Sowon
Der Klos in meinem Hals wurde immer schlimmer und egal wie oft ich ihn versuchte runter zu schlucken, ich schaffte es einfach nicht. Dennoch musste ich eine Fassade aufrechterhalten und meinen großen Bruder anlächeln. Ich war nachdem Seminar bei Milo nachhause gegangen. Scheiß auf die anderen Kurse, ich musste nachhause. Zumindest war das mein Gedankengang in diesem Augenblick gewesen. Daher war ich auch schon zuhause, als Ji-hoo und Hope ihre kleinen Hosenscheißer abholten. Hope umarmte mich und fragte, wie es mir ginge. »Gut.« sagte ich knapp und sah sie einfach nur an. Sie hob eine Braue, aber nickte dann, bevor sie sagte; »Du bist hübsch geworden.« Ich versuchte weiter zu lächeln, aber schaffte es nicht ganz, weshalb Hope zu meinem Leiden bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber bevor sie Fragen stellen konnte, wollte Noel auf den Arm genommen werden. Danke Hosenscheißer. Dachte ich mir und sah zu meinem großen Bruder. »Hey, Oppa.« begrüßte ich ihn. Kilian saß auf seinen Schultern und Schoß uns allen mit der Spielzeug Pistole in den Kopf. Normalerweise würde ich darüber die Augen verdrehen, aber gerade waren meine Gedanken voll von Milo. Bei der Mondgöttin er hatte plötzlich ganz anders für mich gerochen und mein Wölfen wollte ihn sofort bespringen. Meine Augen wanderten kurz zu Hope. Hatte sie sich damals etwa genauso gefühlt? Alles an Milo war von einer Sekunde zu nächsten berauschend gewesen. Ja, ich war damals in ihn verliebt. Aber was ich jetzt gerade fühlte, war nichts im Vergleich zu damals.
»Yah, Sowon! Hörst du zu?«, fragte mein Bruder genervt und hatte mühe Killian auf seiner Schulter zu balancieren.
»Mhhh....was hast du gesagt?« fragte ich und hatte damit ganz deutlich nicht zugehört. »Bam Bam Bam, stirbt alle.« rief der kleine verrückte und zog an Ji-hoos Haaren, weil er so herum wackelte.
Er fluchte auf Koranisch und setzte seinen Sohn ab. Der rannte direkt irgendwohin und er sah wieder zu mir. »Wie dein erster Tag an der Uni war, habe ich gefragt.«
»Gut.« antwortete ich genauso knapp, wie bei Hope. Ein Glück war sie abgelenkt und redete mit meiner Eomma.
Ji-hoo runzelte die Stirn. »Haben sie dir in Korea die Wortwahl begrenzt? Du faselst doch sonst immer wie am laufenden Band.« Er schnippte mir gegen die Stirn. »Du hast bei deinem Milo einen Kurs, oder? Wie wars?«
Sofort versteifte ich mich. »Er ist nicht mein Milo. Er ist einfach nur mein Professor und mein Alpha.« erwiderte ich ernst. »Und der Kurs war....« Allein die Erinnerung an heute Morgen, ließ mich erschaudern. Meine Wölfin nervte und bellte. Sie wollte, dass ich zu ihm gehe. »....ok.« beendete ich den Satz und rieb mir die Stirn.
Mein Bruder grinste. »Ok? Na, dann werde ich deinem Alpha mal sagen, dass er dir was beibringen soll. Immerhin kennt er dich schon, seit du in die Windel geschissen hast. Da darf er schon mal ne Note besser bewerten.«
»Oppa-« begann ich und sah zu ihm hoch. »rede am besten gar nicht über mich. Ich brauche diese extra Behandlung nicht. Ich schaff das auch so.« meine Augen flogen zu Hope, die nun zu uns stieß und Neol weiter im Arm hielt, da er sich regelrecht an sie klammerte. »Ist wirklich alles in Ordnung, Sowon? Du wirkst etwas verändert.« fragte sie nun doch. »Liegt wohl an Korea.« antwortete ich knapp.
