Kapitel 87 - Vor und Zurück
Eine drückende Stille herrschte im schwarzen Sportwagen, der mit rasender Geschwindigkeit zurück in die Stadt bretterte. Sam sah auf ihre Hände, die sich wiederum in ihre Knie gruben und warf Harrison hin und wieder einen verstohlenen Seitenblick zu. Die bisherigen Versuche, ein Gespräch zu führen, hatte er abgeschmettert. Ungewohnt schroff und die Miene, die er in diesem Augenblick trug, ungewohnt finster.
Es ist die Sorge um Barry, redete sie sich ein und versuchte gleichermaßen, ihre Gedanken ganz auf den scharlachroten Speedster zu lenken. Er hatte jetzt Priorität, nicht ihre kindischen Ängste darum, Harrison zu verlieren. Es geht hier nur um Barry, sprach sie sich wiederholt in Gedanken zu.
Sam richtete ihren Blick nach vorn, als sie das Star-Labs-Gebäude vor sich erblickte. Der Wagen hielt fast unmittelbar vor dem Eingang, woraufhin sich Harrison wortlos abschnallte und die Rampe herunterfahren ließ, die ihn und seinen Rollstuhl nach draußen bugsierte. Auch Sam verließ den Wagen und schloss zum Wissenschaftler auf, der bereits auf dem Weg in Richtung Gebäude war.
„Es wird alles gut", startete sie einen vergeblichen Aufmunterungsversuch, während sie der Fahrstuhl in die gewünschte Ebene fuhr. „Barry ist hart im Nehmen und niemand heilt so schnell wie er."
„Und dennoch ist selbst er nicht immun dagegen, zu sterben. Zumal er noch viel zu unerfahren ist", erwiderte Harrison mit eiserner Stimme.
„Harrison", Sam berührte ihn an der Schulter.
„Dafür ist jetzt keine Zeit, Sam" schmetterte er ihren letzten Versuch ab und setzte sich in Bewegung, kaum hatten sie die Ebene erreicht. Sam verharrte noch einen Moment im Fahrstuhl und zwang sich, das beklemmende Gefühl in ihrer Brust zu ignorieren. Die dunkle Vorahnung, dass die SMS etwas in Harrison bewirkt hatte, dass niemand stoppen konnte. Verärgert über ihre Gedanken schüttelte sie den Kopf und eilte dem Wissenschaftler hinterher.
Im Cortex erblickte sie zuerst Cisco, der im Stuhl vor dem Computerpult saß und sich durchs Haar fuhr. Er wirkte leichenblass, seine Augen waren leicht glasig, sodass Sam vor Sorge fast das Herz aus der Brust sprang.
„Cisco, was ist passiert?", fragte Harrison ernst.
„Dr. Wells!", rief der Langhaarige erleichtert aus und drehte sich mit dem Stuhl zu ihnen herum. Kurz zögerte er, ehe er fortfuhr und sie zum Geschehenen einweihte. „Da war dieser Mann, der eine Bank ausraubte. Nichts Großes, Barry hatte eigentlich alles im Griff. Aber dann wurde es verrückt! Der Kerl wusste genau, wann Barry wie zuschlägt, so als könnte er jeden seiner Schritte genau vorhersehen."
„Ein Banküberfall", murmelte Sam, als ihr just das Gespräch mit Amber im Auto wieder in den Sinn kam, als sie von ihrem neuen Fall erzählt hatte. Es lief beinahe lachhaft perfekt für ihn.
„Wo ist er?", fragte Harrison, noch ehe Sam ihren Gedanken nach außen tragen konnte. Cisco führte sie ins Krankenzimmer, wo Caitlin soeben ein paar letzte Untersuchungen durchführte und die Notizen ins Tablet eingab. Barry hingegen lag auf dem Krankenbett, seinen Anzug bis zur Hüfte heruntergeschält, sodass man Sicht auf die Stichwunde in seinem Bauch hatte.
„Barry", japste Sam erschrocken und trat näher an den verwundeten Speedster heran, dessen Lider leicht flatterten.
„Caitlin, wie ist der Stand?", fragte Harrison hinter ihr.
„Das Messer hat glücklicherweise keine lebenswichtigen Organe verletzt. Barrys Milz riss infolge der Verletzung, doch konnte ich die inneren Blutungen stoppen. Aufgrund seiner Fähigkeiten gehe ich davon aus, dass sich seine Milz von selbst regeneriert, aber er muss sich dringend ausruhen, damit die Verletzung heilt. Ich behalte ihn im Blick, für den Fall, dass weitere innere Blutungen eintreten", fasste die Ärztin professionell zusammen. Doch auch in ihrem Gesicht konnte Sam die rege Sorge erkennen, gleichermaßen in Harrisons.
Sam wusste, wieso er so reagierte. Wieso er ihr gegenüber so schroff war. Wären sie nicht im Bett gelandet, hätte er die vielen SMS von Cisco gesehen. Dann wären sie früher ins Labor gefahren, Schlimmeres hätte eventuell verhindert werden können.
