Hope
Angespannt stand ich vor dem Einkaufszentrum und wartete auf meine ehemalige oder immer noch beste Freundin, Lexy. Ich hatte mir vorgenommen, unser Problem heute mit ihr zu klären. Es passierte gerade einfach so viel in meinem Leben und ich brauchte meine beste Freundin an meiner Seite. Ein weiterer Grund war, dass uns irgendjemand hier von vorn bis hinten verarschte. Ich sah auf meinen Bildschirm. Es war nach 5, Lexy müsste also jetzt Feierabend haben.
Ich hob den Kopf und wie gerufen, kam sie aus dem Einkaufszentrum. Bevor sie reagieren konnte, packte ich sie am Arm und zog sie zur Seite.
»Was soll der Scheiß?!«
»Wir klären das jetzt. Ich habe keine Lust für Sachen beschuldigt zu werden, die ich nie getan habe.« sagte ich laut und genervt.
Lexy sah mich daraufhin einen Mument überrascht an. Dann biss sie die Zähne zusammen und nickte. »Na schön, dann klären wir das.«
Ich nickte zu einer Bank etwas weiter weg vom Parkplatz. »Lass uns dahin.«
Sie folgt mir und wir setzten uns hin. Dann herrschte Stille und ich überlegte, wie ich beginnen sollte, bis mir klar wurde, dass ich nichts sagen musste. Ich holte mein Handy heraus und drückte es ihr in die Hand. »Schau dir die Nachrichten an.« forderte ich.
Lexy sah das Handy an, dann mich. »Du könntest die Nachrichten auch einfach gelöscht haben.« meinte sie misstrauisch.
»Schau sie dir einfach an.« forderte ich wieder und erwiderte ihren Blick.
Sie zögerte, nickte jedoch und öffnete WhatsApp.
Sie drückte auf ihren Namen und öffnete unseren Chat.
ICH: › Lexy? Wieso hast du mich in den Wald gerufen? Weißt du eigentlich was passiert ist?!‹
› Jeremy und seine Freunde haben mich gejagt! Ich war läufig und du rufst mich in den Wald? Was sollte das? ‹
› Lexy, wieso antwortest du nicht? ‹
› Hallo? Geht es dir gut? Du antwortest gar nicht mehr. ‹
› Ich mach mir Sorgen um dich. Als wir uns in der Uni gesehen haben, hast du mich ignoriert. Ist alles in Ordnung? ‹
› Bist du sauer? ‹
› Lexy? ‹
› Wieso antwortest du nicht mehr? Und wieso hast du mich heute in der Uni so dumm angemacht? ‹
› Was habe ich denn bitte getan? ‹
› Du bist meine beste Freundin, ich brauch dich gerade an meiner Seite. ‹
› Verdammt! Du bist das letzte. ‹
› Ich habe die Nachrichten nicht geschrieben. Wieso glaubst du mir nicht? ‹
› Verdammt Lexy! ‹
Ich schluckte schwer, als ich selbst noch einmal einen Blick auf all die Nachrichten warf, die ich die letzten Wochen an sie geschrieben hatte. Nie kam eine Antwort. Ich scrollte hoch und zeigte auf die letzte Nachricht.
»Siehst du, du hast mir geschrieben, du müsstest mir etwas Wichtiges erzählen und dafür sollte ich in den Wald kommen.« erklärte ich und sah sie unsicher an.
Meine beste Freundin war hingegen still und las sich alles durch. Sie schien geschockt zu sein und schüttelte mehrfach den Kopf.
»Ich habe das nie geschrieben.« sagte sie leise und holte ihr eigenes Handy heraus. Sie zeigte unser Nachrichten Chat auf ihrem Telefon und zeigte mir, dass die Nachricht bei ihr nicht mehr vorhanden war. Sie wurde gelöscht. Aber da fiel mir noch etwas anderes auf. »Gehe mal auf meine Handynummer.« sagte ich und das tat sie. Ich hob eine Braue. »Das ist nicht meine Handynummer.« erklärte ich und verstand gar nichts mehr. Wieso hatte Lexy eine falsche Nummer in ihrem Handy unter meinem Namen abgespeichert.
