minuten", antwortet Jaemin.

"Ich muss sowieso noch meinen Kram zusammensammeln", lächelt seine Mutter, "komm einfach raus, wenn du so weit bist."

Jaemin nickt noch, ehe sie die Tür wieder schließt.

Um nicht wieder an Jeno denken zu müssen – wobei, das tut er eigentlich ständig –, steht er auf und zieht sich seine Sweatjacke über, schreibt noch ein paar Nachrichten mit seinen beiden Freunden hin und her und verlässt dann sein Zimmer, ganz froh über die Ablenkung von seiner wachsenden Nervosität.

Vor dem Kühlregal spricht er seine Mutter darauf an.

"Am Samstag würde ein Freund vorbeikommen", beginnt er zögerlich.

"Oh! Das klingt nicht nach Jisung oder Chenle." Seine Mutter mustert ihn nur kurz von der Seite und lenkt ihn in den nächsten Gang.

"Ist es auch nicht. Jeno, also, er hat mir beim Aussuchen der Haarfarbe und so geholfen und mir angeboten, sie mir auch zu färben, und das wollen wir am Samstag machen."

"Ah, okay. Pass aber bitte auf, dass du nirgendwo Flecken hinterlässt, ja?"

"Krieg ich hin", murmelt Jaemin in sich hinein.

Einen Moment sind sie still, bis sie an der Kasse ankommen und anstehen müssen.

"Und dieser Jeno..." Seine Mutter hat ein leichtes Lächeln auf den Lippen. "Wie ist der so?"

"Ah, also wir kennen uns noch nicht soo lange, aber er... er ist echt nett. Er kann Mathe und hat eine Schwester und einen Hund und selbst auch hellbraun gefärbte Haare und liest gerne, aber selten, und seine Lieblingsfarbe ist blau."

Seine Mutter lacht leise. "Na, da weißt du ja schon eine Menge über ihn."

"Naja", murmelt Jaemin und spürt dabei seine Ohren heiß werden.

"Hey", sie legt ihre zierlichen Finger an seine Wange, "das ist ganz normal. Irgendwann geht die ganze Aufregung und Nervosität und das Gefühl, dass man sich am laufenden Band blamiert, wieder weg. Und dann hast du ihn mit deinem Charme ganz sicher schon überzeugt."

Erst ist Jaemin nur verblüfft. Dann realisiert er, dass sie ihm gerade mehr oder weniger ihr Okay gegeben hat, und das wissende Schmunzeln bestätigt das noch einmal.

"Ich bin nicht...!", versucht er es schwach.

"Bist du. Und ich hoffe ganz fest, dass das gut für dich ausgeht."

Plötzlich muss Jaemin Tränen wegblinzeln, und eigentlich will er sich bedanken, aber er bringt kein Wort heraus. Stattdessen hält er sich an ihrem Arm fest und lässt nicht los, bis er die Taschen tragen muss.

27.04.2021
jaemin babie confirmed

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