Kapitel 19

Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl herum, wirkte beinahe rastlos unter den vielen Augenpaaren, die mich unentwegt zu mustern schienen.

Sie alle wollten herausfinden, wer ich wirklich war. Aber wie konnte ich ihnen eine Antwort geben, die ich nicht einmal selbst kannte. Das Mädchen, das immerzu ein Lächeln auf den Lippen trug, existierte nicht länger.

Sie alle erwarteten ein strahlendes Licht in mir zu finden, etwas besonderes, den Geist einer Anführerin, die Stärke einer Luna.

Ich spürte es, aber dennoch fand kein Ruf Gehör in den tiefen meines Herzens. Ich fühlte ihre Unsicherheit, die Sorge über das Verschwinden Ihres Alphas, aber noch eindringlicher hörte ich das Flüstern in mir, dass es meine Aufgabe wäre sie zu beruhigen, sie zu führen.

Und doch tat ich nichts dergleichen.

Einmal mehr fragte ich mich, wie es soweit kommen konnte. Einmal mehr ersehnte ich mir mein altes Leben, ein Leben welches ich wirklich lebte. Navios Worte verloren an Bedeutung . Mit jeder Nacht in dem mich die Vergangenheit im Traum zu foltern vermochte und jeden weiteren Tag in völliger Dunkelheit, ohne ihn .

Der Wolf in mir hatte aufgehört mit mir zu kommunizieren, er verschloss sich, während er versuchte an dem Versprechen festzuhalten.

Aber dennoch...

Dennoch konnte selbst mein Wolf, der seinem Gefährten aufrichtige und unabdingbare Liebe entgegen brachte, nicht länger leugnen, dass sein Widerstand, sein Kampf an Kraft verlor. Einen Schmerz den ich mit jeden Tag stärker spüren konnte.

Meine Lungen füllten sich nur noch schwer mit Luft, zu stark lastete all das auf mir, entzog mir die Luft zum atmen.

„Maddy, du musst etwas essen"

Durch Ethans Stimme zog sich Sorge, nur kampfhaft zwang ich mir ein Lächeln auf und versuchte so seinen leidenen Blick zum schweigen zu bringen. Das letzte, was ich brauchte war Mitleid. Viel zu intensiv schmerzte die Qual, wenn sie mir nicht nur im eigenen Spiegelbild begegnete, sondern auch in den Gesichtern Anderer.

Mein Blick wanderte über seine Gesichtszüge, die mit einen Mal viel düsterer wirkten. Er hasste es, dass ich ihm etwas vorzumachen versuchte. Wusste, dass das Lächeln nimmens meine Augen erreichen würde.

„Wieso kannst du nicht einmal zu dir selbst stehen? Zu allem von dir" Sein Blick suchte alles, nur nicht meinen.

Zorn zerfraß mein Fleisch und drohte mich zu übermannen. Pressend zog ich die Luft ein, versuchte mich zu beruhigen, versuchte es nicht an mich heranzulassen. Aber es funktionierte nicht. Wieso versetzten mich seine Worte so in Rage?

Die Emotionen überwältigten mich, nachdem mich nichts in den letzten Tagen erreichen konnte, fing mein Blut an zu kochen, vielmehr zu glühen. Mein Körper erschien mir derzeit viel zu eng und alles andere viel zu gedämpft, zu dunkel .

Meine Finger krallten sich in die Oberschenkel, hoffend der Schmerz könnte mich zurückholen, aber das tat er nicht. Mein Körper bebte, sogleich mein Herzschlag seinen Rhythmus verlor , während nichts zu helfen schien.

Panik schlich sich in mein Bewusstsein, ich wusste nicht, wie ich das stoppen konnte, wie ich ich selbst bleiben konnte.

Also tat ich das, was ich am besten konnte. Ich ging. Aber diesmal wissend, dass es das letzte mal sein würde, das letzte mal wirklich ich.