„Aber er wird wieder gesund?", stellte Sam die alles entscheidende Frage und atmete erleichtert aus, als Caitlin nickte.
„Spätestens morgen sollte er wieder fit sein."
„Das ist gut", fand nun auch Harrison seine Stimme wieder. Sam machte ihm Platz, als er an Barrys Bett heranfuhr. Ganz wie der aufmerksame Mentor, der ihn seit jeher unter seine Fittiche nahm. Manchmal sogar wie ein Vater.
„Dr. Wells?", ertönte Barrys leise Stimme. Der Speedster erlangte sein Bewusstsein wieder, während die Narkose nach und nach aus seinem Kreislauf gespült wurde. Er blinzelte, ehe er sich träge aufrichtete, begleitet von Caitlins Mahnung, er solle sich nicht bewegen.
„Deine Wunde könnte sonst aufreißen, Barry. Bitte versuche, so still zu liegen wie es geht", beschwor sie ihn mit mütterlicher Stränge und drückte ihn zurück auf die Matratze. Barry ließ es über sich ergehen, ehe er seinen Blick auf Harrison richtete.
„Es tut mir leid, dass ich nicht hier war, Barry", erklärte er mit aufrichtiger Stimme und fuhr näher an den Speedster heran.
„Nein, mir tut es leid... ich war nicht gut genug, der Kerl hat mich einfach fertig gemacht und das ohne Superspeed."
„Was genau ist passiert, Barry? Cisco sagte, dein Angreifer konnte jeden deiner Schritte vorhersehen?", fragte Harrison weiter und deutete auf besagten Wissenschaftler, der soeben am Türrahmen erschien, um am Gespräch teilzuhaben.
„Das dachte ich zuerst auch", murmelte der Speedster und fuhr sich durchs braune Haar, sodass es wild von seinem Kopf abstand. „Aber dann sagte er etwas zu mir..."
„Was hat er zu dir gesagt?", fragte Sam sanft, obgleich ihr Herz zentnerschwer vor Reue wog.
„Er sagte, dass er diesen Moment schon hunderte Male erlebt hätte."
Das Team sah einander an. Grübelnd, da sie es offenbar mit einem Meta-Wesen zutun hatten, das ganz und gar einzigartige Fähigkeiten besaß. So machtvoll, dass sie selbst einem Speedster wie Barry schaden konnten.
„Also kann er eine Situation zurückspulen?", warf Cisco den ersten Gedankenpunkt ein.
„So in etwa", war es Harrison, der auf den Kommentar einging. „Ich befürchte, unser Meta-Wesen ist in der Lage, in der Zeit zurückzureisen."
„Zeitreise", atmete Sam aus, gleichermaßen ehrfürchtig wie verblüfft. „Das ist..."
„Der Hammer", vollendete Cisco ihren Satz und schenkte ihr ein breites Grinsen, das Sam zögerlich erwiderte.
„Aber wie können wir uns sicher sein? Dass es genau diese Fähigkeit ist, die er besitzt und vor allem – wie weit kann er zurückreisen? Und ist die Fähigkeit wie bei anderen Meta-Wesen auch an bestimmte Bedingungen geknüpft?"
„Tachyonen", sagte Harrison plötzlich. „Jede Zeitreise hinterlässt Tachyonen. Und sollte unser Meta-Wesen tatsächlich in der Zeit zurückgereist sein, dann lassen sich die Tachyonen auch am Kampfort gegen Barry noch finden. Und ihre Konzentration geben Aufschluss darüber, wie lang er in der Zeit zurückgereist ist."
„Das ist perfekt", lächelte Sam. „Dann fahren wir dorthin und schauen nach, ob sich dort Tachyonen finden lassen."
„Ich habe da was, das uns behilflich sein könnte. Eine kleine Spielerei von mir, die ich jedoch noch kalibrieren müsste."
„Dann tue das bitte, Cisco. Samantha und du werdet morgen zu der Bank fahren und dem nachgehen. Doch jetzt, in diesem Moment, ist es am wichtigsten, dass Barry sich erholt und wieder zu Kräften kommt."
Die Blicke des Teams wanderten wieder zum Speedster, der ihnen ein unbeholfenes Lächeln schenkte. „Ich werde schon wieder, macht euch keine Sorgen", versicherte er und ließ sich wieder auf die Matratze zurücksinken.
Eobard hatte Probleme damit, den Sturm in seinem Innern zu bändigen. Der Gedanke, dass er hier im Cortex hätte sein müssen, wurmte ihn. Ja machte ihn rasend. Er wollte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte sich Barry ernsthaft verletzt. Wäre er gestorben. Und mit ihm Eobards Ticket nach Hause.
Gedankenversunken massierte er sich den Nasenrücken, während er aus dem Cortex fuhr. Das Team hatte er in den Feierabend entlassen, doch mit Sam hatte er eine andere Art der Beziehung aufgebaut, die bis hinein in sein Privatleben reichte und am heutigen Abend fast ein neues Level erreicht hätte.