Auf einmal sog Lexy scharf die Luft ein und sah mich fassungslos an. »Ich kann die Nachricht gar nicht abgeschickt haben. Zeig nochmal, wie viel Uhr die Nachricht mit dem Wald bei dir einging.« sagte sie und ich zeigte die Nachricht nochmal.
»Ach du verfickte Scheiße.« fluchte sie. »Hope, an dem Tag, hatte ich mein Handy gar nicht dabei, ich hab es nämlich plötzlich nicht mehr gefunden. Erst am nächsten Tag, rief mich eine Kollegin an und sagte mir, ich hätte mein Handy auf Arbeit vergessen. Aber ich bin mir sicher, dass ich niemals mein Handy auf Arbeit vergessen würde. Was, wenn jemand wirklich mein Handy geklaut hat und dir diese Nachricht von meiner Nummer aus geschickt und bei mir wieder gelöscht hatte.«
Wir starrten einander an, nachdem sie diese Vermutung ausgesprochen hatte. Aber.....
»Ja, aber wieso bekommst du keine Nachrichten mehr von mir? Und wer verdammt nochmal, schickt dir diese Nachrichten von einer Nummer, die nicht meine ist?«
»Naja, schauen wir mal. Gib mir mal deine Handynummer.« Ich tat, was sie verlangte, und sie speicherte meine Nummer neu ein. Unserer beiden Augen weiteten sich. »Du hast mich blockiert?!«
»Nein du Hohl Nuss, die, die mein Handy geklaut hat, hat dich blockiert und deine Nummer mit ihrer Nummer ausgetauscht. Verstehst du? Das bedeutet, diejenige, mit der ich hier geschrieben habe, ist die, die mein Handy geklaut hatte und ihre Nummer unter deinem Namen gespeichert hat.«
Mit offenem Mund starrte ich sie an.
Was?!
Ji-hoo pirschte sich von hinten an und als er hinter mir stand, ließ er die weiße Rose vor meiner Nase schweben.
»Für dich, Babe.«
Erschrocken sah ich die Rose an und dann hoch zu Ji-hoo. Ich lächelte verliebt. »Danke, dass ist total sü-«
»Jaja, ihr seid voll in Love, aber verfickte Scheiße! Wir haben hier erst einmal wichtigeres Problem zu lösen. Danach könnte ihr immer noch übereinander herfallen.« unterbrach mich Lexy genervt.
Schmollend nahm ich die Rose an mich und schnupperte daran. »Sie riecht nach dir.« grinste ich meinen Freund an.
Er zwinkerte mir zu. »Ich habe vor, dass DU nach mir riechst.«
Ji sprang über die Lehne der Bank und stahl sich einen schnellen, leidenschaftlichen Kuss, mit extra Zunge, bevor er sich setzte.
»Wie ich sehe, hast du dich mit dem Kotzbrocken versöhnt? Freut mich, auch wenn ich dir gerne den Arsch versohlen würde, für das Rausposaunen der Prägung.«
»Hey.« motzte meine beste Freundin, seufzte jedoch. »Aber ja, das war scheiße von mir. Tut mir echt leid.«
»Schon gut, die Nachrichten, die mein Fake-Ich geschrieben haben, waren ebenfalls scheiße.«
Lexy nickte nachdenklich und sah dann wieder auf mein Handy. »Ihr habt eine Gruppe, die ›Dreier‹ heißt? Stimmt es also, dass du aktuell mit beiden was am Laufen hast?« sie grinste mich mit einem: Das-ist-meine-Freundin-Blick an. Ji-hoo dagegen verzog sein Gesicht etwas.
Weshalb ich lachen musste. »Nun ja, so in etwa. Das war einfach die beste Lösung für uns drei. Aber jetzt zu einer anderen Sache.« Ich wandte mich an Ji-hoo und erzählte ihm, wie es dazu kam, dass ich und Lexy wieder miteinander redeten.
