Kapitel 22. Sowon

Mit schlagendem Herzen saß ich Milo gegenüber und kümmerte mich um seine Wunden. Erst, nachdem ich alle Wunden soweit desinfiziert und verbunden hatte, begann ich zu sprechen. »Sollen wir vielleicht ins Krankenhaus fahren? Deine Nase sieht gebrochen aus.«

Besorgt und unendlich schuldig sah ich ihn an. Ich hatte mir zum Teil Vorwürfe gemacht. Wenn ich zuhause geblieben wäre, dann hätten wir so etwas vermeiden können. Doch durch meine Läufigkeit und der Versuchung der anderen Rüden, mich zu nehmen, hatte Milo provoziert.

Nachdenklich berührte ich meine Markierung, die nun allen zeigte, dass ich Milo gehörte. Ich würde die Gefährtin eines Alphas werden. Aber bevor ich ihn ebenfalls markieren würde und ihn damit zu meinem Gefährten machte, würde ich vorher das Problem mit meinem Bruder klären müssen.

Bei der Mondgöttin, nachdem Ji verschwand, war Hope ihm gefolgt und ich vermutete, sie hatten sich gestritten. Danach begriff wohl auch der letzte Rüde, dass ich nicht mehr zu haben war. Und die Party war damit auch vorbei. Diese dumme Kuh, Ida! Sie hätte auch einfach mal ihre dumme Klappe halten können.

Ich seufzte und strich über den Biss, der mich erzittern ließ. Ich wusste gar nicht, dass allein das berühren der Markierung einen so heiß machte. Ich schüttelte mich und nahm meine Finger da weg, sonst würde ich Milo gleich besteigen, auch wenn er verletzt war, nur um mein Verlangen zu stillen.

Milo.

Ich musterte ihn wieder, wusste gar nicht, ob er mir schon geantwortet hatte. Aber er liebte mich. Milo Othello liebte mich. Ich konnte nicht anders und begann zu lächeln. »Ich liebe dich auch.« sagte ich einfach so, obwohl er mir gerade gar nicht gesagt hatte, dass er mich liebte. Aber da er es vorhin so oft gesagt hatte, musste ich ihm das doch endlich mal erwidern. Jetzt, da wir bei ihm zuhause saßen und ich seine Wunden verarztete. »Ich liebe dich.« wiederholte ich.

Milo sah zu mir und zog mich auf seinen Schoß. Ein dunkler Schmerzenslaut entkam ihm aber er legte seine Hand in meinen Nacken und sagte: »Ich liebe dich. Und es tut mir leid, dass mir das jetzt erst klar wird. Jahre später.« Er küsste mein Kinn und dann jeden Mundwinkel. »Ich war so blind.«

»Glaubst du nicht, dass es erst durch die Prägung soweit gekommen war?« fragte ich ihn und strich ihm sanft ein paar verirrte Haarsträhnen zur Seite. Ich liebte Milo schon gefühlt eine Ewigkeit. Aber er hatte sich erst jetzt in mich verliebt, oder? Vielleicht war das alles nur, weil die Prägung auf mich so intensiv war.

»Ich weiß es nicht und wir werden es wohl auch nie rausfinden. Aber« Er legte seine Lippen auf meine. »spielt das eine Rolle? Ist es wichtig, wenn ich es doch jetzt und hier so empfinde?«

Ich schüttelte meinen Kopf und küsste ihn zurück. »Nein, ich bin glücklich. Weißt du wie oft du mir in meinen Träumen diese drei Worte gesagt hast? Natürlich damals, als ich noch total verschossen in dich war.« erzählte ich lachend.

