Kapitel 57

Nachdem Jin mich zur Schnecke gemacht hatte, wie ich es denn wagen könnte, mich trotz seines Verbotes zu verwandeln und somit die Wunde wieder aufzureißen, hatte er mich dennoch versorgt.

Jeongguk war erst einmal aus den Latschen gekippt, als er meine Wunde gesehen hatte. Glücklicherweise musste ich sie mir nicht ansehen. Zu wissen, dass ein Wolf mir da Haut und Fleisch weggerissen hatte, reichte vollkommen.

Nachdem ich dann verarztet war, saßen wir alle zusammen vor der Höhle im Schein der Abendsonne an einem kleinen Lagerfeuer, das Jimin errichtet hatte und grillten zwei frisch gefangene Kaninchen, die Hoseok und Taehyung mit größter Mühe erledigt hatten.

“Ich versteh echt nicht, wie du es geschafft hast sechs von diesen Biestern zu erlegen.”, schmatzte Taehyung und sah zu mir.

Ich zuckte nur die Schultern, was ich sofort wieder bereute. Trotz des Verbandes, den Jin irgendwo hervor gezaubert hatte, schmerzte meine Schulter doch ziemlich. Dass ich kein T- Shirt oder ähnliches trug, damit kein zusätzliches Gewicht auf der Wunde lag, half auch nur bedingt. Warum konnte ich nicht einfach so heilen wie alle anderen Wölfe auch?

Sofort zog Jeongguk mich noch näher zu sich. Durch seine Nähe entspannte ich mich wieder und konnte den Schmerz vergessen.

Ich bemerkte wie Jimin uns nachdenklich betrachtete.

“Was machen wir denn jetzt weiter?”, fragte er unvermittelt. Fragend sahen die anderen ihn an.

“Was meinst du damit?” Er seufzte und streckte sich kurz.

“Ich meine, hast du dich schon entschieden, ob wir gleich weitergehen, oder zurück zum Rudel kehren?”

Jeongguk runzelte die Stirn und sah nachdenklich in die Ferne.

“Egal wie du dich entscheidest. Wir werden mit dir gehen.”, versicherte Jin und die anderen nickten zustimmend.

Jeongguk seufzte.

“Am liebsten würde ich sofort losziehen. Klar meinem Vater kurz Bescheid sagen, dass alles geklappt hat und er wieder zurück ins Dorf kann. Aber ansonsten direkt von hier losziehen.”

Er deutete in Richtung des Berges.

“Ich kann die ganzen Rudel spüren, wo sie sind. In der Richtung sind zwei, die sich doch ziemlich in den Haaren haben. Dann würde ich mir etwas Weg und Zeit sparen. Allerdings…”, er sah zu mir.
“… ich weiß nicht wie Suga das mitmachen wird. Er heilt schließlich nicht wie wir.”

Ich senkte meinen Blick schuldig.

“Ich denke nicht, dass das ein Problem wäre.”, kam es auf einmal von Jin. Ich sah zu ihm.

“Eigentlich muss er ja nur zum Auto kommen. Dann können wir ihn ohne weiteres mitnehmen. Und wenn er in seiner menschlichen Gestalt bleibt - und das wird er!”, er warf mir einen scharfen Blick zu.
“Dann kann er auf deinem Rücken bis dahin getragen werden. Groß und stark genug solltest du ja sein.”

“Sicher?”, hakte ich unsicher nach.

Aber statt mir zu antworten, begannen alle bis auf Jeongguk und ich zu lachen. Ich verstand die Welt nicht mehr.

“Was ist denn so witzig?”, fragte ich verwirrt. Namjoon kam als erster wieder zu Atem.

“Es ist nur so, durch die Krönung und seine Gaben, ist unser Alpha noch größer geworden. Also als Wolf.”, kicherte er.

Ich sah mit großen Augen zu ihm herüber.

“Noch größer?!”

Unsicher kratzte er sich am Kopf und nickte anschließend.

“Zeig!”, verlangte ich.

“Ja, mach!”, stieg Jimin mit ein.

Ein Seufzen verließ Jeongguks Lippen und er stand auf.

“Na gut…”

Und keine fünf Sekunden später stand er als schwarzer Wolf vor uns. Während er mir zuvor etwas über die Hüfte reichte, reichte er mir jetzt fast bis zur Schulter. Außerdem war er nicht mehr ganz schwarz, sondern auf seiner Stirn war nun ein weißer Fleck in Form eines Halbmondes. Außerdem hatte er nun eine so große Machtaura, dass es mich leicht fröstelte. Ich dreht mich wieder zum Feuer.

“Das ist doch unfair.”, brummte ich.

Die anderen lachten über meine Reaktion. Ich spürte etwas an meinem Bein.
Als ich nach unten sah, bemerkte ich meinen Freund wie er seinen Kopf auf meinen Schoß schob. Dabei schnurrte er, beziehungsweise versuchte es. Es hörte sich eher wie eine kaputte Motorsäge an. Selbst ich musste jetzt lachen und mein Freund verwandelte sich mit einem Grinsen wieder zurück.