»Oder an Professor Othello«, witzelte mein dämlicher Bruder und fing Killian im Sprung auf, der dabei war, einen kleinen Beistelltisch unserer Mutter umzuwerfen. »Wahrscheinlich ist sie nur sauer, weil Milo noch zu verkatert war, um sie zu beachten, so wie sie es wollen würde. Nicht war, du Pestbeule?«
Wenn es nur so wäre....
»Ich habe dich kein bisschen vermisst.« meinte ich leise, aber mit einem sehr genervten Ton. Und es war eine Lüge. Ich liebte meinen Bruder, aber seine Worte gingen mir gerade hart auf die Nerven. »Ich bin über Milo hinweg.« Hope sah mich an. »Deswegen hast du also alle Sachen, in denen du Milos Namen reingeschrieben hast, weggeschmissen.« sagte sie und ich sah zu meiner Eomma. Wieso kann sie nichts für sich behalten?! Ich stieß genervt Luft aus. »Ich fahr noch in die Bibliothek.« log ich und ging an beide vorbei, um meine Schuhe anzuziehen. Das war mir jetzt echt zu dumm. Ich war doch kein kleines Kind mehr! Mich interessiert Milo einen Scheiß! Auch, wenn ich jetzt.....Scheiße, Ich war wirklich auf ihn geprägt. Früher wäre ich ausgeflippt vor Freude, aber jetzt....nein, er würde ablehnen und ich hatte bereits abgelehnt. Und fertig.
»Sollen wir dich mitnehmen?«, fragte Ji und sah Hope an, die nickte. »Liegt ja auf dem Weg.«
Ich sah beide abwechselnd an. »Meinetwegen.« Tat ich so, als wäre es mir egal. Ich war durcheinander und wollte einfach nur irgendwohin, wo ich meine Ruhe haben konnte. Ich musste nachdenken, obwohl es nicht wirklich viel zum Nachdenken gab. »Mama, ich will auch in die Bibliothek.« meinte Noel und rieb sich müde die Augen. Hope strich ihm über das weiße Haar und schmunzelte. »Wenn du irgendwann so groß bist wie deine Imu, dann darfst du auch in die Uni Bibliothek.« erklärte sie liebevoll und wieder bemerkte ich, wie mein Bruder sie ansah. So war das also, wenn man einen Gefährten hatte. Es war wirklich schön, aber ich wollte es nicht, nicht mehr.
Wir verabschiedeten uns von unseren Eltern und liefen dann zum Auto. Nachdem die Zwerge angeschnallt und ich in der Mitte gequetscht war, fuhren wir los. Ji legte eine Hand auf Hopes Oberschenkel und fragte: »Weißt du noch, unser erstes Treffen in der Bibliothek?«
Ich verdrehte nun doch die Augen. »Mir wird schlecht.« kommentierte ich von hinten. Hope dagegen kicherte glücklich. »Wie könnte ich diesen Tag vergessen und deine ersten Worte.« »Was waren Papas erste Worte?« fragte nun Kilian neugierig.
Ji lachte. »Meine Ersten, ja? Das müssten dann: Oh, Fuck nein! Ganz sicher nicht gewesen sein. Oder?«
»Bist du blöd? Nicht vor den Kindern.« flüsterte Hope, aber da war es schon zu spät. »Ohhh Fuck Nein.« wiederholte Kilian und lachte. »Bist du blöd? Nicht vor den Kindern.« wiederholte Noel. Und ich dazwischen. »Ihr seid wirklich die perfekten Eltern.« merkte ich sarkastisch an, als beide nach hinten zu uns sahen.
Mein Bruder grinste und zwinkerte mir zu. »Oh, Fuck, und wie wir das sind, Pestbeule.« Er parkte und sah dann nach rechts. »Ist das Milo? Was macht der denn noch hier?«
»Pestbeule, Pestbeule, Sowon ist eine Pestbeule.« sangen ihre durchgeknallten Kinder, während ich sofort meinen Kopf in die Richtung drehte. Er lehnte an seinem Motorrad und rauchte eine Zigarette. Er sah verdammt gut aus. Nein er sah Scheiße aus! Nein. Nicht gut. »Lasst uns hallo sagen, er hat seine Neffen auch schon lange nicht mehr gesehen.« lächelte Hope und wollte die Tür öffnen, aber da wurde ich schon laut. »Nicht die Tür öffnen!«
JI sah mich verwirrt an. »Ähm ... doch. Tür öffnen, du Verrückte.« Er stieg aus und holte erst Killian und dann Noel raus. Die beiden rannte sofort auf Milo zu, der seine Kippe im hohen Bogen weg schnippte, seine Neffen beide gleichzeitig auffing und dann über Kopf in seinen Armen baumeln ließ. Mein Bruder sah zu mir. »Bleib eben sitzen, wenn du willst, aber wenn du in die Bücherei willst, musste du raus.« Damit ließ er mich mit Hope alleine und ging zu seinem Kumpel.
