Hope
›Ich lehne die Prägung ab und jetzt verschwinde. Ich will dich nicht mehr sehen.‹
Das hatte er vor 2 Tagen zu mir gesagt und nun war er auf dem Weg zum Flughafen.
Ji....lehnte ab....er...lehnte mich wirklich ab.
Seit bestimmt 25 Minuten stand ich vor der Tür zu Milos Zimmer. Ich wollte eigentlich reingehen, mich um ihn kümmern. Aber ich war wie erstarrt und es fühlte sich alles gerade....... einfach nur Scheiße an.
Ich liebe dich doch auch!
Das wollte ich schreien.
Ich wollte Ji sagen, dass ich ihn ebenfalls liebe. Aber ..... liebte ich auch Milo?
Es war alles so verwirrend und anstrengend.
Am liebsten würde ich einfach alles beenden und verschwinden. Es wäre der leichteste Weg, aber ich glaube, die Mondgöttin wäre damit nicht zufrieden. Ich musste mich entscheiden.
Ji oder Milo.
Milo oder Ji.
Alpha oder Beta.
Beta oder Alpha.
Auf Milo hatte ich mich zuerst geprägt.
In Ji hatte ich mich zuerst verliebt.
Mit Milo hatte ich zuerst geschlafen.
Ji hatte mir zuerst seine Liebe gestanden.
Ich schloss meine Augen und seufzte.
Ich liebe beide, nicht gleich, nicht auf dieselbe Weise. Das wurde mir langsam aber sicher klar.
Ich musste eine Entscheidung treffen.
Und ich hatte eine getroffen.
Meine Augen wieder geöffnet, betrat ich das Zimmer und sah Milo an. Der Oberkörperfrei auf dem Bett saß und mit einer Hand etwas auf dem Handy tippte. Sein anderer Arm war wieder in einem Gips und mit einer Schlinge um den Hals gelegt. Seine dunklen Haare fielen ihm halb ins Gesicht und seine grünen Augen fixierten mich, als er aufsah. Mein Herz fing sofort an schneller zu schlagen. »Hey...« hauchte ich nur.
»Hey«, wiederholte er und kniff sowohl leicht die Augen zusammen und hob dabei eine Braue. Er legte das Handy weg. »Alles okay? Oder gab es einen Grund, warum du so lange vor der Tür standest? Haben die Polwichser was gesagt oder getan?«
Scheiß Wolfsgehör.
»Ich habe nachgedacht. Ji, er möchte, dass ich mich entscheide.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, er hat mich abgelehnt und ist bereits auf dem Weg zum Flughafen.« verbesserte ich mich, schloss die Tür hinter mir und ging auf Milo zu.
Milo sah zu mir hoch als ich vor ihm stand. Sagte nichts, legte aber eine Hand auf meine Hüfte und den Kopf schief. »Er hat was? Dich abgelehnt?«
Ich nickte. »Er will nicht mehr, weil ich mich nicht entscheiden kann. Wirst du mich jetzt auch ablehnen? Willst du mich auch nicht mehr, weil ich dumme Nuss mich nicht entscheiden kann?« fragte ich und suchte mir derweil die richtigen Worte zusammen.
Milo sah mich an, leckte sich die Lippen. »Nein, ich lehne dich nicht ab. Aber ich verstehe, warum er es tut. Ich kämpfe erst seit Kurzem wirklich um dich. Ich war ein Arschloch, bin es noch, und er war es nicht. Er hat viel gegeben. Möglich, dass er einfach nicht mehr kann.« Er stand auf, fuhr mit der gesunden Hand meine Seite entlang und legte sie dann in meinen Nacken. »Aber ich kann. Ich kann und will kämpfen.«
Ja, das stimmt. Ji, hatte so lange um mich gekämpft und ich....ich hatte dennoch Milo eine Chance gegeben.
Wieso nur?
Meine Augen wanderten über seine Lippen zu seinem Hals. Ich könnte Milo einfach markieren und alles beenden. Es wäre so leicht.