„Harrison." Auf dem Flur kam er zum Stehen und wandte sich zu Sam herum, die ihn musterte. Ihr Blick gleichermaßen besorgt wie reuevoll. Mit dem gewissen Maß an Angst, die er stets in ihren schokobraunen Augen flackern sah.
Beinahe hätte ihn Sam dazu hingerissen, sie bei sich wohnen zu lassen. Der Einfluss, den sie auf ihn ausübte, war erschreckend. Eobard selbst hatte es ja kaum bemerkt, doch nun, mit Barry auf der Krankenstation und ihm, der nicht anwesend gewesen war, als ihn der Speedster gebraucht hatte, sah er die Dinge klarer.
„Was gibt es, Sam?", fragte er resigniert und verschränkte die Finger ineinander.
„Ich wollte dir nur sagen, dass du keine Schuld an dem trägst", murmelte sie und knobelte am Knopf ihrer Bluse. „Du hättest nichts tun können, selbst, wenn du die SMS früher gelesen hättest. Aber wenn du anderer Meinung bist, dann wollte ich mich dafür entschuldigen, dass ich dich abgelenkt habe. Schließlich... naja, waren wir anderweitig beschäftigt, als die Anrufe kamen."
„Sam", unterbrach er sie, bevor sie sich wieder in ihren Fluss reden konnte, den er stets als charmant und anziehend empfand. In diesem Fall jedoch wollte Eobard kein weiteres Wort mehr hören, er musste nachdenken. „Es wäre besser, wenn du jetzt nach Hause fährst. Cisco und du habt morgen eine wichtige Aufgabe."
Enttäuschung flammte in Sams Augen auf, doch würde sie ihm nie widersprechen. Sie nickte und gab sich die größte Mühe, ihr Lächeln authentisch zu halten. „Okay, dann schlaf dann gut. Und bitte, mach dir keine Vorwürfe, in Ordnung?" Ihre Finger streichelten sanft über Eobards Schulter, ihr Duft stieg ihm in die Nase. Und während der Speedster Sam hinterher sah, wie sie den Flur entlanglief, wurde ihm bewusst, dass er unlängst die Kontrolle verloren hatte. Und dass er nicht mehr der Spielleiter, sondern nur ein Spieler war – was er dringend ändern musste.
„Guten Abend, Dr. Wells", grüßte ihn Gideons Stimme, kaum hatte er die Zeitkammer betreten. Die Brille auf seiner Nase wog bereits schwer, sodass er sie herunternahm und auf seinen Rollstuhl warf, wie die Maske, die er zu tragen leid war. Danach massierter er sich von Neuem den Nasenrücken, da er befürchtete, dass sich eine üble Migräne anbahnte, und wandte sich anschließend der K.I. zu.
„Erstelle einen neuen Eintrag", befahl er Gideon, woraufhin sich ein unbeschriebenes Dokument vor ihm öffnete, mit Datum und Uhrzeit versehen. „Eintrag Nummer siebenundsechzig. Bezüglich Barry gab es heute einen Rückschlag, da ihn ein neues, unbekanntes Meta-Wesen angriff, doch letztlich wird er unbeschadet aus der Sache herauskommen, was ich Caitlins medizinischen Fähigkeiten zu verdanken habe. Wie es scheint, handelt es sich um ein Meta-Wesen, das in der Lage ist die Zeit zu kontrollieren."
Eobard stützte seine Hände gegen das weiße Pult, die blauen Augen abwesend in die Ferne gerichtet, während er fortfuhr: „Was sich zuerst als Hindernis darstellte, entpuppt sich nun als mögliche Gelegenheit, Barry in die richtige Richtung zu stoßen. Um dieses Meta-Wesen zu besiegen, werde ich ihm die Fähigkeit, in der Zeit zu reisen, aneignen. Der Tachyonen-Beschleuniger wird dieses Vorhaben erst möglich machen und sobald Barry der Zeitreise mächtig ist, werde ich meinem Plan einen ganzen Schritt nähergekommen sein..."
Der Speedster schloss seine Augen, ein tiefes Seufzen löste sich aus seiner Kehle, seine Finger umschlossen das Pult fester. „Was Samantha hingegen anbelangt, befürchte ich, dass ich mich dazu hinreißen ließ sie als mögliche Komplizin zu sehen. Als Partnerin. Sie lenkt mich ab, mehr, als ich mir erlauben kann. Noch weiß ich nicht, wie ich damit verfahren werde, doch ich muss mich daran erinnern, welchen Wert Samantha hat und wieso ich sie in dieses Team holte." Eobard öffnete seine Augen und betrachtete den Text in der Luft, anschließend wanderte sein Blick zu Sams Abbild daneben. „Denn nach alledem ist Samantha Jones die Vergangenheit des Reverse Flash, die aufrecht erhalten werden muss. Und nicht meine Zukunft."
Sam hatte eine unruhige Nacht. Sie wälzte und wand sich in ihrem Bett, sodass ihr Bettlaken bald völlig verrutscht war. Ihre Augen schließen konnte sie nicht. Ihre Gedanken stoppen ebenfalls nicht. Und als die Sonne bereits durch ihre Vorhänge brach, erkannte sie, dass es sinnlos war es weiter zu versuchen.
Sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas kaputt gegangen war. In der Art, wie Harrison sie ansah und mit ihr sprach. Und dass er ihr die Schuld dafür gab, dass Barry verletzt worden war, weil sie nicht zur Stelle gewesen waren.
Tiefe Augenringe zierten ihr Gesicht, als sie aus ihrem Zimmer in die Küche schlürfte, wo Ambers am Tisch saß und ihre Cornflakes aß. „Meine Güte", sagte die Blondine, kaum hatte sie sie bemerkt, „du siehst echt Scheiße aus, Sammy."
„Danke für deine unverblümte Ehrlichkeit", brummte Sam nur und schnappte sich eine Schüssel aus dem Schrank.
„Du kennst mich doch, ich spreche aus, was ich denke", grinste Amber. Derweil ließ sich Sam träge auf den Stuhl sinken, schüttete sich ein paar Fruit Loops in die Schüssel und versenkte diese in einer großzügigen Menge Milch. „Und ich denke", fuhr Amber fort, „dass du eine beschissene Nacht hattest. Was ist passiert?"
„Barry... er wurde beim Kampf gegen ein Meta-Wesen verletzt", gestand Sam leise.
„Scheiße. Wie schlimm ist es?", fragte Amber, die Stirn gekräuselt. Sie war keine Freundin der übertriebenen Reaktionen, ja gelang es ihr seit ihrer Polizeikarriere recht gut, ihre Gefühle in Zaum zu halten. Um ehrlich zu sein hatte Sam mit lautem Geschrei oder zumindest Verwunderung gerechnet, als sie Amber bezüglich Barrys geheimer Identität als Flash eingeweiht hatte. Amber war jedoch erstaunlich ruhig geblieben.
„Ich hatte es mir schon gedacht", lautete ihre Antwort.
„Er wurde abgestochen, aber immerhin wurden keine lebenswichtigen Organe verletzt und Caitlin sagte, er wäre binnen vierundzwanzig Stunden wieder fit."
„Na das klingt doch gut. Wieso lässt du dann den Kopf so hängen, Sammy?", fragte Amber und schlürfte an ihrem Kaffee.
„Weil es hier nicht nur um Barry geht", gestand sie leise.
„Sondern?"
„Harrison", murmelte sie betrübt. „Ich war bei ihm, als das Team versuchte ihn zu erreichen und wir haben die Anrufe nicht mitbekommen weil wir... anderweitig beschäftigt waren", Sam errötete, während Amber nur wissentlich ihre Augenbraue hob. „Und naja, ich habe das Gefühl, dass er sich seitdem von mir distanziert. Er war gestern Abend so komisch..."
„Barry ist sein Schützling", sprach Amber das Offensichtliche aus, von dem Sam noch nicht wusste, wie es ihr weiterhelfen sollte. Doch fuhr die Polizistin fort: „Ist doch klar, dass er sich da die Schuld gibt, er wirkt ja schon fast wie ein Vater ihm gegenüber. Und vielleicht hat er diese Gefühle dann einfach auf dich projiziert, das war ja bestimmt ein Schock für euch alle."
„Ja, das war es", nuschelte Sam nachdenklich.
„Gib ihm Zeit, die Dinge zu verarbeiten, Sammy. Bestimmt ist er heute schon viel besser drauf."
„Vermutlich hast du recht", lächelte sie, nun wieder besser gestimmt. Es war normal, dass der Partner verstimmt war. Selbst Harrison war nicht perfekt, auch ihm setzten Dinge zu oder er vergriff sich unbeabsichtigt im Ton. Bestimmt wäre heute wieder alles gut.
„Aber sag, was ist das für ein Meta-Wesen, das Flash vermöbeln konnte? Ist doch gar nicht so leicht, bei seinem Speed, oder?"
„Ah, richtig! Darüber wollte ich dich ja noch informieren", entwich es Sam, während sie sich die flache Hand auf die Stirn schlug. Und so berichtete sie Amber von dem Meta-Wesen, das sich mit den mysteriösen Banküberfällen in Verbindung bringen ließ, an denen sich das CCPD gegenwärtig die Zähne ausbiss. Sie erzählte von den Fähigkeiten des Metas sowie der Idee des Teams, wie man es besiegen könnte.
„Wir sind uns aber noch nicht zu einhundert Prozent sicher, dass es wirklich in der Zeit zurückreisen kann. Und da kommen Cisco und ich ins Spiel – wir wollen zu jenem Ort fahren, an dem Barry gegen das Meta gekämpft hat, und nachmessen, ob sich dort Tachyonen-Rückstände finden lassen."
„Tachyonen waren was nochmal?", brummte Amber.
„Zeitreise-Partikel, wenn man so will. Finden wir die, hat dort zu einhundert Prozent eine Zeitreise stattgefunden."
„Das ist verrückt... durch die Zeit reisen."
„Speedster können das auch."
„Ohne Scheiß?!"
