Kapitel 84 - Abfallende Last
„Ich wusste es!", füllte Ciscos Stimme den Raum. „Ich wusste es, ich wusste es, ich wusste es!"
Ein leises Stöhnen folgte. Barry verzog sein Gesicht, während Caitlin seine Haut abtupfte, um die Verätzungen zu behandeln.
„Ich bin gleich durch, Barry", sagte sie leise und tätschelte die Schulter des verletzten Speedsters.
„Sie haben mich für verrückt erklärt, doch ich habe es immer gewusst!", fuhr Cisco mit erhobenem Finger fort, während Sam auf dem Tisch neben der Krankenstation saß und ihre Füße baumeln ließ.
„Bist du dann fertig, Cisco?", fragte sie mit erhobener Augenbraue. Harrison neben ihr warf ihr einen amüsierten Blick zu.
„Ich. Hatte. Recht. So, jetzt bin ich fertig", verkündete er. Tief seufzend rutschte sie vom Tisch und klatschte in die Hände.
„Gut. Denn wir müssen dieses Ding schnappen und das schnell", erklärte sie und zog die Tafel hervor, auf der sie des Öfteren ihre Ideen notierten, wenn ein neues Meta-Wesen auftauchte.
„Jetzt sofort?", kam es vom Langhaarigen zurück.
„Ja, jetzt sofort. In weniger als zwanzig Stunden ist Dr. Wells' Pressemitteilung und ich kenne unser Glück. Lassen wir es solange in Ruhe, wird es exakt dann wieder auftauchen, die Stadt verwüsten und seine tolle Rede ist hinüber", sie vollführte eine wegwerfende Handgeste.
„Du hast sie gelesen?", fragte der Wissenschaftler interessiert.
„Ja, vorhin, während Caitlin Barry behandelt hat. Sie ist einsame Spitze", schwärmte sie und lehnte sich gegen die Tafel. „Vor allem die Stelle, wo-"
„Sam, kommen wir wieder zur Sache?", fragte Cisco, die Arme vor der Brust verschränkt. Entschuldigend grinste sie und notierte Schleim-Meta als Überschrift fürs Brainstorming.
„Hast ja recht, tut mir leid", murmelte sie und unterstrich das Wort.
„'Schleim-Meta'?", brummte Cisco verstimmt. „Das ist aber nicht sein Name."
„Dafür haben wir jetzt keine Zeit, den lassen wir uns später einfallen", winkte sie ab und trat ein paar Schritte zurück. „Also, als Barry versucht hat es mit seinem Überschallschlag auszuknocken, da hat es sich einfach geteilt und ist anschließend wieder zusammengewachsen", klärte sie die Gruppe auf.
„Voll krass.."
„Wie also wollen wir es verwunden?"
„Wenn ich mich recht entsinne, hat Barry uns eine Probe von seinem Schleim-Panzer mitgebracht, oder nicht?", kommentierte Harrison und ließ sie mit großen Augen zu ihm sehen.
„Ja, das hat er." Sie begann zu strahlen, denn wusste sie genau, was er dachte. „Wenn wir die Inhaltsstoffe seines Panzers ermitteln und ein Lösemittel herstellen"
„Dann löst sich die Schutzhülle auf und wir kommen an unser Meta ran, in Fleisch und Blut."
„Und Barry kann es dingfest machen", beendeten sie ihre Sätze. „Das ist brillant."
„Natürlich ist es das", kam es selbstbewusst zurück, sodass Sam verliebt lachte.
„Da sollten wir uns gleich dran machen! Wir brauchen ein Gerät, eine Art Schlauch, mit dem wir das Meta bespritzen können. Mit Hochdruck, wie bei der Feuerwehr."
„Das ist mein Gebiet, ich mache mich dran!", meldete sich Cisco zu Wort und eilte auch schon los, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Grinsend blickte Sam ihm nach. In der Zwischenzeit kam Caitlin aus dem Behandlungsraum gelaufen und zog sich die Gummihandschuhe aus, die sie entsorgte, die Tafel musternd, auf der Sam die Anhaltspunkte notierte.
„Dann werde ich mich gleich daran machen, die Probe zu analysieren, Barry muss sich fürs erste schonen. Hilfst du mir dabei, Sam?"
„Natürlich", kam es sofort zurück. Caitlin lächelte.
„Ich gehe schon mal in mein Labor und bereite alles vor."
Und mit diesen Worten verschwand auch Caitlin aus dem Cortex, sodass sie zu Harrison hinabsah, der sie eingehend musterte.
„Was?", lachte sie.
„Nichts, nur erinnert mich die Tatsache, dass wir eine Nachtschicht einlegen, an frühere Zeiten."
Grinsend lehnte sie sich gegen den Tisch und errötete leicht, denn wusste sie genau, welches Meta-Wesen er meine. Echo. Damals war das Team eine Nacht ihr zuliebe hier geblieben und sie hatte an Harrisons Schulter geschlafen, während sie einen Film angeschaltet hatten. Und die Nacht darauf hatten sie ohne Pause an einem Weg gearbeitet, ihn zu stoppen, woraufhin die Nacht gefolgt war, in der sie sich das erste Mal geküsst hatten. Drei magische Nächte, die zum Unausweichlichen geführt hatten - zu ihnen.
„Ja, jetzt, wo du es sagst", murmelte sie und senkte den Blick. Harrison fuhr vor und umfasste sanft ihr Handgelenk, um ihren Arm anzuheben, was mehrere Stromstöße durch sie hindurch jagen ließ.
„Und du hast dir wirklich nichts getan, Samantha? Mit Säure ist nicht zu spaßen, vor allem dann nicht, wenn man kein Speedster ist."
„Nein, es ist alles gut", versicherte sie ihm und biss sich auf die Unterlippe, als er seinen Daumen über ihre Haut fahren ließ. Anschließend drehte sie ihren Kopf herum zur Glaswand, die die angrenzende Krankenstation abschirmte und errötete stark, als sie sah, wie Barry hinter den Abstelltischen von seinem Bett aus hervorlugte, um sie zu beobachten. Kaum erblickten sie einander, ließ sich der Speedster wieder ins Bett zurückfallen und Sam zog ihren Arm zurück. „Ich sollte dann Caitlin helfen", nuschelte sie, während Harrison erkennend in Richtung Krankenzimmer sah, anschließend wieder zu ihr.
„Das halte ich für eine vernünftige Idee. Wir sehen uns dann später, Sam."
„Bis dann", wisperte sie und ließ ihre Finger unauffällig über seinen Arm streicheln, als sie ihn passierte. Sie konnte einfach nicht anders.
Amber klickte sich durch die Akten und Artikel, die sie auf ihrem Computer geöffnet hatte, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt. Irgendetwas, das Team Flash helfen könnte das neue Meta-Wesen zu schnappen. Sie hatte sich mit der Gruppe in Verbindung gesetzt, Sam hatte sie über alles informiert. Und für gewöhnlich, da wäre sie jetzt Feuer und Flamme das neue Meta-Wesen zu finden, das in der Stadt sein Unwesen trieb, doch diesmal? Diesmal war es anders. Ambitionslos hockte die Blondine an ihrem Schreibtisch, das kurze Haar stand ihr in einem wilden Seitenscheitel und zu schminken hatte sie sich nicht die Mühe gemacht. Auch ihr Kopf wollte heute nicht arbeiten, ihre grauen Zellen bewegten sich im lahmen Tempo, sodass die Recherche bereits mehrere Stunden dauerte.