Ich hörte Stimmen nach mir rufen, aber sie interessierten mich nicht. Mein Instinkt drängte mich nach draußen, aber ich widerstand.

Viel zu sehr verängstigte mich der Gedanke, was mit mir passierte. Stattdessen schleppte ich mich in mein Zimmer, wobei jeder Schritt meinen Körper tiefer in den Abgrund riss. Oben angekommen schien nichts mehr klar, alles wirkte, wie in einem Nebel, der mich zu verschlingen versuchte.

Mein Körper hörte auf sich meinem Willen zu beugen, ich musste mich beeilen. In völliger Trance verbarrikadierte ich die Zimmertür, woraufhin die Erschöpfung mich in die Knie zwang.

Keuchend ließ ich den Kopf gegen die Wand sinken und versuchte noch immer dagegen anzukämpfen, versuchte zu leugnen.

Es passierte.

Ich verlor jegliches Zeitgefühl, während mich mein inneres Brennen in Atem hielt, aber irgendwann dann dieser gewaltige Schub abebbte und eine ausgebrannte Hülle hinterließ. Endlich.

Schweiß perlte über meine Stirn, während meine Atmung noch immer keine Ruhe finden konnte.

Ich wollte meine Augen schließen, alles vergessen und mich endlich ausruhen. Aber das tat ich nicht. Ich fürchte einen erneuten Schub, den ich dieses mal nicht abwehren konnte.

Eigentlich hatte mich mir diesen Tag herbei gesehnt. Der Tag an dem wir endlich Eins sein würden, aber jetzt verfluchte ich ihn, wollte ihn nicht, denn ich wusste, was das für mich bedeutete. Nichts, als quälender Schmerz.

Ich wusste, dass der Schmerz, der mich zu brechen versuchte, nichts zu dem war, was mich erwarten würde. Dieser Schmerz würde schlimmer sein. Viel schlimmer umd unerbittlich.

Denn dieser würde kein Mitleid haben. Mitleid, das ich nicht wollte, aber doch meine einzige Rettung sein mochte. Eine Rettung auf die ich nicht bauen konnte, denn Schmerz kennt kein erbarmen. Er ist die schlimmste Art, die dir die Realität voraugen führen konnte, um zu zeigen wie echt sie doch war.

Etwas worauf ich gerne verzichte würde. Aber wie immer zeigte mir die Wirklichkeit, was es heißt zu leben, mehr als mir lieb war.

Mein Leben war ein Desaster.

Der Geruch von Blut zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Schockiert wand ich meine Fingerkuppen im matten Licht, des zugezogenen Fensters, das mir wenigstens ein wenig Helligkeit versprach.

Sie waren voller Blut, meinem Blut. Aber trotzdem spürte ich nichts.

Augenblicklich fand mein Blick die dunkelroten Flecken auf meiner Jeans. Beinahe panisch zog ich sie mir über die Schenkel, woraufhin meine Augen nur noch größer wurden. Ich sah Blut, aber keine Wunde.

Ich heilte.

Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, ein Lächeln, das aber nicht seinen Weg durch das Eis in mir finden konnte.

So sehr es mich faszinierte, ich schaffte es einfach nicht aus meinem Kummer hinaus zu brechen. Ich konnte kein Glück empfinden.

Mein Schmunzeln verflog so schnell, wie es zu mir gefunden hatte.

Nennt mich selbstsüchtig, aber die Menschlichkeit in mir wollte, wünschte sich, dass er all das auch spüren konnte. Das er genauso litt, wie ich.

Aber obwohl er mich gebrochen hatte, konnte ich ihm nichts Schlechtes wünschen, ich konnte ihn nicht hassen, selbst wenn es vieles einfacher machen würde. Also Warum?

Weil du ihn liebst

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Soooo ab dem nächsten Kapitel wird es spannend😍

Ich hoffe ihr seid dann immer noch dabei...😁😀

Wie immer könnt ihr gerne einen Kommentar dalassen, würde mich aufjedenfall freuen.

LG Malilara ❤

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