„Ja", grinste Sam schief. „Sofern sie schnell genug sind. Daran müssen wir noch arbeiten, sollten sich tatsächlich Tachyonen finden lassen."
„Moment – wurden Tachyonen nicht auch aus Mercury Labs entwendet?"
„Ja, das stimmt... Bisher wussten wir nicht, was der Reverse Flash damit will. Meinst du, auch er hat vor in der Zeit zurückzureisen?"
„Du bist hier die Wissenschaftlerin, Sammy", lachte Amber und tätschelte ihr die Schulter. „Aber bevor wir uns dem Reverse Flash widmen, sollten wir erstmal das neue Meta dingfest machen. Das CCPD kann euch da unter die Arme greifen, wir brauchen nur mehr Infos."
„Kannst du dafür Caitlin konsultieren?", fragte Sam, während sie sich von ihrem Stuhl erhob und die halb aufgegessene Cornflakesschüssel von sich schob. „Ich bin mit Cisco verabredet, für die Spurensuche."
„Ja klar, kein Ding." Auch Amber erhob sich und hielt Sam nochmals auf, als sie bereits die Türschwelle zum Flur übertreten hatte. Fragend wandte sich die Brünette zu ihr herum. „Und mach dir keine Sorgen bezüglich Wells. Der fängt sich schon wieder, dir kann man schließlich nie lange böse sein, Sammy."
„Danke, Am", erwiderte Sam mit einem warmen Lächeln und tatsächlich schafften es die Worte ihrer Freundin, ihre Sorgen ein Stück weit zu verdrängen. Zumindest für den Moment.
Es dauerte kaum eine halbe Stunde, bis Ambers heruntergekommener Kombi vor dem Star-Labs-Gebäude hielt. Die Polizistin witterte einen neuen Fall – ihren Fall – den zu lösen ihre Aufgabe war. Und wenn Star Labs und das CCPD dafür kooperieren mussten, dann war es eben so. Sie hatte längst aufgehört, mit dem Labor zu konkurrieren.
Die Gänge des Gebäudes waren gewohnt leer. Lediglich Cisco kam ihr entgegen gehetzt, der sich wohl längst auf den Weg hätte machen müssen. Er rief ihr nur ein schrilles „Hallo!" zu und rannte weiter. Amber hingegen steuerte auf den Cortex zu, wo sie hoffte Caitlin zu finden, lief dort jedoch unverhofft jemand anderen in die Arme. Im wahrsten Sinne des Wortes.
„Owen?!", platzte es aus ihr heraus, als sie den breitschultrigen Polizisten vor sich stehen sah. Auch in seinem Gesicht ließ sich die Überraschung erkennen.
„Was machst du denn hier?", fragten sie im Chor und Amber zwang sich, nicht zu grinsen.
„Du zuerst", wies sie ihn an.
„Ermittlungen", lautete seine knappe Antwort. „Du?"
„Ebenfalls. Bist du auch an dem Bankraub-Fall dran?"
„Nein", erwiderte er und ließ seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden. Dabei glitt sein Blick zuerst über ihr Gesicht, anschließend über ihren Körper, den eine Lederjacke sowie eine schwarze Jeans zierten. Just musste Amber an das Erlebnis im Fahrstuhl zurückdenken, das ihren Körper entflammte. Sie wandte ihren Blick ab und befahl ihren Wangen, sich gefälligst abzukühlen, doch wollte es ihnen nicht gelingen. Nicht, wenn Owen sie so musterte, mit einem Blick durchdringender als das Projektil einer Waffe.
„Ich muss dann weiter", brummte er und setzte sich in Bewegung. Amber überlegte, ob ihr der Agent eine konkretere Antwort als ‚Nein' gegeben hatte. Hatte er nicht. So ließ sie in diesem Moment von ihrem Vorhaben ab, Caitlin zu suchen, und eilte stattdessen Owen hinterher.
„Du hast nicht auf meine Frage geantwortet!", sagte sie und packte ihn am Arm, kaum hatte sie ihn eingeholt.
„Ist auch gar nicht weiter nötig. Ich mache mein Ding, du deins."
„Sah im Fahrstuhl aber anders aus", rutschte es Amber heraus. Owen verharrte und wandte sich zu ihr herum. Sein war Blick verschleiert, sie konnte nicht erkennen, was darin vorging. Geschweige denn dahinter.
„Dafür habe ich jetzt keine Zeit", sagte er und lief weiter. Und besäße Amber das geringste Maß an Anstand gegenüber dem Agenten, würde sie sich nun umdrehen und ihrer eigenen Sache nachgehen. Stattdessen folgte sie ihm weiter, bis hinunter in die Pipeline, wo sie überraschend auch Caitlin begegneten.
„Caitlin, nach dir habe ich gesucht", verkündete Amber, froh über das Alibi, das sie weniger wie eine stalkende Ex wirken ließ.
„Ah ja?", fragte die Ärztin mit dem immer sanften Lächeln und drehte sich zu ihnen herum. Sie war gerade dabei, die Essensrationen an die Meta-Wesen zu verteilen, wie es schien. Ihre wachsamen Augen wanderten zu Owen. „Agent Madock, Sie sind ja ebenfalls hier."