Owen.
Er kreiste in ihrem Kopf und blockierte – ja er blockierte einfach alles. Ihre Gedanken, ihre Atmung, ihren Herzschlag und ihre Gefühle. Eine seltsame Leere hatte sich in ihrem Innern ausgebreitet, wie ein schwarzes Loch, dort, wo zuvor ihr Herz gewesen war.
Ein Zeitvertreib, hatte er gesagt. Meinte er das ernst? War sie wirklich nicht mehr gewesen als eine schnelle Nummer? Der Sex war atemberaubend gewesen, definitiv und sie hatte sich zu Beginn auch nicht mehr dabei gedacht, doch war es letztlich nicht nur das gewesen. Sie hatte Gefühle für ihn entwickelt. Starke Gefühle, die sie nun gänzlich lahmlegten.
Tief seufzend senkte Amber den Kopf und fuhr sich durchs blonde Haar. Sie musste sich verdammt nochmal zusammenreißen. Sie war eine Polizistin, sie musste ermitteln und die Stadt beschützen, anstatt in Liebeskummer und Selbstmitleid zu versinken. Sie wollte nicht diese Art von Frau sein. So hob sie ihren Kopf wieder und fuhr mit ihrer Recherche fort. Ein Schleim-Meta, wie Sam es genannt hatte. Es hatte Flash angegriffen und war in die Kanalisation geflüchtet. Ob es sich dort versteckte?
Ihr Kinn auf ihre Hand stützend klickte sie sich durch die Artikel auf den Websites, darunter die Hauptseite des CCPN und hielt abrupt inne, als sie es las.
Bewohner klagen über Verstopfungen der Abflussrohre.
Ihre Augen überflogen den Text, der für manch einen nicht interessant wäre, doch für die Polizistin, die auf der Suche nach einem Meta war, das vermutlich Zuflucht in der Kanalisation suchte, war dies der Jackpot. Rasch drückte sie auf Drucken, die Maschine neben ihr begann zu werkeln und spuckte den Text aus, der das Gebiet in Central City auf einen Bezirk eingrenzte. Das musste das Team erfahren. Rasch erhob sie sich, schlüpfte in ihre Lederjacke, faltete das Blatt und eilte los, durch das Revier hinüber zum Fahrstuhl. Ungeduldig wippte sie mit dem Fuß auf und ab, während sie wartete und quetschte sich durch die halb offenen Türen. Kaum war sie in der Kabine, hämmerte sie auf den Knopf, der die Türen schließen sollte, wurde jedoch aufgehalten, als jemand seinen Fuß dazwischen hielt. Amber öffnete ihre Lippen, bereit, den Eindringling anzuschnauzen und ihre Wut unbegründet an ihm auszulassen, verharrte jedoch in jedweder Bewegung, als die Türen Sicht auf den Agenten freigaben.
Von jedem Menschen, der es hätte sein können, war es ausgerechnet Owen, der offenbar genauso überrascht war sie im Fahrstuhl anzutreffen. Stumm sahen sie einander an, ehe er eintrat. Wortlos. Sie keines weiteren Blickes würdigend, so als existiere sie gar nicht. Er drückte auf die Taste fürs Erdgeschoss, die bereits rot leuchtete, da sie Sekunden zuvor dasselbe getan hatte. Amber sah auf und versuchte sich auf die Zahlenanzeige über der Tür zu konzentrieren, doch half es nichts. Sie spürte seine Anwesenheit auch so. Roch seinen Duft. Hörte seine Atmung. Ihr Herz – es zog sich gewaltsam zusammen, als ihr just wieder seine Worte in den Sinn kamen.
Zeitvertreib, Bürde, Belastung.
Sie schloss ihre Augen, als ein versengender Schmerz durch ihre Brust zog, der ihr Tränen in die Augenwinkel trieb. Das Erdgeschoss konnten sie gar nicht früh erreichen, denn kaum öffneten sich die Fahrstuhltüren, da stürmte sie nach draußen, weg von Owen, dessen Nähe sie nicht ertragen konnte. Mit dem Artikel in der Hand eilte sie zu ihrem Wagen, riss die Tür auf und ließ sich auf den Sitz fallen. Erst dann erlaubte sie sich zu weinen. Dann, wenn niemand wirklich hinsah. Wenn er nicht hinsah. Doch selbst wenn, was machte es schon? Letztlich bekam er ja seinen Willen. Sie hielt sich von ihm fern, vom Reverse Flash und arbeitete stattdessen brav an einem anderen Fall.
Vielleicht, so hoffte sie, würde es ihr irgendetwas bringen.
Sam schlurfte soeben an ihrem sechsten Kaffee, während der Kolben vor ihr rauchte, jenes Mittel herstellend, von dem Caitlin und sie hofften, es würde den Schleimpanzer des Meta-Wesens schmelzen. Sie rieb sich die müden Augen, hatte diese Nacht nicht geschlafen. Stattdessen hatten sie gearbeitet, ununterbrochen, um das Meta-Wesen dingfest zu machen. Und das vor Harrisons Rede, es war ihre persönliche Motivation. Auch, wenn sie nicht leugnen konnte viel lieber in seinen Armen liegen zu wollen, zu kuscheln und ganz andere Dinge zutun. Mehrmals in der Nacht hatte sie die pure Sehnsucht übermannt, die zu bekämpfen ihr wahnsinnig schwergefallen war. Doch war es ihr gelungen, irgendwie.
„Mal sehen", murmelte Caitlin, als der Inhalt des Kolbens die gewünschte Färbung und Konsistenz angenommen hatte, zog sich einen Handschuh über und nahm ihn aus der Halterung. Sam beobachtete sie dabei, das Kinn auf die Tischplatte gestützt, um genau zu sehen, wie die Flüssigkeit die Schleimprobe (hoffentlich) zersetzte. „Bereit?", fragte sie die Ärztin, Sam nickte wild und kreuzte unter dem Tisch ihre Finger. Caitlin nahm eine Pipette, tunkte sie in den Kolben und tröpfelte anschließend etwas auf die Schleim-Probe auf dem Stäbchen. Und tatsächlich. Zuerst begann es leise zu zischen, danach zersetzte sich der eklig grüne Schleim und verschwand wie durch Zauberhand.
„Wuhu!", freudig hob Sam ihre Arme in die Luft, völlig übermüdet doch überaus glücklich über den Erfolg. „Jetzt treten wir ihm in den Allerwertesten!"
„Wen treten wir wohin?", ertönte eine männliche Stimme hinter ihr, die sie freudig herumfahren ließ.
„Dr. Wells", sagte sie und strahlte übers ganze Gesicht. „Das Schleim-Meta", sie deutete auf den Kolben hinter sich, während sie sich von ihrem Stuhl erhob, „wir können es jetzt besiegen! Sein Schleim-Panzer sollte kein Thema mehr sein."