»Uff«, er hob eine Braue. »Das ist ne harte Nummer. Ich meine, dich in den Wald zu locken war schon heftig. Irgendeinen Verdacht, wer dahintersteckt?«, fragte er, legte seinen Arm auf die Lehne und um mich herum. Sein Daumen strich über meine Schulter, weshalb ich mich näher zu ihm lehnte und seine Berührung genoss.
»Nein, gar nicht. Aber kennst du zufälligerweise diese Nummer?« fragte ich und nahm Lexy ihr Handy aus der Hand. Ich drückte auf meinen Namen und zeigte ihm diese. »Es muss ja jemand sein, der uns schaden wollte.«
»Jemand, der dir schaden wollte, Hope.« verbesserte Lexy mich.
Mein Freund las die Nummer und zog dann sein eigenes Handy raus. Als er die Zahlen eintippte, hob er eine Braue und räusperte sich.
Ich musterte ihn, während Lexy ihr Handy zurücknahm. »Was ist?«
Ji sah mich an und leckte sich die Lippen. »Sagen wir so, ich kenne sie. Und Milo kennt sie. Wir haben sie ... zusammen kennengelernt. Mehrmals.«
Ich starrte ihn an. Lexy starrte ihn an. Ich brauchte länger als meine beste Freundin, um zu begreifen, was er da gerade gesagt hatte.
»Ihr habt sie gevögelt!« stellte Lexy fest. Sie klatschte ihre Hand gegen die Stirn. »Wir haben es also mit einer verrückten Ex zu tun, na ganz toll. Wölfin oder Mensch?«
»Was?!« dämmerte es langsam bei mir.
Ji blies blubbernd Luft aus. »Zu was für einem großen Arsch macht es mich, wenn ich keine Ahnung habe?«
»Was?!« fragte ich wieder.
»Dein fucking ernst?! Also wenn ihr beide schon wie echte Tiere alles fickt, was nicht bei drei auf dem Baum ist, dann erwarte ich zumindest einen Namen.« motzte Lexy herum und ich musste schmunzeln. Wie ich meine beste Freundin vermisst hatte.
Ich sah Ji an. »Glaubst du, Milo weiß etwas?«
Ji zuckte mit der Schulter und wählte seine Nummer. »Ich frag mal.« das Handy am Ohr dauerte es kurz, bin Milo ran ging. »Bro erinnerst du dich noch an die Sü- ... die Tussi, die wir mehrmals zusammen flachgelegt haben? ..... keine Ahnung ..... Nein ich hab nichts vor.« Er verdrehte die Augen. »Sie sitzt neben mir ..... oh wow, Bro, das werde ich ihr sicher nicht vorschlagen .... War die Kleine ein Mensch? .... Okay das war wenig hilfreich. Wie hieß sie nochmal? .... Nein, Wichser, das hilft uns auch nicht weiter .... Ja .... Ja .... Bro«, er lachte. »Nein, Mann .... Susi? .... Nö, da klingelt nix .... Oh shit, Du hast recht. Ja .... Ja, mach ich. Bye.«
Ji-hoo sah mich an. »Marie Flinn.« Nannte er uns den Namen derjenigen, die ein Keil zwischen mir und Lexy getrieben hatte und sah dann zu meiner besten Freundin. »Ich ficke nicht alles wie ein Tier. Nur erlesene Beute.«
Lexy verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. »Ehrlich? Und deswegen Flinn?«
Ich überlegte. Marie Flinn? Ich glaube ihren Namen habe ich schon einmal gehört.
