Kapitel 20. Sowon

Meiner besten Freundin Michel quatschend, lief ich mit ihr in den Wald, dorthin, wo die Party heute stattfand. Ihr Gefährte neben ihr, hielt ihre Hand und war eher ein zurückhaltender Wolf. Aber ich mochte ihn, weil er einfach wusste, wenn Girls-Time war und er sich raushalten sollte.

Ich lächelte nervös und nickte immer wieder, während sie von dem Urlaub erzählte, den sie und ihr Gefährte diesen Sommer geplant hatten. Dabei fielen mir die Blicke auf, die viele Rüden mir schenkten, als ich an ihnen vorbeilief. Die Polarwölfe waren so auffällig, die meisten von ihnen hatten weißes Haar und helle Haut. Ihre roten Augen leuchteten regelrecht in der Dunkelheit.

Als wir näher der Lichtung kamen, die für die heutige Party extra weit weg von der Stadt war und umgestaltet wurde, für die Party, staunte ich nicht schlecht. In der Mitte der riesigen Lichtung wurde ein großes Lagerfeuer gebaut und bereits angezündet. Das Feuer brannte lichterloh und erhellte die gesamte Lichtung mit einem warmen Lichtton. Drumherum standen viele Pavillons, es gab sehr viel essen und noch mehr Alkohol. Bei der Mondgöttin, dass müssten an die 200 Wölfe sein, die hier waren. Sie tranken, quatschten und hatten anscheinend viel Spaß.

Als ich meinen Bruder fand, der schon wieder an den Lippen von Hope hing, entschuldigte ich mich bei meiner besten Freundin und ging auf die beiden zu. »So, ich bin da, Oppa.« Ich grinste und versuchte die Tatsache, dass er und Milo mich nicht dahaben wollten, zu ignorieren.

Ji wirbelte herum, Hope noch in den Armen. »Es sollte mich echt nicht wundern, dass du, NATÜRLICH NICHT auf mich gehört hast. WAS suchst du hier, Sowon? Ich dachte, ich war deutlich genug.« Seine Nasenflügel blähten sich und er knurrte einen Rüden an, der mich anscheinend etwas zu lange ansah. Er rieb sich den Nasenrücken. »Man riecht dich jetzt schon über die ganze Lichtung. Fuck.«

Ich drehte meinen Kopf zu dem Rüden, der wegsah. Dann sah ich meinen Bruder wieder an. »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Außerdem hat Eomma gesagt, ich soll Ausschau halten nach einem potentiellen Gefährten. Und wenn wir schon dabei sind, was wäre denn für dich ein potenzieller Gefährte für mich?« fragte ich beiläufig und sah Hope an, die mich an schmunzelte.

Mein Bruder verzog das Gesicht. »Keiner. Du bist meine kleine Schwester.«

»Was wohl heißen soll, dass niemand gut genug für dich ist«, fügte Milo hinzu und stellte sich plötzlich angespannt zu Hope. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, schlug bei Ji-hoo ein und sah dann endlich mich an. Dann ... beugte er sich vor und gab auch mir einen Kuss auf die Wange. »Hey, kleine Nervensäge.«

Ji sah zwischen uns hin und her. »So nett wart ihr schon lange nicht mehr zueinander.« Er sah mich fragend an. »Hast du dich endlich wieder im Griff?«

Ich dagegen sah erst Milo an und dann meinen Bruder. Es war schwer, denn am liebsten würde ich nur noch Milo ansehen. »Was meinst du mit im Griff haben? Ob ich kein verliebter Teenager mehr bin? Ja, Oppa, ich bin erwachsen und komme auch ganz gut klar. Echt du nervst mich so. Willst du überhaupt, dass ich auch glücklich werde? Aber wenigstens du hast deine Hope, ob ich allein sterbe, ist dir wohl gleich!« wurde ich mit jedem Wort lauter und genervter.

Hope blinzelte und sah von mir hoch zu Milo, sagte aber nichts und hielt sich zum Glück zurück.

