Kapitel 39

Nur wenig später standen Jeongguk und ich vor dem Rudelrat. Die anderen vier saßen hinter uns und auch einige andere aus dem Rudel saßen auf den Zuschauersitzen des Ratsaals. Ich hatte die anderen noch nicht wirklich eingeweiht, was los war, sondern hatte nur klargemacht, dass wir dringendst mit dem Alpha sprechen müssen. Und deshalb standen wir nun hier.

“Also. Was ist denn so dringend, dass es eine Einberufung des Rates braucht?”, wandte sich Jeongguks Vater an uns.

Jetzt wurde mir doch etwas mulmig. Ich spürte einen Händedruck. Ich sah zu meinem Freund, der neben mir stand.

Ermutigend lächelte er mir zu. Er holte gerade Luft um es zu erklären, als ich ihm zuvor kam.

“Euch sagt doch der Name Haesbich- Rudel etwas, oder?”

Bei einigen aus dem Rat verdunkelte sich der Blick. Ebenso der des Alphas.

“Ja. Was ist mit dem?”

Ich atmete nochmal tief ein, um meine Nervosität herunter zu schlucken, was nur bedingt klappte.

“Sie… sie sind auf dem Weg hierher, um dieses Rudel dem Erdboden gleich zu machen.”, ich brachte diesen Satz gerade so ohne Zittern in der Stimme herüber.

Geschockte Laute waren von einigen Seiten zu hören.
Selbst Jeongguk verkrampfte sich und sah mich geschockt an.

Doch der Alpha sah mich nur weiterhin mit zusammen gekniffenen Augen an.

“Woher willst du das wissen? Und vor allem, was sollten sie einen Grund haben uns anzugreifen?”

Ich atmete durch. Woher ich den Mut nahm, das folgende zu sagen, wusste ich nicht. Vielleicht trugen aber auch Luna und Nox mit daran Schuld.

“Es gibt einiges, an was ihr nicht glaubt, Alpha. Dennoch solltet ihr so schnell wie möglich damit anfangen. Jeongguk erzählte, dass während eurer Sitzung eine Prophezeihung erwähnt wurde, die ihr aber sogleich wieder abgetan habt.”

Nachdenklich nickte der Alpha.
“Das stimmt, aber was hat das damit zu tun?”

Ich sah ihn ernst an.

“Diese Prophezeihung hat mehr an Bedeutung, als ihr annehmen mögt.”

Ich wurde von allen verwirrt angesehen. Ich seufzte.

“Falls jemand es nicht geläufig sein sollte. Es geht um die Prophezeihung der Könige. Es geht darum, dass in der dunkelsten Zeit ein neuer König ernannt und gekrönt wird, der alle Rudel wieder mit einander vereint, beziehungsweise für Frieden zwischen ihnen sorgt.”

“Aber was soll das bitte mit dieser Situation hier zu tun haben?”

Ich warf meinem Gefährten einen kurzen Blick zu. In diesem Moment schien er unruhiger, als ich zu sein.

“Alpha. Glaubt was ihr wollt, aber es ist eine Tatsache, die ich euch nennen werde.”

Ich holte nochmal tief Luft.

“Euer Sohn, Jeon Jeongguk soll der neue König werden.”

Es herrschte Stille im Saal.

“Du willst mich doch verarschen…”, kam es fassungslos aus dem Rudelführer.

“Wenn ich ebenfalls etwas sagen dürfte?”, erklang es aus den hinteren Reihen.

Mit einer Handbewegung rief der Alpha Jiyong nach vorne.

“Ich kann dem Omega nur zustimmen. Ich beschäftige mich mit diesem Thema schon länger. Ihr Sohn wurde an einem Blutmond geboren, sein Gefährte während einer Sonnenfinsternis. Das ist das erste Indiz für das Königspaar. Außerdem…”, er sah mich an.
“… ist er ein männlicher Omega. Zudem ist er weiß. Eigentlich ein Phänomen, das normalerweise nicht vorkommt. Die Partner der Könige waren auch immer männlich, ein Omega und hatten weißes Fell.”

“Ich hab es ja schon verstanden!”, winkte der Alpha ab.
“Aber selbst wenn es so wäre, warum weißt du dann dass sie kommen.”

Er sah mich scharf an. Ich schluckte.