„Aus anderen Gründen als Mason. Und wichtigeren."
„Ey", beschwerte sich Amber, doch fuhr Owen ungeniert fort: „Ich möchte bitte mit der älteren Dame sprechen. Agatha Perkins."
Und so bestätigte sich Ambers Vorahnung, wieso Owen wirklich hier war. Er hatte Agatha schon einmal befragt, bezüglich Harrison. Sie als direkte Quelle für seine Vermutung zitiert.
„Owen", hauchte sie und packte ihn am Arm. „Lass endlich davon ab. Du bist ja schon besessen von ihm."
Doch Owen entzog sich ihrem Griff nur und folgte Caitlin zu der zweiten Zelle von links, wo sich die ältere Dame befand. Agatha saß in der Ecke, erhob sich jedoch freundlicherweise, als sie an die Scheibe herantraten, durch die Caitlin ihr ein Tablett mit liebevoll angerichtetem Essen servierte.
„Stellen Sie Ihre Fragen, Agent", gab Caitlin die Erlaubnis, die Owen sich nicht zweimal erteilen ließ.
„Miss Perkins", sagte er mit erhobener Stimme, um die dicke Glasscheibe zwischen ihnen zu durchdringen. Die ältere Frau sah auf. „Ich habe Sie doch letztlich befragt, bezüglich Harrison Wells. Sie sagten zu mir, Sie spüren, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Dass er eine Maske trägt. Könnten Sie diese Worte nochmals ausführen, bitte?"
Caitlin neben ihr verkrampfte sich leicht, Amber legte den Kopf schief. Denn an der Art, wie Agatha zurücksah, erschien ihr etwas merkwürdig.
„Es tut mir leid, Agent", erwiderte die Grauhaarige schließlich. „Aber ich weiß nicht, was Sie meinen."
„Über Dr. Wells. Ich befragte Sie und Sie gaben mir eine Antwort. Sie waren es sogar, die mich auf dem Flur zurückhielt, erinnern Sie sich?"
Doch Agatha schüttelte ihren Kopf. Amber verstand nicht, was hier vorging. Sie war dabei gewesen, als Agatha Owen gepackt und ihm etwas ins Ohr geflüstert hatte. Und all seine fragwürdigen Methoden mal außen vor gelassen, würde sich Owen niemals etwas lediglich ausdenken. Auch nicht die Worte einer alten Meta-Dame.
„Ich bedaure", sagte Agatha nur. „Dr. Wells ist ein guter Mensch, schließlich hat mich sein Team gerettet und er versprach mir, ein Heilmittel zu finden, damit ich wieder normal werde."
Ihre Worte klangen wie auswendig gelernt. Ambers Alarmglocken schrillten. Ihr sechser Spürsinn, der sie in den seltensten Fällen täuschte. Ob es auch Owen so ging? Ob er die ganze Zeit seinem Sinn hinterher jagte, seinem Bauchgefühl, das ihn bei Harrison Wells einfach nicht loslassen wollte?
„Was ist hier passiert?", fragte Amber weiter, als sie eine leere Zelle erblickte, inmitten der bewohnten Meta-Zellen. Owen folgte ihr, nun wieder das Team, das sie früher einst gewesen waren.
„Dort hat sich bis vor kurzem noch eines unserer Metas befunden, das leider ausgebüchst ist", schilderte Caitlin mit einem wehleidigen Lächeln.
„Ausgebüchst? Wie?", fragte Owen.
„In der Nacht, in der der Reverse Flash Dr. Wells angriff, gab es für wenige Momente einen Stromausfall. Die Zelle, in der sich Miss Mia Yamamoto befand, war somit defekt und sie konnte flüchten."
„Und Yamamotos Fähigkeiten waren...?", Amber legte ihren Kopf schief.
„Gedankenkontrolle. Daran solltest du dich eigentlich erinnern, Amber, es war doch auch für dich ein wichtiger Fall", lächelte Caitlin die Fragwürdigkeit der ganzen Situation weg. Die Zufälle, die sich immer mehr häuften. Auch Amber konnte allmählich nicht mehr wegsehen.
Sie stellte Caitlin noch ein paar letzte Fragen zum vermeintlichen Zeitreise-Meta, das Owen nur bedingt zu interessieren schien. Er setzte sich in Bewegung, während sie die letzte Frage stellte. Hastig notierte sich Amber alles Wichtige, verabschiedete sich von Caitlin und eilte dem Agenten anschließend hinterher.
„Owen, warte!" Im Flur der Hauptebene hatte sie ihn eingeholt. Sie griff seinen Arm. „Du denkst doch nicht etwa, dass all das zusammengehört?"
Anstatt ihr zu antworten war es diesmal Owen, der sie packte. Amber entwich ein überraschter Laut, sie verschwanden im Zimmer neben ihnen. Dabei handelte es sich um ein unbenutztes Labor, dennoch tadellos gesäubert. Es war duster, lediglich die Wandbeleuchtung in der hinteren Ecke spendete Licht.