Mit einem zufriedenen Lächeln begab sich der Wissenschaftler ins Labor und rückte sich die Brille zurecht.
„Ich wusste doch, ich kann auf euch beide zählen", sagte er stolz.
„Sam hatte die entscheidende Idee", lächelte Caitlin, sodass sie überrascht zu ihr sah. „Wenn sie so weitermacht, stellt sie mich noch in den Schatten."
„Das ist doch gar nicht wahr", erklärte sie errötend und sah wieder zu Harrison, der ihr einen Blick zuwarf, der die Röte just verstärkte. Der Stolz in seinen Augen, sie konnte ihn förmlich flackern sehen wie zwei Lichter. Und dann auch noch das Lächeln, das er ihr schenkte...
„Leute", riss sie eine Stimme aus ihrer Schwärmerei, noch ehe sie ausarten konnte. Die drei Köpfe der Wissenschaftler schnellten zum Türrahmen, wo Amber stand, ein Blatt Papier in den Händen haltend. „Ich weiß jetzt, wo wir unser Meta-Wesen finden."
„In der Kanalisation?", fragte Barry, in voller Flash-Montur, da Amber anwesend war. Er überflog den Artikel, nun, zumindest tat er so, denn glaubte Sam dass er ihn sicherlich bereits hunderte Male gelesen haben könnte, wenn er wollte.
„Unten an der Waterfront-Station, da plagen die Bewohner seit einigen Wochen über verstopfte Abflussrohre. Die sollen wohl schon mehrfach gereinigt worden sein, doch die Probleme kehren immer wieder."
„Klingt nach einem Fall von hartnäckigem Schleim-Monster", nickte Cisco, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Meta", korrigierte Sam.
„Oh nein, du hast es doch selbst gesehen! Nenn die Dinge beim Namen, Sammy, schließlich hatte ich recht."
„Dass du immer noch darauf rumreiten musst", lachte sie augenrollend. „Dafür hatte ich noch nicht genügend Kaffee."
„Habt ihr's dann?", mischte sich Amber ein, sodass die Brünette fragend zu ihr sah. Sie wirkte gereizt, es war ihr schon von Anfang an aufgefallen. Doch nun, bei näherem betrachten, da glaubte sie rötliche Spuren auf ihren Wangen und unter ihren Augen zu sehen. Besorgt presste sie ihre Lippen zusammen.
„Also, wie gehen wir vor?", lenkte Caitlin das Thema auf das Wesentliche zurück und deutete auf den Artikel in Barrys Hand.
„Naja, Flash rast runter in die Kanalisation, lockt es in die Nähe eines Gullideckels und wir halten uns bereit, um es dann mit dem Anti-Schleim zu bespritzen", fasste Sam jenen Plan zusammen, den sie sich spontan über Nacht zurechtgelegt hatte. Ja, sie hatte wahrlich Ablenkung von Harrison benötigt.
„Das klingt nach einem guten Plan", lobte Harrison, mit einem Lächeln blickte sie zu ihm.
„Dann sollten wir uns an die Arbeit machen, wir haben nicht mehr allzu viel Zeit bis achtzehn Uhr."
„Samantha, ich kann meine Pressemitteilung auch verschieben", bemerkte er, doch wollte sie davon nichts hören.
„Oh nein, es muss heute sein. Es wird Zeit, dass Sie diesen Ballast endlich loswerden, Dr. Wells", erklärte Sam überzeugt und beobachtete, wie jeder aus dem Team zustimmend nickte. Jeder, bis auf Amber, die mit ihren Gedanken ganz woanders schien.
„Na dann los! Fangen wir unser Schleim-Monster", verkündete Cisco mit erhobener Faust und so setzte sich jeder aus dem Team in Bewegung, um seiner Aufgabe nachzukommen. Caitlin lief los, um das synthetisierte Mittel umzufüllen und transporttauglich zu machen. Cisco wollte die Hochdruckanlage, mit der sie das Meta bespritzen wollten, in den Van tragen. Flash würde ihm dabei helfen, ehe er sich in Richtung Kanalisation bewegen und nach dem Meta suchen würde. Sam wollte ihn im Van begleiten, gemeinsam mit Amber, während Harrison sie alle koordinierte. Ein jeder besaß seine Aufgabe, jedes Zahnrad kannte seinen Platz, sodass sie funktionierten wie eine gut geölte Maschine.
„Wir sehen uns dann später in aller Frische, Dr. Wells", verabschiedete sie sich vom Wissenschaftler, nachdem Caitlin, Cisco und Barry bereits losgegangen waren. Der Brillenträger hatte sich am Pult eingefunden.
„Pass gut auf dich auf, Samantha und halte dich bitte vom Geschehen fern, ja? Du sollst lediglich das Antimittel durch den Gullideckel pumpen, auf mein Zeichen", erinnerte er sie, denn neigte sie dann und wann dazu sich Kopfüber ins Geschehen zu stürzen, wenn Improvisation gefragt war.
„Mache ich, seien Sie unbesorgt", grinste sie und hob ihre Hand auf seine Schulter. Amber, die bisher wortlos neben ihnen gestanden hatte, rollte hörbar mit den Augen.
„Um Himmelswillen, Leute, jetzt hört schon auf mit der Schauspielerei. Ich weiß Bescheid, schon vergessen?"
„Amber!", brüskierte sich Sam mit hochroten Wangen und blickte über ihre Schulter zur Polizistin, die ein tiefes Seufzen von sich gab.
„Ist doch so. Jetzt küsst euch schon, damit wir loskönnen. Ist ja nicht auszuhalten."
Schmollend verzog die Brünette ihre Lippen, doch klang Ambers Angebot viel zu verlockend, als dass sie es ausschlagen könnte. Sie hatte schließlich die ganze Nacht darauf gewartet. So drehte sie sich zu Harrison herum, umfasste seinen Nacken mit ihrer Hand, beugte sich herunter und küsste ihn stürmisch. Sie sah, wie sich seine Augen überrascht weiteten, sodass sie unweigerlich in den Kuss hineinlächelte, ehe sie ihre Lider senkte und das Gefühl seiner Lippen auf ihren genoss. Sie spürte, wie er den Kuss erwiderte. Sie musste sich zusammenreißen ihn nicht länger auszukosten, zum einen aufgrund des Zeitmangels, zum anderen aus Respekt vor Amber.
„Bis später", hauchte sie, ihre Hand streichelte durch sein Haar, ehe sie sich von ihm löste und zur Polizistin herumdrehte, die ihren Blick abgewandt hatte. Sam glaubte, ein schmerzvolles Funkeln in ihren grünen Augen zu erkennen. „Wir können", sagte sie, die Blondine nickte. Und so setzten sie sich in Bewegung, auf gemeinsame Mission. Es war schon eine Weile her.
Im Van erwartete sie bereits Cisco, ausgerüstet mit einem glockenförmigen Kanister, der an das Gehäuse des LED-Staubsaugers erinnerte, den der Langhaarige so gern für seine Rollenspiele verwendete. An ihm ein Schlauch, durch den das von Caitlin und ihr synthetisierte Mittel gespritzt werden sollte.