Aber.....
Ji-hoo hatte keine Kraft mehr, um mich zu kämpfen, Milo schon. Er kann und wollte.
Aber.....
Hatte ich Ji markiert, weil ich mich ihm gegenüber verpflichtet gefühlt hatte. Verpflichtet in die Richtung, dass ich ihm das schuldig war?
Nein, das war nicht der Grund.
»Ich möchte ehrlich sein, Milo.« begann ich und meine Augen fuhren wieder zu ihm hoch. »Ich hätte das letzte Mal fast Ji-hoo markiert. Es tut mir leid. So etwas war nicht richtig, ich hätte vorher mit dir reden müssen. Aber es ist passiert, und ich möchte nicht noch einmal denselben Fehler machen. Deswegen möchte ich mit dir reden.«
Die Bewegung seiner Finger stoppte und er sah mir tief in die Augen. »Die Abdrücke an seinem Hals waren von dir? Nicht von einer namenlosen Wölfin aus dem Club?«
Ich nickte. »Ja, sie waren von mir«, sagte ich leise.
Milo trat einen Schritt zurück. »Oh, der noble Ji-hoo«, scherzte er kaum belustigt. »Was für ein toller Kerl er doch ist. Lügt für dich, um mir nicht wehzutun. Göttin, ich bin ehrlich, Hope«, er rieb sich durchs Haar. »Ich bin echt froh, dass er sich verpisst hat.«
Ich sah auf den Boden, schloss meine Augen und atmete tief ein.
Froh, dass er weg ist?
»Milo ... ich möchte dir meine Entscheidung mitteilen.« begann ich, öffnete meine Augen wieder und sah zu ihm hoch. »Ich bin hierhergekommen, weil ich nachdenken wollte und natürlich auch, um dem Getuschel der Menschen zu entkommen, die das Video gesehen haben.« Ich presste meine Lippen zusammen und sah ihn weiterhin an. »Ich wollte sehen, wen ich von euch beiden mehr vermissen würde.« ich stoppte mich und zögerte, bevor ich weitersprach: »Ich habe nun eine Antwort darauf.«
Er schnaubte, atmete tief ein und sah mich dann grinsend an. »Okay. Also? Ji ist weg. Ich bin hier.« Auf mich zugehend, legte Milo die Hand in meinen Nacken, lehnte sich hinab und raunte an meine Lippen: »Klingt nach guten Nachrichten für mich.«
Die Liebe, die ich für Milo empfand, ließ mein Herz schneller schlagen. Doch....da ich wusste, für wen ich mich entschieden hatte....
»Milo, es tut mir leid.« Mein Gesichtsausdruck wurde traurig und ich spürte ein stechen in der Brust. »Ich ... ich wähle Ji-hoo. Er war es die ganze Zeit schon.«
Es war mir zwar erst vor kurzem bewusst geworden. Aber Ji war immer derjenige, dem mein Herz gehörte.
»Ich liebe ihn«, hauchte ich mit gebrochener Stimme. Es tat mir unglaublich leid, Milo das jetzt mitteilen zu müssen. Aber er hatte die Wahrheit verdient.
Er erstarrte. Sein Lächeln verschwand. Milo nahm etwas Abstand. Sah mich an. Schluckte. »Nein, Hope. Ich ... Bitte.«
Weil ich für Milo auch etwas empfand, tat es unglaublich weh, ihn zu verletzten. Aber Ji-hoo liebte ich. Meinen....Oppa....liebte ich nun einmal.