Meine Augen wanderten langsam zu Hope, die mich mit ihren roten Augen anstarrte. »Was?« fragte ich nach einer nervigen Stille. »Ist wirklich alles okay? Oder sind deine Gefühle für Milo immer noch so stark?« fragte sie einfühlsam. Ich dagegen wurde noch wütender. »Nein, verdammt! Ich habe kein Interesse mehr, wie oft noch? Soll ich mir das auf die Stirn tätowieren?« fragte ich und rutschte zu Tür. »Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich mit diesem Thema in Ruhe lässt.« sagte ich und stieg aus dem Auto. Als ich die Tür schloss, starrte ich automatisch Milo an. Ich schnupperte und presste meine Lippen zusammen. Er roch so unglaublich gut.
Milo sah mir entgegen, während seine Neffen in seinen Armen über Kopf hin und her zappelten und lachten. »Yah!«, rief Ji. »Kommt ihr auch mal her?«
Hope stieg aus und schloss die Tür, von ihrem Gefährten sah sie zu mir. »Sowon?« fragte sie, als ich mich nicht rührte. Ein leichter Wind kam aus seiner Richtung und trug seinen Duft zu mir hin. Ich schloss meine Augen und meine Wölfin knurrte. »Ich hasse alles.« flüsterte ich, mit dem Wissen, dass sie es hörten. Wolfsgehör.
Da ich mich nicht rührte, setzte Milo die Kinder ab, die sofort über den Parkplatz rannten. »Welche Laus ist deiner Schwester über die Leber gelaufen?«, fragte er, als sei nichts, während er Hope zur Begrüßung einen Wangenkuss aufzwang. »Ist sie angepisst, weil ich ihr mit einer Strafe gedroht hab', weil sie zu spät gekommen ist?«
Sein Scheiß ernst?
Ich öffnete meine Augen und ging langsam auf die drei zu. Hope sah Milo an und boxte ihm verspielt gegen die Brust. »Sei doch nicht so gemein zu ihr, es war ihr erster Tag und sie ist doch gestern erst zurückgekommen.« »Schon gut, Hope. Ich kann für mich selbst reden.« sagte ich zu ihr mit ruhigem Ton, dann blickte ich zu Milo hoch. Ich wollte etwas sagen, aber....es war noch alles so frisch und er war mein Alpha. Also blieb ich still und versuchte meine Wölfin zu beruhigen.
Sein Mundwinkel zuckte. »Ich höre, Sweetheart?« »Sweetheart?«, fragte Ji, fluchte dann aber und rannte zu Killian, der auf ein fremdes Auto klettern wollte. »Ssibal! Lass das!«
Ich starrte Milo einfach nur an. Hope sah zwischen uns hin und her. Die Spannung war greifbar und ....jetzt mal im Ernst?! Roch Milo schon immer so gut? Oder war das die Prägung? »Ich...geh in die Bibliothek. Ich-« ich sah auf seine Lippen. »muss noch ....ich muss los.« schaffte ich kein anständigen Satz herausbringen.