„Wir müssen achtsam sein, wir haben nur einen Versuch", erklärte die Ärztin, nachdem die Frauen im Wagen Platz genommen hatten. „Zwar ist das Mittel höchst effektiv und schon kleinere Mengen können den Schleim zersetzen, aber dennoch haben wir nur einen Schuss."
„Dann muss der eben sitzen", sagte Cisco schulterzuckend, legte sein Handy auf die Armatur und aktivierte die Lautsprecheinrichtung im Van. „Dr. Wells, sind Sie auf Empfang?"
„Ja, Cisco, ich höre dich", kam es zurück. Der bloße Klang dieser Stimme ließ Sams Herz flattern, auch, wenn ihre Aufmerksamkeit diesmal Amber galt, die neben ihr auf der Rücksitzbank saß.
„In Ordnung, der blaue Adler verlässt das Nest", grinste der Jüngere und ließ den Motor des Vans aufheulen. Anschließend setzten sie sich in Bewegung.
Wann immer sie eine Bodenschwelle passierten, ruckelte der Van leicht, sodass Sam sicherheitshalber den Kanister festhielt, aus Sorge, er könne umkippen. Caitlin hatte sich vorgebeugt, um Cisco beim Koordinieren zu helfen, während Amber nur still vor sich her starrte. Besorgt schürzte die Brünette ihre Lippen und lehnte sich zu ihrer Freundin.
„Am?", wisperte sie.
„Hm?", kam es knapp zurück.
„Ist alles in Ordnung...?"
Die beiden Frauen sahen einander an und nun war sich Sam fast sicher, dass die Blondine vor Ankunft in Star Labs geweint haben musste. Schließlich hatte Amber vor Owen nie geweint, umso deutlicher stachen die kleinen Anzeichen in ihrem Gesicht hervor.
„Ja", kam es knapp zurück.
„Wirklich? Weil du weißt, du kannst immer mit mir reden, ja? Ich höre dir zu und sollte irgendetwas passiert sein, also sollte er noch irgendetwas gesagt haben-"
„Es ist alles gut, Sam!", sagte sie, etwas zu laut, sodass sich Caitlin fragend zu ihnen herum drehte. Tief seufzend fuhr sich Amber übers Gesicht, während die Brünette mit einer kurzen Handgeste Entwarnung gab. „Tut mir leid... ich weiß, du willst nur helfen." Amber ließ ihre Hand wieder sinken und gab Sicht auf das verletzte Funkeln in ihren grünen Augen frei. Auf die Tränen die sich kaum merklich in ihren Augenwinkeln ansammelten. „Aber ich will nicht darüber reden, okay?", hauchte sie.
„Okay", erwiderte Sam verständnisvoll und streichelte der Polizistin über den Arm. „Aber vielleicht, naja, willst du dich ja die Tage schrecklich betrinken, bis wir reiern. Vielleicht geht es dir ja dann besser", schlug sie vor. Und tatsächlich stahl sich ein kaum merkliches Grinsen auf Ambers Lippen.
„Ja, das könnte in der Tat helfen", sagte sie, Sam strahlte.
„Na dann ist das beschlossene Sache!"
Der Wagen hielt, Sam und Amber sahen auf.
„Okay, Dr. Wells, wir sind jetzt da. 4th Avenue Ecke Burrard."
„In Ordnung, Cisco, haltet euch bereit und wartet auf mein Zeichen."
Das Team nickte einander zu, die Frauen stießen die Türen des Vans auf und hievten das Hochdruckgerät aus dem Kofferraum. Zusammen rollten sie es in die Nähe des Gullideckels, während Cisco begann eine improvisierte Straßensperre zu errichten mit kleinen Verkehrshütchen, die sich (Gott wusste wieso) im Van befanden.
„Wird Zeit, dass wir ihm seinen Schleim abnehmen, oder?", fragte Sam an Amber gewandt und schenkte ihr ein sanftes Lächeln.
Es war dunkel, dort, wo sich Barry befand. Schwül und roch nach – er wollte lieber nicht dran denken. Der Boden unter ihm platschte bei jedem seiner Schritte, während ihn sein Mentor über Funk durch das ewig lange Labyrinth lotste.
„Du bist fast da, Barry", ertönte die Stimme Harrisons in seinem Ohr. „Es ist nicht mehr weit."
Der Grund, wieso er seine Schritte verlangsamt hatte, um nicht versehentlich in das Schleim-Meta hineinzurennen und von seiner Säure zersetzt zu werden. Hätte Sam nicht die Idee gehabt, die Vibration zum Lösen der Giftstoffe zu verwenden, so wäre er als etwas geendet, das ebenfalls durch einen Gullideckel fließen könnte. Die Vorstellung jagte ihm einen Schauder über den Rücken.
„Sei auf der Hut, Barry, du befindest dich jetzt im roten Gebiet", warnte ihn sein Mentor. Er nickte, ließ seine Hand, die er zwischenzeitlich an seine Kopfhörer gehoben hatte, sinken und bewegte sich weiter fort. Seine Sinne waren geschärft, sodass er die Konturen vor sich erkennen konnte. Die Wände, das Wasser, den Weg, auf dem er lief. Tunnel zweigten links und rechts neben ihm ab, ein nie endendes Labyrinth. Er verharrte, als er etwas hörte. Es klang wie ein leises Gröhlen, das durch die Kanalisation hallte. Er lief weiter und schaffte es gerade so dem Schleimbatzen vor sich auszuweichen.
„Ich glaube, ich habe ihn", wisperte er und verzog kaum merklich das Gesicht, als er vor sich sah und in der schummrigen Beleuchtung erkannte, dass Wände und Boden mit grüner, klebriger Flüssigkeit befüllt waren. Es glich einem Bild aus einem schlechten Horrorfilm aus seiner Kindheit, nur, dass dies hier die Realität war. Er würde sich wohl nie daran gewöhnen.
„Es ist so schwer...", hörte er eine Stimme sagen. „Es sitzt so fest... Es haftet an mir, wie eine Last, die sich einfach nicht abwaschen lässt..."
„Hallo?", fragte der Speedster, um die menschlich klingende Stimme auf sich aufmerksam zu machen. „Ich bin hier, um zu helfen. Wer ist da?", rief er laut, die Stimme verstummte. Er verharrte, als er es erkannte. Das gesuchte Meta-Wesen, in einer Ecke zusammengekauert, umgeben von einer riesigen Masse Schleim. Er erkannte, wo dort ein Mensch war, auch, wenn er zweimal hinsehen musste. Neben dem Mann gut ein Dutzend Kanister, allesamt mit den Logos der Chemiefirmen versehen, die vor wenigen Tagen attackiert und ausgeraubt worden waren.
„Es lässt sich nicht lösen, egal, was ich tue...", keuchte der Fremde und fuhr sich durchs Haar, das von einem dicken Schleimfilm benetzt war. Es zog Fäden, als er seine Hände hob. Friedvoll streckte Barry seine Hand vor und plötzlich, da verstand er.