Ji schnaubte. »Ich will, dass du glücklich bist, blöde Nuss. Nur hab' ich bis dahin keinen gesehen, der das schaffen könnte.«

Milo sah zu meinem Bruder und sein Kiefer spannte sich an. »Vielleicht hat sie recht, Bruder. Deine Schwester ist jetzt alt genug. Lass sie entscheiden.«

Der wütende Blick seines Freundes traf ihn und erneut blies er genervt Luft aus. »Und das kommt von dem Wolf, der jahrelang in der Paarungswoche hinter ihr her geschnüffelt ist und jeden Rüden davongejagt hat, der Interesse hatte?«

Milo versteifte sich. »Sie waren zu jung. Zu unerfahren. Zu ... nicht gut genug.«

Ji lachte. »Ah, ja, dann sind wir uns ja doch einig.«

Ich blinzelte und sah hoch zu Milo. »Was?« fragte ich erschüttert. Ich wusste gar nichts davon. Ich dachte, dass die anderen Rüden einfach kein Interesse an mir hatten und hatte mich jedes Mal wie eine dumme gefühlt, wenn ich schon wieder keinen abbekam. Während alle meine Freundinnen Gefährten bekamen, bin ich jedes Mal allein nachhause gelaufen. Und das alles nur wegen Milo.

Was wäre, wenn er das nie getan hätte? Hätte ich dann jetzt schon meinen Gefährten? Jemanden, den ich nicht erst vor meiner Familie und allen anderen geheim halten müsste? »Schön, dass ihr euch einig seid und doppelt schön, dass ihr so etwas hinter meinem Rücken getan habt!«

Milo sah mich neutral an. »Wie gesagt, Sweetheart, sie waren nicht gut genug.«

»Was soll das mit diesem Spitznamen?«

Sein Blick blieb auf mir geheftet und er antwortete nicht, was Ji knurren ließ. Mein Bruder wandte sich an mich. »Fein, geh und hab dein Spaß. Dein Alpha und ich haben jetzt jedenfalls damit zu tun, dich im Auge zu behalten. Ich hoffe, das gefällt dir. Fuck, und ich dachte, der Abend wird gemütlicher.«

Ich starrte weiter Milo an und konnte nicht aufhören.  Es war unglaublich intensiv und alles kribbelte. »Also, ich glaube, Milo wird schon auf sie aufpassen, Oppa.« flüsterte Hope meinem Bruder zu und küsste seinen Hals entlang, genau über die Markierung, die sie bei ihm damals in Norden gemacht hatte.

Ji brummte leise - was eher, wie ein Stöhnen klang - und raunte: »Du spielst mit unfairen Mitteln, Babe.« Dann packte er sie, hob sie hoch und lief, seine Zunge in ihrem Mund, davon.

Ekelhaft. Dachte ich und erwiderte weiterhin Milos Blick »Du hättest zu Hause blieben sollen, Sweetheart.«

»Ich gehöre auch zum Rudel und die anderen Weibchen, die läufig sind, interessieren euch auch nicht. Wie gesagt, ich kann auf mich selbst aufpas...« ich stolperte nach vorne, als ich angerempelt wurde und mich umdrehte. »Sorry, hab dich nic-« Roko stoppte, als er mich erblickte. »Sowon, du bist es. Dich habe ich schon gesucht.« lachte er und legte seinen Arm um meine Schultern. So schnell wie er mich zu sich gezogen hatte und sein Gesicht an meinem Haar vergrub, konnte ich gar nicht reagieren. Er atmete tief ein und raunte dann: »Wollen wir irgendwohin gehen, wo wir unter uns sind?« er war schon ziemlich angetrunken, aber das war nicht das Problem, sondern Milos Blick.

Er war wie zu Stein erstarrt und allein sein Hals vibrierte, als er leise, dunkel und bedrohlich knurrte. Definitiv das drohende Gebaren eines Alpha. »Finger weg.« Die Hände zu Fäusten geballt, starrte er den Rüden an, den er als Roko erkannte. »Sofort.« Seine Atmung ging flach, aber regelmäßig.

Roko drehte seinen Kopf zu Milo und sah ihn verwundert an. »Mein Alpha, ich...« er stoppte und nahm sofort die Hände von mir. Er duckte sich und zeigte die Unterwürfigkeit. Ich dagegen war immer noch genervt, dass er hinter meinem Rücken jede Paarungswoche auf mich aufgepasst hatte. Also sah ich auch so Milo an, bevor ich mich abwandte und zu einen der Pavillons ging.