Als es Klick machte, schnipste ich mit den Fingern. »Gütige Mondgöttin. Dass ist doch die Wölfin, die eine Zeit lang auf der Tratsch Website unserer Uni öfter genannt wurde. Es hieß doch damals, sie sei die totale Bitch, weil sie sich von den beiden heißesten Typen vög-« Ich stoppte mich und sah beide mit offenem Mund an. Dann zeigte ich auf mich. »Oh mein Gott, ich habe ihren Platz eingenommen.«
Lexy seufzte. »Japp, du bist jetzt die Bitch, die die beiden größten Schwänze auf dem Campus reiten darf. Herzlichen Glückwunsch, liebes.«
Ji-hoo lachte. »Die größten Schwänze? Da habt ihr Rowan aber noch nicht gesehen.« Er erschauderte. »Das waren harte Zeiten im Locker Room.«
Ich hob eine Braue. »Was? Der hat einen größeren als ihr beide?«
Bevor Ji antworten konnte, winkte ich schnell ab. »Ich will es glaube doch nicht wissen.« Ich sah zu Lexy. »Was machen wir jetzt? Die dumme Kuh hat uns wochenlang verarscht und mich in den Wald gelockt. Sie wusste anscheinend zu der Zeit noch nicht, dass die beiden auf mich geprägt sind und dachte, die hätten einfach nur Bock auf mich.«
Lexy nickte. »Scheint so. Soweit ich weiß, arbeitete Marie auch in derselben Eisdiele, wie ich. Es wurde auch bekannt gegeben, dass ein Schlüssel zu den Personalräumen gefehlt hat. Jetzt wissen wir ja, wer diesen Schlüssel hat und wer daraufhin mein Handy gestohlen hat. Die große Frage ist jetzt: Wie rächen wir uns?« Lexy ließ ihre Augenbrauen wackeln. Ich schnupperte wieder an der weißen Rose und überlegte.
Mein Freund seufzte und hob mich auf seinen Schoß. »Muss es denn Rache sein? Können wir sie nicht einfach ... Keine Ahnung ignorieren?« Er strich mit der Nase über meinen Hals. »Das ist mit so viel Stress verbunden. Stress, den wir nicht brauchen können zu unserem aktuellen Dreier Szenario, das« er sah Lexy an, »unnötigerweise weiter ausgebreitet werden sollte. Um Hopes Ruf zu schützen.«
Ich erzitterte vor Erregung und musterte meinen Freund intensiv. Erst als Lexy laut ausatmete, sah ich sie an. »Sorry, Beta Erbe, aber ich denke, die Bitch hat das verdient. Oder gefällt dir der Gedanke, dass Hope von mehreren Schwanzgesteuerten Rüden fast im Wald genommen wurde?« sie erhob sich und schulterte ihre Tasche.
Ji knurrte tief. »Fick dich, natürlich nicht. Aber ich denke, dass es mehr Unmut als Erfolg haben wird. Ihr wisst jetzt, wer sie ist und was sie gemacht hat. Stellt euch nicht mit einem dämlichen Racheplan auf dieselbe Stufe wie sie.«
»Darüber reden wir noch.« sagte meine beste Freundin und beugte sich zu mir runter. Sie umarmte mich und flüsterte mir ins Ohr. »Tut mir wirklich leid, dass ich dir nicht geglaubt habe. Ich habe dich echt vermisst.« Ich erwiderte die Umarmung und lächelte. »Ich habe dich auch vermisst. Und bitte blockiere meine Nummer nicht mehr.« scherzte ich, weshalb sie mir verspielt in die Wange kniff. »Das war ich doch gar nicht, du Dumme Nuss.« wir lachten beide und Lexy stellte sich wieder aufrecht hin. Sie streckte sich und winkte uns beide. »Ich muss jetzt leider los, meine Mum erwartet heute Besuch und da muss ich ihr beim Kochen helfen. Wir sehen uns.« und damit verschwand sie.
Gut, dass ich mich heute getraut hatte mit ihr alles zu klären. Ob wir uns noch etwas für Marie einfallen lassen oder es dabei belassen, würden wir uns noch überlegen. Erst einmal war ich happy, meine beste Freundin wieder zurückzuhaben.
Ich sah wieder Ji an und lächelte. »Und was machen wir heute noch zusammen?«
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