Die Angriffe auf die Chemiefirmen – das Meta-Wesen hatte also lediglich versucht, den Schleimpanzer loszuwerden, mehr nicht. Die Last, die sich einfach nicht abwaschen ließ.
„Ich kann Ihnen helfen", sagte er und näherte sich dem Meta bedachten Schrittes. „Mein Team und ich können Sie heilen."
Plötzlich fuhr er herum, sodass Barry zurückwich. Die Augen aufgerissen und den Kopf wild schüttelnd.
„Nein! Nein, niemand kann mir diese Last nehmen, niemand!" Mit diesen Worten glitt der Schleim um ihn herum auf den Mann zu, wie Magnete, die von ihm angezogen wurden, und sammelten sich an seinem Körper an. Mit großen Augen beobachtete Barry, wie sein Gegner wuchs und wuchs.
„Barry?", ertönte Harrisons Stimme in seinem Ohr. „Ist alles in Ordnung?"
„Sagen Sie den Anderen, sie sollen sich bereit halten, Dr. Wells", murmelte er, zähneknirschend. „Ich versuche ihn zur besprochenen Position zu locken!"
Ein lauter Schrei ertönte, das Meta-Wesen setzte zum Angriff an und warf einen Schleimball auf den Speedster, der geschickt auswich.
„Na komm!", animierte er seinen Gegner und flitzte los. Zuerst wollte er seine Schritte absichtlich langsam halten, um seinem Gegenüber eine Chance zu geben aufzuschließen, doch war der Schleimklumpen schneller, als man annehmen möge. So setzte er einen Zahn zu, versuchte es zumindest, doch der Boden unter ihm war glitschig.
„Verdammt!", fluchte der Speedster, als er auf einer grünen Pfütze ausrutschte und gegen die Wand knallte, wo er ein paar Momente brauchte, um sein volles Bewusstsein zurückzuerlangen. Erschrocken sah er auf, als ein weiterer Schleimklumpen auf ihn zugeflogen kam und rollte zur Seite. Die Wand hinter ihm zischte.
„Barry", warnte ihn sein Mentor, „weiter!"
Er rappelte sich auf, setzte ein paar Schritte vor und flitzte wieder los, doch war die Umgebung nicht auf seiner Seite. Es war dunkel und rutschig, die schlechtesten Konditionen, wenn es ums schnelle Rennen ging, sodass er sein Tempo zügeln musste. Das Meta schloss zu ihm auf, er konnte das Patschen und Flutschen hinter sich hören, das Zischen, wann immer seine Angriffe die Rohre statt ihn trafen, sodass er die Zähne zusammenbiss und all seine Konzentration auf seine Schritte lenkte.
„Du hast es fast, Barry", ertönte Harrisons Stimme, er sah die kleinen Lichtstrahlen, die der Gullideckel ins Innere der Kanalisation warf und legte ein letztes Mal Tempo zu.
„Jetzt!", hörte er Harrison rufen, sprang nach vorn und landete auf dem Boden, während etwas aus dem Rohr fast über seinem Kopf geflossen kam und das Meta-Wesen direkt erfasste. Es schrie laut, grölte und fluchte, während es ein paar Schritte zurücksetzte und sich den schleimigen Kopf hielt. Barry sah, wie das grüne Zeug nach und nach von seinem Körper floss und verdampfte, während es immer mehr Sicht auf den Mensch im Innern freigab. Solange, bis das Schleim-Monster gar kein Monster mehr war, sondern nur noch ein Mensch.
„Es hat also lediglich versucht, sich von seinem Panzer zu befreien", übersetzte Sam, ein mitleidiges Lächeln auf den Lippen, während sie den Mann im Innern der Glaszelle betrachtete, der bereits wieder erste Spuren des Schleims aufwies, da er sich neu zu bilden begann.
„Eine Last, die er mit sich herumtrug, bis es ihn wahnsinnig machte", fügte Harrison ihren Worten hinzu, sodass sie fragend zu ihm sah und glaubte, in seinen Augen etwas zu erkennen.
„Ja, scheint wohl so", murmelte Amber, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Ich hab mir mein Schleim-Monster größer vorgestellt", murmelte Cisco betrübt.
„Also, wie wollt ihr mit ihm vorgehen?", fragte die Polizistin, die Worte des Wissenschaftlers beiseite kehrend und wandte sich zum Team herum.
„Wir werden es hier behalten, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben ihm seine Kräfte dauerhaft zu entziehen", erklärte Sam und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Und solange wir ihm nicht dauerhaft helfen können, werden Caitlin und ich ihn tagtäglich mit unserem Anti-Schleim waschen, um ihm das Leben hier etwas erträglicher zu machen."
Amber verschränkte die Arme vor der Brust und nickte zufrieden.
„In Ordnung, das klingt doch gut. Dann werde ich jetzt zurück zum CCPD fahren und meinen Bericht schreiben, Joe wartet schon drauf." Sam schenkte ihr ein breites, stolzes Lächeln, sodass die Blondine eine Augenbraue hob. „Was?"
„Naja, du klingst wie ein absoluter Vollprofi. Du hast uns geholfen, das Meta zu finden, warst mit auf Mission und jetzt regelst du den ganzen Papierkram für das CCPD. Wie ein richtiger Profi-Cop."
„Ach was", winkte Amber ab, eine Bescheidenheit, die nicht wirklich zu ihr passte, wie Sam fand. So trat sie einen Schritt an die Blondine heran und umfasste ihre Schulter.
„Doch, Am, du hast dich toll entwickelt. Du bist längst nicht mehr der Grünschnabel von zu Beginn, sondern eine Vollblut-Polizistin, und was für eine. Lass dir das von niemandem madig reden, okay?" Die beiden Frauen tauschten einen langen Blick aus, ehe Amber langsam nickte. Zufrieden ließ Sam von ihrer Freundin ab und drehte sich anschließend zu Harrison herum, der der Konversation stillschweigend gelauscht hatte.
„So, Dr. Wells, es ist Zeit für Ihren großen Auftritt!", sagte sie schwungvoll. Das, worauf sie die letzten Wochen gewartet hatte. Seine öffentliche Entschuldigung und Erklärung an die Stadt, sodass Wunden endlich heilen und alter Ballast endlich abfallen konnte.
„Richtig, Dr. Wells. Wird Zeit, dass Sie Ihren alten Schleim loswerden", stimmte Cisco zu, um keine passende Metapher verlegen, und schenkte der Gruppe ein breites Grinsen.
Und so löste sich das Team – ähnlich wie das Monster aus Schleim – auf. Amber fuhr zum CCPD, Barry begleitete sie, nachdem er sich aus seinem Anzug geschält hatte, während Cisco, Sam und Caitlin ihren Mentor zum CCPN begleiteten, wo er die Presseerklärung abgeben würde, die Live auf allen Sendern abgespielt werden würde.