»Es tut mir leid. Aber ich werde jetzt zum Flughafen fahren und Ji meine Entscheidung mitteilen. Ich wollte dir den nötigen Respekt erweisen und dir das zuerst sagen.«
Er taumelte regelrecht zurück. »Respekt? Du hast dich dazu entscheiden, mit mir zusammen zu sein, und wählst jetzt ihn? WO ist das mit Respekt unter einen Hut zu bringen?« Milo packte mich am Arm und klang fast schon verzweifelt. »Tu das nicht, Hope. Bitte denk noch mal darüber nach. Lass mir nur eine Woche mehr Zeit, dir zu zeigen, was mir an dir liegt. Das auch ich dich liebe. Ich ... Bitte.«
»Milo, du hattest deine Chance. Ich habe auch gemerkt, dass du dir Mühe gegeben hast. Ich spüre deine Liebe, aber....« Ich sah ihn traurig an. Es tat weh, ihn so zu sehen. »Die Liebe zu Ji-Hoo ist einfach stärker. Er ist der Mann, den ich als meinen Gefährten wähle. Bitte akzeptiere meine Entscheidung und mach es mir nicht noch schwerer.« flehte ich.
Ihm blieb nur mich anzustarren. Und dann ... er fiel auf die Knie. »Hope, ich bitte dich. Ich ...«
Ich sah zu ihm runter. Etwas überfordert, dass es ihn wirklich so sehr traf. Immerhin hatte er sich Schlussendlich nicht so viel Mühe gegeben, wie Ji. Aber die Liebe war.....nun einmal Scheiße. Ich kniete mich ebenfalls runter und umarmte ihn. »Hast du nicht immer gesagt, ich solle Ji wählen, weil er die bessere Wahl wäre?« ich drückte mich sanft wieder von ihm weg, sah ihm in die Augen.
»Ich hab gelogen. Ich ...« Er Schlange ebenfalls die Arme um mich. »Ich liebe dich. Ich will dich. Ich ... tu das nicht. Verlass mich nicht und gib mir eine Chance. Eine Letzte.«
»Milo, bitte hör auf.« flehte ich und drückte ihn wieder weg. »Ich wollte das nicht sagen, aber du warst derjenige der genug Chancen hatte, während Ji immer darunter gelitten hat. Wir wussten doch, dass das irgendwann ein Ende hat.« Ich sah zwischen seinen Augen hin und her. »Ich muss jetzt gehen.« Ich beugte mich vor, küsste ihn auf die Wange und atmete sein Duft ein. Es war das letzte Mal, dass ich so reagieren würde. Sobald ich Ji markierte....sobald ich die Markierung endlich vollendete, würde die Verbindung zu Milo brechen und verschwinden. Was bleibt, wären die menschlichen Gefühle. Aber auch diese werden vergehen. »Jemand, der zu dir passt, wartet irgendwo da draußen schon auf dich. Du musst nur die Augen öffnen und du wirst deine Gefährtin finden.« hauchte ich und strich ihm durch die Haare. Langsam stand ich auf und nahm Abstand. »Danke, dass du mich liebst, Milo.« und mit diesen Worten verlies ich das Zimmer.
Ich rannte aus dem Haus, schnappte mir irgendein Autoschlüssel und stieg ins Auto. Mit Vollgas fuhr ich zu dem Flughafen. Dabei ging ich mehrere Situationen durch.
Was, wenn Ji schon im Flugzeug sitzt?
Was, wenn er mich nicht mehr wollte?
Und was, wenn er mir all das nicht verzeihen konnte?
Vielleicht hatte er schon mit mir abgeschlossen!
Oh Göttin, alles wäre schlimm.
Ich schaltete einen Gang runter und wurde schneller. Die Landstraße war umhüllt mit Bergen aus Schnee. Es sah eigentlich ganz schön aus, aber leider hatte ich keine Zeit die Aussicht auf irgendetwas zu genießen.
Ich musste zu meinem Gefährten.
Bei dem Gedanken flatterte mein Herz.
Ich war aufgeregt. Endlich konnte ich die Worte sagen, endlich hatte ich eine Entscheidung getroffen mit der ich glücklich war.
Ich packte das Auto, stieg aus und rannte in den Flughafen hinein. Abrupt blieb ich stehen, schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meine Nase.
Ji....wo bist du?