Ein Bier nehmend, trank ich aus der Flasche und sah mich um, bis schon der nächste kam. Mike. »Hey Sowon.« er ließ seine Flaschen gegen meine Knallen und grinste mich an. »Hey« sagte ich nur und seufzte, als auch Taylor plötzlich neben mir auftauchte. Bohr, was wollten die denn alle von mir?! Ja, ich war läufig, aber kriegt euch mal ein.

Ich spürte Milos Blick auf mir und wie er mich fixierte, er setzte sich auf den Baumstamm neben dem Feuer. Sein halber Körper war von den wackelnden Flammen verborgen, während er angespannt die Situation beobachtete.

Ich musste mich immer wieder zwingen von Milo wegzusehen. Sein Blick hielt mich regelrecht gefangen und wie aus dem nichts, erwischte ich mich, wie ich immer wieder zu ihm sah. Er war so gefährlich und.....sah heiß aus.

Ich schluckte und trank von meinem Bier. Ich hatte es nicht bemerkt, aber auf einmal waren nicht nur Taylor und Mike bei mir, sondern noch ein paar aus dem Polrudel. »Komm schon Sowon, lass uns etwas Spaß haben.« lallte einer der weißen.

»Kein Interesse.« Wie deutlich sollte ich noch sagen, dass ich kein Bock hatte. Ich war sauer. Wenn Milo sich nicht eingemischt hätte, wäre ich vermutlich schon glücklich vergeben. Nicht, dass ich mir das jetzt noch wünschte. Ich war eigentlich froh das wir nun aufeinander geprägt waren. Aber trotzdem, die Jahre habe ich mich dauernd gefragt, was ich falsch mache.

Ich blies Luft aus. »Hey, sei mal nicht so frech, nur weil du die Schwester von dem Gefährten unserer Hope bist, brauchst du nicht glauben, du seist was Besseres.« Fuhr mich ein anderer an. Als er nach mir greifen wollte, hob ich meinen Fuß und trat ihm auf seinen. »Fuck you.« zischte ich nur und ging.

Zu meinem Leiden, folgten mir diese Rüden und noch paar andere, die auf meinen Duft aufmerksam wurden. Eine Herde Rüden folgten mir ab dem Moment überall hin und belagerten mich. Sie kamen gefühlt immer näher und versuchten mich immer wieder anzufassen. Ich hatte nach einer Stunde mein drittes Bier. Sie kreisten mich ein und irgendwann landeten wir immer weiter außerhalb der Lichtung. Als ich es bemerkte, war es schon zu spät. Ich war so in Gedanken bei Milo, dass ich denen kaum Aufmerksamkeit gab.

Verdammt, was sollte das!?

»Kommt ihr der Wölfin auch nur einen Schritt näher«, setzte plötzlich Milo knurrend an, »fließt Blut.«

Einer der Poolrüden knurrte zurück. »Du bist nicht mein Alpha, du gibst mir also keine Befehle.«

Milo fletschte die Zähne und ließ sein gesamtes Präsens spielen. Seine Rudelmitglieder schluckten allesamt und senkten den Kopf, während sie von mir wegtraten. »Möglich. Aber es hindert mich nicht daran, dir die verdammte Kehle rauszureißen, Arschloch.«

»Versuch es doch«, antwortete der Kerl todesmutig und trat auf ihn zu. »Sie ist läufig, hat keinen Gefährten und macht keine Anstalten uns abzuweisen. Wir haben ein Recht darauf, sie zu nehmen.«

Milos Blick versprach ihm den Tod, doch er bewegte sich nicht. Sein Körper zitterte doch vor unterdrückter Wut. »Ich könnte dich einfach in der Luft zerreißen, Welpe. Du bist in MEINEM Revier. Und das«, er nickte zu mir, »ist die Beta-Erbin MEINES Rudels. Also, verpiss dich, bevor ich mich vergesse, Wichser.«

»Was labberst du?« fragte nun ein anderer. »Du hast bereits einen Beta und nach ihm, wird einer der Zwillinge unserer Hope übernehmen. Oder ist bei euch Viechern die Reihenfolge anders?«

Mike und Taylor waren still. Es war nun mal die Alpha Aura, die einen sofort den Kopf einziehen ließ. Im Gegensatz zu den Polawölfen, die sich eh für etwas Besseres hielten. Und trotzdem war ich anscheinend gut genug für die meine Beine breit zu machen. »Ich habe schon mehrmals gesagt, dass ich kein Interesse habe. Meine Läufigkeit heißt nicht, dass ich mit einen von euch schlafen will.« sagte ich angespannt. Okay, vielleicht hatte mein Bruder recht behalten. Aber lag das jetzt daran, dass ich überfällig war, dass meine Läufigkeit viel intensiver für alle Rüden waren. Das war doch sonst nie so schlimm.