„Gedankenkontrolle, Amber", raunte er, seine Stimme war unerwartet nahe. Sie sah zu ihm auf, während er fortfuhr: „Die alte Dame kann sich an nichts von dem, was sie zu mir sagte, erinnern. Samantha kann sich nicht erinnern, bezüglich des Reverse Flash recherchiert zu haben. Sie hat sogar ein ganzes Gespräch vergessen, so wie Perkins auch."
Amber schluckte schwer. „Was willst du damit sagen?"
„Dass hier etwas faul ist", erwiderte er bitterernst. „Denk doch mal nach. Wieso ausgerechnet jene Zelle, in der sich Yamamoto befand? Das Gedankenkontrolle-Meta."
„Du denkst, es wurde befreit?"
„Ich habe deine Akte zu dem Fall gelesen. Du hast beschrieben, dass es Flash völlig in seiner Kontrolle hatte und das für Stunden. Denkst du nicht auch, die Fähigkeiten des Metas reichen so weit, dass es in der Lage ist ganze Erinnerungen zu sabotieren oder zu vernichten? Einfach, indem es befiehlt?"
Amber wusste genau, worauf Owen hinauswollte. „Agathas und Sams Gedanken und Erinnerungen wurden von Mia Yamamoto manipuliert, das willst du damit sagen, oder nicht? Aber wieso sollte sie das tun?"
„Weil es ihr jemand befohlen hat", fuhr Owen fort. „Derjenige, der sie auch aus ihrer Zelle gelassen hat, in jener Nacht. Derjenige, der sein Geheimnis hüten will, das sowohl von Agatha als auch Samantha enthüllt wurde. Harrison Wells, aka der Reverse Flash."
„Owen", wisperte Amber mit schwerer Stimme. Er konnte einfach nicht von seiner Theorie ablassen, doch dieses Mal, da war die Beweislage geradezu erdrückend.
„Der Reverse Flash rettete Samantha, als sie vom Dach fiel. Gab es dazu jemals eine Theorie, wieso das so war?"
„Nein", hauchte Amber.
„Und seit wann läuft die Sache zwischen Wells und Samantha?"
Es traf Amber wie ein Schlag, als sie darüber nachdachte. „In exakt dieser Nacht."
Eine bedrückende Stille legte sich wie ein Schleier über das Labor und hüllte die Polizisten ein. Amber sah zu Owen auf, Owen zu ihr herunter. Das konnte nicht sein. Harrison Wells konnte unmöglich der Reverse Flash sein, doch aus Owens anfänglicher Skepsis hatte sich ein tatbeständiger Verdacht entwickelt. Und es gab Beweise. Keine physischen, die fehlten in der Tat, aber alles, was der Agent sagte, war erschreckend logisch. Was, wenn er recht hatte? Wenn Sam mit jenem Mann zusammen war, der ohne mit der Wimper zu zucken morden würde? Es würde sie zerbrechen, käme heraus, dass ihr geliebter Harrison ein so düsteres Geheimnis barg.
Amber würde den Verdacht fallen lassen, ihr zuliebe. Doch wenn sie eines noch mehr war, als Sams beste Freundin, dann war es eine Polizistin.
„Owen", hauchte sie und zuckte zusammen, als er plötzlich seine Hand hob. Er umfasste ihren Arm, ungeahnt sanft. Der Blick, mit dem er sie besah, war eindringlich.
„Er war in meinem Hotelzimmer, in der Nacht des vermeintlichen Angriffs auf Harrison", schilderte er.
„Was?!" Der Angriff. Das einzige Indiz, das gegen Owens Verdacht sprach und mächtig genug war, alle anderen Indizien zu beseitigen. Denn ein Mensch konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.
„Er war schon fort, als ich zurückkam, aber an meinem Badezimmerspiegel hing eine unmissverständliche Botschaft", Owens Stimme klang brüchig. Er zog etwas aus der Innentasche seines Jacketts hervor, das er stets bei sich zu tragen schien. Ambers Augen weiteten sich, als sie erkannte. Das dort war ein Foto von ihr, von dem sie nicht wusste, dass es überhaupt existierte. Ein länglicher Schnitt spaltete ihre Stirn und Amber verstand.
Plötzlich ergab alles Sinn.
Owens plötzliches Verschwinden, seine Abweisung ihr gegenüber und sein Desinteresse über den Reverse Flash, das sich bis heute hindurch gezogen hatte. Und nun steckten sie beide knietief in diesem Fall.
„Es war eine Drohung", raunte der Agent und ließ das Foto wieder in seiner Tasche verschwinden. „Sollte ich weiter ermitteln, wird er dir wehtun und das konnte ich einfach nicht zulassen... Ich wollte mich versetzen lassen. Den Fall ad acta legen, aber mein Vorgesetzter zwang mich, zurückzukehren und weiterzumachen." Seine Hand strich ihren Arm abwärts, Amber konnte die Berührung bis tief unter die Bluse spüren. „Also beschloss ich, dich auf Abstand zu halten, Amber. Damit ich ihm keine Angriffsfläche biete, aber nicht einmal das bekomme ich hin", er lachte freudlos. „Nicht bei dir. Du sorgst dafür, dass ich all meine Regeln zum Teufel schere."