“Ich…”, ich stockte kurz, bevor ich ausatmete und weiterredete.

“Ich habe Visionen. Ich habe schon damals vorher gesehen wie Jeongguk in der entführt und getötet werden soll. Ebenso in der Nacht am Wochenende. Ich wusste schon, dass die Jäger kommen. Nur so konnten wir rechtzeitig entkommen.”

Ich sah meinen Gefährten an.

“Das Haesbich- Rudel, beziehungsweise der Alpha will Jeongguk für seine Zwecke nutzen. Er will ihn für sich und durch ihn dann selbst der König aller Rudel werden. Und das darf nicht passieren!”

Ich löste meine Hand aus Jeongguks und kniete mich vor dem Rat nieder.

“Ich bitte euch. Auch wenn ihr der Prophezeihung keine Beachtung schenkt, schenkt sie bitte mir. Und glaubt mir wenn ich euch sage, dass das Haesbich- Rudel kommen wird und uns alle auslöschen will. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und mit meinen eigenen Augen gehört. Ich bitte euch, ruft das Rudel zusammen und bringt es an einen sicheren Ort.”

Es wurde still.
Ich verharrt weiter in meiner knienden Stellung und betete, dass ich die richtigen Worte gefunden hatte.

“Min Yoongi, steh auf!”

Sofort gehorchte ich dem Befehl des Alphas.
Unsicher sah ich zu ihm auf.

Überrascht sah ich, wie er lächelte.

“Min Yoongi. Auch wenn ich nur schwer glauben kann, was du mir da gesagt hast, sind der Rat und ich uns einig. Wir wollen deinem Rat folgen und das Rudel in Sicherheit bringen. Mit dem Haeabich- Rudel ist nicht zu spaßen und wenn ich das richtig sehe, hast du nun meinem Sohn schon zweimal das Leben gerettet. Ich vertraue dir. Wir werden das Rudel zusammenpacken und in die Berge gehen. Dort kennen wir ein paar große Höhlen, in den wir uns schützen und verstecken können. Also dann, packt eure Sachen…”

Ich unterbrach ihn.
“Alpha. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber wir werden nicht mit euch gehen können.”

Verwirrt sah er mich an.

“Jeongguk und ich und auch seine engsten Vertrauten und Freunde müssen in die Halle der Weisen. Dort muss Jeongguk so schnell wie möglich gekrönt werden, damit das Haesbich- Rudel nichts mehr anrichten kann.”

Sein verdatterter bis geschockter Gesichtsausdruck ließ  mich den Kopf senken.

“Auch wenn das Ihnen nicht passt und sie auch nicht an die Prophezeihung glauben, lassen sie uns gehen und die Prophezeihung erfüllen. Und sei es auch nur für das Wohl aller betroffenen Rudel.”, gegen Ende wurde ich leiser.

Wieder kehrte Stille ein. Ich wagte nicht aufzusehen.

Nach gefühlten Stunden ertönte ein langes Seufzen.
“Dann geht.”

Überrascht sah ich auf. Er schien nicht ganz erfreut darüber und verzog das Gesicht.

“Ich heiße es nicht wirklich gut, aber ich merke, dass es wohl nicht anders geht. Auch wenn ich es immer noch nicht begreife.”

Er sah mich an.

“Du hast ein reines Herz und ich merke, dass du weißt was du tust.”

Er sah zu seinem Sohn, der wie eine Statue nebendran stand.

“Du hast einen edlen Gefährten, mein Sohn. Ihr werdet zusammen gute Rudelführer werden.”, lächelte er ihn milde zu.

Er wandte sich wieder uns allen zu.
“Dann ist es beschlossen. Wir werden in die Berge gehen, während mein Sohn mit seinem Gefährten und seinen Freunden…”, er zögerte kurz.
“… ihre Bestimmung erfüllen gehen.”

Die anderen Ratsmitglieder, begann als Zustimmung zu heulen.

“Dann ist die Sitzung hiermit beendet.”
Er stand von seinem Sitz auf und wandte sich zum gehen.

Doch bevor er mir den Rücken wandte, linkte er mir in Gedanken.

‘Pass gut auf meinen Sohn auf. Ich vertraue dir, kleiner Omega.’

Danach drehte er ab und verschwand.

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