“Das Lächeln steht dir viel besser.”, zwinkerte er mir zu und gab mir einen Kuss auf meine Schläfe, wurde aber gleich wieder ernst.

“Wenn es okay ist für dich ist, fahren wir dann gleich weiter.”

Ich nickte.

“Ich komme schon klar, denke ich. Außerdem ist Jin ja dabei.”

Jeongguk lächelte mich an.

“Okay. Dann gehe ich meinen Vater mal anrufen. Ich bin gleich wieder da.”

Damit stand er auf und entfernte sich ein wenig von uns. Neugierig wandte ich mich an die anderen.

“Wie war denn die Krönung. Ich war ja nicht dabei…”, schmollte ich.

“Naja… Irgendwo doch episch.”, begann Hoseok.

“Es war einfach überwältigend.”, schwärmte Jin.

“Zuerst haben wir die zwei Götter gesehen, ehe wir uns in den Steinkreis gestellt haben und die zwei Götter ihm ihren Segen gegeben hatten.”, erzählte Tae.

“Und nachdem die Zwei damit fertig waren, wusste jeder von uns irgendwie automatisch, dass wir ihm auch unseren Beistand beweisen sollen, was wir dann auch gemacht haben.”, ergänzte Hoseok.

Ich musste schmunzeln. Bestimmt hatte das unbewusst mit ihren Symbolen zu tun gehabt.

“Ach ja…”, fiel Namjoon noch etwas ein.

“Er ist noch nicht vollständig gekrönt. Also als einzelner Herrscher schon. Aber…” Er setzte sich bequemer hin.
“… er wollte noch auf dich warten. Dementsprechend werdet ihr, sobald ihr verbunden seid, zusammen als vollständiges Königspaar gekrönt und ihr beide bekommt dann eure vollständigen Fähigkeite.”

Mit großen Augen sah ich den Größten aus unserer Gruppe an, ehe mein Blick in die Richtung glitt, in die Jeongguk verschwunden war. Ich konnte es nicht glauben, dass er einen Teil seiner neuen Fährigkeiten aufgab, nur um auf mich zu warten. Aber gleichzeitig wurde ich unsicher.
Erwartete er jetzt, dass ich mich so schnell wie möglich an ihn binde?

Aber als hätte er meine Gedanken gehört, meldete sich nun Jimin zu Wort.

“Keine Sorge. Kooks wird auf dich warten, bis du bereit bist. Er wird bestimmt nichts überstürzen, nur damit er dann mächtiger wird.”, versicherte er mir.

“So ist unser Keks nicht. Ich glaube sogar, er würde, wenn er könnte seine Rolle abgeben, aber er zieht es trotzdem durch. Das einzige was er braucht, bist du. Nicht als markierter Gefährte, sondern einfach als Freund, der ihn unterstützt.”

Plötzlich schlangen sich zwei Arme von hinten um mich.

“Da hat er Recht.”, hörte ich meinen Freund hinter mir.
“Ich werde dich nicht unter Druck setzen. Wenn die Zeit soweit ist, dann ist sie soweit. Aber bis dahin wollen wir schauen, dass wir einen Großteil der Rudel miteinander versöhnen. Dann sind wir nur noch als Ratgeber wirklich notwendig und wir haben den größten Mist schon hinter uns.”

Ich musste lächeln und nickte.

“Klingt gut.”, antwortete ich ihm, was ihm ein leichtes Lachen entlockte.

“Was hat denn dein Vater jetzt gesagt?”, wandte sich Jin an meinen Freund.

Seufzend entfernte er sich wieder von mir, was mir ungewollt ein Murren entlockte. Lachend wuschelte mein Freund durch meine Haare, bevor er ernst wurde.

“Er glaubt mir immer noch nicht wirklich. Aber…” Er trat näher an das Feuer heran.
“… er hat zugestimmt, dass wir uns treffen, damit er selbst sehen kann was Sache ist. Ich habe ihn sogar dazu überreden können uns an dem Parkplatz, wo unser Auto steht, zu treffen. Das heißt wir werden morgen dahin gehen, was ja eh der Plan war, und uns mit meinem Vater treffen.”

Die anderen nickten zustimmend.

“Der wird Augen machen, wenn er dann deinen Wolf sieht.”, grinste Jimin und nahm sich ein weiteres Stück Fleisch vom Feuer.

“Ja, das wird er.”, grinste auch Namjoon.

“Wir müssen ja selbst darauf achten, dass wir uns nicht automatisch die ganze Zeit dir unterwerfen.”

Jeongguk grinste nur und setzte sich neben mich.

“Lass uns morgen darüber weiterdenken. Jetzt will ich das Feuer genießen.”, sagte er und die anderen nickten.

Seufzend kuschelte ich mich an meinen Freund und sah in den immer dunkler werdenden Abendhimmel. Es war echt schön hier. Ohne es wirklich zu merken fielen mir meine Augen zu und ich dämmerte langsam weg.

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