Im Hautpsitz des Zeitungsblatts wimmelte es nur so von Presseleuten, Kamerateams und Reportern, die sich im vergleichsweise zu kleinen Raum tummelten, alle erpicht darauf die beste Aufnahme zu ergattern oder das beste Foto. Unsicher blickte sich Sam um und obwohl dies nicht ihre Presseerklärung war, so war sie ungeheuer nervös. Sie sah zu Harrison, der neben ihr herfuhr und bereits mit den ersten Fragen beworfen wurde, die er höflich beantwortete. Sie fragte sich, ob er nervös war. Am liebsten hätte sie seine Hand genommen, doch kam dies bei all den hungrigen Journalisten sicher nicht in Frage. Sam sah auf und erblickte Iris in der Menge, die ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Wenigstens ein vertrautes Gesicht.
„Wollen wir dann beginnen, Dr. Wells?", fragte der Chefredakteur des CCPN und deutete auf den Platz, der extra für die kleine Ansprache hergerichtet worden war, ausgestattet mit Mikrophonen und kleinem Podest.
„Selbstverständlich", sagte er und fuhr vor. Stolz blickte sie ihm nach, wie er sich den Journalisten, ja im Grunde der gesamten Stadt stellte um endlich für den Fehler geradezustehen, den er begangen hatte. Denn mehr war es nicht gewesen: ein Fehler. Wie viele Fehler hatte das Team bereits gemacht? Barry, der zu vorschnell gehandelt hatte. Cisco, der die Cold Gun entwickelt und den Speedster damit in eine prekäre Lage gebracht hatte. Amber, die manchmal zu sturköpfig war. Owen, der sie belog. Sie selbst. Wie viele Fehler hatte sie schon begangen und nie hatte sie sich dafür vor der Welt behaupten müssen. Aber Harrison tat es, als Genie und einst Mann der Öffentlichkeit, trat er vor die laufenden Kameras und stand für seinen Fehler gerade.
„In den letzten Wochen gab es einige Gerüchte zu meiner Person, meinem Labor und der Arbeit, die ich einst dort verrichtet habe", hallte die Stimme des Wissenschaftlers durch den Raum. Immer wieder ertönte das Geräusch der Kameras. Blitzlicht füllte die Umgebung. „Und heute trete ich vor Sie, um die Gerüchte zu zerstreuen und Platz für die Wahrheit zu schaffen." Er umfasste das längliche Mikrophon und schob es näher an seine Lippen. Jene Lippen, die sie in diesem Moment am liebsten stürmisch geküsst hätte.
Es war eine lange Nacht gewesen. Ein langer, ereignisreicher Tag. Ihr Kopf so voll, dass sie eine entscheidende Sache ganz vergessen hatte. Sie wollte ihr getrost nicht einfallen...
„Es ist wahr, dass ich um das Risiko der Explosion wusste, in dieser Nacht. Ein Mitarbeiter warnte mich davor, doch wollte ich nichts davon wissen. Ich nahm den Beschleuniger trotz des bestehenden Risikos in Betrieb." Ein leises Raunen ertönte, das Klacken der Kameras wurde lauter, die Journalisten hielten eifrig die Kameras auf ihn. Sie war so stolz. „Ich trage mit Schuld daran, dass der Beschleuniger explodierte, eine Tragödie, die vielen Menschen das Leben kostete, und die ich bis an mein Lebensende mit mir herumtragen werde."
Der Schleimpanzer, der sich einfach nicht lösen ließ. Doch konnte sie ihm das Leben erträglicher machen, indem sie das Mittel war, das ihm die Last tagtäglich abnahm. So, wie Michael Scott in der Meta-Zelle.
„Und dafür möchte ich mich ausdrücklich bei Ihnen allen entschuldigen. Bei allen Hinterbliebenen, bei allen Betroffenen und bei der gesamten Stadt. Hätte ich damals geahnt, welche Folgen mein Egoismus mit sich bringen würde, so versichere ich Ihnen, hätte ich anders entschieden."
„Dr. Wells!"
„Dr. Wells, eine Frage!", rieselten die ersten Gegenworte auf ihn ein.
„Ja?", fragte er und deutete auf Iris West, die die Ehre bekam die erste Frage zu stellen. Sam wusste, er tat es Barry zuliebe. Weil er ein zuvorkommender Mann war.
„Dr. Wells, wussten Sie, dass die Dunkle Materie derartige Auswirkungen wie diese annehmen würde? Man munkelt, sie beschäftigen sich zur Zeit privat damit."
„Nein, das wusste ich nicht", antwortete er ehrlich. „Die Dunkle Materie ist ein bislang unerforschtes Gebiet in der Physik, niemand hätte ahnen können, dass sie in der Lage wäre Supermenschen, der Stadt bekannt als Meta-Wesen, hervorbringen kann. Und es ist richtig, dass ich privat viel Interesse daran hege und mit einem ausgewählten Team aus Freunden und Kollegen an einer Methode forsche, den Meta-Wesen künftig ihre Kräfte zu entziehen." Sein Blick wanderte zu ihr, sodass sie errötend lächelte und nickte. Der Zuspruch, dass er das Richtige sagte. Dass seine Worte perfekt waren.
„Dr. Wells, meinen Sie damit auch Flash?"
„Was ist mit ihm, arbeiten Sie zusammen?"
„Was Flash betrifft", fuhr er fort auf die Fragen einzugehen, so weiß ich, dass er das einzig Gute ist, dass die Explosion hervorbrachte. Der rote Schutzengel unserer Stadt, dem ich Tag für Tag dafür danke, dass er uns beschützt, vor dem, was ich erschuf. Selbstverständlich habe ich nicht vor ihm seine Kräfte zu nehmen, sollte er nicht diesen Wunsch an mich richten. Er und ich arbeiten getrennt voneinander, doch kämpfen wir letztlich für dieselbe Sache: Sicherheit für unsere Stadt."
Applaus ertönte, das Klacken der Kameras nahm von Neuem zu und ein wahres Blitzlichtgewitter füllte den Raum, sodass Sam dann und wann ihre Augen zukneifen musste. Er hatte es geschafft, es war vorbei. Und er hatte sich wahrlich als das geschlagen, das er seit Minute eins für sie verkörperte: als Held. Ihr ganz persönlicher Held.
Ein paar letzte Fragen rieselten noch auf ihn ein, ehe auch der letzte Ansturm verklang und der Wissenschaftler endlich wieder von seiner öffentlichen Pflicht entlassen wurde. Mit einem erschöpften Lächeln näherte er sich ihr, Cisco und Caitlin, die ihn mit breiten Grinsen und purer Erleichterung empfingen.
„Das war großartig, Dr. Wells", lobte Caitlin.
„Wirklich astrein!", freute sich Cisco und klopfte ihm auf die Schulter. Sein Blick wanderte zu ihr, so als wisse er genau, sie wolle ebenso etwas loswerden und auch, wenn sie nicht alles vor ihren Freunden sagen konnte, so doch wenigstens eine entscheidende Sache.
„Niemand hätte das besser formulieren können, Dr. Wells."