Owen kam nicht dazu, noch mehr zu sagen. Ambers Lippen, die sie gegen seine presste, ließen jedes weitere Wort verstummen. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn, in ihrer alles verzehrenden Sehnsucht, die sie die Wochen über zu Boden gerungen hatte. Doch nun ging ihre Sehnsucht als Sieger aus dem Boxring und Amber konnte nichts dagegen tun. Sie hatte lange genug gekämpft.
Ein Keuchen entwich ihr, als Owen den Kuss erwiderte. Inbrünstig. Ungehalten, wie sie es von ihm gewohnt war. Er schob sie gegen die Wand, sein Becken gegen ihres und entlockte ihr ein Stöhnen. Owen hatte sie nur beschützen wollen, all die Zeit. Sie bedeutete ihm etwas. So, wie er ihr etwas bedeutete und das bereits so lange. Der Gedanke verleitete Amber dazu, in den Kuss zu lächeln. So breit, dass es sie schmerzte, während sie am liebsten hier und jetzt über den Agenten hergefallen wäre. Doch sie rissen sich zusammen, der Ernsthaftigkeit der Lage bewusst, und lösten sich schwer atmend voneinander.
Owen stemmte seine Arme gegen die Wand, an der Amber lehnte, während es so einiges zu verarbeiten gab. Sie sahen sich an.
„Es gibt nur eine Sache, die gegen deine Theorie und all ihre Indizien spricht, Owen", keuchte sie. Ihre Finger entwickelten ein Eigenleben und spielten gedankenverloren mit seiner Krawatte.
„Ich weiß. Der Angriff des Reverse Flash auf Harrison."
„Ein Mensch kann unmöglich an zwei Orten gleichzeitig sein, oder?"
„Wenn ich richtig liege ist er ja auch kein Mensch, sondern ein Speedster", raunte er. „Wir müssen nur herausfinden, wie er das angestellt hat. Es war, als gäbe es ihn doppelt."
Die Polizisten sahen einander tief in die Augen. Nun wieder das Team, das sie früher einst gewesen waren. Und Amber wusste aus Erfahrung, dass nichts und niemand sie aufhalten konnte.
Lustlos trottete Sam durch die Stadt, auf dem Weg zur Bank. Sie hatte einige Minuten auf Cisco gewartet und die Zeit genutzt, ihre Gedanken schweifen zu lassen. Oder vielmehr hatten sich ihre Gedanken in ihren Kopf gequetscht wie eine Parade Clowns in ein zu kleines Auto. Ganz beiläufig hatte sie Cisco gefragt, ob er Harrison heute schon begegnet war.
„Nö, habe ihn nicht gesehen", hatte seine Antwort gelautet.
Ob Harrison heute besser drauf war? Ob er wieder mit ihr reden würde anstatt sie abzuweisen? Mahnend biss sich Sam auf die Unterlippe. Sie wollte nicht die Art Frau sein. Die, die ihrem Geliebten hinterher hechelte wie eine gut dressierte Promenadenmischung. Sie wollte stark sein. Und unabhängig. Doch war Harrison wie eine Droge, die all diese Vorhaben betäubte.
„So, da wären wir", verkündete Cisco und setzte seinen Rucksack ab, als sie den von Barry beschriebenen Platz vor der Bank erreichten. Er zog etwas hervor, das sich als das Tachyonen-Messgerät entpuppte, an dem er gestern bis tief in die Nacht gewerkelt hatte. Dementsprechend war auch Ciscos Gesicht zerknautscht, doch so fühlte sich Sam wenigstens nicht allein.
„Und?" Neugierig trat sie an den klein geratenen Wissenschaftler heran und warf einen Blick auf das Display sowie die Messnadel, die zunehmend ausschlug. Wie bei einem Geiger-Müller-Zählrohr machte es seltsame Geräusche, während Cisco die Messvorrichtung hin und her bewegte.
„Tachyonen", sagte Cisco mit kindlicher Freude in der Stimme. Er drehte sich zu ihr herum, ein breites Grinsen auf den Lippen. „Das bedeutet, unser Meta ist wirklich in der Zeit gereist."
„Wahnsinn", hauchte Sam ungläubig. Wie sollte man so jemanden besiegen? Jemanden, der hin und her reisen konnte wie es ihm beliebte?
„Ich habe auch schon den idealen Namen für unseren zurückreisenden Freund."
„Der da wäre?"
Cisco hob seinen Finger und verkündete: „Vertigo! Weil es scheint, als könne er alles beliebig oft zurückspulen."
Sam setzte ein Lächeln auf. Auch sie wünschte sich manchmal, die Zeit zurückspulen zu können, um mögliche Fehler zu beseitigen. Oder vor, um stets zu wissen, was sie in Zukunft erwarten würde.
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