Er grinste leicht. »Damals? Also muss ich etwa davon ausgehen«, setzte er an und zog mich enger an sich. Milo sah in meine Augen. »-dass du jetzt nicht mehr Hals über Kopf in mich verliebt bist?«

»Also nach gestern, könnte ich gar nicht anders, als in dich Hals über Kopf verliebt zu sein.« erwiderte ich und schmunzelte Milo an. Meine Hände wanderten über seine Brust, hinauf zu seinem Nacken und vergruben sich in seinem schwarzen Haar. »Aber-« setzte ich an und mein Blick wurde traurig. »gleichzeitig, kann ich auch nicht vergessen, wie mein Bruder ausgeflippt ist. Nun wissen beide Rudel, dass du mich......liebst und du mich markiert hast.« Ich sah zwischen uns auf meinen Schoß. »So habe ich es mir nicht vorgestellt. Klar, jetzt, wo du mich markiert hast und alle Bescheid wissen, wird sich kein Rüde mehr an mich herantrauen, trotz meiner Läufigkeit. Aber, das ist wohl gerade das einzige Positive.«

»Ist es das?«, fragte er und legte seine Hände an meine Hüften, während er den Kopf schief legte. »Ich sehe da etwas sehr Positives an deinem Hals.« Er hob die Hand, legte sie an meinen Hals und strich mit dem Daumen über seine Markierung. Dann verschwand sein Lächeln wieder. »Ji wird dir verzeihen. Da bin ich mir sicher.«

Automatisch legte ich meinen Kopf zur Seite und seufzte sinnlich. Meine Augen geschlossen, ließ ich meine Hände über seinen Oberkörper wandern. »Er wird dir auch verzeihen.« hauchte ich und öffnete wieder die Augen, um meinen Gefährten anzusehen.

Er nickte, aber ich merkte sofort, dass er es nicht so meinte. Doch statt jetzt darüber zu sprechen, hob er den Kopf und küsste sich einen Weg zu dem Biss. Sehr sacht legte er seine Lippen darauf. »Tut es sehr weh?«

»Es pocht etwas und kribbelt auch, aber wenn-« ich stöhnte leise. »du die Stelle küsst, wird es intensiv. Dann will ich dich sofort in mir spüren. Ist das normal?« fragte ich besorgt und sah ihn wieder an.

Milo lachte, die Lippen noch immer an dem empfindlichen Punkt. »Ja, ist es. Zumindest sagte das Ho-« Er stoppte sich, brachte seine Lippen an meine und gab mir stattdessen einfach einen Kuss. »Ji-hoo hat mir mal erzählt, dass er noch nie so hart gekommen ist, als in dem Moment, indem Hope ihn markiert hat. Er sagte, es sei lebensverändernd gewesen und hätte sein Sexleben seither ziemlich ... intensiviert.«

Ich verzog mein Gesicht. »Gut zu wissen, auch, wenn das Sexleben meines Bruders keines der Themen sind, die ich favorisiere.« Ich beugte mich vor und küsste seinen Kiefer entlang, bis ich an seinem Hals ankam und ihn dort weiter küsste. Meine Zähne gruben sich immer wieder leicht in seine Haut, als ich flüsterte: »Ich freue mich zu sehen, wie lebensverändernd dein Sexleben ist, wenn ich dich markiere.«

Milo stöhnte leise und wirbelte uns herum, sodass ich nun unter ihm lag.  Er strich mir die Haare aus dem Gesicht und sah sich jeden Millimeter davon an, bevor er mir wieder in die Augen sah. Dann grinste er. »Bevor ich dich flachlege, wollte ich mal nachfragen, als dein Prof., der ich weiterhin bin, wie es mit der Hausarbeit aussieht, die du übermorgen abgeben musst?« Seine Hand wanderte unter mein Shirt und er küsste sich einen Weg zu meinem Schlüsselbein.

»Die ist in Arbeit.« erwiderte ich und sah ihn nicht an. Ich hatte mit der Arbeit noch nicht einmal begonnen, aber egal. Ich würde mich heute Nacht einfach dran setzten und durchziehen. Viel Kaffee wird da schon helfen. Und bevor Milo überhaupt ansetzten konnte, zu fragen, ob das stimmte, kam ich ihm dazwischen und wechselte das Thema. »Wie hast du Hope eigentlich Markiert? Immerhin weißt du ja, wie sie sich angefühlt hat und-« ich berührte die Stelle unter meinem Ohr und erzitterte wieder. »wie sich deine Markierung angefühlt hat.«

Er erstarrte, gerade im Begriff seinen Daumen über den Stoff meines BHs streichen zu lassen. »Bist du sicher, dass du das wirklich wissen willst? Jetzt?«