»Viecher?« Milo starrte sie an. Alle nacheinander. Dann grinste er, aber es sah definitiv nicht freundlich aus. »Wer von euch, möchte zuerst rausfinden, wie sich meine Fänge anfühlen?«

»Ich denke«, hörten wir nun Bill, »das wird nicht nötig sein, Milo.« Nun, beim Klang ihres Alphas duckten sich auch die Polarwölfe. »Verschwindet.«

Milo nickte auch seinen Mitgliedern bitterböse zu und sie gingen. Bill grinste und lief dann ebenfalls weg.

Milos Aufmerksamkeit lag noch bei den Wichsern, als sie schon wieder beim Lagerfeuer waren. Dann wandte er sich ab und lief in den Wald.

Wortlos.

Ich sah Milo nach, bevor ich mich vorsichtshalber umsah. Dann legte ich das Bier ab, drehte mich herum und folgte ihm in den Wald. »Hey!« rief ich, als wir schon mehrere Meter von der Lichtung entfernt waren. Der Wald dunkel und allein vom Mondschein erhellt. »Bleib stehen! Milo!« rief ich wütend.

Aber er blieb nicht stehen, sondern lief weiter und weiter und weiter.

Erst eine gute Stunde später hielt er an. Sein Atem ging stoßweise und er biss die Zähne so fest zusammen, dass sie knirschten.

Ich kam hinter ihm zum Stehen. »Dein Scheiß ernst?! Wie weit wolltest du noch weg? Und nur weil mich irgendwelche dummen Rüden angemacht haben? Komm schon Milo, die hätten mich nicht mitten auf der Lichtung genommen, okay?!« fragte ich und stemmte meine Hand in meine Hüfte. Ich hatte extra heute eine lange Leggings getragen mit einem Bauchfreien Top, alles schwarz, damit ich bloß nicht auffalle und mit der Hoffnung, wenn ich untenrum nicht zu freizügig war, meine Läufigkeit weniger auffiel. Nun, das war wohl nichts, aber egal. Der Punkt war, dass ich das alles für ihn gemacht hatte. Weil ich nicht wollte, dass er litt.

»Ich hab' dir gesagt, dass du mit allen Konsequenzen klarkommen musst, wenn du herkommst«, presste er hervor, drehte sich aber nicht um. »Warum zum verfickten Teufel, regst du dich überhaupt auf? Ich ... hab dich nicht gebeten, mir hinterherzulaufen.«

»Es ist doch gar nichts passiert? Also was für Konsequenzen?« fragte ich laut und ging paar Schritte auf ihn zu. »Und natürlich folge ich dir! Ich lieb.....Du wirst mein Gefährte werden. Ich werde immer hinter dir stehen.« änderte ich meine Worte, statt ihm zu sagen, was ich fühlte.

Scheiße ja! Ich liebte Milo immer noch. Seit mehr als 7 Jahren liebe ich dieses Arschloch. Aber ich konnte es noch nicht sagen, auch wenn die Gefühle, die ich für ihn hegte wieder hochgekrochen kamen. Ich hatte es so gut geschafft, mich zusammenreißen. Aber er hatte es mit seiner Art und seinen Bemühungen wirklich geschafft, dass ich meine Gefühle für ihn akzeptierte. Ob das jetzt gut war oder nicht, konnte ich noch nicht sagen. Aber ich hoffte, er würde mich diesmal nicht enttäuschen.

Er erschauderte und wirbelte herum. Einen Augenblick später lagen seine Lippen auf meinen und er hob mich hoch, nur um mich an den nächsten Baumstamm zu pressen. »Weißt du, wie es ist«, knurrte er zwischen Küssen, »zuzusehen, wie diese Wichser um dich herumstehen. Wie sie hecheln, wegen deines Dufts?! Wie sie«, er küsste mich erneut wild und hemmungslos, »sie wollten dich, Sowon. Aber ... du gehörst mir!«

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