Kapitel 38

“Wie, ihr habt ihn nicht mitgebracht?!”, der große schwarze Alpha knurrte wütend seinen Beta an. Dieser kauerte sich wimmernd am Boden zusammen. “Er… Irgendwie schien der weiße Wolf neben ihm uns gehört zu haben und konnte ihn rechtzeitig warnen, dass sie vor uns geflohen sind. Dummerweise sind wir dann in eine Patroullie von deren Rudel gerannt, die die zwei dann mit aller Macht verteidigt hatten. Wir… wir hatten keine Chance gegen sie.”, berichtete der Braune ängstlich. Ein wütendes Heulen entkam dem Alpha. “Bin ich denn nur von Inkompetenz umgeben?! Selbst meine besten Jäger können sich offensichtlich nicht an zwei schlafende Wölfe anschleichen, ohne dass sie etwas mitbekommen!” Mit einem Mal war er über dem Braunen und presste ihn schmerzhaft auf den Boden. Dieser heulte vor Schmerz auf. “Ich will diesen Jeon Jungen! Aber so wie es aussieht, muss ich dies selbst erledigen!” Er ließ seinen Beta los, der seinen Schwanz einzog und auf dem Boden kroch. “Hol unsere besten Kämpfer! Wenn ihr es schon nicht schafft, ihn so zu holen, werden wir halt einen kleinen Überraschungsangriff auf das Rudel starten. Jeon wird eh nicht damit rechnen, dass ihn irgendwer angreift. Aber da hat er sich mit jemanden Falschen angelegt.” Der Braune wimmerte leicht. “Aber… Alpha…” Mit einem Knurren ließ der Schwarze den Braunen verstummen. Ein böses Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Alphas. “Keine Sorge. Ich weiß, was ich tue. Wir gehen hin, machen das Rudel dem Erdboden gleich und holen uns den Jungen. Egal ob tot oder lebendig, ich werde ihn bekommen und auch meine Herrschaft! Ich werde der König sein. Und alle, wirklich alle, werden sich dann mir beugen müssen. Ich werde der König der Wölfe und niemand, wirklich niemand kann sich dann mir in den Weg stellen!”

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Zitternd schlug ich die Augen auf. Diese Visionen waren doch einfach Mist! Konnten sie sich nicht vorher ankündigen? Ich sah mich um.

Doch anstatt wieder in der Bibliothek zu sein, lag ich in meiner Wolfsgestalt in einer vom Mond beleuchteten Höhle. Ein kleiner See verstärkte den silbernen Schein des Mondes.

“Min Yoongi!”

Erschrocken fuhr ich herum. Hinter mir saßen zwei riesige Wölfe. Ein weißer und ein schwarzer.
Es war die Luna und der schwarze Wolf musste dann wohl Nox sein.

Zitternd verneigte ich mich vor den zwei Göttern.

“Steh auf.”, befahl Luna.

Langsam richtete ich mich auf.

“Min Yoongi.” Nox hatte die tiefste und dunkelste Stimme, die ich jemals gehört hatte. Dennoch war sie voll und angenehm.

“Du hast gesehen, was der Alpha will.”

Zaghaft nickte ich.

“Er darf unter keinen Umständen Jeongguk in die Finger bekommen! Nicht bevor er gekrönt wurde.”

Wieder nickte ich.

“Der Alpha des Haesbich- Rudels ist grausam. Er ist einer der grausamsten Rudelführer, die es jemals gab.”

Kaum hatte Nox dies gesagt, spürte ich eine Prise Wind. Ich sah wie das Wasser sich anfing zu bewegen und ich plötzlich Geräusche hörte.

Fragend sah ich die Zwei an.

“Geh und sieh selbst.”, befahl die Luna.

Vorsichtig tapste ich zum Wasser und sah hinein.
Mir drehte sich augenblicklich der Magen um.

Ich sah den Schwarzen Alpha im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen.

Er machte mit seiner Meute ein komplettes anderes Rudel dem Erdboden gleich. Selbst Frauen und Kinder ließ er nicht verschont. Teilweise biss er ihnen höchst persönlich die Kehle durch.

Ich wandte mich ab und bemühte mich, mich nicht zu übergeben.