Sie trat an ihn heran, beugte sich herunter und legte ihre Arme um seinen Nacken, um ihn verhalten zu umarmen. Die Augen dabei friedlich geschlossen, sodass sie nicht die Kameras sah, die auf sie gehalten wurden. Als sie sich wieder von ihrem Angebeteten löste, waren ihre Wangen verräterisch gerötet, instinktiv wich sie Ciscos prüfendem Blick aus und Caitlin? Die hatte sie eh schon seit Monaten durchschaut.
„Dann lasst uns jetzt zurückfahren", schlug Harrison charmant vor. „Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich könnte ein Glas Wein vertragen."
„Das klingt gut", lächelte Caitlin und so setzte sich das Team in Bewegung, um diesen Abschnitt ihres Kapitels gemeinsam zu verlassen.
Es war spät am Abend, als Sam das Gebäude verließ. Leicht wankenden Schrittes, so viel Mühe sie sich auch gab. Es war definitiv ein Glas zu viel gewesen, sie hätte sich nicht von Cisco herausfordern lassen sollen. Doch beim Monopoly hatte sie irgendwann nicht mehr darauf geachtet, wie oft ihr der Wissenschaftler nachgefüllt hatte. Harrison hatte sich wiederum ganz bewusst herausgehalten.
„Alles in Ordnung, Sam?", fragte der Brillenträger neben ihr, mit dem sie Star Labs gemeinsam verließ. Mit einem breiten Grinsen sah sie zu ihm.
„Gut möglich, dass du mich zum Auto tragen musst", murmelte sie zwinkernd und hielt sich an seiner Schulter fest, als der Boden einmal zu viel wankte. Umgehend legte er seine Hand auf ihre und stützte sie.
„Du hättest auf das letzte Glas verzichten sollen", überlegte er stirnrunzelnd, doch winkte sie nur ab.
„Das musste ausgiebig gefeiert werden, Dr. Wells."
„Wir sind allein, Sam. Du kannst wieder Harrison sagen", erinnerte er sie, sodass sie sich lachend auf die Stirn schlug.
„Stimmt ja." Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort zu seinem Wagen, da er ihr versprochen – nein gar darauf bestanden hatte sie nach Hause zu fahren. Wie könnte sie dieses Angebot je ablehnen? Zumal sie dann allein wären, in seinem Wagen. Seit gestern wartete sie auf diese Gelegenheit und jetzt hatten sie endlich alle Verpflichtungen erledigt.
„Die Dame", sagte der Brillenträger charmant und hielt ihr die Tür auf. Erschöpft ließ sie sich auf den Beifahrersitz sinken, lehnte sich ins teure Leder des Wagens und schloss seufzend die Augen. Sie hörte, wie die Tür neben ihr geöffnet wurde, wie Harrison mit seinem Rollstuhl Platz nahm und den Motor startete. Kurz darauf setzte sich der Wagen in Bewegung.
Ihren Blick aus dem Fenster gerichtet betrachtete Sam die Sterne über der Stadt, die friedvoll vor sich her funkelten, während sie ihre Hand zu seinem Nacken wandern ließ und darüber zu kraulen begann.
„So fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren, wenn ich ehrlich bin", raunte er. Lachend sah sie zu ihm.
„Das wird dir schon gelingen, schließlich bist du ein Genie", erinnerte sie ihn und versäumte es ihren Blick wieder abzuwenden, weshalb sie nun ihn beobachtete, anstatt die Sterne über ihnen, während ihre Finger genüsslich durch sein dunkles Haar fuhren und damit spielten. „Und ein Held", fügte sie gedankenverloren hinzu, aus dem Augenwinkel sah Harrison zu ihr. „Mein Held. Ich verstehe, dass Flash für alle Bewohner der Stadt den Helden verkörpert, aber du, Harrison, bist mein persönlicher Held. So ist es schon immer gewesen." Sie sah, wie sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben zogen, während er seinen Blick auf die Straße gerichtet hatte.
„Ich erinnere mich, als du es schon mal zu mir gesagt hast, Sam und es hat mich mindestens ebenso verzückt wie jetzt", erklärte er.
„Du wirst es auch noch ein paar Mal zu hören bekommen", murmelte sie grinsend, während der Wagen vor ihrer Wohnung hielt. Er stellte den Motor aus und drehte seinen Kopf zu ihr, um sie zu betrachten.
„Ich bin gern dein Held", sagte er und umfasste sanft ihr Handgelenk, um ihre Hand von seinem Nacken zu lösen. Langsam hob er ihre Finger an seine Lippen, die Berührung jagte mehrere Stromstöße durch sie hindurch. „Aber es bedeutet auch große Verantwortung. Ich könnte dich schrecklich enttäuschen." Rasch schüttelte sie ihren Kopf und schnallte sich ab, um näher an ihn heranzurücken.
„Sag das nicht", widersprach sie ihm sanft, die Finger ihrer freien Hand gruben sich sacht in seinen Pullover, während sie sich an ihn lehnte. „Solange du nur ehrlich zu mir bist, kannst du mich nicht enttäuschen, nie." Sie sahen einander in die Augen, Aufrichtigkeit funkelte in ihren, denn meinte sie es ernst. „Ich sagte es dir schon einmal, Harrison." Ihre Lippen näherten sich seinen. „Welche Schattenseiten da auch immer in dir schlummern, ich werde dich immer lieben."
Sie hielt inne, als er seine Hand an ihre Wange hob und mit dem Daumen über ihre Haut fuhr. Sein Blick war eindringlich, doch nicht unangenehm. Sie wollte, dass er sie sah, wiederum wollte sie ihn sehen. Alles von ihm.
„Sam", raunte er und zog sie an sich. Sie ließ sich führen, ihre Finger gruben sich in den Kragen seines Pullis. Seine Nasenspitze berührte ihre, sie schloss ihre Augen. „Ich liebe dich."
Alles blieb stehen. Ihr Herz, ihre Atmung, ja jede Zelle in ihrem Körper. Die Zeit, die Umgebung, alles.
Sie öffnete ihre Augen und sah ihn an, ihre Gesichter einander so nahe, und glaubte im ersten Moment, sie hätte sich verhört. Eingehend musterte sie ihn, um herauszufinden, was denn nun wahr war, während sie sich nicht rührte.
„Was?", wisperte sie.
„Ich liebe dich", wiederholte er zuvorkommend.
„Wirklich?", fragte sie leise. Harrison schnaubte amüsiert, seine Mundwinkel zogen sich zu einem breiten Lächeln nach oben.
„Ja, wirklich."
„Und du bist dir sicher?" Er hob eine Augenbraue, sein Blick tastete über ihr purpurrotes Gesicht.
„Ist das so verwunderlich?"
Sie antwortete ihm in jener Sprache, in der Worte keinen Gebrauch fanden, und beugte sich vor, um ihn stürmisch zu küssen. Erst jetzt wollten sie seine Worte in vollem Ausmaß erreichen. Er liebte sie. Er. Liebte. Sie. Fest schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und presste sich an ihn, sodass der Wissenschaftler zurück in den Fahrersitz gedrückt wurde. Er zwickte ihr mahnend in die Seite und ließ sie inmitten des Kusses leise auflachen, doch dachte sie nicht daran, sich vorschnell von ihm zu lösen. Stattdessen küsste sie ihn weiter, innig und lang, bis sie glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Flach atmend löste sie sich wieder von ihm, seinen Kragen nach wie vor umschlossen haltend, und sah ihn an.