Ich sah ihn verwirrt an. »Wieso nicht? Ist es so peinlich, oder wie?« fragte ich und überlegte. »Ji, hat nur gesagt es wäre in seinem Zimmer passiert. Aber wo ist es mit dir passiert? Hope hatte doch am Ende zwei Markierungen, was echt für Aufruhr gesorgt hatte, wenn ich das mal so sagen darf. Man war ich damals angepisst auf sie gewesen.« Ich seufzte und lächelte dann. »Ein Glück ist das ja schon lange her, also, los sag schon und wehe du sagst mir jetzt, dass du sie ebenfalls im Wald markiert hast, wie mich, dann bin ich sauer. Denn du hättest dir auch mal was anderes einfallen lassen können.« plapperte ich drauf los.

Milo sah zwischen meinen Augen hin und her, dann auf meine Lippen und wieder zurück. »Es war in Jis Zimmer. Zur ... selben Zeit.«

Mein Lächeln blieb als ich fragte: »Wie?«

Er seufzte. »Wir haben miteinander geschlafen, als es passiert ist, Sweetheart. Hope, ich UND Ji.«

Das Lächeln verschwand ganz langsam. Dann sah ich ihn gefühlt eine Ewigkeit nur an. »Ihr....habt miteinander geschlafen? Alle drei?« fragte ich, um es nochmal genau zu verstehen.

Milo nickte nur und sah mich an. »Das mit uns war damals mehr als kompliziert, Sowon. Da war so viel Anziehung und Eifersucht und Verlangen. Es war ... der Abend war hart, okay? Die Sache mit dir, dann die ganzen Drogen, der Alkohol und so. Und da Ji und ich schon einige Freuen zusammen hatten, und Hope damals zwischen uns hin- und hergerissen war, musste es ja zwangsläufig irgendwie noch mal zwischen uns drein passieren.«

Er erklärte es so, als müsse ich dafür Verständnis haben, aber.....das hatte ich auf keinen Fall! Das war verrückt! Ich legte meine Hände auf seine Brust und drückte ihn weg. »Nein.....so etwas hätte nicht passieren müssen. Ihr seid es einfach nur, denen so etwas passiert.« Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf. Dann rutschte ich von ihm weg und fühlte mich unwohl. Mein Gott, die hatten einen Dreier gemeinsam, kurz nachdem ich mich so zum Affen gemacht hatte. Sie hatten nichts besseres zutun, als miteinander.....

»Das war alles vor dem, was jetzt mit uns passiert. Das ist dir klar, oder?« Milo runzelte die Stirn, was ihn, wegen der Platzwunde an der Stirn, etwas vor Schmerzen aufstöhnten ließ. »Es ist ja nicht so, dass wir das noch machen.«

Ich sah ihn an und wollte ihn am liebsten wieder umsorgen, aber die Tatsache, dass die ein Dreier hatten, schockte mich. Also stand ich auf und sah weg. »Ich weiß, trotzdem kannst du nicht erwarten, dass ich dabei lächle und sage: Gut gemacht.«

Der Alpha sah mir nach und lehnte sich zurück in die Kissen seines Sofas. »Was genau stört dich daran jetzt? Der Dreier an ich, oder der Fakt, dass er mit Hope und Ji stattgefunden hat. Denn an sich ist das nicht mal in meine Top-Drei der abgedrehtesten Nächte, Sweetheart.« Er wollte sich den Nasenrücken reiben, ließ es aber dann. »Du weißt, wie ich früher drauf war.«

»Natürlich der Fakt, dass ihr beide auf sie geprägt wart und es getan habt. Das ist das, was mich stört.« erklärte ich und sah ihn an. Er sah wirklich aus, als würde er nicht verstehen können, weshalb mir das nicht gefiel. Als ich gerade weiter diskutieren wollte, klingelte mein Handy. Ich sah auf meinen Bildschirm und mein Blick wurde besorgt. Ich nahm den Anruf an und stellte auf Lautsprecher. »Ja, Eomma?« mein Blick traf Milos.