“Du kannst dir sicherlich denken was passiert, wenn er deinen Gefährten in die Finger bekommt.”

Noch immer unwohl nickte ich.

“Wir werden dich gleich zurück schicken. Sorge dafür, dass das Rudel in Sicherheit ist und suche dann mit Jeongguk die Hallen der Könige auf. Dort erfüllt sich dann eure Bestimmung. Der Delta wird euch helfen den Weg dahin zu finden. Und nehmt Jeongguks engste Vetraute mit. Ihr werdet sie noch brauchen. Aber macht so schnell es geht. Die Zeit rennt!”

Sofort nickte ich.

Ich würde das Rudel, auch wenn es mich bisher wie Dreck behandelt hatte, definitiv nicht diesem Schurken überlassen!

“Ich hab doch gesagt, er ist der Richtige.” Die Luna lächte den Nox an.

Auch er blinzelte freundlich.

“Als ob ich je deine Entscheidungen ernsthaft in Frage gestellt habe, meine Liebe.”

Verwundert sah ich sie an. Hatte ich wieder laut gedacht?

“Ja, hast du, Kleiner. Aber das ist nicht wichtig. Komm her!”

Ich gehorchte dem Befehl des Gottes.

“Min Yoongi. Du hast ein reines Herz. Bewahre es dir gut und gib auf dich und die, die dir nahe stehen, gut acht. Du musst jetzt stark sein. Für dich, für deinen Gefährten und für die, für die du einst verantwortlich sein wirst. Vor dir und vor euch liegt ein schwieriger Weg. Bestreitet ihn und wir werden uns wieder sehen. Wir glauben an dich und deinen Gefährten Jeon Jeongguk.”

Der schwarze Wolf legte seine Nase auf meine Stirn und mich durchfuhr ein neuer Schwung an Kraft. Eine solche mächtige, wie ich sie noch nie gespürt hatte.

“Ich gebe dir Kraft und Mut, die nächsten Tage durch zu stehen. Ich glaube an dich.”

“Das tue ich ebenfalls.”
Ich wandte mich zur Luna und sie legte ebenfalls ihre Schnauze auf meine Stirn.

Diesmal überkam mich ebenfalls ein mächtiger, aber warmer Schauer.

“Ich gebe dir Geduld und Liebe mit und ich weiß wir werden uns bald wieder sehen!”, sprach sie sanft.

Sie sah mich an.

“Du musst wieder zurück! Deine Aufgabe wartet auf dich.”

Ich wollte noch etwas sagen, aber ich wurde mit einem Mal wieder müde und fühlte mich schwach.

“Bis bald, Yoongi.”, hörte ich noch als letztes.

Ich konnte mich nicht mehr auf den Pfotenhalten unmeinem Glück das ich hatte, genau in den See.

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Nach Luft ringend fuhr ich hoch.

“YOONGI!”

Ich blinzelte verwirrt und erkannte,  nachdem sich meine Sicht geklärt hatte, die Gesichter meiner Freunde, meines Freundes und des Frisörs. Ich war wieder in der Bibliothek des Deltas.

“Alles gut bei dir Kleiner? Du bist einfach umgekippt.”, nicht nur Jeongguk sah mich mit einem besorgten Blick an.

Ich dachte an das, was ich so eben gesehen hatte. Mich durchfuhr ein kräftiger Adrenalinstoß und ich sprang auf.

“Wir müssen sofort das gesamte Rudel zusammen bringen! Wir sind alle in Gefahr!”

Die anderen starrten mich entsetzt an.

“Wa… was?!”, fragte Jiyong verwirrt, als er seine Sprache wieder gefunden hatte.

Ich wusste nicht woher das kam, aber ich trat auf ihn zu.

“Sagt dir der Name Haesbich- Rudel etwas?”, fragte ich scheinheilig.

Sofort schien ihm das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Ich grinste emotionslos und wandte mich an die anderen.

“Wie ihr an seiner Reaktion seht, ist genau dieses Rudel eines der schlimmsten, mit denen man sich anlegen kann.”

Ich sah einen nach dem anderen scharf an.

“Und genau dieses Rudel ist auf dem Weg hierher. Und sie kommen nicht mit freundlichen Absichten!”

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