»Mhmm«, brummte er leise und tief. »Wie einfallsreich du für dich reden kannst. Beeindruckend.« Milo tätschelte Noel den Kopf und als er Anstalten machte, auf sein Bike zu krabbeln, knurrte er ihn an. Was Noel zum Glück verstand. Er sah wieder zu mir. »Die Bücherei ist zu. Da findet heute ein Abendkurs in Literatur statt und es sind nur die dabei, die den Kurs auch im Plan haben. Was du nicht hast.«
Hope nahm Noel in den Arm, der schmollte und sich wieder an seine Mama krallte. Meine Wangen wurden rot vor Wut. Was sollte ich sagen. Ich...sah zu Hope, die Ji beobachtete und schmunzelte, weil mein Bruder seinen Sohn nicht in die Finger bekam. Zurück auf Milo schauend, nickte ich. »Dein Gestank sorgt dafür, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann. Und ...das mit der Bücherei...dann fahr ich eben wieder heim.« wieso klang meine Stimme dennoch so ruhig? Weil ich vielleicht nicht ausflippen kann neben Hope? Möglich.
Sein Lächeln verschwand und er kniff die Augen leicht zusammen. »Mein was?«
Ich schluckte. »Dein Gestank.« wiederholte ich und hielt Augenkontakt. Ich werde ganz bestimmt nicht mehr wie das kleine verliebte Mädchen von damals reagieren. Ich bin über dich hinweg! Diese Prägung werden wir ablehnen und fertig.
Milo richtete mich etwas auf und fixierte mich. »Versuch es noch mal.«
»Ist das ein Befehl als mein Alpha oder eine Bitte?« fragte ich und ......seine Augen. Ich liebe Grün.
Er knurrte leise. »Such es dir raus, Nervensäge.«
Ich wollte einen Schritt zurückgehen, aber hielt mich selbst auf und blieb standhaft stehen. Hope schien verwirrt. »Okay? Keine Ahnung, was hier abgeht, aber ich sehe mal nach meinem Gefährten.« sagte sie und ließ uns allein. Ich streckte meinen Kopf etwas hoch. »Den einzigen Gefallen, den ich dir tue ist, dass ich diese Prägung ablehne. Und wenn du mich noch einmal Nervensäge nennst, dann gib's Ärger.« drohte ich ihm. Gott, ich drohte meinem Alpha.
Milo packte mich am Arm. »Ich sagte dir bereits, darüber sprechen wir noch und ich nenne dich, wie zum Fick ich will. Hab' ich schon immer, werde ich immer. Und von jetzt an-«, er zog mich ungesehen von Hope und Ji an sich heran, beugte sich hinab und raunte in mein Ohr: »-erwähnst du nichts mehr, was auf diesen Zustand zwischen uns hinweisen kann. Kapiert? Mein Geruch? Fuck, echt? Wie offensichtlich willst du es machen?«
Ich war wie erstarrt. Mein Herz schlug mit einem Mal doppelt so schnell. »Geh weg.« schaffte ich nur zu sagen und atmete seinen Duft ein.
Sein Blick huschte zu meinen Lippen und sein Kiefermuskel zuckte mehrfach. »Fuck«, raunte er, ehe er mich losließ und sich aufrichtete. Milo wandte sich an Ji und Hope und rief: »Ich bring' Sowon zurück!« Ji hob nur die Hand, während er Killian hinterherrannte. »Danke Bro! Glaub, das kann noch ne Weile dauern.«
»Was? Ich kann laufen. Du brauchst dir keine Gedanken um mich machen.« sagte ich hastig und nahm Abstand, machte Anstalten zu gehen. Mein Bruder war so ein Verräter. Und als Hope mir zu winkte, setzte ich sie ebenso auf die Verräter Liste.
»Stieg auf«, befahl Milo, ignorierte mich und reichte mir seinen mattschwarzen Helm, während er auf die ebenso gefärbte Maschine stieg.
Ich sah von ihm zu dem Helm. Mein 15-jähriges ich wäre jetzt vor Glück ausgeflippt, aber ich....ich konnte mich nicht freuen.
Doch, wenn ich jetzt Theater machen würde, würden mein Bruder und Hope Fragen stellen. Also setze ich den Helm auf, stieg hinter Milo auf die Maschine und achtete darauf, dass mein Rock anständig zwischen meinem Hintern und der Maschine geklemmt war. Ich starrte seinen breiten Rücken an, schluckte und beugte mich dann vor, um meine Arme um seinen Bauch zu legen. Mein Herz schlug wie verrückt und ich hasste mich und meine Reaktion gerade auf übelste.
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