Hier waren so viele Gerüche. Es war ein großer Flughafen, der auch von Menschen genutzt wurde.
Ji....
ji....
ji!
Ich öffnete meine Augen, drehte mich um meine eigene Achse, schnüffelte und suchte seine Fährte. Die Menschen sahen mich verwirrt an, doch das war mir egal.
Als ich etwas witterte, dass mir bekannt vorkam, rannte ich wieder los. Ich stieß an mehrere reisende, ob nun Mensch oder Wolf. Dennoch lächelte ich und mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Ich kam seinem Duft näher und.....
»OPPA!« rief ich laut und mit einem breiten nervösen Lächeln.
Er drehte sich herum und als er mich auf sich zustürmen sah, ließ Ji die Taschen fallen und rannte auf mich zu. Wir krachten regelrecht ineinander, er hob mich hoch und drehte uns in der Luft im Kreis. »Der verdammten Mondgöttin sei dank!«
»Willst du mein Gefährte werden? Kim Ji-hoo, denn, ich Liebe dich.« sprach ich die Worte endlich aus.
Ich hab's getan. Und es fühlte sich verdammt richtig an.
Er lachte und sagte dann: »Nein.«
»Endlich. Aber lass mich deine Markierung spä-« Ich blinzelte und sah ihn verwirrt an. »Was? Hast du gerade ›Nein‹ gesagt?«
Ji lachte wieder und stellte mich auf die Füße. Er hob die Hände und rahmte mein Gesicht. »Ich will mehr sein, als das, Jagiya. Ich will die verdammte Liebe deines Lebens sein. Ich will dein bester Freund werden. Ich will derjenige sein, mit dem du lachst. Dem du als Erstes alles erzählen willst. Mit dem du lachen willst, mit dem du weinen willst. Ich will dein Seelenverwandter sein. Der Vater deiner Kinder. Verdammt noch mal, Hope, ich will ALLES.«
Mit Großen Augen sah ich ihn an. »Darf ich dann auch ALLES für dich sein? Denn das will ich.« ich trat noch dichter an ihn heran und lächelte. »Ich liebe dich, ich will dich als meinen Gefährten. Ich will, dass du der einzige Mann in meinem Leben bist. Mein Gefährte, mein bester Freund, der Vater meiner Kinder und die Liebe meines Lebens. Und jetzt sag endlich ja, du idiot.« Ich hüpfte vor Freude, während er immer noch mein Gesicht einrahmte. »Und küss mich endlich verdammt.«
Er sagte nicht ›ja‹, aber Ji zog mich in einen Kuss, so zärtlich und wild zugleich, dass es eine deutliche Antwort war. Seine Lippen öffneten sich und als er mich wieder schmeckte, stöhnte er leise. »Du bist schon alles für mich, Babe.«
Ich erwiderte den Kuss und zog meine Brauen zusammen, als ich etwas Abstand nahm, um ihn anzusehen. »Es tut mir leid.« begann ich schluchzend. »Ich habe dir so viel abverlangt, bis ich es endlich begriff. Ich habe dir so oft wehgetan ... kannst du mir jemals verzeihen? Ich ... ich liebe dich, Oppa.«
Es endlich alles sagen zu können und endlich diese Entscheidung getroffen zu haben, war so erleichternd. Ich fühlte mich frei und glücklich.
»Hör auf«, lachte er und wischte mir mit den Daumen über die nassen Wangen. »Du hast dich entschieden, für mich, nur das ist wichtig.«
Ich nickte, umarmte ihn und drückte mein Gesicht in seine Brust. Die Leute um uns herum guckten komisch, die wenigen Wölfe hingegen hörten, was wir sagten und wusste, was das bedeutete.
Ich atmete sein Duft ein und seufzte zufrieden.
Es war ein langer Weg und wahrscheinlich hatten wir beide auch noch einen langen Weg vor uns. Aber erst einmal wollte ich diesen Mument genießen. Mit meinem Gefährten.
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