„Wow", sagte Harrison nur und schenkte ihr ein unwiderstehliches Lächeln, während er ihre Taille mit seinen Armen umschloss. Verlegen lachte sie.
„Wie soll ich jetzt bitte in meine Wohnung zurückkommen?", fragte sie ihn atemlos.
„Denkst du wirklich, ich lasse dich jetzt noch gehen?", stellte er ihr jene Gegenfrage, die das strahlendste Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Kurz nickte er in Richtung ihres Wohngebäudes. „Schlüpf schnell raus und hol ein paar Sachen, ich warte hier im Wagen." Worte, die sie sich nicht zweimal sagen ließ. Grinsend zog sie ihn an sich und küsste ihn erneut, mit jener Leidenschaft von zuvor.
„Ich bin gleich wieder da", wisperte überwältigt. „Und dann machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben." Ihre Augen funkelten verheißungsvoll, in Harrisons wiederum konnte sie sehen, dass ihm diese Vorstellung gefiel. „Das wird eine lange Nacht", versprach sie grinsend und hüpfte aus dem Auto. Federnden Schrittes lief sie über die Straße zu ihrer Wohnung und kramte ungeduldig ihren Schlüssel hervor, verharrte jedoch, als sie jemandem an ihrem Eingang erblickte. Mit verengten Augen trat sie an die schummrige Außenbeleuchtung heran, als sie die Person auch schon erkannte.
„Riley?" Die Überraschung ließ ihre Stimme höher klingen. Sie trat näher an ihre Freundin heran, gefühlt hatten sie sich seit Wochen nicht gesehen, nicht wirklich, zumindest. „Was ist denn los?" Sie erblickte das tränenüberströmte Gesicht ihrer Freundin, das seltsam verzogen war und da erfasste sie plötzlich der Geistesblitz.
Die eine, wichtige Sache, die sie vergessen hatte. Im Trubel war sie ihr völlig entfallen, doch umso stärker schlug sie nun auf sie ein.
„Scheiße", murmelte sie im Hass auf sich selbst und hielt sich die Hand an die Stirn. „Riley, ich – ich wollte mit dir reden. Du hast Fernsehen geschaut, richtig?" Sie näherte sich ihrer Freundin langsam, die stumm am Eingang verharrt war und sie mit unergründlichem Blick ansah. „Verdammt, das tut mir so leid."
„Er hat es gewusst, Sam", fauchte sie. Die Brünette hielt inne. Sie glaubte in Rileys Stimme nie so viel Hass schwingen zu hören wie in diesem Moment. Unschlüssig blickte sie über ihre Schulter zum Wagen, der im Dunkeln stand. „Und du auch."
„Riley, hör mir zu", seufzte sie tief und ging mit erhobenen Händen weiter auf ihre Freundin zu. „Ich wollte es dir sagen, bevor er damit an die Öffentlichkeit geht, du solltest es zuvor von mir erfahren, aber ich habe das total – verpeilt und dafür hasse ich mich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie wütend du auf ihn sein musst, aber ich schwöre dir, er hatte nie die Intention, okay? Risiko oder nicht, er wollte sicher nie, dass diese Dinge geschehen, sie sind und bleiben ein Unfall." Direkt vor der Blondine kam sie zum Stehen, ihre blauen Augen funkelten voll Zorn und Verzweiflung.
„Du denkst ich bin auf ihn wütend, Sam?", fragte sie. Verwirrt hielt sie inne.
„Was?"
„Wie lange wusstest du es schon."
„Wie lange ich wusste, dass er-"
„Wie lange?!", schrie Riley sie an, sodass sie völlig überfordert zusammenzuckte. Riley hatte sie noch nie angeschrien, ja war nicht einmal kurz davor gewesen.
„Ich weiß es nicht, okay, ich..." Sie versuchte zu rechnen, doch wollte ihr Kopf keinen klaren Gedanken fassen. „Ein paar Wochen bestimmt."
„Wochen", schnaubte Riley. „Und in all den Wochen hattest du keine Zeit es mir zu sagen?"
„Riley, so einfach war das nicht, ich musste selbst erstmal mit der Sache-"
„Er hat sie getötet, Sam!", spie sie ihr entgegen und brachte sie einmal mehr zum Verstummen. „Er ist ein Mörder!"
„Wow, Riley, beruhige dich. Das stimmt nicht und das weißt du auch, es war ein Unfall."
„Er wusste, dass Dinge wie diese passieren können, Sam! Er wusste um das Risiko und doch war ihm sein Ego wichtiger!"
„Er hat sich doch aber entschuldigt!", verteidigte Sam ihren Angebeteten.
„Ja, das bringt mir meine Mom aber nicht wieder zurück!!"
Es wurde still. Lediglich das Geräusch fahrender Autos in der Ferne sowie das Schallen der Sirenen war zu hören. Das Rauschen des Windes, das plötzlich unglaublich laut war. Ihre Haare wurden aufgewirbelt, ein paar Strähnen fielen ihr ins Gesicht.
„Riley", wisperte Sam. „Lass uns in Ruhe darüber reden."
„Er hat sie getötet, Sam", hauchte die Blondine schluchzend. „Und doch stehst du hinter ihm. Du arbeitest für ihn, du liebst ihn, du unterstützt ihn. Auch nach der Pressekonferenz, da warst du für ihn da, aber nicht für mich. Ich habe dich im Fernsehen gesehen, an seiner Seite. Weißt du, wie sich das angefühlt hat?"
„Riley", sie hob ihre Hand, wollte sie auf ihre Schulter legen, doch wich die Blondine zurück.
„Du hast ihm einfach so verziehen. Er könnte alles tun, dutzende Menschen töten und doch würdest du ihn lieben, oder?"
„Was erwartest du denn von mir, Riley? Dass ich ihn jetzt fallen lasse?", fragte Sam mit schwacher Stimme. Sie fühlte sich so elend, so schuldig, weil sie ihre Freundin einfach vergessen hatte.
„Nein, ich weiß, dass du das nie tun würdest. Daher nehme ich dir diese Entscheidung ab." Die Jüngere stapfte an ihr vorbei, Sam hielt sie am Arm zurück.
„Riley, was meinst du damit?"
Sie sahen einander an, die blauen Augen ihrer Freundin füllten sich mit Tränen, darin schimmerte der Zorn. Auf Harrison. Auf sie.
„Ich will nie wieder mit dir sprechen, Sam", hauchte sie. „Unsere Freundschaft ist vorbei."
Ungläubig ließ sie ihre Hand wieder sinken, während Riley in der Dunkelheit verschwand. Sie spürte einen starken Stich im Herzen, einen versengenden Schmerz in der Brust sowie die Reue, die ihr die Luft zum Atmen nahm. Doch das Schlimmste daran war wohl, dass die Wissenschaftlerin mit ihren Worten recht hatte.
Sie würde ihm alles verzeihen.
Einfach alles.
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