Dieser blickte mir entgegen, als er die Stimme meiner Mutter hörte. »Ist es wahr? Was dein Bruder sagt, stimmt es?«

»Was meinst du?« Tat ich auf dumm, um zu sehen, ob sie nicht vielleicht doch etwas anderes meinte, was ich glaubte. Zumindest hoffte ich es, dass mein Bruder nicht gepetzt hatte.

»Du und der Alpha?«, sagte sie und Milo atmete etwas zu laut aus. »Du bist ... bei ihm?«

»Idiot.« murmelte ich zu mir selbst und meinte meinen Bruder. Wieso konnte er das nicht erst einmal mit uns besprechen? »Ja, Eomma, ich bin beim Alpha. Es tut mir leid. Ich wollte es dir noch sagen, wirklich.«

Bei der Stille am Ende des Hörers biss er die Zähne zusammen. Dann sagte die ehemalige Beta Wölfin: »Wir reden. Noch heute.«
Sie legte auf und wir hörte nur noch das Tuten. Er hob seine Hand und bat mich still zu sich zurückzukommen.

Ich presste die Lippen zusammen und ging auf ihn zu. »Sie scheint sauer zu sein. Glaubst du, du kannst meine Eltern überzeugen?« Was war hier nur los? Ich hatte das Gefühl, dass meine gesamte Familie gegen die Prägung war. Das gefiel mir gar nicht. Hope hatten sie doch auch akzeptiert, obwohl sie manchmal trotzdem noch rassistische Scheiße raushauten.

Milo zog mich sacht an sich. »Ich kann, ich werde. Was sollen sie auch sagen? Mir ist wichtiger-«, meinte er und legte mich langsam und sinnlich wieder in Ausgangsposition - also unter sich. »-dass du aufhörst, sauer auf mich zu sein, für Dinge, dich ich nicht mehr ändern kann. Hope, Ji und ich. Das ist lange vorbei und was passiert ist, hat mehr als eine Narbe hinterlasse. Ich habe meine Lektionen gelernt. Glaub mir. Aber ... dein Bruder und ich, wir waren nun mal die größten Hurenböcke des Rudels und ich ein noch viel größerer Scheißkerl. Kannst du mir das einfach verzeihen?« Seine Lippen legten sich sanft auf meine und er küsste mich, dann meine Wange, dann meinen Kiefer und dann meinen Biss. Also meine Schwachstelle »Bitte. Denn bei dir werde ich anders sein.«

»Letzten Endes können sie wohl gar nichts sagen. Du bist immerhin der Alpha, aber es würde mich glücklich machen, wenn sie dich als meinen Gefährten akzeptieren.« erklärte ich ihm sinnlich und stöhnte dann leise. »Das ist unfair....wie soll ich eine ordentliche Diskussion mit dir führen, wenn du-« wieder stöhnte ich, als er meiner Markierung küsste. »anfängst deine Markierung zu liebkosen.« beendete ich den Satz und wurde feucht.

Milo grinste. »Das ist der Punkt. Gar nicht, Sweetheart. Bis du deine Fänge in mich geschlagen hast, habe ich hier einen«, er leckte über die noch frische Wunde und schmunzelte, während er mir seine Härte zwischen meinen Beinen spüren lies, »einen unfairen Vorteil, den ich bei jeder Gelegenheit gegen dich nutzen werde. Ich habe mich zwar geändert, doch nicht so sehr, dass ich ein Ass wird dieses fallenlasse.«

Ich seufzte sinnlich und legte meinen Kopf zur Seite, damit er noch viel besser an die Stelle herankam. Die vorherige gewollte Diskussion war wie verpufft und ich hatte plötzlich nur noch für eine Sache Platz in meinem Kopf und das war in seiner Hose. »Mir ist heiß.« stieß ich aus und meine Hände fanden ziemlich schnell den Weg zu seiner Hose.

Milo lachte leise an meiner Haut und knabberte an meinem Kiefer. »Ach? Ist das so?«

»Ja....Ja! Ganz heiß.« stöhnte ich und öffnete den Knopf seiner Hose, die er auch vorhin auf der Party an hatte. Meine Güte es war gerade mal frühen Morgen und ich hatte ein komplettes Gefühlschaos. Aber gerade jetzt, brauchte ich Milo.

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